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182.

Reuenbürg, Freitag den 14. November 1913.

71. Jahrgang.

RunSIchau.

Karlsruhe, 12. Nov. In die Erste Kammer sind neu gewählt worden: als Vertreter des grund­herrlichen Adels unterhalb Murg Frhr. Peter von und zu Mentzingen, als Vertreter der der Städteordnung unterstehenden ständigen Kommission Oberbürgermeister Hermann-Offenburg und Ober­bürgermeister Haber mehl- Pforzheim, als Vertreter der Kreisausschüsse Bürgermeister Geldreich- Oberkirch.

Berlin, 11. Nov. DerMassenstreik gegen die Staatskirche" ist in Berlin jetzt von den Sozialdemokraten organisiert worden. In Berlin selbst wurden 28 und in den Vororten 20 Stellen eingerichtet, die die Kirchenaustrittsformulare zu sammeln und der Zentralstelle einzureichen haben, die dann die Uebersendung an das zuständige Amts­gericht besorgt. Weitere Propagandaversammlungen sind für den bevorstehenden Bußtag angesetzt worden.

Berlin, 12. Nov. Amundsen hat dem Montagsblatt" in Christians gegenüber seine Be­friedigung über die Aufhebung des bekannten Verbots ausgesprochen und hinzugefügt, es wäre ihm nie eingefallen, das Verbot als eine persönliche Beleidigung zu betrachten; denn in keinem anderen Land habe er soviel Entgegenkommen wie in Deutsch­land gefunden, wo er seine besten Freunde habe und sich jeder Unterstützung bei hoch und nieder erfreuen könnte.

Berlin, 12. Nov. Der 37 jährige Kutscher Friedrich Bogan hat die 40 Jahre alte Johanna Bruseitz. mit welcher er seit 10 Jahren in wilder Ehe lebte, und seine 3 Jahre alte Tochter Erna ermordet und seine 11jährige Tochter Klara zu ermorden versucht; letztere wurde ins Krankenhaus gebracht, ist aber noch nicht vernehmungsfähig. Bogan, welcher flüchtete, konnte bisher noch nicht verhaftet werden.

Berlin, 13. Nov. Der Mörder Bogan wurde gestern einem fünfstündigen Verhör unterworfen. Es stellt sich immer mehr heraus, daß er ein unglaublich roher Patron ist. Einem Pferde seines Dienstherrn hat er aus Rache beide Augen ausgestochen. Die älteste Tochter der Frau Bruseitz brach, als sie dem Mörder ihrer Mutter gegenübergestellt wurde, in Schreikrämpfe aus.

Berlin, 13. Nov. Abwechselnd in der Maske einer Hausiererin und in der einer vornehmen Dame führte eine erst 19 Jahre alte Schwindlerin in den westlichen Vororten und im Zentrum dreist angelegte Diebstähle aus, wobei sie insgesamt für etwa 50 000 ^ Juwelen erbeutete. Sie wurde jetzt end­lich auf frischer Tat ertappt und verhaftet.

Frankfurt a. M., 13. Nov. Gestern nachmittag kurz nach 2 Uhr drangen in die Filiale einer Pforz- heimer Bijouteriefabrik in der Kronprinzstraße 34 vermummte Männer ein, knebelten die beiden an­wesenden Angestellten und stahlen aus dem offen stehenden Kassenschrank für 45000 Mk. Gold- und Silbersachen, mit denen sie unerkannt entkamen.

Hanau, 13. Nov. Bei der gestern stattgehabten Stadtverordnetenwahl siegte die bürgerliche Partei mit 150 Stimmen Mehrheit gegenüber den Sozialdemokraten.

Bei einem Pfingstausfluge des Jugendbundes Wandervogel" hatte der Gymnasiast Kaßler von Kuxhaoen den Sohn des Lehrers Drägert er­schossen, nachdem ein Schüler namens Brand an die Knaben scharfe Patronen verkauft hatte. Brand wurde gestern zu drei Monaten Gefängnis ver­urteilt; der unglückliche Schütze Kaßler freigesprochen.

Seit einiger Zeit herrscht inRotenburg (Fulda) eine außerordentlich schwere Masernepidemie; trotz den schärfsten Gegenmaßregeln ist es bisher nicht gelungen, der Seuche Herr zu werden. Gegen­wärtig liegen etwa 90 Kinder an der Krankheit darnieder; 6 Kinder sind ihr bereits zum Opfer

gefallen. Neben anderen Unterrichtsanstalten mußte ? jetzt auch die Seminarübungsschule geschloffen werden.

- Forbach, 10. Nov. Der Bau des Druck- i stollens für das Murgkraftwerk ist der Firma

> Philipp Holzmann in Frankfurt übertragen worden, i Diese Firma hat im Laufe des letzten halben Jahres § schon die 4 Fensterftollen ausgeführt. Mit den ; Arbeiten wird sofort begonnen werden.

i Von der Donau, 12. Nov. In Ottowied ! bei Vohburg a. D. waren vier Schwestern des Land- , wirts Völker zwecks Regelung einer Erbschaftssache

- zu Besuch. Sie erkrankten plötzlich an Vergiftungs- ^ erscheinungen und am folgenden Tage starben 3 ! der Frauen. Außerdem ist noch der Landwirt G. s Bürger, dessen Bruder und der Wirtschaftsgehilfe

Koalfelder anscheinend an Vergiftung gestorben. Die ! Art des Giftes, an dem sechs Personen zugrunde ! gingen, konnte noch nicht festgestellt werden, s Nach dem Jahrmarkt in Dietfurt in der Oberpfalz veranstalteten etwa 30 Bauernburschen

- eine großartige Rauferei, die zu einem Blutbade

> wurde. Ein Arbeiter, Vater von 6 Kindern,

^ wurde auf der Stelle erstochen. Als die Wütenden

merkten, daß sie einen falschen erstochen hatten, stachen sie auch noch den richtigen und drei andere ^ Männer nieder. Diese vier Personen wurden lebensgefährlich verwundet. Zudem gab es noch ' eine Reihe Schwerverletzte. Einem Bauern wurde , ein Arm zerfetzt. Prügel, Zaunlatten, Messer und ! Blutlachen bezeichneten den Kampfplatz in dem sonst so friedlichen Landstädtchen. Als Rädelsführer wurden 2 Bauernsöhne aus dem nahen Staadorf . verhaftet.

Der Postschaffner Schmidt in Briefen in . Westpreußen, der Vater von 30 Kindern ist. ist von

> einem Gärtner namens Neuwirth in Straubing, l dem seine Frau gestern das 31. Kind geboren,

übertroffen.

i Belgrad, 13. Nov. Gestern ist der Vertrag ; betreffend die endgültige Festlegung der serbisch­montenegrinischen Grenze unterzeichnet worden, j London, 12. Nov. Im Botanischen Garten in Manchester wurde das Kaktushaus gestern von einer Bombe zerstört. Man schreibt das Verbrechen ; den Frauenstimmrechtlerinnen zu. Der an- ! gerichtete Schaden beträgt 200 000 Mk.

? Stockholm. 13. Novbr. Der Nobelpreis für Literatur ist für das Jahr 1913 dem englisch-indischen Dichter Rabindranath-Tagore j verliehen worden.

! Versailles, 13. Nov. Der Flieger Seguin ist gestern abgestürzt und hat beide Beine ge- l krochen, sein Fahrgast, ein Mechaniker, hat das

- Genick gebrochen und war tot.

i New Aork, 12. Nov. DieNew-Dork Times"

' veröffentlichen eine Depesche aus Lima, wonach am ^ Freitag ein Erdbeben Abaneay (ProvinzApurimac in Peru) zerstört hat. Man zählt mehr als 200 , Tote. Tausend Personen sind obdachlos, s New-Aork, 12. Nov. Nach einem weiteren Telegramm aus Lima sind durch das Erdbeben vom Freitag 10 kleinere Städte in der Provinz Aymara zerstört worden. Man nimmt an, daß Hunderte von Toten unter den Trümmern liegen. Unter den Ueberlebenden, die den Unbilden der Witterung ausgesetzt sind, herrscht große Not. Das Erdbeben hat auch die Stadt Albancay fast voll­ständig zerstört.

j Württemberg. !

j Stuttgart, 12. November. In die auf den ! 14. November nach Berlin einberufene Kommission zur Prüfung der gesamten Rüstungs­lieferungen für das Reichsheer und die * Marine sind auch einige Württemberger ein - berufen worden. So als Reichstagsmitglieder die i Abgeordneten Erzberger (Zentr.) und Liesching

(Volkspartei), ferner als Vertreter des Handels Geh- Kommerzienrat v. Widenmann- Stuttgart. Aufgabe der Kommission ist es, die bisherige Entwicklung der Grundsätze und Methoden für die Rüstungs­lieferungen an Heer und Marine in ihrem Zusammen­hang mit der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung klarzulegen und die Zweckmäßigkeit der gegenwärtigen Praxis unter vergleichender Betrachtung ähnlicher Staats- oder privater Großbetriebe des In- und Auslandes einer Untersuchung zu unterziehen. Zu diesem Zweck werden von der Kommission auf Grund einleitender Vorträge allgemeineren Inhalts nach einem im einzelnen noch festzusetzenden Arbeits-. Programm Sachverständige im kontradiktorischen Ver­fahren vernommen werden.

Stuttgart. 12. Novbr. Die beiden früheren Professoren an der Tierärztlichen Hochschule Dr. Nebele und Dr. Klett haben nunmehr, der elftere als Sladt- direklionstierarzt in Stuttgart, der letztere als Ober- amtstierarzt in Urach anderweitige Verwendung im Staatsdienst gefunden.

Stuttgart, 10. Nov. (Vom Wehrbeitrag.) Bei der Beratung des Gesetzentwurfes über einen einmaligen außerordentlichen Wehrbeitrag wurde im Reichstag wiederholt darauf hingewiesen, daß be­sonders großer Wert auf die Einfachheit der Vor­schriften gelegt werden müsse und zwar in höherem Maße noch als bei den für die Dauer bestimmten Gesetzen. Das Wehrbeitragsgesetz selbst hat 70 Para­graphen, die Ausführungsbestimmungen des Bundes­rats haben dagegen 86. Die Vollzugsverfügungen der Landessteuerbehörden werden nach Vorgängen zu schließen, auch nicht paragraphenarm sein. So hat z. B. die Verfügung der wücttembergischen Mini­sterien der Justiz und der Finanzen betreffend die Reichsstempelabgabe von Grundstücksübertragungen 18 Paragraphen und die Steuerkollegialanweisung dazu auch noch 8 Paragraphen. Die bundesrätlichen Ausführungen zum Reichsstempelgesetz haben gar 242 Paragraphen. Man wird es daher den Pri­vaten nicht verübeln können, wenn sie sich bei der Wehrbeitragsveranlagung Fehler zuschulden kommen lassen, und den Beamtungen dankbar sein müssen, wenn sie sich in diesem Paragraphendickicht zurecht finden. Von einer Einfachheit der Vorschriften ist nichts zu merken, besonders wenn man sich erst die Bestimmungen über die Wertermittelung der einzelnen Vermögen-stücke, bei der noch das Reichserbschafts­steuergesetz und das preußische Ergänzungsgesetz Pate stehen müssen, näher ansieht.

Stuttgart. 11. Nov. Aus Anlaß der Thron- besteigung Königs Ludwig III. von Bayern hat die Stuttgarter Metallwarenfabrik von Wilhelm Mayer und Franz Wilhelm zwei künstlerisch ausgeführte Medaillen in der Größe von 50 wm und 33 ww Herstellen lassen. Die größere Medaille trägt in Hochrelief das vorzüglich gelungene Brustbild des Königs und auf der Rückseite das von Lorbeer "und Eichenlaub umrahmte Wappen Bayerns mit der UmschriftBayern und Pfalz, Gott erhalt's". Die kleinere Medaille weist gleich- falls das Bildnis des neuen Königs auf und trägt auf der Rückseite das Datum der Thronbesteigung.

Stuttgart. 12. Nov. (Die Plattenhardter Wildereraffäre.) Im weiteren Verlauf der Ver­handlungen wurde der Vorgesetzte des Forftwarts Klingler, Oberförster Pfützner-Plattenhardt als Sachverständiger vernommen; er bekundet, daß der Forstwart den Schuß auf den Angeklagten Ruck aus einer Entfernung von mehr als 1015 w abgegeben haben müsse und tritt im übrigen der Ansicht des Sachverständigen Hofbüchsenmacher Stähle bei. daß der Angeklagte Mack in Anschlagstellung gestanden haben müsse. Medizinalrat Dr. Breit, der die Leiche des Forftwarts Klingler untersucht hatte, er­klärt. daß nach dem Leichenbefund festzustellen sei, daß die Verletzungen, die der Forstwart am Kopfe erlitten, sowie die Schußverletzung je für sich den