Leonberg, 23. Okt. Ein erst 14jähriges Mädchen in Ditzingen hat sich gestern abend erschossen. Die Gründe sind noch nicht aufgeklärt. Gerüchtweise verlautet, der Vater sei gegen das Kind zu streng gewesen.
Von der Badischen Grenze, 20. Okt. Zu unserem Bericht, daß ein Viehhändler in der ganz kurzen Zeit von 3 Tagen 110 Mk. an einer Kuh verdiente, wird dem „Oberschwäbischen Anzeiger" geschrieben, daß solche Fälle leider zum Schaden der Landwirtschaft nicht selten seien, beweise folgender Fall: Ein württembergischer Händler kaufte in der badischen Nachbarschaft eine schwerträchtige junge Kuh. Andern Tags mußte der Verkäufer das Vieh dem Händler nach dessen einer halben Stunde entfernten Wohnung bringen. Am Abend desselben Tages verkaufte es der Händler, ohne es auch nur einmal gefüttert zu haben, um einen Mehrerlös von sage und schreibe 82 Mk. Solche und ähnliche Fälle könnten noch viele angeführt werden. Es ist dies ein Nebel zum Schaden für Stadt und Land. Denn nicht bloß beim Nutzvieh werden mitunter solche Fälle bekannt, sondern auch beim Mastvieh zum Schaden von Bauer, Metzger, Fleischkäufer. Dieser Uebelftand trägt viel zur Fleischteuerung bei.
Obstpreiszettel.
Stuttgart, 22. Okt. (Mostobstmarkt auf dem Nordbahnhof.) Laut markramtlicher Zusammenstellung waren heute im ganzen 808 Wagen zum Verkauf aufgestellt. Neu zugeführt waren 222 Wagen. Die Zufuhren verteilen sich auf folgende Länder: 18t aus Frankreich, 900—1080 Mk. (erzielte Preise per 10 000 KZ bahnamtliches Gewicht Stuttgart), 31 aus Italien, 900-960 Mk., 7 aus Oesterreich- Ungarn, 1140—1180 Mk. Nach auswärts wurden 153 Wagen verkauft. Kleinverkauf : 5.50—5.70 Mk. Marktlage: lebhaft.
Stuttgart, 23. Oktober. (Vom Markt.) Auf dem heutigen Großmarkt kosteten Aepfel 12—28 »f, Birnen 15 —30 ^j, ausländische Trauben 15- 25 Tomaten 15 ->f, Hagebutten 12—15 -s per Pfund. — Aus dem Kartoffel- großmarkt war der Preis für runde 2.50—2.80 per Ztr.
Ulm, 22. Okt. (Mostobstmarkt.) Die Zufuhr auf dem Güterbahnhof betrug heute 32 Wagen und zwar 24 aus Italien, 3 aus Frankreich und 5 aus Oesterreich. Die Nachfrage war lebhaft, die Preise rückten aber nicht von der Stelle. Für den Ztr. italien. und französ. Obst wurden 6-6.20 Mk., für den Wagen 1150—1200 Mk. bezahlt, für den Ztr. österreichisches Obst bis 6.50 Mk.
Herbstnachrichten.
Heilbronn, 23. Okt. Die Lese geht hier nur langsam vorwärts. Die Menge schlägt, namentlich in rotem Gewächs, sehr zurück. Käufe wurden abgeschlossen für weißes Gewächs zu 70—80 Mk., pro rotes zu 82—90 Mk. pro 1 bl. Die Nachfrage ist lebhaft.
Kleinbottwar. Bei der Versteigerung der Frhr. v. Brüsselle'schen Weine wurden erzielt für Rotwein 155—167 Mark, Weißwein 113-116 Mk., Weißrißling 183-188 Mk. für 1 KI.
6us StaSt» Bezirk uns Umgebung.
Gräfenhausen. (Einges.) Wie in andere« Orten ist auch hier die Jahrhundertfeier festlich begangen worden. Auf dem Kiffelberg wurde ein weithin sichtbares Feuer abgebrannt, zu welchem die Gemeinde und Private in bereitwilligster Weise
das Holz gespendet hatten, das unter sachkundiger Leitung haushoch aufgeschichtet war. Mit dem gemeinsam gesungenen Choral: „Nun danket alle Gott", den auch unsere Heere vor 100 Jahren so gern gesungen haben, begann die Feier. Oberlehrer Rühle hielt eine der Bedeutung des Tages entsprechende Ansprache, in welcher er in zündenden Worten der großen Zeit vor 100 Jahren gedachte, und an welche sich der gemeinsame Gesang: „Deutschland, Deutschland über alles" anschloß. Von einem Schüler kam Körners Aufruf 1813 „Frisch auf, mein Volk", wirklich schön und ausdrucksvoll zum Vortrag. Im Gasthaus zum „Rößle" hier, wo sich die Mitglieder des Militär- und Gesangvereins ver- ^ sammelt hatten, fand die Feier ihre Fortsetzung. ! Das Hauptinteresse des Abends bildete der packende ! Vortrag des hiesigen Oberlehrers über die große Zeit vor 100 Jahren, der großen Beifall fand. Von einem Mitglied des hiesigen Sängerbundes wurde „Körners Gebet während der Schlacht" zu ' Gehör gebracht. Die Ansprachen des Ortsgeistlichen und Ortsvorstehers mahnten zum Festhalten an unserem Deutschtum und zur unentwegten Treue gegen Kaiser und Reich. Gesangsvorträge des Sängerbundes und gemeinsam gesungene patriotische Lieder hielten die Anwesenden noch lange zusammen. Zur Schulfeier am Samstag, bei welcher die üblichen Bretzeln nicht fehlten, hatte sich erfreulicherweise auch eine Anzahl Eltern eingestellt. Der Festgottesdienst am Sonntag, zu welchem sich der Militär- und Ge- ' sangverein mit wehenden Fahnen eingestellt hatten, wurde eröffnet mit dem stimmungsvollen Chor des § Sängerbundes: „Kommt, kommt, den Herrn zu ! preisen l" i
Z. Dobel, 22. Okt. (Unlieb verspätet!) Auch ^ wir in Dobel haben letzten Freitag an die rühm- j vollen Ereignisse vor 100 Jahren gedacht. Es war , naheliegend, auf unserer luftigen Höhe beim Reservoir ' ein Freudenfeuer leuchten zu lassen. Kunstgerecht war ein riesiger Holzstoß aufgebaut worden, der in Hellen Flammen stand, als die Schüler der Oberklasse unter fröhlichem Jauchzen anmarschierten. Begeistert klang aus den jugendlichen Kehlen: „Deutschland über alles!" Pfarrverweser Hermann gab hierauf in einer zündenden Rede ein anschauliches Bild der großen Zeit ums Jahr 1813 und brachte ein Hoch" aus aufs neue deutsche Reich, das heute so kraftvoll in der Welt dasteht. Freudig wurde in dasselbe eingestimmt und zum Schluß der Gesang der Schüler von der „Wacht am Rhein" begeistert unterstützt. ^ Noch lange war das Auge aus die prasselnden ! Flammen gebannt. Hin und wieder aber streifte es j die nachbarlichen Höhen, von denen das Bernbacher Feuer freundlich herübergrüßte.
§. Schwarzenberg, 21. Okt. Auch hier fand s am 18. Oktober eine schlichte Erinnerungsfeier . statt. Vormittags 9 Uhr versammelte sich die hiesige Schuljugend in ihrer Schule, wo Reiffs Festspiel 1813 zur Aufführung kam. Die Gemeinde beschenkte jeden Schüler mit einer Bretzel. /
Calw, 22. Okt. Calw darf sich des Vorzugs I vor vielen anderen Städten des Landes rühmen, '
Urkraft der Kieke.
Roman von Karl Engelhardt.
141 (Nachdruck verboten.)
Walter Lichten war wieder abgereist. Ein strenger Winter war ins Land gezogen, kalt, rauh und schneidend. Er hatte nichts an dem Verhältnisse der beiden Verlobten geändert. Maja war noch wie vorher selig und zählte die Tage bis zur Hochzeit. Erich, ruhig, freundlich und gut: mit dem stetig schmerzenden Stachel im Herzen. Auch er zählte die Tage. Aber nicht vor sehnender Erwartung.
Ende März kam plötzlich Walter. Er hatte seine Vorlesungen vorzeitig abbrechen müssen, da seine Nerven infolge Überarbeitung vollkommen heruntergekommen waren. Der Arzt hatte ihm Enthaltung von jeder geistigen Arbeit und Erholung an der See geraten. Er durste nicht daran denken, im nächsten Semester seine Vorlesungen wieder aufzunehmen.
Als er das Erich erzählte, rief dieser:
„Ah — da kannst du ja zu uns kommen."
„Wieso?"
„Ich habe bereits ein Häuschen an der See, wenige Schritte vom Seebad Kranz entfernt, gemietet."
„Wirklich? Weiß Maja es schon?"
„Natürlich. Sie freut sich schon jetzt darauf."
„Ja — das wäre ja recht hübsch. Aber bei einem jung verheirateten Ehepaar den Störenfried zu machen, das ist nun auch nicht mein Geschmack."
„Nu red' aber keinen Unsinn! Du — den Störenfried machen! Das bedarf ja gar keiner Widerlegung."
Und innerlich freute sich Erich schon. Denn wie in einer Gefahr dünkte es ihm ein Trost, noch einen ihm nahestehenden Menschen bei sich zu haben.
„Na, wir wollen sehen, ich will mir's überlegen, übrigens, warum bleibt ihr nicht hier?"
Sie hatten nie über die erste Ehe Erichs zusammen gesprochen. Doch hatte Lichten seinem Sohne davon erzählt. Im Augenblicke aber dachte er gar nicht daran, daß Throndhjems erste Frau auf dem Königsberger Friedhofe lag.
„Du weißt doch wohl," erwiderte Throndhjem düster, „meine — jene Frau liegt hier begraben."
„Ah so — verzeih! Daran dachte ich eben gar nicht. Ja, dann versteh' ich dich. Und daß du ans Meer gehst, erst recht. Wäre ich doch so glücklich wie du, nach Belieben immer dort leben zu können."
Erich antwortete nicht darauf, sondern fragte:
„Also du kommst, abgemacht?"
Walter lächelte:
„Na — na — wenn das Maja wüßte, wie du um einen dritten im Bunde besorgt bist!"
„Sie wäre vollkommen auf meiner Seite."
„Also gut — ich werde sehen, was ratsam ist."
Acht Tage später trat gegen Mittag Throndhjems Haushälterin in sein Zimmer.
„Herr Throndhjem, ein junges Fräulein, das Sie sprechen möchte."
„Mich?"
„Jawohl, Sie. Herrn Maler Erich Throndhjem, hat sie gesagt."
„So? Kennen Sie sie?"
Nein. Aber hier hat sie mir ihre Karte gegeben."
daß es immer reichlich mit Stiftungen aus der Bürgerschaft heraus versehen wurde, deren Zwecke Schulen und Schülern u. a., ein gut Stück auch der — Gemeindekasse zugute kamen. Dem neuen Be- znkskrankenhaus spendeten bis jetzt: Hr. Gustav Heinrich Wagner hier Einrichtung für 3 Krankenzimmer 1. Kl., Wert 3600 Hr. Kommerzienrat Gg. Wagner hier 1 Krankenwagen, Wert 1700 Vereinigte Deckenfabriken Calw 140 Decken, Wert 2000 Hr. Georg Baumann hier 1000 Hr. Fabrikant Sannwald hier 500 Baumwollspinnerei Calw 500 Färberstiftspflege Calw 1 Harmonium, Wert 600 Vereinsbuchhandlung Calw Bücher für die Krankenhausbibliothek 150 <^!l; Württ. Bibelanstalt in Stuttgart 60 Bibeln und neue Testamente 100 ^ (C. T.)
vermischtes.
I?. Selbsthilfe eines Rebhuhns. Eine interessante Mitteilung darüber, wie ein verwundetes Rebhuhn sich selbst geheilt hat, findet sich in der Jagdzeitschrift „Wild und Hund". «Das Tier wurde angeschossen; ein Korn hat den linken Ständer etwa in der Mitte getroffen und schwer verletzt. Es ist eine starke Blutung eingetreten. Diese hat das Rebhuhn durch einen Verband gestillt und damit gleichzeitig die Verletzung geheilt. Zur Herstellung des höchst zweckmäßigen Verbandes dienten Federn, die durch den abgehenden „Schweiß" verklebt wurden. Wie man deutlich sehen kann, hat sich das Huhn die nötigen Federn am gesunden Ständer ausgerissen und sie rings um die Verwundung so gelegt, daß der obere weiche Teil auf die kranke Stelle zu liegen kam und der Harle Kiel, der Druck oder Reibung verursacht hätte, nach außen steht. Auch nicht eine Feder liegt anders. Teilweise sind unter bereits angeklebten Federn neue hindurchgesteckt, doch immer so, daß der Kiel nach außen kam. Das Tier ist später bei Grünberg in Schlesien geschossen worden.
Bestellungen
auf den
„KnztäLer"
für die Monate Oktober und November
werden von allen Postanstalten und Postbote«, von der Expedition und von unseren Austrägerinrun entgegengenommen.
WorcrussichMche Mitterirng.
Im zentralen Teil von Europa ist das Barometer gestiegen. Ueber der Biskayabucht und an der Westküste von Frankreich zeigt sich ein flaches Tief außer dem Tief über Skandinavien. Einzelne Störungen, die vom ersteren Tief ausgehen, werden zwar auch unser Gebiet beeinflussen, jedoch ohne wesentliche Verschlechterung des Wetters. Bei schwacher Bewölkung steht meist trockenes und mildes Wetter bevor.
Neugierig griff Erich danach. Mit einem Ruf des Erstaunens warf er sie auf den Tisch.
„Was? Karla Fannemor? Schnell, lassen Sie sie nicht so lange warten! In den Salon!"
Die Frau sah ihn ganz verwundert an ob seines plötzlichen Eifers. Dann wackelte sie hinaus.
Throndhjem brachte in Eile seine Toilette in Ordnung und stürzte in den Salon.
Ein junges Mädchen, hellblond wie er, mit starken, charakteristischen Gesichtszügen, die trotzdem eine weiche Rundung hatten, wandte sich bei seinem Eintritt um. Sie hatte einen runden Herrenfilzhut ans und trug ein dunkles, glatt anliegendes bomespun-Kleid.
„Fräulein Karla —!" rief er. „Verzeihung, jetzt muß ich ja wohl Fränlein Fannemor sagen — ?"
Sie schlug in seine Hand.
„Fräulein Karla grüßt ihren Meister Erich."
„Also willkommen, dreimal willkommen, Fränlein Karla. Wie kommen Sie denn hieher? Wenn Sie wüßten, wie ich mich freue!"
Voller Aufregung lief er hin und her.
„Na, das freut mich, Meister Erich, daß Sie mich nicht ganz vergessen haben."
„Aber Fräulein Karla, wie können Sie denken? Wir haben übrigens erst kürzlich von Ihnen gesprochen."
„So? Wer — wir?"
„Ein Herr, den Sie auch kennen, und ich."
Eine leise Nöte stieg zu den Schläfen Karlas.
„Sie machen mich ja neugierig."
„Mein Schwager, Doktor Lichten, hat von Ihnen erzählt." (Fortsetzung folgt.)
Truck und Verlag der C. Meeh'schen Buchdruckerei des Enztklers (Inhaber G. Conradi) in Neuenbürg.