wieder einmal Termin vor dem K. Schöffengericht in Göppingen anberaumt. Diesmal ist es der Besitzer und Verleger derEbersbacher Zeitung", Eugen Jenz, der vor dem Kadi als Angeklagter erscheinen muß, weil sich Oberamtssekretär Arnold in Göppingen, der durchgefallene Schultheißenkandidat, durch ein Wahlflugblatt, betitelt :Arnold! Arnold ! und wieder Arnold!", das nicht etwa von Jenz verfaßt, sondern nur in seiner Buchdruckerei hergeftellt worden ist, beleidigt fühlt.

Leonberg, 12. Oktober. Als das 3 jährige Töchterchen des Schultheißen Lachenmaier in Gerlingen auf einem leeren Wagen spielte, brach es plötzlich tot zusammen. Die Kleine hatte nach ärztlicher Aussage einen Herzschlag erlitten.

Mergentheim, 14. Okt. Gestern nachmittag beschloß die Mitgliederversammlung der Süddeutschen Volksbank A.G. in Mergentheim mit 829 von 956 Stimmen die Liquidation der Bank. Die Ver­luste find 650 000 Mk. Es wurde ein neuer Auf­fichtsrat gewählt. Als Liquidator wurde Bezirks­notar Salenbauch-Weikersheim bestellt. Bezüg­lich der Frage ob gegen den früheren Auffichtsrat Regreßansprüche geltend gemacht werden sollen, wurde auf Antrag zahlreicher Vertreter vom Oberland be­schlossen, dieselbe einer eingehenden Prüfung zu unterziehen.

Alpirsbach, 14. Oktbr. (Wie's gemacht wird.) Eine neue Art von Submissionsblüte konnte neulich in einem Schwarzwaldftädtchen konstatiert werden. Waren da unter anderem auch die Maler­arbeiten zu einem Neubau ausgeschrieben. Abends vor dem Termin tagte die Malerinnung und die Folge dieser Tagung war, daß 8 gleiche Offerten eingereicht wurden und zwar in einer Höhe, daß sich der berühmteste Kunstmaler nicht daran zu schämen brauchte. Jetzt kommt das Interessanteste an der Sache: Bereits am selben Tage kommt noch der größte Teil dieser biederen Handwerksmeister, selbst­redend ohne die Innung davon in Kenntnis zu setzen, zum Bauherrn und macht Abgebote bis zu 22 Prozent. Wir fragen: Welchen Wert hat in diesem Falle eine Innung, wenn sich die Angehörigen derart in den Rücken fallen und wie bezeichnet man ein derartiges Gebühren?

St eins seid, O.A. Weinsberg, 10. Okt. Im Fohlengarten des Schloßgutsbesitzers Ditsch ver­gnügten sich Buben damit, daß sie den Tieren Schwärmer an den Schweifen festbanden und sie zur Entzündung brachten. Eines der durch die Explosion in höchste Aufregung gebrachten Pferde fiel an einem Herzschlag tot nieder. Der Schaden wird auf 1200 Mark geschätzt.

Weinsberg, 13. Okt. Am Samstag wurde hier der erste Weinkauf abgeschlossen. Gemeinderat Brost verkaufte den Ertrag von einem halben Morgen Weinberg im Affenberg um 500 Mk.

Beilstein, O.A. Marbach, 13. Oktbr. (Ein trauriger Herbst.) In aller Stille wird gegen­wärtig in dem Handeimer oder dem Butten der ganze Ertrag an Trauben, oft von mehreren Wein­bergen zusammen, nach Hause getragen, um vielfach

Urkraft -er Kieke.

Roman von Karl Engelhardt.

(Nachdruck verboten.)

Heute mußte er ja auch wieder hinaus, zu dem Grabe, das er für diesen Tag prächtig hatte schmücken lassen. Und er wußte nicht, warum ihm heute dieser Gang schwerer als je vorkam.

Er hatte ein unbändiges Verlangen, sich von all dem Traurigen loszumachen, wieder gesund und stark zu werden. Er sehnte sich danach, wie nach einer Er­lösung.

Und immer wieder übermannte ihn die Schwäche.

Schon am Vormittag auf dem Kirchhof? Nein, das brachte er nicht fertig. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und arbeitete. Aber es ging ihm nicht vonstatten. Bald ließ er sich in seinen Stuhl zurück­sinken und träumte. Langsam, schweren Schrittes und gebeugten Hauptes zog die Vergangenheit vor­über. Und dann wurde es Licht, wie in der Sage beim Einzug des Graals.

MajaI Maienlüfte kosten schon ihren Namen! Wenn er sie einst kennen gelernt hätte, statt jener! Wie wäre alles anders geworden!

Er bedeckte sein Gesicht mit der Linken und stützte den Ellbogen auf die Lehne des Stuhls. Er atmete tief auf.

Dann sprang er empor. Das Zimmer bedrückte. Hinaus, in den frischen Morgen!

Er nahm seinen Hut. Und ohne Überrock eilte er hinaus. Mit langen Schritten ging er am Pregel entlang. Ein kühler Wind hatte sich aufgemacht und

' mit dem ausländischen Obst gleichzeitig vermostet zu ! werden. Ein nennenswerter Herbst kann nur vom ! Schloßgut Hohenbeilstein berichtet werden. Man schätzt daselbst bei der in nächster Zeit beginnenden Lese 5 Eimer, darunter 3 Eimer Weißriesling. Das Schloßgut hat viel junges Gewächs; auch haben sich die Nikotinspritzungen als wirksam erwiesen an dem vom Frost noch übrig gebliebenen Rest. In günstigeren Jahren wurden 7080 Eimer von demselben Platz verkauft.

Brackenheim, 13. Okt. Im Zabergäu beginnt im Laufe dieser Woche der Herbst, freilich ein gar kleiner und trauriger. Der große Weinort Cleebronn schätzt seine Ernte auf nur 300 bl, desgleichen Rordheim, die 1912 rund das Zehnfache ernteten.

Ein Glücksherbst. Aus Eschenau bei Weinsberg wird demStaatsanzeiger" geschrieben: Wer unsere Weinberge durchwandert, ist überrascht von dem hervorragend schönen Stand der Riesling­weinberge des Schloßgutes Eschenau. Das Laub ist prachtvoll grün, der Behang überaus reichlich, wie in den besten Jahren, die Trauben außer­gewöhnlich vollkommen und durchaus gesund. Auch die Reife ist schon weit vorgeschritten. Dieser schöne Stand der Weinberge hat seinen Grund nicht nur in der vorzüglichen Lage, sondern auch in der sorg­fältigen Pflege und nachdrücklichen Schädlingsbekämpf­ung. Insbesondere hat sich die Bekämpfung des Sauerwurms mit Nikotin auch hier glänzend bewährt. Das Schloßgut Eschenau dürfte zu den sehr wenigen Weingütern des Landes gehören, die Heuer einen guten Herbftertrag erzielen.

(LandeSProdnktenbörse Stuttgart). Bericht vom 13. Okt. Bei recht schleppendem Geschäftsgang verkehrte der Getreidemarkt auch in der abgelaufenen Berichtswoche in ruhiger Haltung. Es sind keine wesentlichen Veränderungen zu verzeichnen. Infolge schwachen Mehlabsatzes nehmen unsere Mühlen eine abwartende Stellung ein. Die Um­sätze der heutigen Börse erstreckten sich wieder auf die Deckung des notwendigsten Bedarfs. Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack Mehl Nr. 0: 33.25 brs 34.25 Nr. 1: 32.25 ^ bis 82.75 Nr. 2: 31.25 bis 31.75

Nr. 3: 29.75 bis 30.75 Nr. 4 -. 23.25 bis 27.25

Kleie 8.50 bis 9 (ohne Sack netto Kasse).

Bus SlaSt» Bezirk uns Umgebung.

Neuenbürg, 14. Okt. Heute wurde der Wirt Christian Seitz vom Chriftophshof, Gde. Wildbad, an das Amtsgericht eingelieferl und in Haft genom­men. Er soll vergangenen Sonntagabend auf dem Heimwege von einer Nachhochzeit versucht haben, seine Ehefrau, mit der er schon einige Zeit schlecht stehen soll, einen steilen Abhang hinunter in die Enz zu werfen und zu töten. Der Ehefrau gelang es jedoch, zu fliehen.

Wildbad, 11. Olt. Durch die Kgl. Regierung des Schwarzwaldkreises in Reutlingen sind am 2. Februar 1911 folgende Anordnungen getroffen wor­den: 1. Sämtliche im Stadtgemeindebezirl Wildbad gelegenen offenen Verkaufsstellen mit Ausnahme der­jenigen der Metzger, Bäcker und Konditoren, bei den beiden letzteren jedoch mit Beschränkung auf selbst­verfertigte Waren, müssen während des Winterhalb­

webte vom Meere her. Der blies ihm ins Gesicht und drohte ihm den Hut vom Kopfe zu reißen.

Er nahm ihn ab und ließ seine Haare im Winde flattern. Wie die frische Brise ihn durchdrang, wie ihm die Küble und die Einsamkeit ringsum wohl tat! Fast kein Laut regte sich in der Luft. Nur hier und da das heisere Geschrei einer Möve.

Throndhjems Wirtschafterin wartete schon lange mit dem Essen auf ihn, als er endlich heimkebrte. Und tief gekränkt trug sie nach einer halben Stunde die fast ganz verschmähten Speisen wieder hinaus. Erich stieg in den ersten Stock hinauf zu seinem Hellen, durchlichteten Atelier. Aber auch hier war es nichts mit der Arbeit. Die Farben wollten ihm nicht von der Palette.

Langsam rückte der Tag vor.

Endlich konnte Throndhjem es nicht mehr länger hinausschieben. Es war höchste Zeit, wenn er noch auf den Friedhof wollte.

Mit gesenktem Kopfe schritt er der Stadt zu.

überall sonntäglich gekleidete Menschen mit Kränzen und Blumengewinden am Arm.

Schon stand die Sonne tief im Westen, als Throndhjem am Friedhofportale anlangte. Lange Schatten zogen sich über die Erde.

Er bog in den breiten Mittelweg ein. Doch war an kein rasches Vorwärtskommen zu denken. Tausend- köpfig staute sich die Menge, und stieß und drückte sich.

Erich sah nach einem Ausweg um. Aber überall dieselbe Überfüllung. Da ergab er sich drein, und ließ sich mit den andern langsam vorwärts schieben und drücken.

jahres, d. h. vom 15. Oktober bis 15. April je ein­schließlich. auch in der Zeit zwischen 8 und 9 Uhr abends für den geschäftlichen Verkehr geschloffen gehalten werden. 2. Der Achtuhrladenschluß erstreckt sich auf die Werktage. Ausgenommen sind: a) die Zeit vom 15. bis 27. Dezember je einschließlich, d) die Sonntage und die Vorabende vor Festtagen.

Herrenalb, 12. Oktbr. Ein früher hier an­sässiger Taglöhner wurde beim Wildern ertappt. Als er sich von zwei Förstern mit der Waffe ge­stellt sah, gab er den Widerstand auf und schleuderte das geladene Gewehr in eine junge Kultur hinein. Der Mann wurde in Haft genommen. In seiner Wohnung wurde eine gute Jagdausrüstung beschlag­nahmt.

Calw, 14. Okt. Ein in den 40 er Jahren stehender Calwer Bürgersohn, Paul Keller, war schon seit mehreren Jahren als Schiffskoch auf dem verunglückten DampferVolturno" tätig. Ueber dessen Schicksal liegt noch keine zuverlässige Nachricht vor. Die Uraniumrhederei hat zwar auf eine Anfrage telegraphiert, die ganze Bemannung sei gerettet. Da aber die eingelaufenen Telegramme immer noch von zahlreichen Vermißten sprechen, ist die Sorge bei den Angehörigen Kellers um sein Schicksal groß. Eine Schwester Kellers ist hier mit dem Obersekretär Bauer verheiratet.

Nagold, 14. Okt. Am Sonntag machte ein Schwindler den Versuch, einen gefälschten Wechsel bei der hiesigen Gewerbebank zu Geld zu machen. Der Kassier bemerkte die Fälschung und bedeutete dem Fälscher, etwas zu warten. Der telephonisch herbeigerufene Landjäger verhaftete ihn auf der Stelle.

Erinnerung an das Jahr 1813.

Vergeht nicht eure Ahnen aus ernster, lrüber Zeit,

Die einst vor hundert Jahren das Vaterland befreit!

Denkt an die schweren Opfer, die diese dargebracht,

Und wie sie mitgebrochen Napoleons große Macht!

Napoleon'sche Tücke, die lähmte allen Mut,

Bei Jena ist geflossen umsonst viel Heldenblut;

Die Schmach in deutschen Landen, die schmerzte alle tief, Bis daß ein mut'ger König sein Volk zum Kampfe rief.

Der Ruf ist durchgedrungen bis an den fernen Belt,

Da haben sich die Vrävslen zur Fahne gleich gestellt.

So ward damals geschaffen die mutige Landwehr,

Die wollte kämpfen, siegen, Pardon gabs keinen mehr.

Die Landwehr mußt' zu fechten, sie hat sich treu bewährt, Sie hat dort an der Katzbach die Flinte umgekehrt.

Das freute sehr den Blücher, kampflustig rief er aus:

Ihr spart mir ja das Pulver bis auf den nächsten Straus!"

So ward Berlin gerettet, zum allergrößten Glück,

Napoleon mußte ziehen nach Leipzig sich zurück!

Bei Leipzig vor Len Toren, da kam die Schlacht zum stehn, Da spieen die Kanonen Verderben von den Höhn!

Napoleon hat in Leipzig schon an den Sieg geglaubt,

Der Jork mit seinen Scharen hat ihm den Wahn geraubt. Bei Möckern hat der Blücher den Weg sich frei gemacht,

So ist er eingetroffen zur rechten Zeit zur Schlacht.

So ward ein Sieg erungen, glorreich, voll uud ganz, Napoleon mußte fliehen, verblaßt sein Siegerkranz!

Laßt lodern hell die Flammen nach der Germanenweis,

Und bringt im deutschen Liede den Dank dar und den Preis! Schwann. G. Ulshöfer.

Sein Blick hatte Muße, umherzuschweifen.

Ringsum flackerte und flammte es in Hunderten von Lichtern und Lampen. Pompöse Grabmonumente, umschlungen von blühenden Blumen, die in dieser Jahreszeit ein Heidengeld kosteten. Rote, grüne und blaue Lampen und Ampeln davor, die protzenhaft dreiusahen. Und dahinter in den zweiten und dritten Reiben einfachere Gräber mit einer Unzahl von Lichtern besteckt und schlichten Blumentöpfen- Und dazwischen manch verwildeter Hügel, aus dem das Moos wucherte. Und manch ein armseliges Häufchen Erde, wenig ge­pflegt. Mit einem jämmerlichen Papierkranz darauf, in dessen Mitte ein einfaches Stearinlichtchen flackerte und triefte. Ein schneidend-bitterer Gegenstand zu jenen Prunkgräbern am Wegesrande. Ein Papier­kranz und ein Stümpfchen Licht! Und doch sollten sie Zeugen sein für ein warmes Gefühl: der Liebe, des Gedenkens für den Leichnam, der dort unten zer­fiel. Und wer weiß, wo die tieferen, die aufrichtigeren Gefühle waren!

Die Gedanken zogen Throndhjem durch den Kopf, während er allmählich fortgeschoben wurde. Ohne zu achten, war er mit der Menge um die Ecke gebogen.

Plötzlich mußte er den Kopf heben. Eine innere Gewalt zwang ihn dazu. Da sah er am Wege ein hohes, schwarz-marmornes Kreuz, von einem langen Jmmortellengewinde umschlungen.

Er wußte gar nicht, wie er so weit gekommen. Er seufzte tief auf. Da war es ja-!

Und tiefe Traurigkeit erfüllte ihn, während er sich durch die Menge drängte.

(Fortsetzung folgt.)

Druck und Verlag der C.jMeeh'schen Buchdruckerei des Enztälers (Inhaber G. Conradi) in Neuenbürg.