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^ 166.

Neuenbürg, Freitag den 17. Oktober 1913.

71. Jahrgang.

RunSlchau.

Zur Einweihung des Völkerschlachtdenkmales bei Leipzig.

(18. Oktober 1913.)

Wo heute vor nun hundert Jahren getobt die grimme Riesenschlacht, ^

In der bei Leipzig aus dem Hage zerschellt des Korsen Glück und Macht.

In der die Kelten sind gefallen, in denen Deutschland lange lag, Die Schlacht, die glänzend hat gerochen von Jena wohl die schwere Schmach,

Dort grüßt heut zum Gedenken dessen das einzig stolze Ruhmesmal,

Errichtet aus des Volkes Spenden, die hierzu flössen sonder Zahl,

Dort ragt empor es in die Lüfte, dem ganzen deutschen Volk geweiht.

Als deutsche Jrminsul wird's prangen gewiß noch bis in fernste Zeit!

Doch soll dies Monument auch künden von deutschem Mut und deutscher Kraft,

Von jenen Kriegern, die gestritten bei Leipzig einst so heldenhaft,

Die dort für Deutschlands Freiheit starben, zum Tod getreu dem Vaterland,

Die fern der Heimat längst nun schlummern den letzten Schlaf am Pleissestrand.

Ein Ehrenmal soll ihnen allen das hehre Bauwerk stetig sein, Da sie befreit die deutschen Lande vom Memel bis zum grünen Rhein,

Da sie bei Leipzig legen halfen den Grund zum neuen Deutschen Reich,

Und darum sei den toten Helden im Geist gereicht der Lorbeerzweig!

Und eine Mahnung soll auch bilden der Steinkoloß auf Leipzigs Flur:

Er heißt die kommenden Geschlechter zu wandeln auf der Ahnen Spur,

Der Ahnen, die vor hundert Jahren ihr Blut und Gut all' gaben hin,

Das teure Vaterland zu retten, nur ihm zum bleibenden Gewinn.

Wohlan, so mög' die Weiheseier auf Leipzigs blutgetränktem Hag,

Die deutschen Herzen all' erheben, jetzt, morgen und am fernsten Tag.

Laut aber soll es heute klingen vom Watzmann bis zum Eiderstrand

In deutscher Treue allgewaltig: Hoch Kaiser, Reich und Vaterland!

Ernst und feierlich, in wuchtiger Größe und s stolzer Pracht ragt das Völkerschlachtdenkmal bei j Leipzig empor, ein gewaltiges, würdiges Erinnerungs- s Zeichen an den herrlichen Sieg der Verbündeten über l die Franzosen, dessen Preis die Abschüttelung der verhaßten Fremdherrschaft war.

Bei der außerordentlichen Bedeutung, die dem 18. Oktober 1813 für die Befreiung und weiterhin für die Einigung Deutschlands zukommt, kann es nur als ganz natürlich erscheinen, wenn bald nach dem Siege der Wunsch rege wurde, den Ruhm jenes j Tages durch ein sichtbares Siegeszeichen auch äußerlich i für alle Zeiten festzuhalten.Daß auf den Feldern i bei Leipzig ein Ehrendenkmal errichtet werden muß, - das dem späteren Enkel noch sage, was im Oktober ! des Jahres 1813 geschehen, darüber ist wohl in ! ganz Deutschland, ja in der ganzen Welt nur eine < Stimme", schrieb beispielsweise Ernst Moritz Arndt i noch vor dem ersten Jahrestage der Schlacht und schlug vor, alsecht christliches und echt germanisches , Denkmal" einen gewaltigen Erdhügel zu errichten, s der gekrönt werde von einem aus wallendem Eichen« i Haine sich emporreckenden riesigen Eisenkreuz. Aber § weder dieser Entwurf noch einer der fast unzähligen j anderen gelangte zur Ausführung, teils aus Mangel an Geld, teils wegen Zersplitterung der Ansichten, welcher Entwurf wohl der würdigste wäre. Und ^ als der Plan nach der fünfzigjährigen Erinnerungs­feier doch etwas festere Gestalt annahm, da zwangen die fast sich überstürzenden politischen Ereignisse der Jahre 1864, 1866, 1870/71, zunächst die Entwicklung der Dinge abzuwarten.

Jetzt aber, nach weiteren 50 Jahren, zum 100. Er­innerungstage, ist dank der unermüdlichen Werbe­

arbeiten des von Clemens Thieme 1894 ins Leben gerufenenDeutschen Patriotenbundes zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig" und dank der vaterländischen Opferfreudigkeit des deutschen Volkes ein Denkmal sertiggestellt, das im höchsten Maße würdig und wert ist, das ruhmvolle Andenken jener Tage fernen Geschlechtern zu übermitteln.

Einem mächtigen Granitbecken inmitten gärtnerischer Anlagen vorgelagert, erhebt sich auf einem gewaltigen Sockel, zu dem breite Terrassen hinausführen, der massige Bau wie ein Berg zu einer Höhe von 91 Metern, sichtbar weithin fast über das ganze Schlachtfeld des 18. Oktober. Sechzehn Mal größer an Rauminhalt als das herrliche Kyffhäuser-Denkmal ragt das Völkerschlachtdenkmal im Osten von Leipzig gerade dort auf dem Teile des blutigen Schlacht­feldes, wo Napoleon am 18. Oktober als der Ge­schlagene seinen Rückzug antreten mußte, wie ein riesiger Koloß empor. jBei der Größe des Denk­mals handelt es sich um eine Höhe (91 Meter), die unfern Schloßberg mit seiner Höhe von rund 300 württ. Fuß (nach alter Rechnung) noch etwas über­ragen dürfte. Die Red.) Reckenhaft und riesig wie das ganze Denkmal wirken auch die an dem Bau angebrachten Bildwerke und Verzierungen, so vor allem an der Vorderseite des Unterbaus das 60 Meter breite und 25 Meter hohe Relief mit der 11 Meter hohen Gestalt des Erzengels Michael, ferner die sechzehnGrabeswächter" an den acht Pfeilern der Krypta und an den Gewölbepfeilern der Ruhmes­halle die 9^/s Meter hohen Verkörperungen der vier deutschen Nationaltugenden: Tapferkeit, Opferfreudig­keit, Glaubensstärke und Volkskraft. Ueberaus ein­drucksvoll wirkt auch die trutzige Wucht der zwölf gepanzerten Krieger an der Außengalerie der Kuppel, die prächtige Sinnbilder ruhiger Kampfbereitschaft darstellen, sowie das über dem Relief in Riesen­lettern herausgemeißelte alte Stoßgebet des deutschen KriegersGott mit uns!"

Die Gesamtkosten des mächtigen Baues stellen sich, abgesehen von dem Bauplatz im Werte von einer Million Mark, den die Stadt Leipzig unent­geltlich hergab, auf nicht weniger als 5^2 bis 6 Mil­lionen Mark, die ganz aus der Opserwilligkeit des deutschen Volkes zusammenkamen. Namhafte Be­träge spendeten deutsche Bundesfürsten, Stadtge­meinden, Vereine und einzelne Privatleute; Leipziger Schulkinder sammelten, größtenteils pfennigweise, den verhältnismäßig hohen Betrag von 50 000 Mark. Der schöne Idealismus, den das deutsche Volk durch seinen Sammeleifer für die gute Sache bewiesen hat, darf uns mit freudigem Stolz erfüllen.

So steht nun das Völkerschlachtdenkmal in herr­lichster Vollendung auf dem Gefilde von Leipzig, ein würdiges Erinnerungszeichen an große Zeit, fähig und wert, seiner hohen Aufgabe gemäß zu sein und zu bleiben ein Ehrenmal für die gefallenen Helden, ein Ruhmesmal für das deutsche Volk und ein Mahnzeichen für kommende Geschlechter.

Geestemünde, 14. Okt. Die Leiche des beim Untergang des Marine-LuftschiffesL. 1" ertrunkenen Oberleutnants Frhrn. v. Maltzan ist durch einen Fischerdampfer in Geestemünde gelandet worden.

New-Uork, 16. Okt. Der Lloyddampfer Großer Kurfürst" mit 105 Geretteten vom Volturno" traf gestern hier ein. Er wurde von allen Schiffen im Hafen mit Flaggenschmuck und Signalen von Dampfpfeifen begrüßt. Auf den Kais war eine riesige Menge versammelt, die dem Kapitän Spangenberg und der Mannschaft ein stürm­isches Willkommen darbrachte und sie als Helden feierte. Das Rote Kreuz übernimmt die Fürsorge für die Geretteten. Alle vom DampferGroßer Kurfürst" geretteten Personen sind Männer. Der dritte Offizier desVolturno" erklärte, das Feuer sei durch die Explosion eines Behälters mit Oel oder Chemikalien verursacht worden, der weitere Explo­

sionen, einer Kanonade gleich, gefolgt seien. Die Geretteten loben einmütig die Haltung der deutschen Seeleute, die als erste das Rettungswerk begonnen hätten. Der erste Offizier desGroßen Kurfürsten" tadelt scharf dieCarmania" und die anderen Schiffe. Obgleich sie in der Nähe der Unglücksstelle weilten, haben sie keine Rettungsboote aus­gesetzt, trotzdem wir ihnen zeigten, daß dies möglich sei, denn unsere Rettungsboote nahmen zwei Meilen vomGroßen Kurfürsten" entfernt das Rettungswerk vor. Die englischen Schiffe verweigerten uns dabei jede Hilfeleistung und schickten erst am andern Morgen Boote aus.

London, 16. Okt. Nach aus Halifax in Liverpool eingetroffenen Meldungen brach auf dem DampferUranium" der Uranium Linie, derselben Linie, der derVolturno" angehörte, auf der Fahrt New-AorkRotterdam im Lagerraum Feuer aus. Alle Versuche, zu löschen, scheiterten. Hierauf wurden die Luken geschloffen und der Dampfer fuhr mit seinen 250 Passagieren nach Halifax, das er glücklich erreichte, und wo das Feuer gelöscht wurde.

Athen, 16. Oktt Vor dem Kriegsministerium veranstalteten gestern 150 Unteroffiziere eine große Demonstration. Ministerpräsident Veni- zelos hat den Befehl erteilt, energisch gegen die Demonstranten vorzugehen. Die Mehrzahl wurde verhaftet und wird vor ein Kriegsgericht gestellt werden.

London, 15. Okt. Aus Senhenytt wird noch zu dem Grubenunglück ergänzend gemeldet, daß sich gestern nachmittag die Kunde verbreitete, daß weitere 29 Lebende in dem Unglücksschacht aufge- ! funden worden seien. Die Nachricht hat sich leider > nicht bestätigt. Bis jetzt sind 55 Tote geborgen.

'» Im Schacht befinden sich noch 375 Mann. Die § Feuersbrunst in den Schächten ist gelöscht. Man l rüstet jetzt Rettungsmannschaften aus, um das Berg- ! werk zu durchsuchen. Die Gesamtzahl der Ge- i retteten beträgt 487. Das Schicksal von 377 Mann i ist noch unbekannt.

Württemberg.

! Friedrichshafen. 15. Okt. Der König i reist an diesem Freitag morgens 6.05 Uhr unter Benützung der fahrplanmäßigen Züge, in die ein Sonderwagen eingestellt wird, über Ulm-Crailsheim- Nürnberg nach Leipzig, um der am 18. Oktober stattfindenden Feier zur Einweihung des Völker­schlachtdenkmals beizuwohnen, und kehrt über Halle- Würzburg Stuttgart am Sonntag den 19. vormittags 11.17 Uhr wieder hierher zurück.

Stuttgart. 15. Oktbr. Der Präsident des Württ. Kriegerbundes, General der Infanterie z. D. Frhr. v. Hügel, wird einer Einladung des Königs i von Sachsen zufolge als Vertreter des Württ. i Kriegerbundes am 18. ds. Mts. an der Feier der ! Einweihung des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig / teilnehmen und einen Kranz am Denkmal niederlegen. ! Stuttgart. 15. Okt. In öffentlichen Blättern i ist angeregt worden, es möge am Vorabend des i 18. Oktobers zu gleicher Stunde, in der die Höhen­feuer entzündet werden (Freitag abends 6 Uhr) mit ! den Kirchenglocken geläutet werden. Wie dem i Staatsanzeiger mitgeteilt wird, entspricht dies durch- ! aus den Wünschen des Eo. Konsistoriums und des j Bischöflischen Ordinariats, und es darf wohl an- i genommen werden, daß der Gedanke weithin im l Lande zur Ausführung kommt, i Stuttgart, 15. Okt. Die vom Reich geprägten s Dreimarkstücke mit der Abbildung des Völker- i sch lach tdenkmals auf der Rückseite und der Um- ! schuft: 18. Oktober 181319l3, sind ausgegeben.

Stuttgart, 15. Okt. An dem Schülerfestzug zur Jahrhundertfeier werden aus 71 Schulen Groß- Stuttgarts sich rund 12 000 Knaben und 9200 Mädchen unter der Führung von 400 Lehrern und