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Erscheint
Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag.
Ktti» vierteljährl.: in Neuenbürg 1.35. Durch diepost bezogen: im Drts- und Nachbarorts-Verkehr 1.30. im sonstigen inländ. Verkehr ^ 1.40; hiezu je 20 -s Bestellgeld.
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Den Enztäler.
kinzsigsr kür Sas Enztal unS Umgebung. Amtsblatt küi- Sen VberamlsbLZtfk IlLULnbürg.
Kurei-rnpreks:
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Fernsprecher Nr. 4.
Telegramm-Adreffe: „LnztSler, Neuenbürg".
^ 144.
Neuenbürg, Montag den 8. September 1913.
71. Jahrgang.
RunSichau.
Berlin, 6. Sept. Die „Norddeutsche Allgem. Zeitung" schreibt: Immer wieder wird auch in der Presse die Frage erörtert, in welcher Weise die deutschen Bundesfürsten ihr Versprechen einlösen werden, durch VÄsteuerung der freiwilligen Wehrbeiträge ein Beispiel vaterländischen Opsersinnes zu geben. Der Reichsschatzsekretär hat bei der Beratung des Wehrbeitragsgesetzes in der Kommission für den Reichshaushaltetat mitgetei^, daß die Fürsten aus eigenem Antriebe sich bereit erklärt haben, nach Maßgabe und in Anlehnung an die Vorschriften des Gesetzes betr. den einmaligen Beitrag von ihrem Vermögen an das Reich zu entrichten. -Er betonte dabei ausdrücklich, daß bei der Festsetzung des Betrages micht kleinlich gerechnet werde, daß, wenn eine Abrundung erfolge, diese jedenfalls nicht nach unten erfolge. Nach dieser Erklärung kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die deutschen Bundessürsten, so bald ider Wehrbeitrag zur Erhebung gelangt, ihre Beiträge so entrichten werde«, als wenn sie den Bestimmungen des Wehrbeitragsgesetzes unterworfen wären.
Berlin, 5. Sept. Ein Sargmagazin erhielt von dem Hausbesitzer Braun in der Liegnitzsrstraße einen Brief, in dem dieser für sich, seine Frau und für feine 20 jährige Tochter Särge bestellte. Der Brief wurde der Polizei übergeben, die die Familie besinnungslos in der gasgefüüten Wohnung vorfand. Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. In einem zurückgelasfenen Brief werden als Grund Geldsorgen angegeben.
Für den Truppenübungsplatz des 6. Armeekorps ist der größte Teil des Stadtwaldes von Bad Orb bei Hanau erforderlich, dessen Wert in den Verhandlungen auf 2 800 000 -/-L festgesetzt worden war. Da das Kriegsministerium diese Festsetzung beanstandete, sind sowohl von der Militärverwaltung als auch von der Stadt Orb Obergutachten ernannt worden, die sich auf die Summe von 2 500 000 geeinigt haben. Dabei behält die Stadt Orb noch etwa 100 Hektar Wald.
Halle a. S., 6. Sept. In einer Gastwirtschaft entstand heute morgen eine Schlägerei, wobei die Gäste mit Biergläsern auf den Wirt einschlugen. Dieser zog in der Notwehr einen Revolver und schoß zwei Angreifer nieder. Einer war sofort tot, der andere liegt hoffnungslos darnieder. Der Erschossene ist der Schwager des Wirtes.
Von einem Schwaben in Saarbrücken wird mitgeteilt, daß infolge der Deutschenhetze in Nancy und anderen französischen Grenzorten der bis vor kurzem ziemlich starke Ausflugsverkehr aus der Saarbrückener Gegend nach diesen Plätzen fast völlig aufgehört hat; man wende sich jetzt mehr Metz und Luxemburg zu. Das ist die einzig richtige Antwort auf die Anmaßungen der Grenzfranzosen, die am ehesten zur Besinnung kommen, wenn sie den Ausfall des starken Fremdenverkehrs aus Deutschland am Geldbeutel verspüren.
Ein Riese. Der größte deutsche Soldat dient zur Zeit beim bayrischen 11. Infanterie- Regiment in Regensburg in der Person des 22jährigen Studenten Peter Zimmermann. Der Riese stammt aus dem Bayrischen Wald, mißt 208 Zentimeter und wiegt 235 Pfund. Bisher hatte die preußische Garde den größten Soldaten, der aber nur 206 Zentimeter maß.
Dem kürzlich im Haag abgehaltenen 20. Internationalen Friedenskongreß ist daselbst die 18. Interparlamentarische Konferenz nachgefolgt, welche ebenfalls eine Verfechterin der Weltfriedensbestrebungen ist. Der holländische Deputierte Tydemann wurde zum Vorsitzenden der Konferenz gewählt. Er stellte in der Rede, welche er nach Uebernahme des Präsidiums hielt, fest, daß die Zunahme der Rüstungen in Europa allerdings fort
dauere. doch betonte er, daß man trotzdem gegen die Traditionen des Chauvinismus und der materiellen Interessen weiter ankämpfen müsse. Er schloß mit dem Ausdruck der Hoffnung. daß die jüngste Interparlamentarische Konferenz das ihrige zur Ersetzung der Gewalt durch das Recht beitragen werde. Hierauf begrüßte der holländische Ministerpräsident van der Linden die Konferenz namens der Reaierung, in seiner Ansprache die Hoffnung bekundeno, daß die Konferenz einen wichtigen Fortschritt auf dem Wege zur Verwirklichung der allgemeinen Wohlfahrt werde verzeichnen können. Im Laufe ihrer Eröffnungssitzung faßte dann die Konferenz einstimmig eine Anzahl Beschlüsse.
London, 6. Sept. Der Parlamentssekretär der Admiralität. Mao Nomara. sprach gestern in Peckham und sagte, die Finanzpolitik von Lloyd George habe England in den Stand gesetzt, den steigenden Kosten der Landesverteidigung in jeder Weise gerecht zu werden, was ja auch die vornehmste Pflicht der Regierung sei. Es sei nur bedauerlich, das Geld auf diese Weise ausgeben zu müssen, aber wir können nicht einen Teil unserer Rüstung vernachlässigen, es hätten denn andere Mächte sich zu einem ähnlichen Verfahren entschlossen. Das Marinebudget bedeutet allerdings eine erschreckende Belastung für unsere Staatsmittel, aber es war doch viel besser, eine Million zu viel auszugeben, als eine Million zu wenig, denn dieses könnte später ein nationales Unglück und den Verlust von Hunderten von Millionen herbeiführen.
Die französische Sklavenlegion. Der deutsche Unwille gegen die französische Fremdenlegion — der Name „Sklaoenlegion" ist tatsächlich die beste Bezeichnung für di? aller Kultur Hohn sprechende Einrichtung! — hat Formen angenommen, die die Franzosen nervös werden lassen. Drohende Stimmen werde» laut. Es heißt, Frankreichs Ehre werde berührt durch die Schmähungen, die die Legion von Deutschland aus erfährt. Da kommt ein Wort des Generals de Negrier gerade zur rechten Zeit, das der Legionsführer zu Legionären sprach, die gefährliche Posten zu beziehen hatten: „Ihr murrt", sagte er nach verbürgter Darstellung, „möchtet Ihr denn etwa, daß ich dorthin arme, junge französische Soldaten schicke, deren Rückkehr erwartet wird? Ihr seid Soldaten, die dazu da sind, zu sterben; worüber beklagt Ihr Euch denn, wenn ich Euch hin- schicke. wo man stirbt?" Man sieht, welche Schätzung die Fremdenlegion in Frankreich selber hat.
Charlotte (Nordkarolina). Die Küste von Karolina ist von einem Orkan heimgesucht worden. Einige Ortschaften sind zerstört. Die Ernte ist vollständig vernichtet. Allein in dem Bezirk Beaufort beläuft sich der Schaden auf mehr als 2 Millionen Dollars. Auf der Insel Garacake hat das Unwetter schlimm gewütet; von der etwa 500 Köpfe zählenden Einwohnerschaft sind viele umgekommen.
Württemberg.
Stuttgart, 4. Septbr. Für Aufwandsentschädigungen an solche Familien, von den bereits 3 Söhne ihrer gesetzlichen 2- oder 3jährigen Dienstpflicht im Reichsheer oder in der Marine als Unteroffiziere oder Gemeine genügt haben oder noch genügen, ist durch einen Nachtrag zum Reichshaushaltsetat auf das Rechnungsjahr 1913 der Betrag von 240000 ^ bereitgestellt worden. Die Entschädigung ist in Höhe von 240 ^ für das Jahr während der gleichen gesetzlichen Dienstzeit eines jeden weiteren Sohnes in denselben Dienstgraden festgesetzt worden. Da bei den Behörden bereits zahlreiche Gesuche um Gewährung dieser Aufwandsentschädigung eingelaufen sind, weist der Reichsanzeiger darauf hin, daß derartige Anträge zurzeit ^ zwecklos sind, da Bewilligungen aus dem Fonds; erst dann erfolgen können, wenn der Bundesrat die? erforderlichen Ausführungsvorschriften erlassen hat.
Stuttgart, 5. Sept. Die Vertreter der demStädtetag angeschlossenen Städte, die sich mit der Handhabung der Baupolizei zu befassen haben, halten am 6. Oktober hier eine Besprechung über die bei der Anwendung des neuen Rechtes aufgetretenen Zweifel und Schwierigkeiten. An der Besprechung werden auch Mitglieder der Ministerial- abteilung für das Hochbauwesen teilnehmen.
Stuttgart, 4. Sept. In einem Schreiben des Kultministeriums wurde dem Genossen Karl Frey, dem sozialdemokratischen Leiter eines „freien" Turnvereins. mitgeteilt, daß die von seinem Sohne besuchte Anstalt zu jenen Schulen gehöre, deren Besuch auf freiem Abkommen zwischen den Schulleitern und den Erziehungsberechtigten beruhe und die Unterweisung der Schüler unter die Schulordnung zur Voraussetzung habe. Sollte Frey entgegen dem ausdrücklichen Verbot der Schulleitung auf der Absicht beharren, seinen Sohn weiterhin an den Hebungen der freien Turnerschaft teilnehmen zu lassen, so würde er damit die Voraussetzung aufheben, unter der sein Sohn weiterhin die Anstalt besuchen könnte. Das Rektorat der Bürgerschule 2 sei daher angewiesen, den Sohn auszuschließen, wenn Frey sich nicht bis zum 9. Sept. dem Rektorat gegenüber schriftlich verpflichte, den Sohn für die Dauer seines Schulbesuchs an den Versammlungen und Uebungen des Vereins nicht mehr teilnehmen zu lassen. Frey hat sich nun, wie die „Schwäb. Tagw." mitteilt, mit der Ausschließung aus der Schule einverstanden erklärt, da er keinen Schritt von seinem Recht als Erziehungsberechtigter abgehe.
Stuttgart, 5. Sept. Die Automobil-Verbindung Degerloch—Echterdingen—Waldenbuch— Tübingen schließt ihr Betriebsjahr mit einem Abmangel von ungefähr 9100 Mk. ab. Davon hat die Amtskorporation Stuttgart Amt einen Beitrag von 350 Mk. zu leisten. Von dem Restbetrag von ungefähr 8750 Mk. bezahlt die Postverwaltung 50°/o mit ungefähr 4375 Mk. Den Rest haben die Verbandsgemeinden mit Stuttgart und Tübingen zu decken. Vom 1. Oktober ab wird der Staat den Betrieb, der in seinen ersten Jahren stets einen Ueberschuß aufzuweisen hatte, übernehmen.
Gerabronn, 7. Sept. Mit Rücksicht auf die verspätete Ernte und die Manöver ist die Ausschreibung der Ersatzwahl zum Landtag bisher nicht erfolgt. Sie ist nun aber demnächst zu erwarten, so daß die Wahl im Oktober stattfinden kann.
Kirchheim-Teck, 6. Septbr. Bei der gegenwärtig in Stuttgart vor der K. Kommission stattfindenden Prüfung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst hat die hiesige Handelsschule wieder ein sehr gutes Resultat erzielt, indem von den 6 ins Examen geschickten Kandidaten 5 mit gutem Erfolg bestanden haben.
Kuchen, 4. Sept. Ein ganz ungewöhnliches Mittel, um seiner Tochter eine Liebschaft aus dem Sinn zu treiben, hat ein hiesiger Einwohner versucht, der mit dem Verhältnis seiner Tochter zu einem jungen Mann nicht einverstanden war. Alle Versuche und Ermahnungen des Vaters, das Verhältnis zu lösen, blieben ergebnislos. Er verfiel nun auf ein höchst verwerfliches Mittel, um seiner Tochter ein- für allemal öie Lust zu einer Fortsetzung des Verhältnisses zu nehmen. Als die Tochter vorgestern wegen Unpäßlichkeit das Bett hütete und eingeschlafen war. streute der Vater im ganzen Zimmer der Tochter Schießpulver aus und häufte besonders unter dem Bett, in welchem die Tochter schlief, eine größere Menge des Pulvers an; dann zündete er das Pulver an, um es zur Explosion zu bringen. Im gleichen Augenblick kam aber die andere Tochter dazwischen, die schnell entschlossen Wasser holte und das Zimmer damit übergoß. wodurch die Explosion des Pulvers unter dem Bett verhütet wurde. Gegen den Vater ist Untersuchung eingeleitet worden.