Davon dürste der größte Teil für Zwetschgen sein, i Es ist wohl einer der niedersten Beträge, die je zu ' verzeichnen waren, wenn man bedenkt, daß in früheren ^ Jahrgängen Erträge mit 4000 Mk. und mehr erzielt ! worden stnd.
Jsny, 21. Aug. Am Dienstag besichtigte der Präsident des Reichsversicherungsamts vr. Kaufmann mit Senatspräsident Radtke im Verfolg seiner Dienstreise durch Württtemberg die Lungenheilstätte der Versicherungsanstalt Württemberg in Ueberruh. Unter Führung von Oberregierungsrat Biesenberger, des Heilverfahrensreferenten Oberamtmann Dorn und des Leiters der Heilstätte vr. Brecke wurden die Baulichkeiten der Heilstätte begangen und ihre Einrichtungen auf das Eingehendste geprüft. Sowohl über die Lage der Heilstätte, als auch über deren innere Einrichtungen und die ärztliche Behandlung der Pfleglinge sprach sich Präsident vr. Kaufmann befriedigend aus. Er begrüßte es, daß Direktor vr. Brecke mit der Anwendung der Sonnenbestrahlung bei einer größeren Anzahl von Pfleglingen, insbesondere auch bei Kranken fortgeschrittenen Grades, begonnen hatte. Er sprach die Hoffnung aus, daß diese Behandlungsweise bei Schwerkranken noch mehr als bisher mit gutem Erfolg für die Erwerbsfähigkeit angewendet werden möchte. Hierbei regte er an, nach dem Vorgang von vr. Vulpius (im Sanatorium zu Rappenau) nicht nur bei Lungentuberkulose, sondern auch bei tuberkulösen Gelenks- und Knochenerkrankungen, die bisher sonst zum großen Teil Gegenstand chirurgischer Behandlung waren, in der Heilstätte Ueberruh mit Sonnenbestrahlung ausgedehntere Heilversuche zu machen, da ihm hierfür deren Höhe und sonnenreiche Lage besonders günstig erscheine. Am Abend des Besichtigungstages hielt Direktor vr. Brecke den Pfleglingen im Beisein der Aerzte, Schwestern und des Präsidenten vr. Kaufmann und seiner Begleiter einen Vortrag über die Bedeutung der sozialen Gesetzgebung für die Bekämpfung der Tuberkulose. Er sprach am Schluffe dem Präsidenten seinen Dank aus für die mannigfachen bei seinem Besuche gegebenen Anregungen, sowie für das reiche Maß persönlicher Anteilnahme, das er den Versicherten zu Teil werden läßt. Präsident vr. Kaufmann betonte in seiner Erwiderung, wie sehr er über das in der Heilstätte Gesehene befriedigt sei. Er ermahnte die Pfleglinge, ihrerseits Pioniere zu werden für eine gesunde Vorbeugung der Hygiene. Eie sollten das in der Heilstätte Gelernte hinaustragen in ihre Familien- und Berufskreise. Die Pfleglinge möchten nicht vergessen, daß sich die großen und segensreichen sozialen Einrichtungen des Deutschen Reiches aufbauten auf dem Gedanken werktätiger Nächstenliebe, lieber dem Eingänge zu dem stolzen Gebäude der deutschen Arbeiterversicherung müßten stets in goldenen Lettern die Worte prangen: „Liebet die Brüder!"
DerHebung des heimischen Flachsbaues wird neuerdings wieder das Wort geredet. Früher wurde fast von jedem Bauer Flachs gebaut, und es war nicht die schlechteste Zeit bäuerlichen Wohlstandes, ,
Doktor StMfrieb.
Humoristischer Roman von Dora Duncker.
(Nachdruck verboten.)
Schweigend waren sie die taghell erleuchtete Terrasse hinabgestiegen. Unten lag in stillem Dämmer der Tannicht, in dem Gertrud Kleemann vor Wochen mit beklemmender Herzensangst auf Stillfried gewartet hatte. Zwei Gestalten lösten sich von der dunkeln Baumwand los. Die eine groß, reckenhaft, licht, — dunkel und zierlich die andere.
»Da sind ja unsere Ausreißer," rief der Rektor vergnügt. Robby kam ihnen entgegengeeilt, Oskar folgte langsam und schwerfällig.
„Das Neueste," rief der junge Mensch lebhaft. «Ich bin in Amt und Würden angestellt. Der Doktor hat mich damit betraut, die Bücher an die Schulkinder zu verteilen. Gleich nach dem Souper gehts los. Die Jungens sollen die Jagd- und Kriegsgeschichten bekommen, die Mädels die Märchenbücher. Sie müssen mir sortieren helfen, liebster, bester Papa Rektor!" Er hatte seinen Arm unter den des alten Herrn geschoben, und zog ihn in seiner raschen Art, die keinen Widerstand kannte, fort, auf den Weg zurück, den Fredenskirch soeben mit Gustava gekommen war.
Gustava hatte eine Bewegung gemacht, als ob sie ihnen folgen wollte. Dann besann sie sich und blieb stehen. Was zwischen ihr und Oskar Fredenskirch zu sagen war, mochte ebensogut gleich gesagt werden. In der Hauptsache wußte sie ja durch den Rektor, was sie zu erwarten hatte.
i als noch selber Leinwand gewoben und gebleicht - wurde. Heute gehen viele Millionen für Flachs ins i Ausland, speziell nach Rußland. Da aber dort der ! Flachsbau auch zurückgeht, erhöhen sich die Preise. In der „Chemn. Allg. Ztg." wird von fachwiffen- schaftlicher Seite ausgesührt, daß auch heute noch der Flachsbau für die deutsche Landwirtschaft lohnend sei.
vermischtes.
Ein Reiterstücklein vor der Schlacht von Gravelotte. Am frühen Morgen des 17. August 1870, dem Tag von Gravelotte, ritt, wie der „Gau- lois" erzählt, der Marschall Canrobert von Ver- neville nach Saint-Privat, um die Stellungen um dieses Dorf, das ihm der Marschall Bazaine angewiesen hatte, zu besichtigen. Er sprengte eben, von den Offizieren seines Stabes und von seinem Geleite gefolgt, auf ein Feld, als ein Reiter in der Uniform der französischen Dragoner ihm entgegenritt. Der Marschall ries ihn zu sich heran und verlangte von ihm einige Auskünfte. Der Dragoner gehorchte und sagte, jdaß er zur Begleitung des Hauptkommandierenden Bazaine gehöre. Er hatte eine ausgezeichnete Haltung, wußte sich gut zu benehmen und antwortete auf alle Fragen in tadellosem Französisch. Er wurde bald wieder, nachdem er den Marschall durch seine prompten Antworten befriedigt hatte, entlassen. Plötzlich während des Weiterreitens drehte sich Canrobert um und sah, daß der französische Dragoner direkt auf die feindlichen Stellungen zuritt. Ein Verdacht tauchte in ihm auf; sollte der Dragoner vielleicht ein Deutscher gewesen fein? Er ließ sich sofort bei Bazaine über die Zusammensetzung seines Gefolges erkundigen und erhielt die Antwort, daß er keine Dragoner um sich habe. Der Dragoner war, wie der Marschall später versicherte, ein preußischer Offizier, der sich verkleidet in die feindliche Stellung eingeschlichen hatte und sich durch seine Tollkühnheit und sein sicheres Auftreten rettete.
Der neueste Schildbürgerstreich der französischen Verwaltung wird aus dem kleinen Seebad Pourville gemeldet. Eine Familie mußte ihrem Söhnchen kraft ärztlicher Verordnung Bäder aus warmem, Seewaffer geben und sandte einen Diener mit zwei Eimern an den Strand, um die Flüssigkeit zu holen. Mit der rauhesten Stimme und dem zornigsten Tone, dessen ein solcher Beamter fähig ist, fuhr den Mann ein Diener des Fiskus an: „Wasierholen ohne besondere Ermächtigung ist hier verboten; paffen Sie auf, daß ich Sie nicht nochmal erwische." Da das Knäblein noch am Nachmittag>hne sein Bad war, begab sich die Mutter selbst zu der Behörde, die sie nach dem, was ihr gesagt wurde, für die Ermächtigung zum Schöpfen von Seewasser für zuständig hielt: zu der Marineverwaltung. Da erfuhr sie dann, daß sie sich an die Zollftelle wenden müsse, und auf dieser erklärte man ihr, es sei eine tEingabe auf Stempelpapier (60 cm) notwendig, ganz mit der Hand geschrieben, also nicht mit der Schreibmaschine, wie wenn es sich , um eine wichtige letztwillige Verfügung handelte; in
Oskar sah beklommen auf die schweigsam Dastehende.
In dem lang herabhängenden weißen Gewand, das seltsam feierlich gegen den nachtdunkeln Hintergrund stand, erschien sie ihm königlich schön, unnahbarer denn je. Das Herz klopfte ihm zum Zerspringen. Warum sprach sie nicht zu ihm? Zürnte sie ihm? Konnte ihr wirklich daran gelegen gewesen sein, sich in den Dienst seiner Sache zu stellen?
Langsam kam er näher. Zögernd und stockend fing er zu sprechen an, fragte, ob sein Vater ihr gesagt -
Rasch und lebhaft fiel sie ihm in die Rede.
„Ja, Herr Fredenskirch, Ihr Vater hat mir gesagt, daß Sie auf meine Arbeit verzichten. Ich wäre Ihnen dankbar, wollten Sie mir ehrlich den Grund Ihrer Ablehnung nennen. Gibt es einen sachlichen? Halten Sie meine Arbeit nicht für geeignet?"
„Es sind Kunstwerke, gnädiges Fräulein," sagte er leise und vorwurfsvoll.
„Das sollten bei der heutigen Entwickelung unserer Industrie alle Motive für gewerbliche Zwecke sein."
Oskar schwieg wieder und rang mit sich. Begriff sie denn wirklich nicht? fragte er sich leise. Warum machte sie ihm den Verzicht so schwer?!
Sie mochte in seinem Gesicht gelesen haben, deutlicher als in den Worten des Alten. Rasch ging sie auf ihn zu und sah ihn ehrlich und gerade an. Ihr alter Humor, ihre alte Energie waren plötzlich wieder über sie gekommen.
der Eingabe müßten die sämtlichen Umstände aufge- fkhrt werden, welche die Erteilung der Ermächtigung rechtfertigen. Die Familie unterzog sich dieser lästigen Förmlichkeit und hatte die zweifelhafte Genugtuung, daß nach 14 Tagen die Ermächtigung einlief. Der Hausvater ging der Geschichte auf den Grund und erfuhr die schnurrige Ursache der Plackerei: „Es könnte jemand Seewaffer beim Brotbacken verwenden, wodurch er sich das Salz ersparen könnte, und dadurch würde dem Fiskus sein Anteil an der Salzsteuer entgehen."
Schutz den Alpenpflanzen. Folgende jahrzeitgemäße Klage wird in den „Glarner Nachrichten" erhoben: Am Sonntag sind wieder fuderweise Edelweiß aus dem Land getragen worden. Jeder Berg- und Naturfreund freut sich, wenn die Touristen für die Mühen ihres Aufstieges mit Edelweiß entschädigt werden, wenn ein schmucker Strauß den Hut oder den Bergstock ziert. Die Zornesröte aber treibt es ihm ins Gesicht, wenn Rucksäcke voll geplündert werden, wenn ein einzelner sechs und mehr dicke Bündel an seiner Ausstattung herumschlenkert, wie dies am Sonntag abend bei verschiedenen auswärtigen Bergsteigern auf dem Bahnhof Glarus festgestellt werden konnte. Was nützt uns die vom Landrat erlassene Verordnung zum Schutze der Alpenpflanzen, wenn solche Plünderungen straflos ausgehen? Die Polizei hätte an solchen Touristenabenden ein dankbares Feld zu bearbeiten, womit sie sich den Dank des Publikums verdienen würde.
Schlechte Zähne und Krebsgefahr. Personen, die in jungen Jahren an Zahntrankheiten leiden, laufen Gefahr, im späteren Lebensalter Opfer des Krebses zu werden. Das ist der überraschende Schluß, zu dem den Londoner Zahnarzt I. Staedman seine Erfahrungen in der Praxis geführt haben. Staedman geht aber noch weiter und behauptet in seinem in der zahnärztlichen Gesellschaft gehaltenen Vortrag geradezu, daß schlechte Zähne für den Krebs geradezu disponieren. „Es geschieht selten," erklärte er, daß der Krebs an irgendeiner Stelle des Körpers austritt, ohne daß ein langdauernder Entzündungsprozeß dem Ausbruch der Krankheit vorausgegangen ist. Die chronische Unsauberkeit der Mund- und Rachenhöhle ist deshalb auch in der Regel die zumeist in Betracht kommende Ursache der Krebserkrankung." Wenn das richtig ist, dann müßte logischerweise der der Infektion zunächst ausgesetzle Kanal der Speiseröhre den Hauptherd der Krebserkrankung bilden, und in der Tat scheinen die statistischen Angaben über die Todesfälle an Krebs in den Jahren 1901 bis 1904 Steadmans Behauptung zu stützen. Sie zeigen, ziffernmäßig, daß die überwiegende Anzahl von Todesfällen bei beiden Geschlechtern — 85 oder 86 Prozent — auf Krebserkrankungen der Speiseröhre und der benachbarten Drüsen entfällt. Stead- mann hält dafür, daß man sich zur Regel machen solle, aus Gründen der Antisepsis kranke Zähne zwischen dem 15. bis 25. Lebensjahre zu entfernen. Nach dieser Zeit läuft der Patient Gefahr, an Krebs zu erkranken. Steadman will in seiner Praxis fest- gestellt haben, daß jede krebskranke Person an , Zahnkrankheiten litt.
„Gestehen Sie es nur, Herr Fredenskirch — der Gedanke, mein Brotherr werden zu sollen, erschreckt Sie. Ist es nicht so?"
Er machte eine kaum merkliche Bewegung.
Etwas Gutes, Offenes flog über ihr Gesicht.
„Ich aber sehe wirklich nicht ein, weshalb zwei halbwegs vernünftige Menschen nicht in geschäftliche Verbindung miteinander treten sollen, nur weil sie —" sie gab sich einen kleinen Ruck — „zufällig verschiedenen Geschlechts sind und das biblische Alter noch nicht erreicht haben."
„Sie und ich!" Seine Stimme klang heiser vor Erregung.
„Glaubten Sie, daß für mich etwas Verkleinerndes darin liegt, für eine Fabrik zu arbeiten?"
„Und Ihre Kunst, Fräulein Hill? Ihre große, herrliche Kunst?"
Einen Augenblick stockte sie. Sie hatte doch immer noch nicht so ganz überwunden, als sie geglaubt. Einen Augenblick nur. Nein, sie wollte, sie konnte nicht wieder zurück in ein nutzloses Leben voller Experimente und Enttäuschungen.
„Sie hat meine Liebe nicht in gleichem Maße erwidert, die große Kunst. Es hilft nichts, ich muß mich bescheiden," sagte sie einfach.
Oskar Fredenskirch sah sie an, die ihre Blicke von ihm fortgewandt hatte und sinnend ins Weite sah.
(Fortsetzung folgt ) !
Druck und Verlag derM. Meeh'schen Buchdruckerei des Enztülers (Inhaber G. Conradi) in Neuenbürg.