je 33 Mann und die Trainkompagnien je 5 Mann mehr aufweisen. Die Stärke der württ. Eisenbahn­kompagnie wird aus 143 Mann, die der Telegrapen- kompagnie aus 197 Mann mit 37 Pferden und die der Luftschiffkompagnie in Friedrichshofen aus 164 Mann bestehen. Das Infanterieregiment Nr. 180 in Tübingen (mit dem vorläufigen Standort Gmünd), sowie das Infanterieregiment Nr. 127 in Wiblingen (mit dem vorläufigen Standort in Ulm) werden eine Vermehrung um ein drittes Bataillon erfahren, und zwar durch Abgaben bestehender Kompagnien aus anderen Regimentern, die wieder bei den be­treffenden Regimentern ersetzt werden. Neu errichtet, mit einem Generalmajor an der Spitze, wird eine Landwehrinspektion in Stuttgart, der die Bezirks­kommandos Stuttgart 1 und 2 (letzteres neu gebildet), Reutlingen, Heilbronn, Hall, Ehingen, Eßlingen und Gmünd unterstellt sind. Das neue Bezirkskommando Stuttgart 2 erhält die gleiche Besetzung wie das bisherige Bezirkskommando: 1 Regimentskomman­deur, 1 Stabsoffizier, 14 Unterosfiziere und eine Anzahl Kapitulanten und Gefreite als Stamm. Endlich wird, wie bereits bekannt, 1 Telegraphen- und 1 Luftschifferkompagnie, sowie 1 württ. Detache­ment bei der preuß. Festungsfernsprechkompagnie in Straßburg je für Württemberg neu errrichtet werden. Auch die Urlaubserteilung in die Heimat an Unter osfiziere und Gemeine erfährt eine durchgreifende Veränderung insofern, als in jedem Dienstjahr eine freie Hin- und Rückfahrt auf den deutschen Eisen­bahnen zum Militärfahrpreise bewilligt wird. Noch hervorzuheben ist, daß künftig die Stäbe bei den Regimentern auch in Württemberg mit Offizieren so besetzt sind, wie dies für die preußische Armee der Fall ist. Nach der Wehrvorlage wird die Aufstell­ung des württ. Fußartilleriebataillons Nr. 13 in Ulm am 1. Oktober 1914 und diejenige der 5. Kompag­nie des Trainbataillons Nr. 13 in Ludwigsburg erst am 1. Oktober 1915 erfolgen.

Stuttgart, 19. Juli. Das Vorgehen des Deutschen Metallarbeiterverbands hat Robert Bosch, wie er der hies. Presse mitteilt, zu der Ueberzeugung gebracht, daß es für eine einzelne Firma nicht möglich ist, gegen die Machtgelüfte der Gewerkschaft aufzu­kommen, er hat sich deshalb veranlaßt gesehen, dem Verband württ. Metallindustrieller beizu- treten. Zugleich versichert Robert Bosch, daß er nach wie vor bemüht sein werde, mit seiner Arbeiter­schaft auf einen möglichst guten Fuß zu kommen. Er sichert insbesondere seiner Arbeiterschaft dieselbe Verdienstmöglichkeit, wie früher, zu und will auch an der bisherigen Arbeitszeit nichts ändern. Be­rechtigte Wünsche und Forderungen, die ihm von seiten seiner Arbeiterschaft entgegengebracht werden, werde er, wie bisher, in gerechter und entgegen­kommender Weise erledigen. Durch Beitritt zum Verband Württ. Metallindustrieller könne er seinem Versprechen gemäß die Arbeiterschaft, welche jetzt in seinem Betrieb ist und die der Gewerkschaft den Rücken gekehrt hat, besser schützen. Heute Samstag sind 1120ELeute zur Arbeit angetreten.

Stuttgart, 19. Juli. (Zur Arbeiterbe­wegung bei Bosch.) Heute morgen hat sich die Zahl der Arbeitswilligen wieder vermehrt, sodaß man nun tatsächlich von einem stetigen Anwachsen des arbeitenden Personals in der Bosch'schen Fabrik sprechen kann. Die Außenstehenden verhalten sich nicht mehr so musterhaft ruhig, wie das bisher in anerkennenswerter Weise geschah. Heute früh mußte ein Pfuiruf« von der Polizei aus der Menge heraus­geholt und zur Polizeidirektion gebracht werden. Auch sonst wurde heute früh verschiedentlich Gejohle laut.

Jung-Deutschland und Landesgefäng­nis im Bunde gegen das Handwerk. In weit größerer Zahl als im vorigen Jahre werden diesen Sommer die Mannschaften des Jung-Deutsch- landbundes das Ferienheim in Rottenburg a. N. beziehen. Die Bäcker-Innung in Rottenburg hätte nun gerne wie im vorigen Jahre die Lieferung des Weiß- und Schwarzbrotes für die Mannschaften zu ermäßigten Preisen übernommen, sie hatte aber ihre Rechnung ohne den Vorstand des K. Landesgesäng- nisses in Rottenburg gemacht. Der Gefängnis­vorstand hat sich nämlich dem General v. Hügel gegenüber bereit erklärt, den ganzen Brotbedarf in der Gefängnisbäckerei zu billigeren Preisen als die Bäckerinnung herzustellen. Gegen dieses Vorgehen des Gefängnisvorstandes hat die Hand­werkskammer Reutlingen auf Ersuchen der Innung sofort schärfsten Protest beim K. Justiz­ministerium eingelegt, mit dem Hinweise darauf, daß die Gefängnisbäckerei nicht dazu da sei. dem ortsansässigen steuerzahlenden Gewerbe Konkurrenz zu machen. An das K. Justizministerium wurde die Bitte gerichtet, dem Gefängnisvorstande den

Verkauf von Brot an Nicht-Gefängnis­insassen (außer den Angestellten) zu verbieten. Weiler wurde die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel um Unterstützung der Eingabe ersucht. Nachdem die Bäcker-Innung zu den äußersten Preisen offeriert hatte, wirft dieses Vorgehen gegen das Handwerk ein recht eigentümliches Licht auf die Jungdeutschlandsache.

ex. Vorstandswechsel im Eo. Bund und Ev. Pfarrverein. Infolge seiner Ernennung zum Stadtdekan in Stuttgart hat Stadtpfarrer Traub den Vorsitz im württ. Hauptverein des Eo. Bundes und im Eo. Pfarrverein für Württemberg nieder» gelegt. Beide Vereine verdanken der tatkräftigen und zielbewußten Leitung ihres seitherigen Vorsitzenden wertvolle Förderung auf den verschiedenen Gebieten ihrer Arbeit, und es wird deshalb der durch die Geschäftsaufgaben seiner neuen Stellung notwendig gewordene Schritt allgemein aufs lebhafteste bedauert. Der Vorsitz im württ. Pfarrverein wurde Pfarrer Schnaufer-Plieningen übertragen. Zum Vor­sitzenden des Eo. Bundes wurde der seitherige stellv. Vorsitzende, Schulrat Dr. Mosa pp gewählt; Prof. Dr. Holzinger wurde zum stellv. Vorsitzenden und Stadtpfarrer Mayer-Stuttgart zum Schriftführer ernannt.

Stuttgart. 19. Juli. (Vom Obstmarkt.) Die Zufuhr in italienischen Birnen nimmt große Dimensionen an; es wurde Wagen auf Wagen an­gefahren. Im übrigen waren heute rote Johannis­beeren vorherrschend. Die Nachfrage war recht leb­haft. die Zufuhr bedeutend. Ueber das Mostobst­geschäft regt man sich jetzt schon in Privatkreisen un­nötigerweise auf; bis Oktober kann sich die Konjunktur noch wesentlich anders gestalten. Von Oberitalien treffen Nachrichten über bedeutende Verheerungen in den Obstgebieten durch Sturm und Hagel ein; dagegen kommen aus Tirol und Steiermark, wo im Gegensatz zu uns warme Witterung vorgeherrscht hat, günstigere Nachrichten.

Tübingen, 18. Juli. (Strafkammer.) Der Zahnarzt Karl Sommer von Haßloch in Bayern hat sich im Spätherbst 1912 in Wildbad, Baden- Baden und anderen Orten unter dem Namen Haupt­mann v. Hoffmann aus Starnberg aufgehalten und verschiedenartige Betrügereien begangen, sofern er als zahlungsfähiger Kurgast sich in Hotels einlogierte, Kleider, Juwelen und anderes durch schwindelhafte Vorspiegelungen in Geschäften entnahm, ohne zu be­zahlen. Am empfindlichsten ist ein Juwelier in Wildbad geschädigt worden, da Sommer sich weigert, das Versteck des Schmucks im Wert von ca. 2000 Mark anzugeben. Nach einer Verurteilung in Bayern und vor der Strafkammer in Ellwangen stand er heute vor der hiesigen Strafkammer und wurde wegen Betrugs zu 3 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Der geriebene Schwindler ist nach der Verhandlung vor der Strafkammer aus dem Gerichtsgebäude entflohen. (Sommer ist ein gefährlicher Hochstapler, der sich nach seiner Ver­haftung auf den Geisteskranken Hinausspielen wollte, was dem Gauner nicht gelang, da die Aerzte seine völlige Zurechnungsfähigkeit feststellten).

Eßlingen, 20. Juli. Die hiesige Oberamts­sparkaffe hat alle hypothekarisch gesicherten Darlehen mit Wirkung vom 1. November ds. Js. ab den Zinsfuß von 4'/i auf 4'/» Prozent erhöht.

Marbach, 18. Juli. Die Wohnung Schillers in Weimar, die der Dichter vom Herbst 1799 bis zum Frühjahr 1802 inne hatte und von der er dann in sein eigenes Haus an der Schillerstraße über­siedelte. sollte einem ursprünglichen Plane des Stadt­bauamtes zufolge den bevorstehenden Erweiterungs­bauten zum Rathause zum Opfer fallen. Dagegen wandten sich die Freunde Weimars in erheblicher Zahl, denn es handelt sich bei dieser Schillerstätte auch um ein schönes altes Weimarer Bauwerk. Die maßgebende Stelle hat sich nun bereit finden lassen, die Rathausneubauten unter Sicherung des Schiller­hauses durchzuführen.

Ochsenbach, O.A. Brackenheim, 19. Juli. In der Nacht vom Freitag auf Samstag wurden hier nicht weniger als drei Einbrüche verübt. Im Gasthaus zum Schwanen, im Gasthaus zum Stroh­berg und im Rathaus. In den ersten beiden Fällen fiel dem Einbrecher nichts in die Hände, im Rat­haus waren es 30 Mk. Tags zuvor wurde in Cleebronn im Rathaus eingebrochen. Dort fielen dem Täter nur 12 Mk. in die Hände. Am Mitt­woch abend waren in Cleebronn einem Dresch­maschinenbesitzer aus einer Kommode 80 Mk. ge­stohlen worden. Der Polizeihund konnte in Clee­bronn nichts ermitteln. Die Einbrüche zeigen, daß der Täter ziemlich plump und unüberlegt zu Werke ging.

Freudenstadt. 19. Juli. DerGrenzer" schreibt: Der Gesangverein Obernhausen bei Neuenbürg macht zurzeit einen ganz modernen Aus­flug- In zwei Autos durchfliegen seine Mitglieder den Schwarzwald von Neuenbürg bis zu den Höhen des Feldbergs. Heute früh kamen sie hier an und fuhren nach einer Besichtigung der Stadt Alpirsbach zu weiter. Das Wetter, das fortgesetzt abscheulich ist, scheint bis jetzt der frohen Sängerschar den Humor nicht genommen zu haben.

Schweres Erdbeben in Württemberg.

Stuttgart, 20. Juli. Ein neues schweres Erdbeben, das in der Stärke dem großen Erd­beben vom 16 November 1911 gleichgekommen sein dürfte, wurde am gestrigen Sonntag mittags 1 Uhr 6 Min. verspürt; es bestand aus zwei Stößen, einem leichteren und einem ziemlich starken. Die Er­schütterung. die glücklicherweise nur von kurzer Dauer war, (56 Sekunden) war so heftig, daß die Häuser zitterten und wankten. In den Wohnungen gerieten die Möbel und Bilder ms Schwanken und einzelne Gegenstände, wie Vasen, fielen zu Boden. Die Einwohner, die zumeist gerade beim Mittagessen saßen, eilten erschreckt auf die Straße, beruhigten sich aber ziemlich schnell wieder, da die vielfach ge­hegte Befürchtung, daß der Erdstoß nur der Vor­läufer eines stärkeren Bebens sein werde, nicht zutraf. Wäre das Erdbeben, wie das letzte im Jahr 1911 wieder bei Nacht eingetreten, so wäre der Schrecken ungleich größer und die Beunruhigung der Bevölkerung länger andauernd gewesen als bei Tage. Eine be­sonders nachhaltige Wirkung halte der Erdstoß in den hochgelegenen Häusern auf den Anhöhen der Stadt. In den oberen Stockwerken mancher Woh­nungen entstanden an den Wänden Sprünge. Der Erdstoß wurde überall verspürt, dagegen wurde von den Passanten auf den Straßen und von den Fahr­gästen der Straßenbahn von dem Erdbeben nichts bemerkt.

Soviel bis jetzt bekannt ist, sind Personen glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen. Wie das Stadtpolizeiamt mitteilt, sind keinerlei Meld­ungen über Unfälle oder namhafte Gebäudebeschädig­ungen eingegangen. Am Gebäude der Württ. Sparkasse in der Kanzleistraße fiel ein Steinkcanz herab, wodurch der Gehweg beschädigt wurde. In­folge der Erschütterung trat im Hoflheater der Feuer­melder in Tätigkeit, sodaß die Feuerwehr alarmiert wurde. Auf dem Telephonamt entstand eine vorüber­gehende Betriebsstörung. Leichtere Schäden an Gebäuden usw. sind zweifellos mehrfach vorgekommen, sie werden aber wohl erst im Lauf der nächsten Tage bekannt werden.

Das Erdbeben wurde im ganzen Lande und auch in Baden verspürt. Nach den bis jetzt aus verschiedenen Städten vorliegenden Meldungen wurde aber nirgends ernstlicher Schaden angerichtet. Der Herd des Erdbebens konnte bis zur Stunde nicht ermittelt werden, doch wird man nicht fehl gehen in der Annahme, daß er wieder in dem be­kannten Erdbebengebiet der Schwäbischen Alb zu suchen ist. In Ebingen sollen schon zwischen 11 und 12 Uhr vormittags leichte Schwankungen des Erdbodens wahrgenommen worden sein. Nachrichten über bedeutende Schäden liegen aber auch von dort nicht vor.

Die Erdbebenwarte Hohenheim teilt uns folgendes mit: Das Erdbeben wurde in Hohen­heim etwas schwächer verspürt, als das vom No­vember 1911. Die fühlbaren Erscheinungen entsprechen der Gradzahl 45 nach Forel-Mercalli. Die In­strumente der Erdbebenwarte lieferten ausgeprägte Aufzeichnungen, die um 1 Uhr 6 Minuten 31 Se­kunden begannen. Die Richtung des Erdstoßes war West Süd West nach Ost-Nord Ost. Der Hauptstoß, der bei einem der Instrumente den Schreibhebel abwarf, erfolgte um 1 Uhr 6 Minuten 36 Sekunden; der Stoß ging von unten nach oben. Schwächere Nachstöße sind nicht ausgeschlossen. Auch die Erdbebenwarte Jugenheim registrierte des Erd­beben.

Straß bürg, 20. Juli. Das heutige Erd­beben wurde von den Instrumenten der Kaiser!. Hauptstation für Erdbebenforschung in Straßburg ausgezeichnet. Es begann um 1 Uhr 7 Minuten 5 Sekunden. 1520 Sekunden später setzte das Hauptbeben ein und nach 5 Minuten erreichte die Registrierung der Instrumente ihr Ende. Die em­pfindlicheren Apparate wurden durch die Stöße de­montiert. Der Bebenherd befand sich von Straßburg ziemlich genau 80 Kilometer entfernt. Die K. Hauptstation für Ecdbebenforschung bittet um mög­lichst zahlreiche Mitteilungen über Beobachtungen des Bebens.