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116.

Renen bürg, Montag den 21. Juli 1913.

71. Jahrgang.

RunSiehau.

Berlin, 20. Juli. DieNorddeutsche Allge­meine Zeitung" schreibt in ihrer Wochenrundschau: In der letzten Woche ist es auf dem Balkan zu größeren Kämpfen zwischen Bulgarien und seinen früheren Verbündeten nicht mehr gekommen und auch der Vormarsch Rumäniens hat bisher keine Gefechte zur Folge gehabt. Mit nachahmenswerter Mäßigung hat die rumänische Regierung sich das Ziel ihrer Politik gesteckt und durch eine schriftliche Mitteilung die Mächte darüber unterrichtet, daß sie sich mit der Linie TurtukaiBaltschick unter Ausgestaltung zu einer strategisch brauchbaren Grenze begnügt. In Sofia dürfte das neue Ministerium Radoslawow durch sofortige Entsendung des früheren Minister­präsidenten Geschow zu Unterhandlungen nach Bukarest einen nützlichen Schritt getan haben. Es scheint dies das Vorzeichen zu einem diplomatischen Einlenken zu sein. Die Haltung der Groß­mächte ist nach wie vor die gleiche geblieben in der Vermeidung von Sonderunternehmungen und in der Bewahrung der Einigkeit, über deren Wert Sir Edward Grey in den Sitzungen des Unterhauses vom 14. und 15. Juli, wie im Namen des euro­päischen Gewissens eindringlich gesprochen hat. In China hat die Bewegung in der südlichen Reichshälfte gegen den Norden zu Abfallserklärungen mehrerer Provinzen geführt. Heftige Kämpfe haben begonnen und halten noch an; das Uebergewicht scheint auf der Seite der Nordtruppen zu sein. Feindselige Ausschreitungen gegen Fremde haben sich bisher nicht ereignet. Hoffentlich wird es dem ener­gischen Bemühen Auanschikais gelingen, die innere Ruhe bald wieder herzustellen, die der junge chine­sische Freistaat zu seinem Gedeihen nötig hat.

Die Deutsche Turnerschaft. Die neuesten amtlichen statistischen Zahlen aus der Deutschen Turnerschaft werden soeben von deren Geschäfts­führer veröffentlicht. Zur Deutschen Turnerschaft gehörten am 1. Januar 1913 10 951 Vereine, das sind 686 mehr als im Vorjahr. Diese Vereine ver­teilen sich auf 9231 Ortschaften. Die Gesamtzahl der über 14 Jahre alten männlichen Vereinsange­hörigen beträgt 1 123 536, gegenüber dem Vorjahr mehr 39 984. Dazu kommen noch als Vereinsange­hörige 68148 Frauen, 90 548 Knaben und 33 229 Mädchen, so daß die Gesamtzahl der Vereins­angehörigen 1 315 461 beträgt, gegenüber dem Vorjahr mehr 91218. An den Turnübungen nahmen teil von den über 14 Jahre alten männ­lichen Angehörigen 601160 oder 23103 mehr. Diese turnten in 1019 644 Besuchszeiten mit 22 999 548 Teilnehmern, also durchschnittlich 23 Besuchern. Ab­teilungen für schulpflichtige Knaben haben 1995 Vereine (1519 Vorjahr), und für schulpflichtige Mädchen 479 Vereine (405) eingerichtet. Sie hatten 90 548 (80 790) Knaben und 33 329 (31476) Mädchen. Das Frauenturnen wurde in 2005 (1841) Vereinen, unter denen 23 selbständige Frauen­turnvereinigungen sind, gepflegt. Die Frauenabteil­ungen hatten 68148 (63112) Mitglieder. Davon nahmen 58 785 unter 3882 Vorturnerinnen an den Turnübungen teil und turnten in 115 859 Uebungs- zeiten mit 2195 214 Teilnehmerinnen. Die Zunahme beträgt 164 Vereine. 5036 Frauen, 4451 wirklich Turnende, 351 Vorturnerinnen und 9593 Turnzeiten mit 189 229 Teilnehmerinnen. An der Leitung der Männerturnvereine waren 54 736 Vorturner be­teiligt. Vereinseigene Turn- und- Spielplätze zählt die Deutsche Turnerschaft 1721, Turnhallen 994. 2190 Vereine benützen Gemeinde- oder Schulturn­hallen. Zum Heeresdienst waren aus 9508 Vereinen 40 349 Mitglieder einberufen worden.

Weilheim i. Bayern, 19. Juli. Bei der gestrigen Reichstagsersatzwahl wurde der Amts­richter Emminger (Ztr.) gewählt. Nach dem bisherigen vorliegenden Ergebnis erhielten Emminger

11394, der Bauernbündler Eisenberger 5081, der Sozialdemokrat Slaimer 3376 und der Liberale vr. Müller 2482 Stimmen. Zersplittert sind 10 Stim­men. Der Wahlkreis ist sicherer Zentrumsbesitz, seit 1874 hat ihn das Zentrum im Besitz.

Frankfurt a. M., 17. Juli. Die anderwärts schon früher eingetrelene Krise im Lichtbild- Theaterwesen ist nun auch hier zu beobachten. Zwei Unternehmungen, die Deutsche Lichtspiel-Theater- Aktiengesellschaft und die Deutsche Kinematographen- Gesellschaft m. b. H.. sind in Zahlungsschwierig­keiten geraten. Beide Gesellschaften waren mit­einander verbunden, sie betrieben drei Lichtbild-Theater in unserer Stadt, die jetzt 28 derartige Unternehm­ungen besitzt.

Karlsruhe, 19. Juni. Anhaltende Regen­güsse riefen starkes Wachsen der Schwarzwaldbäche hervor. Oberrhein und Bodensee steigen neuerdings, vereinzelt besteht Hochwassergefahr.

München. 19. Juli. Im Schnellzug von hier nach Luzern wurde einem Fabrikantensohn aus Bal­timore eine Brieftasche mit 1000 Pfund Sterling gestohlen.

Ein entsetzlicher Unglücksfall hat sich auf dem Bahnhof Wanne zugetragen. Als der Postgehilfe Wilhelm Buschmann seinen Kopf in einen zur Beförderung von Paketen bestimmten elektrischen Aufzug steckte, setzte sich der Aufzug plötzlich in Bewegung und trennte dem Mann den Kopf vom Rumpf. Der Rümpf fiel auf den Bahnsteig, während der Kopf mit dem Postwagen in den Tunnel hinabgelassen wurde.

St. Moritz, 18. Juli. Nach einem trüben, regnerischen Morgen stellte sich Mittwoch nachmittag hier und in der Umgebung regelrechtes Schnee­gestöber ein; da die Temperatur nicht unter 4 Grad herabging, schmolz der Schnee bald wieder; dagegen hat sich in den höheren Lagen des Engadins eine beträchtliche Neuschneedecke gebildet. Auch in Davos ging am Mittwoch reichlicher Schneefall nieder. Das Vieh muß bei dem Wetter in den Ställen verbleiben. In den Hotels ist die Zentralheizung ständig in Betrieb.

Paris, 19. Juli. Die Kammer hat heute den von der Kommission bereits angenommenen Ab­änderungsantrag zur Militärvorlage angenommen, der Erleichterungen zugesteht für den früheren Eintritt der jungen Leute, die im Ausland geboren sind, dort bereits angesiedelt und einen Aufenthalt von insgesamt fünf Jahren rechtfertigen können. Während der Zeit des notwendigen Verweilens im Ausland soll Interessenten ein jährlicher Aufenthalt von drei Monaten in Frankreich gestattet werden. Die Kammer nahm einen Zusatzartikel an, wonach die Jahrgänge 1910, 1911 und 1912 nur zwei Jahre dienen, d. h., daß das Gesetz keine rück­wirkende Kraft erhält.

Paris, 19. Juli. Das geplante Gesetz über die Wiederherstellung der dreijährigen Dienst­zeit ist mit 358 gegen 204 Stimmen angenommen worden. Die Kammer nahm weiter das Amendement an, durch das verheiratete Soldaten von der Personal­steuer befreit werden, wenn diese, weniger beträgt als 10 Francs. Ein von dem Sozialisten Rouanet beantragtes Amendement, durch das wegen Kund­gebungen gegen die Wiederherstellung der dreijährigen Dienstzeit verurteilten Militärpersonen eine Amnestie gewährt werden sollte, wurde mit 405 gegen 137 Stimmen abgelehnt. Im Verlaufe der Sitzung kam es wiederholt zu Zwischenfällen. Der Republikaner Theveny ohrfeigte den Sozialisten Brackl. Gegen Schluß der his ^/i12 Uhr nachts dauernden Sitzung der Kammer wurde, wie bereits gemeldet, das Gesetz über die Wiederherstellung der dreijährigen Dienst­zeit in seiner Gesamtheit mit 358 gegen 204 Stimmen angenommen.

Spanien büßt immer noch an den Marokko­sünden, die eigentlich sein französischer Freund auf dem Kerbholz hat. Zwar hat auch Frankreich immer

noch Kämpfe mit den Eingeborenen auszufechten, aber die Wucht der Angriffe der letzteren richtet sich ! in der Hauptsache gegen die Spanier, die mit den ! außerordentlich kriegerischen Riffkabylen in Fehde ^ liegen und trotz ihrer recht erheblichen Streitkräfte i bisher so geringe Erfolge erzielt haben, daß sie sich ' überall in der Abwehr befinden. Ein regelrechter Feldzug wird sich unter diesen Umständen kaum i umgehen lassen, die marokkanische Sache ist aber in Spanien außerordentlich unpopulär, und daher mag es wohl gekommen sein, daß von der spanischen Regierung schon vor längerer Zeit der Vorschlag aufgetaucht ist. die Spanier und Franzosen möchten in Marokko gemeinsam operieren. Der Vorschlag ! liegt schon geraume Zeit zurück, man hat aber bisher ! nicht gehört, daß er auf französischer Seite gute ' Aufnahme gefunden hätte. Offenbar hat man hier an den eigenen Nüssen genug zu knacken.

Der neue Balkankeieg.

Berlin, 19. Juli. In der Balkanfrage ist insofern eine gewisse Veränderung eingetreten, als sich der Schwerpunkt mehr und mehr nach Bukarest verschoben hat. Rumänien scheint zur Einstellung seiner Vormärsche gern bereit, wenn sofort die Waffenstillstandsverhandlungen beginnen. Allerdings wünscht Rumänien, daß an diesen Verhandlungen auch Griechenland und Serbien und wohl auch Montenegro sich beteiligen. Die Frage wäre also, ob der bulgarische Unterhändler Geschow, der an sich für Rumänien, und wohl auch für Giechenland und Serbien, persona grata ist, nach Bukarest solche Vollmachten mitgebracht hat, die der dortigen Re­gierung und den Kabinetten von Athen und Belgrad als hinreichend erscheinen, um eine Grundlage für eine Eröffnung von Waffenstillstandsverhandlungen zu bieten. Ein bestimmtes Urteil darüber, ob Geschow Träger solcher weitgehenden Vollmachten ist, läßt sich zur Zeit noch nicht abgeben.

Paris. 18. Juli. DerNew-Jork Harald" meldet, daß die gesamten Verluste der griech­ischen Truppen seit Beginn des Bruderkrieges 2 3 000 Tote und Verwundete betragen.

Württemberg.

Von rechtswegen müßte jetzt die Zeit der sauren Gurke beginnen. Aber die gibt's nicht mehr. Es ist schon lange Jahre her. seitdem nach Schluß der Parlamente und wenn die Minister mit den Diplo­maten in dis Sommerfrische gingen, die ehrwürdige Seeschlange auftauchte und der gelangweilte Zeitungs­leser das Abonnement auf ein Vierteljahr abbestellte. Heutzutage geht der Presse der Stoff für eine unter­haltende, ja aufregende Berichterstattung nicht mehr aus. Kriegsdepeschen wie Hagelkörner beim Ge­witter, Reise- und Kongreßberichle, wichtige In­formationen über die wirtschaftliche Lagewie's draußen aussieht" und dergleichen bieten täglich mehr als reichlichen Lesestoff, wie ihn der geplagte Zeitungs­mann kaum mehr bewältigen kann. Jetzt ist unser­einer froh, wenn die parlamentslose, sogenannte stille Zeit anbricht, weil man nun daran gehen kann, den lieben Lesern auch etwas mehr von der Kost vor­zusetzen. die nicht ausschließlich nach politischem Pfeffer schmeckt.

Württemberg und die neue Wehrvor­lage. Aus den für das Württ. Armeekorps in Betracht kommenden Vollzugsbestimmungen, die das Württ. Militärverordnungsblatt zur neuen Militär­vorlage veröffentlicht, ist zu entnehmen: Sämtliche Jnfanteriebataillone werden je bis zu 641 Mann, die Bataillone des Infanterieregiments Nr. 126 in Straßburg bis zu 719 Mann verstärkt. Die Kaval­lerieregimenter werden vermehrt um je 55 Mann und 50 Pferden, die Batterien der Artillerie werden je 6 bespannte Geschütze mit 124 Mann und 75 Pferden zählen. Die Pionierbataillone werden künftig