der äußeren Form einem Unterseeboot. Noch in diesem Sommer sollen die ersten Probefahrten unter­nommen werden.

Aus Mulden kommt die interessante telegraphische Meldung, daß der Hutuchtu in Urga. der ein­flußreichste und angesehenste der mongolischen Fürsten, sich zum Kaiser der Mongolei proklamiert, ein Kabinett gebildet und eine Armee von angeblich 300 000 Mann organisiert habe.

Aus Hongkong wird gemeldet: In Macaco verursachte ein Taifun, der 4 Minuten dauerte, schweren Schaden. Zahlreiche Dschunken sind unter­gegangen, über 100 Personen sollen ertrunken sein. Die Trümmer zerstörten die Fahrzeuge und versperren die Fahrstraße. Während des Sturmes brachten die chinesischen Schiffer Bomben und Pe­tarden zur Explosion, um die Götter zu beschwören.

Die Zeppelinfahrt nach Wien.

Montag früh 5ffs Uhr hat Graf Zeppelin mit dem LuftschiffSachsen", dem größten aller bisherigen Zeppelmluftschiffe, die Fahrt von Baden- Oos nach Wien angetreten, die von dort nach Berlin und Leipzig führen und so die größte Fernfahrt bilden wird, die Graf Zeppelin bisher unternommen hat. Insgesamt wird das Luftschiff über 1400 lew zurücklegen. Davon entfallen auf die Strecke Baden- Oos-Wien 620, Wien-Berlin 650 und Berlin- Leipzig 160 km. Die Wiener Fahrt, die insgesamt 8 Stunden in Anspruch nahm, ging unter Ver­meidung der größeren Höhen des Schwarzwaldes zunächst in nördlicher Richtung über Pforzheim, dann den geraden Weg über Stuttgart, wo das Luftschiff gegen 7 Uhr früh mit dem um 4^4 Uhr früh in Friedrichshaferl zur Fahrt nach Frankfurt a. M. aufgestiegenen neuen LuftschiffL. Z. 19" zusammentraf. Weiter fuhr dieSachsen" durch das Remstal. Um 7.20 Uhr war sie über Gmünd, um 8 Uhr überflog sie in der Richtung auf Nörd- lingen die bayerische Grenze. Um 9 Uhr passierte sie Ingolstadt, um 10 Uhr Landau an der Isar, um 11 Uhr überflog sie die Isar bei Dingolfing genau an der Stelle, an der Graf Zeppelin vor 4 Jahren die Notlandung vornahm. Gegen 11 Uhr überflog sie bei Schärding die österreichische Grenze und erschien um 1 Uhr mittags an der Grenze von Wien, worauf das Luftschiff gegen das Schönbrunner Schloß zu fuhr. Nach einer Schleifenfahrt über der Stadt landete es um 2.35 Minuten auf dem Flugfeld von Aspern. Das Luftschiff wurde bei seiner Landung von einer zahlreichen Menschen­menge stürmisch begrüßt. Graf Zeppelin wurde von Vertretern des Kriegsministeriums und der Luft- schifferableilung sowie von Erzherzog Eugen und von den Vertretern der Wiener Stadtverwaltung empfangen.

Nachdem die Ankunft des Luftschiffs gemeldet worden war, erschien der Kaiser auf dem Balkon des Schönbrunner Schlosses und wurde von einer überaus zahlreichen Menschenmenge mit Jubel begrüßt. Der Kaiser dankte fortgesetzt. Nach einigen Sekunden wurde das Luftschiff sichtbar; es näherte sich rasch dem Schloß und machte bevor es in dessen Nähe kam, in weitem Bogen mehrere Manöver. Das Luftschiff machte einen großen Bogen, um sich auf die andere Seite des Schlosses auf die Fahrseite zu begeben und hier dem Kaiser die Huldigung darzubringen. Um 3 Uhr verließ das Luftschiff Schönbrunn in östlicher Richtung. Wenige Minuten später setzte ein leichter Regen ein.

Wien, 10. Juni. DieWiener Abendpost" begrüßte gestern den Grafen Zeppelin mit folgenden Worten: Der herzliche und aufrichtige Willkommgruß, den Wien und seine Bewohner dem Grafen Zeppelin entbieten, gilt ebenso dem stand­haften Eifinder, der sich durch keinerlei Mißgeschick von dem einmal eingeschlagenen Wege abbringen ließ, wie dem kühnen und mutigen Piloten, der trotz der Last der Jahre die weite Fahrt unternahm, um unserem Kaiser eine Huldigung zu erweisen und der Stadt Wien als Hauptstadt des verbündeten Reiches den zugesagten Besuch abzustatten. Als sich der Kommandant der Verkehrstruppenbrigade. Tertain, beim Grafen Zeppelin als diensthabender Offizier meldete und fragte, ob er etwas zu befehlen habe, sagte Graf Zeppelin: Ich habe nichts zu befehlen, nichts zu wünschen. Alles war wunderbar vor­bereitet; ich habe nur zu danken.

Wien, 10. Juni. Nachdem Graf Zeppelin gestern das Flugfeld Aspern verlassen halte, wurde das Luftschiff von seinem Landungsplätze nach dem Ankerplatz gebracht. Da inzwischen ein starkes Ge­witter hereingebrochen war, hatte man die Truppen verdoppelt, da die eigentliche Verankerung noch nicht

durchgeführt war. Diese erfolgte dann ohne Zwischen­fall. Auf dem Flugfelds befanden sich 1200 Mann Truppen.

Wien, 10 . Juni. Zu Ehren des Grafen Zeppelin fand gestern abend im Stadtratssitzungs­saale ein Festmahl statt. Bürgermeister Dr. Weiß­kirchner brachte einen Trinkfpruch aus, in dem er zunächst den Grafen auf das herzlichste begrüßte und ihm sodann den Dank für seinen Besuch beim Kaiser Franz Josef aussprach. Er gedachte der freund­schaftlichen Beziehungen der beiden Staaten und Herrscher, sowie des 25jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers und trank auf die beiden Monarchen. Die Kapelle intonierteHeil dir im Siegerkranz" und die Volkshymne. Der Redner fuhr dann fort und sagte u. a.: Wir freuen uns auch des heutigen Tages als eines neuerlichen Erfolges deutschen Geistes und deutscher Kraft. Wir freuen uns auch, weil wir mit Bewunderung auf Seine Exzellenz blicken dürfen, den Gott begnadet hat, der größte Erfinder auf diesem Gebiet zu sein. Der Bürger­meister schloß: Gott schütze, Gott erhalte den Grafen Zeppelin bis an die äußerste Grenze des mensch­lichen Lebens. Gott gebe ihm Gesundheit und Kraft, auch weiter seinem Kaiser zu dienen. Graf Zeppelin erwiderte in bewegten Worten und sagte u. a.: Ich bin unendlich dankbar dafür, daß mir hier ein solcher Empfang geworden und ich danke dem Herrn Bürgermeister und der ganzen Wiener Bevölkerung für die Aufnahme, die ich gefunden habe. Ich er­hebe mein Glas auf die immer festeren und dauernden Beziehungen der beiden verbündeten Völker. Nach­dem der Minister des Innern den Grafen Zeppelin begrüßt hatte, folgte noch eine Reihe weiterer Trink­sprüche, darunter auch einer des Fürsten Fürstenberg. Bürgermeister Dr. Weißkirchner sandte während des Mahles an die Gräfin Zeppelin ein Begrüßungs- telegramm seitens des Bürgermeisters und der Be­völkerung der Stadt Wien.

Wien, 10 . Juni. Das LuftschiffSachsen" ist heute Dienstag früh 2.57 Uhr aufgestiegen und hat die Richtung nach Nordwesten eingeschlagen. Auf Grund der hier eingegangenen günstigen Wetter­berichte vom Donautal nahm dieSachsen" den Weg nach Paffau.

Wien, 10 . Juni. Graf Zeppelin machte heute in der Uniform seines Ulanenregiments den Mitgliedern des Kaiserhauses, dem deutschen Botschafter v. Tchirschky und dem Fürsten von Fürstenberg seine Aufwartung und empfing dann einen Besuch des Erzherzogs Leopold Salvator. Um ^1 Uhr empfing der Kaiser den Grafen Zeppelin in besonderer Audienz, an die sich ein Frühstück an­schloß, das Kaiser Franz Josef zu Ehren des Grafen in der kleinen Galerie des Schönbrunner Schlosses gab. An diesem Frühstück nahmen ferner teil: der Neffe des Gasen Zeppelin, Graf Ferdinand Zeppelin jr., Direktor Colsmann, Botschafter v. Tschirschky, der Kriegsminister, die höheren Militärs, Mitglieder der Luftfchifferverbands usw. Der Kaiser hat dem Grafen Zeppelin das Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft verliehen. Das Geschenk der Stadt besteht aus einer goldenen Kassette, auf deren Deckel das Panorama von Wien mit dem Rathaus, um dessen Turm das Zeppslinluftschiff schwebt, ein­gerahmt ist. Die in Gold eingraoierte Widmung erinnert an den Besuch des Grafen Zeppelin.

Das ZeppelinluftschiffSachsen" fuhr Montag früh fast auf die Minute auf seiner Fahrt nach Wien über Stuttgart hinweg, als auch der Orient-Expreß zug von Stuttgart aus (6 44 Uhr) seine Fahrt nach Wien antrat. Das Luftschiff, das allerdings einen direkten Weg gefahren ist, befand sich schon um 1.30 Uhr über dem Wiener Landungs­platz, hatte also die Strecke Stuttgart-Wien in 6^/4 Stunden zurückgelegt, für die der Orient- Expreßzug. der um 6 Uhr abends in Wien eintrifft, 11'/4 Stunden braucht. Das Luftschiff hatte allerdings einen sehr vorteilhaften Wind.

Friedrichshafen, 10 . Juni. Das Luftschiff Sachsen", das heute früh 2.57 Min. in Wien unter Führung von Dr. Eckener aufgestiegen ist, ist nach 13ffrstündiger Fahrt nachmittags 4.35 Min. vor der hiesigen Luftschiffhalls glatt gelandet.

Württemberg.

Stuttgart, 10 . Juni. Der König hat der Königin aus Anlaß ihrer vor 25 Jahren erfolgten Ernennung zum Chef des Ulanen Regiments König Wichelm I. Nr. 20 das Dienstehrenzeichen 1 . Klaffe verliehen. Herzog Ulrich von Württemberg, Oberstleutnant und Kommandeur des Ulanen Regi­ments Nr. 20 , wurde zum Obersten befördert.

Stuttgart, 10 . Juni. Die Zweite Kammer setzte heute nachmittag bei Beratung des Etats des Innern die Erörterungen über Fragen des Hand­werks und der Industrie fort. Der Abg. Rem- bold-Gmünd (Zentr.) befürwortete nochmals die handwerksmäßige Ausbildung der Frauen. Der Abg. Heymann (Soz.) sprach von einem Stillstand der Sozialpolitik, namentlich hinsichtlich einer gesetz­lichen Arbeitervertretung. Die gegenwärtige Handels- Politik bezeichnete er als hemmend und er reklamierte für die junge Heranwachsende Arbeiterschaft das Recht, sich nach Belieben zu organisieren. Der Abg. Westmey-r (Soz.) warf den Nationalliberalen vor. sie hätten nicht den Mut, für das einzutreten, was sie wollen, kennzeichnet!: die Löhne in der Textil­industrie als völlig ungenügend, sprach von krasser Ausbeutung der Arbeitskräfte und von einer Elends­industrie bezüglich der Heim- und Kinderarbeit, wandte sich schließlich gegen die Firma Bosch und sprach die Hoffnung aus, daß dis Arbeiter aus diesem Kampfe siegend hervorgehen. Der Ausdruck Spucknapf, den er auf ein führendes Paiteiblatt an­gewandt hatte, ohne indeß seinen Namen zu nennen, wurde vom Präsidenten gerügt. Der Abg. Hiller (B K.) sah in den Konsumvereinen sozialdemokratische Organisationen und erklärte, das gesamte Bürgertum habe allen Anlaß, feine Haltung zu den Konsum­vereinen einer Revision zu unterziehen. Er verlangte außerdem die Aushebung des 100 g der Gewerbe­ordnung. Slaatsrat v. Mosthaf übernahm die volle Verantwortung für den Erlaß des Gewerbe­oberschulrats, der den Gewerbeschülern den Anschluß an sozialdemokratische Jugendorganisationen verbietet. Er erklärte weiter, die Förderung des Zustande­kommens der Neckarkanalffation hänge von den Verhandlungen mit der Reichsregierung ab. Eme Zentralffation der Handwerkskammer in der Ver­waltung würde zu weit gehen und eine Ueberspannung bedeuten. Eine Zusammenlegung der Kammern sei nicht wünschenswert. Der Abg. Wieland (N.) wünschte eine bessere wirtschaftliche Vertretung im Ausstand und trat für Bosch ein, der anders nicht habe handeln können, wenn er das Heft in der Hand behalten wollte. Der Abg. Fischer (V.) hielt Westmeyer vor, daß er durch sein Verhalten den Willen zu weiterer sozialer Verständigung bei Bosch lahmlege. Abgeordneter Andre (Z.) betonte, die Konsumvereine seien an sich eine wohltätige Einrichtung, doch würden sie von der Sozial­demokratie zu politischen Zwecken mißbraucht. Der Minister des Innern v. Fleischhauer hob gegenüber dem Abg. Heymann hervor, daß man einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt habe, wie man ihn sich nicht besser wünschen könne. Von diesem Aufschwung habe auch der Arbeiter Vorteile gehabt. Die Sozialpolitik stehe nicht still. Der Minister bat mit vollem Recht, daß die Beratungen des Hauses beschleunigt werden möchten. In weit vorgerückter Abendstunde sprach dann noch der Abg. Dr. Lindewann (Soz) über Schutzzollpolitik, Sub­missionsverfahren und den Streik bei Bosch. Das Haus war schließlich so schwach besetzt, daß die Abstimmung auf morgen verschoben werden mußte. Schluß gegen 9 Uhr.

Stuttgart, 9. Juni. Als 1. und 2 . Nachtrag zum Hauptfinanzetat sind dem Landtag Forderungen von 620 000 Mk. für die neue in Eßlingen zu er­bauende Maschinenbauschule und von 243040 Mark für Baugewerkschule und Höhere Masch neu- bauschule zugegangeu. Die neue Maschinenbauschule soll in zwei getrennten Gebäudeteilen erstellt weiden. Die Eröffnung der neuen Schule ist auf 1. Okt. 1914 in Aussicht genommen. Die bisher mit der Bau- gewerklchule vereinigte Maschinenbauschule soll im Zusammenhang mit der Erstellung eines neuen Schul­gebäudes vom Wintersemester 1914/15 ab von der Baugewerkschule getrennt werden. Durch die Ver­selbständigung der Anstalt wird sich der ordentliche Zuschuß um jährlich rund 31000 Mk. erhöhen.

Stuttgart, 9. Juni. Stuttgart war heute früh Zeppelinbahnhof. Es trafen sich um 6.45 Uhr das um 4.25 Uhr in Fciedrichshafen auf­gestiegene neue LuftschiffL. Z. 19" und der um 5.30 Uhr in Baden Oos aufgestiegene Delagkreuzer Sachsen". Das erstere Luftschiff war auf der Uebersiedelung nach Frankfurt begriffen, wo es seine Abnahmefahrten für die Militärverwaltung zu be­werkstelligen hat. DieSachsen" befand sich unter der Führung des Grafen Zeppelin auf dem Wege nach Wien. Die Schiffe, die in ungleicher Höhe fuhren, trafen sich über dem Neckartal bei Cannstatt und tauschten Signale aus, woraufL. Z. 19", der in der kurzen Zeit von 2 Stunden und 20 Min. von Friedrichshafen gekommen war, sich nach Norden wandte, während dieSachsen", die die Fahrt über