RunSschau.

Jubiläumspostkarten. Außer den zur Zeit in der Reichsdruckerei hergestellten Jubiläumsbrief­marken werden auch eine große Anzahl von Welt- Postkarten mit der eingetragenen Jubiläumsmarke gedruckt. Sämtliche Jubiläumspostwertzeichen werden gleichzeitig an die Reichspostanstalten zur Versendung gebracht und gelangen gemeinsam am Jubiläumstage zur Ausgabe.

In München erschien in einer Wohnung der Georgenstraße ein unbekannter Mann, der sich dem Dienstmädchen gegenüber als Telephonarbeiter aus­gab. Er schnitt das Höhrrohr ab, schlug das Dienstmädchen nieder, knebelte es, stahl einen größeren Geldbetrag und entfloh.

Aus Kempten wird gemeldet: In Markretten­bach brannte am Samstag nacht das Anwesen des Maurers Abrell nieder. Bei dem Versuche seine drei Kinder im Alter von 511 Jahren zu retten, verbrannte Abrell mit diesen. Frau Abrell ist infolge des Unglücks schwer erkrankt.

Freiburg i. Br., 4. April. Zwei Knaben im Alter von 7 und 9 Jahren fanden gestern auf einem Schuttabladeplatz eine Konservenbüchse, in der sich offenbar mit Rattengift vermischter Kakao befand. Nachdem beide von dem Inhalte der Büchse ge­nossen hatten, erkrankten sie alsbald unter Vergift­ungserscheinungen. Der jüngere Knabe ist noch in der Nacht gestorben; den älteren hoffen die Aerzte am Leben zu erhalten.

Wertheim, 6. April. Während der gestrigen Schöffengerichtssitzung ereignete sich ein tragischer Vorfall. Schäfer Weimer von Weinheim in Gam- burg stand in einer Beleidigungssache vor Gericht, und während über den Fall verhandelt wurde, traf den Mann ein Herzschlag, der dessen sofortigen Tod zur Folge hatte. Der Verlebte hinterläßt eine schon viele Jahre kranke Ehefrau und eine Anzahl Kinder.

Sulz (Oberelsaß), 6. April. Acht Holzfirmen der Umgegend haben eine umfangreiche Denkschrift an die Bezirkstagsmitglieder des Oberelsaß und die Bürgermeisterämter gerichtet, in der sie eine Menge Beschwerden über die Praxis bei Holzverkäufen Vor­bringen und namentlich das Bestehen eines Holz- Händlerrings leugnen. Veranlaßt wurden sie durch eine Amtsblattverfügung, wodurch die Gemeinden angeregt werden, ein schärferes Anziehen der Holz­preise mit Unterstützung der Oberförster herbeizuführen.

Vom Schwarzwald, 8. April. Nach dem prächtigen, warmen Frühlingswetter der letzten Tage ist in den höheren Lagen des Schwarzwaldes im Laufe des Montags wieder ein sehr empfindlicher Wettersturz erfolgt. Der Temperaturfall vom Sonntag aus Montag betrug teilweise mehr als zehn Grad; oberhalb 800 Meter schneite es stundenlang, während in den tieferen Lagen heftige Regengüsse niedergingen. Der Feldberg, Belchen und Schaulns- land, sowie das Herzogenhorn meiden eine mehrere Zentimeter hohe Nruschneedrcke; das Thermometer fiel bis 3 Grad unter den Gefrierpunkt. Auch im nördlichen Schwarzwald herrschte Schneegestöber, so

Entlarvt.

Roman von Moritz Lilie.

30 (Nachdruck verboten).

Er wandte sich mit feuchten Augen ab, während Erna hastig ihren Arm auf seine Schulter legte.

Herr von Fries Alfred, urteilen Sie nicht so hart über mich, aber ich kann, ich darf mich nicht aus sprechen', stieß sie rasch hervor.Sie sind so gut, so rücksichtsvoll gegen mich, daß ich nicht weiß, wie ich Ihnen danken soll, und doch hätte ich Ihnen nicht zum Altar folgen, Ihnen nicht die Hand zum ehelichen Bunde reichen dürfen."

Langsam schüttelte der junge Mann das Haupt.

Das verstehe, wer es vermag, ich kann es nicht!" sagte er mit einem leisen Seufzer.Mit klaren, bellen Augen und vergnügten Mienen verließest Du die Tafel, am Deine Reisekleider anznlegen. Bleich, matt und ge­brochen, verstörten Antlitzes sah ich Dich wieder. Was ist in dieser kurzen Zeit geschehen, daß ich alle meine Hoffnungen zertrümmert sehen muß?"

Sie sollen alles erfahren. Alfred; nur jetzt dringen Sie nicht in mich", flehte die junge Frau in rührendem Tone.Vielleicht schon sehr bald kann ich Ihnen sagen, welches Hindernis sich zwischen Ihnen und mir anftürmte, und es wird der glücklichste Tag meines Lebens sein, wenn es mir vergönnt sein wird,

»u Ihnen sagen zu können: Alfred, die Schranke ist gefallen, kein Geheimnis walte ferner zwischen uns. Bis dahin aber lassen Sie uns jeder seinen eigenen Weg gehen, lassen Sie uns Bruder und Schwester sein.

auf der Hornisgrinde, dem Ruhestein und Kniebis und der Badener Höhe.

Den Pariser Blättern zufolge hat der amerika­nische Milliardär W. Vanderbilt das Schloß Chenonceaux, das kürzlich von Staats wegen als historisches Baudenkmal erklärt wurde, bei der Ver- steigerung um 1717 000 Frcs. gekauft.

Aus Kopenhagen wird gemeldet: In der Kgl. Porzellanmanufaktur wurden umfassende Diebstähle seitens mehrerer Angestellten ausgedeckt. Der Wert der gestohlenen Kunstgegenstände wird auf 80000100000 Kronen geschätzt.

Württemberg.

Stuttgart, 7. April. Die Eisenbahn Ver­waltung wird im laufenden Kalenderjahr noch eine größere Anzahl von Kandidaten des Assistentendienstes (Eisenbahnanwärter) annehmen. Bewerber, die nicht auf Grund ihrer Schulzeugnisse (von einer Latein-, Real- oder Bürgerschule) angenommen werden können, haben zuvor eine Aufnahmeprüfung abzulegen. Auf­nahmegesuche können durch Vermittlung der Eitenbahn- betriebrinspektionen und Bahnstationen, die auch weitere Auskunft über die Annahmebedingungen er­teilen. bei der Generaldirektion der Siaatseisenbahnen eingereicht werden.

Stuttgart, 7. April. Der geschästsführende Ausschuß des Württ. Schwarzwaldvereins hat einstimmig beschlossen, sich für die Errichtung des historischen Landesmuseums auf dem Areal des alten Schlachthauses und gegen die Erstellung eines Postpaketamts aus diesem Platze auszusprechen.

Stuttgart, 7. April. Die Wanderver­sammlung württ. Lanwirte wird voraussichtlich am Samstag. 17. Mai, im Kursaal in Cannstatt statlfinden, da Hohenheim der Seuchengefahr halber ablehnt. Zum Landwirtschaftlichen Haupt- fest schreibt das Landwirtschaftliche Wochenblatt: Im Juni ds. Js. findet die Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Straßburg statt. An dieser Ausstellung werden sich der Ver­band oberschwäbischer Fleckvithzuchtgenossenschaften und der Württ. Braunviehzuchloerband, vielleicht auch einige Schafzüchter des Landes beteiligen. Außer­dem wird der württ. Tabakbau in einer Sammel­ausstellung vertreten sein. Auch württ. Molkereien werden mit ihren Erzeugnissen in Wettbewerb treten. Die Beteiligung wird sich indessen keinesfalls auf die Beschicker der Straßburger Ausstellung beschränken, es ist vielmehr ein starker Besuch von seiten der württ. Landwirte zu erwarten. Bei dieser Sachlage erschien es geboten, die Abhaltung des landwirt­schaftlichen Hauptfestes erst für das Jahr 1914 in Aussicht zu nehmen, was von dem König genehmigt worden ist.

Stuttgart, 7. April. (Maifeier.) Die sozial­demokratische Partei wird auch Heuer am 1. Mai, der aber auf einen Feiertag (Christi Himmelfahrt) fällt, durch einen Umzug und anschließende Ver­sammlungen in vier Lokalen feiern.

Friedrichshafen, 7. April. Das Luft­schiffZ. 4" wird nur wenige Tage in der Metzer

bis sich das Dunkel zu erhellen beginnt, welches unsere Zukunft verhüllt."

Alfred sah «in, daß sich seine Gattin in einer so furchtbaren Gemütserregung befand, daß er nicht weiter in sie dringen durfte, wenn er ihre Gesundheit nicht ernstlich gefährden wollte. Er beschloß daher nach- zngeben und das Weitere dem beruhigenden Einflüsse der Zeit zu überlassen. Er hätte ohnehin nicht hart gegen das heißgeliebte Wesen sein können.

Stumm reichte er Erna zum Zeichen des Ein­verständnisses die Hand. Ein unendlich dankbarer Blick aus den Angen der jungen Frau lohnte seine zarte Rücksichtnahme.

XVI.

Nene Qualen.

Nur einige Tage blieb das junge Ehepaar in der geräuschvollen Hauptstadt, dann reisten sie nach Schloß Nadomitz, der Besitzung des Herrn von Fries, ab. Beiden war in ihrer gedrückten Stimmung das fröhliche, rasch pulsierende Leben der heiteren Kaiserstadt und ihrer lebenslustigen Bewohner zuwider; sie sehnten sich nach ländlicher Ruhe und Abgeschiedenheit.

Im mildesten, fruchtbarsten Teile Böhmens lag die Herrschaft Nadomitz, eine reiche, einträgliche Besitzung. Auf einer wohlgepflegten mit Ahornbäumen und Ebereschen besetzten Straße fuhren sie, nachdem sie die letzte Bahnstation erreicht batten, dahin, und die vrächtigen, mutigen Rosse griffen rascher ans. ohne daß es der Anwendung der Peitsche bedurft hätte.

Luftschiffhalle bleiben, bis die Gasfüllung vervoll­ständigt ist und einige Reparaturen vorgenommen worden sind. Hierauf erfolgt die Ueberführung des Luftschiffs nach BadewOos von wo aus weitere Uebungsfahrten bis zur Abnahme des Luftschiffs durch die Militärverwaltung vorgenommen werden. Graf Zeppelin ist in Begleitung des Kapitäns Gluud von Stuttgart in Frankfurt a. M. eingetroffen und nach Berlin weiter gereist, um dort mit dem Kriegsministerium über die Landung desZ. 4" in Luneville zu verhandeln.

Geislingen a. St., 7. April. Gegen den Bau des Kanzleigebäudes, das die Stadt beim Eingang in die Hauptstraße erstellen will, haben die Nachbarn Einsprache erhoben, weil über den Gehweg Arkadenoorbauten kommen. Wie verlautet, sollen die Einsprachen vom Ministerium abgewiesen worden sein.

Heilbronn, 7. April. Ein nettes Stückchen trug sich in einem Städtchen des Unterlandes vor Kurzem gelegentlich des Besuches der Königin zu. Ein Schutzmann wurde von einem Bekannten darauf aufmerksam gemacht, daß am Schulhause ein Auto ohne Nummer vorgefahren sei. Rasch begab sich der Jünger der hl. Hermandad an Ort und Stelle und fand diese Angabe bestätigt. Energisch frug er die beiden Chauffeure nach dem Besitzer des Autos. Nach einigem Zögern wurde ihm erklärt, daß die Besitzer zwei Damen seien, die gerade in einem in der Nähe befindlichen Konditorladen Einkäufe machten. Der Schutzmann traf richtig an der Türe des Ladens die zwei Damen:Sie, sind sie die Eigentümerin des Autos, das vor dem Schulhause steht?" frug er die erste der Damen.Jawohl!"Sie haben ja keine Nummerl Wie heißen Sie?" Als die Dame sah, daß es nicht anders ging, sagte sie lächelnd dem erstaunten Gesetzeshüler:Nun, so sehen Sie mich einmal genau an, ich bin die Königin!"

(LandeSProduktenvürse Stuttgart). Bericht vom 7. April. Trotz großer Weltverschiffungen und günstiger Saatenstandsberichle verkehrte der Getreidemarkt in ausge­sprochen fester Haltung. Die Angebote von Rußland waren spärlich und unverändert teuer, während Amerika und Argentinien große Quantitäten offerierte, aber erheblich teurer als in der Vorwoche. Aus der heutigen Börse war reges Interesse sür guten in- und ausländischen Weizen zu beobachten. Mehlpreise per luv Kilogramm inkl. Sack Mehl Nr. 0: 34.- dls 34.50 ^«, Nr. 4: 38. bls 33.50 -w, Nr. 2: 32. ^ bis 32.50 ^4, Nr. 3: 80.50 bis 31. Nr. 4:

27.50 bis 28. Kleie s.50 dis 10 . (ohne Sack netto Kasse.)

Holzhäuser. Die Eigenheimbewegung, die eine große Schar von Anhängern hat, jührte in den letzten Jahren in großem Maße zu dem Bau von Holzhäusern, da dieselben billig sind und dem Massivbau gegenüber manche Vorteile haben. Im Ausland und Schweden-Norwegen hat man schon lange die Vorzüge des Holzhauses erkannt, während in Deutschland erst seit wenigen Jahren eine Nachfrage nach solchen Häusern ist. Anfänglich waren Schweden und Nor­wegen die Lieferanten dieser Häuschen, bis sich in Deutsch­land einige Firmen mit dem Bau derselben beschäftigten. Seit einem Jahr hat auch Architekt Braun in Calw den Bau von Holzhäusern als Spezialität ausgenommen und damit schon beachtenswerte Erfolge erzielt. Er baut nach eigenem System, welches innen mit feuersicheren Duroplatten ausgebaut wird, wodurch eine außerordentlich große Jsolier- sähigkeit bewirkt wird. Braun bemüht sich, den Hotzhausbau in ästhetisch einwandfreier Weise zu lösen.

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Bald war in der Ferne ein schöner, ausgedehnter Park sichtbar, über welchem sich die Türme eines Schlosses erhoben.

Das ist Schloß Nadomitz, dessen Herrin Du künftig sein wirst", sagte Herr von Fries mit freundlichem Lächeln.

Böllerschüsse ertönten, Musik wurde hörbar, und hinter einem Gehölz trat jetzt die Schuljugend in festlichen Kleidern mit der Lehrerschaft an der Spitze hervor, um der neuen Gntsherrin und deren Gatten ihre Huldigung darznbringen.

Das junge Paar verließ den Wagen und schritt Arm in Arm dem nahen Schlosse zu, das sich jetzt in seiner ganzen Pracht präsentierte. Es war ein aus­gedehnter Ban in elegantem Renaissancestil, mit Türmen, Erkern und Balkons, zierlich und doch von solider Gediegenheit.

Ein Ausruf freudigen Erstaunens entschlüpfte Ernas Lippen: das Schloß war eines Fürsten würdig.

Diesen Flügel habe ich für Deine Wohnung be­stimmt", erklärte Herr von Fries, mit der Hand auf einen langgestreckten Anbau deutend, der besonders reich mit architektonischen Verzierungen geschmückt war.

An der Freitreppe wurde das junge Paar von der gesamten Dienerschaft empfangen, eine Ansprache wurde gehalten, die Musik intonierte einen passenden Willkommensgruß, und der Gutsherr sprach einige Worte des Dankes. Daun betrat er mit seiner Gattin das Innere des Schlosses.

(Fortsetzung folgst)

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