wild fortgesetzt. Bassermann (natl.): Wenn der Reichskanzler betont hat, daß ein Weltkrieg doch einmal ausbrechen könne, in dem es sich um die Existenzfragen der Völker handeln würde, so bin ich der Ansicht, daß diese Darlegungen von einem Gefühl der Zuversicht getragen wurden, daß unsere Armee ihre volle Schuldigkeit tun werde. Es war berechtigt, diese Ausführungen frei von Optimismus und im Vertrauen auf unser Heer zu machen. Trotz der fortgesetzten Verschlechterung der politischen Lage ist Deutschland mächtig aufgeblüht und vielen ein unbequemer Konkurrent auf dem Weltmarkt geworden. Unsere Lage ist um so schwieriger, als Oesterreich- Ungarn durch die Balkanwirren genötigt ist. einen großen Teil seines Heeres an der südöstlichen Grenze bereit zu halten und als Italien immer noch in Tripolis engagiert ist. Bei der panslavistischen Bewegung handelt es sich um eine Rassen- und Volksbewegung mit dem bekannten alten Zug nach Westen. Das ist eine große Gefahr, die von allen Politikern eingesehen werden muß. Frankreich gegenüber hat Deutfchland stets eine Friedenspolitik getrieben, trotz vielfacher Konfliktsftoffe. In der ganzen Welt sehen wir eine großzügige imperialistische Bewegung, die allenthalben in der Verstärkung der Flotten und Heere zum Ausdruck kommt. Unser Ziel geht dahin, an der Adria Serbien keinen Hafen einzuräumen, weil daraus sehr bald ein russischer Hafen entstehen würde. Wir wollen ein unabhängiges Albanien. Die Vorlage ist nicht lediglich ein Ergebnis der Politischen Lage, es sollen vielmehr auch frühere Versäumnisse nachgeholt werden. Wir billigen die Verstärkung unserer Wehrmacht als ein Gebot der Selbsterhaltung. (Lebh. Beifall.) Graf Kanitz (kons.): Wir erkennen es als eine Notwendigkeit an, unser Heer zu verstärken, um uns den Feind vom Hals zu halten. In ganz Frankreich hallt der Ruf: ,8. Üsrlm!" Es wäre ein Verbrechen, wenn wir von unserer größeren Macht und von unserem Vorsprung in der Wehrfähigkeit keinen Gebrauch machen follten. (Sehr richtig.) Wir sind dem Reichskanzler dankbar, daß er diese Vorlage eingebracht hat. Es foll ein Friedenswerk sein und wird uns den Frieden sichern. Dr. Müller-Meiningen (Frs. Vp.): Nur die Sicherheit des Reiches kann maßgebend sein für den Bedarf an den vielen Menschen, die aus dem Wirtschafts- und dem Familienleben herausgerissen werden. Wir sind von den Balkanvölkern völlig überrumpelt worden. Unsere Militärverwaltung und unsere Diplomatie haben von den Rüstungen und Verproviantierungen Bulgariens nichts gemerkt. Sollen die Rüstungen immer so weitergehen? Den internationalen Hetzern sollte von allen Parteien entgegengetreten werden. Auch in Frankreich ist diese Strömung sehr verbreitet. Auch die Haltung eines Teils der Presse ist bedauerlich, die unsere Armee und ihre Ausrüstung herabsetzt. Der Gedanke der allgemeinen Wehrpflicht wird erst dann zur vollen Geltung kommen, wenn wir die Jugend vom Eintritt in die Schule ab systematisch der Jugenderziehung unterwerfen. Die Kavallerie hat nicht mehr die Bedeutung, die sie früher hatte. Deshalb müssen wir diese Forderung besonders prüfen. Wir werden auf Sparsamkeit hinwirken. Kriegsminister von Heeringen: Das Offizierskorps steht fest auf dem Boden, auf dem es ausgewachsen ist. Das ist die Zuverlässigkeit und Treue zu seinem Kriegsherrn. (Unruhe links.) In der Angelegenheit Kriegsminister und Generalstab ist sehr viel Klatsch untergelaufen. Wenn gesagt wird, dir Militärverwaltung sei durch die Vorgänge auf dem Balkan völlig überrascht worden, so darf man dies nicht als bare Münze nehmen. Militärvorlagen sind immer ein Ergebnis der militärischen, politischen und finanziellen Verhältnisse und es wäre ein Verbrechen gegen das Vaterland, wenn wir aus den politischen Verhältnissen nicht die Konsequenzen ziehen würden. Seyda (Pole): Das Slaventum wird Deutschland nicht beunruhigen, wenn ihm nicht die Selbständigkeit genommen wird. Abg. Scheidemann (Soz.): Was bisher gesagt worden ist, sind Argumente gegen die Vorlage. Das sprunghafte Emporschnellen der Friedenspräsenzstärke ist unheilvoll. Es war eine unglückliche Wendung des Reichskanzlers. Oesterreich-Ungarn, in dem doch Tausende von Slaven wohnen, als Bollwerk gegen das Slaventum zu bezeichnen. Von Frankreich kann die Wehrvorlage als eine Drohung aufgefaßt werden. Wir bekämpfen sie, weil wir ein freundliches Verhältnis zu Frankreich wünschen. Der Tag wird kommen, wo Deutsche und Franzosen freundschaftlich einander die Hand reichen. Das ist der Tag unferes Triumphes. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) Abg. Erzberger (Ztr.): Mit seinen Anklagen wird der Vorredner auch den Richter finden. Dieser wird ihm aber nicht recht geben. (Sehr richtig. — Leb
hafter Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) Es ist zugegeben, daß Oesterreich am Balkan und Italien in Nordafrika derart engagiert sind, daß wir nicht genügend auf sie als Bundesgenossen rechnen können. Nichts weniger als die Zertrümmerung Deutschlands ist im Falle eines unglücklichen Krieges zu befürchten, zumal in Rußland die Abneigung gegen Deutfchland immer mehr wächst. Ersparnisse könnten an vielen Stellen gemacht werden, namentlich im Musikkapellen- und Burschenwesen. Wir verlangen, daß, wenn wir die großen Lasten der Vorlage auf uns nehmen, unsere auswärtige Politik so geleitet wird, daß wir nicht in einigen Jahren wieder vor einer derartigen Vorlage stehen. — Darauf wird die Weiterberatung auf Mittwoch nachmittag 1 Uhr vertagt.
Paris, 8. April. Die gestrige Rede des Reichskanzlers wird von allen Blättern ausführlich besprochen. Deutlich sind zwei verschiedene Richtungen zu erkennen, die gemäßigten oder"osfi ziellen und die nationalistischen Blätter. Als Beispiel für die gemäßigte Richtung kann die Aeußerung des „Journal" angesehen werden, das sich folgendermaßen ausdrückt: Es ist zweifellos, daß in Frankreich ein Wiedererwachen des kriegerischen Geistes festzustellen ist. Ueber diese äußerst delikate Tatsache drückt sich der Reichskanzler mit Freimut aus, über den wir keinen Grund haben, uns beleidigt zu fühlen, im Gegenteil. — Der offiziöse „Petit Republique" schreibt: Aus der Rede des deutschen Reichskanzlers geht ganz deutlich hervor, daß in Deutschland unbedingt die Absicht besteht, den Frieden aufrecht zu erhalten, und daß zwischen Deutschland und Frankreich niemals ein Krieg ausbreche, wenn Deutschland von uns nicht angegriffen werde. Wir unsererseits können nur erklären, daß auch der umgekehrte Fall richtig ist. — Der „Evenement" lobt die ausgezeichneten und ehrlichen Worte des Reichskanzlers. — Ganz anders ist die Tonart der chauvinistischen Blätter. Die „Autoritä" schreibt z. B.: Wenn die französische Kammer nach dieser Rede und nach dieser Haltung der deutschen Negierung noch zögern würde, die dreijährige Dienstzeit einzuführen, so sind ihre Mitglieder des Hochverrats schuldig, die verdienen, samt und sonders erschossen zu weiden.
Berlin, 7. April. Die Verhandlungen in der nationallib. Fraktion über dieWehr- und Deckungsvorlagen sind noch nicht abgeschlossen, aber sie haben schon jetzt eine vollständige Einmütigkeit über alle grundsätzlichen Gesichtspunkte zutage treten lassen. Insbesondere wird die Fraktion in der Deckungsfrage nach wie vor an der Forderung einer allgemeinen Besitzsteuer (Vermögens- oder Erbschaftssteuer) festhalten. Sie kann in der Vorlage der Regierung eine Erfüllung ihrer Forderung nicht erblicken.
Unter dem Vorsitz des Generalfeldmarschalls Grafen v. Haeseler hat sich, wie die „N. Ges. Korrespondenz" mitteilt, ein Ausschuß gebildet, der im Auftrag aller Offiziere und höheren Beamten des deutschen Heeres einen kostbar gearbeiteten Generalfeldmarschallstab als Geschenk für den Kaiser Herstellen läßt und in deren Namen dem Monarchen zu seinem Regierungsjubiläum überreichen wird.
Berlin, 8. April. Aus Petersburg wird der „Vossischen Zig." gemeldet: Der französische Bot- fchafter Delcassä begibt sich Ende dieser Woche für 14 Tage nach Paris, wo er an wichtigen Beratungen über die französische Politik teilnehmen soll.
Es scheint, daß auch die Engländer versucht haben, von der Zeppelin-Landung in Lune- ville zu profitieren. So kommt folgende Meldung: London, 7. April. Der Observer schreibt: Als am Freitag morgen die Nachricht von der Landung des „Z. 4" in Frankreich eintraf, wurde eine Kommission, bestehend aus Militär- und Zivilsachverständigen der Luftschiffstation Farn- borough. nach Luneville entsandt, um dort Beobachtungen anzustellen. In Luftschifferkreisen glaubt man nicht, daß wertvolle Einzelheiten der Konstruktion entdeckt worden sind, jedoch vielleicht lehrreiche Einrichtungen für die Apparate zum Bombenwerfen und über die Aufstellung des Maschinengewehrs. Wenn das, was das englische Blatt erzählt, richtig sein sollte, so wäre es wirklich ein starkes Stück.
Homburg v. d. Höhe, 7. April. Der Herzog und die Herzogin von Cumberland werden am 10. April hier eintreffen und sich bis Samstag derr 12. April als Gäste des Kaiserpaars hier aufhalten.
London. 7. April. In Beantwortung einer Anfrage betreffend die Flottendemonftration sagte Sir Edward Grey: Zwei britische Kriegsschiffe haben sich nach der montenegrinischen Küste begeben, um an der internationalen Flottendemonftration teilzunehmen. Oesterreichisch-ungarische, französische,
deutsche und italienische Kriegsschiffe befinden sich zu demselben Zweck auch dort. Der rangälteste britische Marineoffizier ist angewiesen worden, sich mit den rangältesten Marineoffizieren des internationalen Geschwaders in Verbindung zu setzen und mit ihnen alle Schritte zu beraten, welche nötig sind, um auf die montenegrinische Regierung einen Druck auszuüben. daß sie die Entscheidung der Mächte annimmt. Eine Landung von Marineabteilungen und Feldgeschützen oder ein Bombardement wird nicht vorgenommen werden, ohne daß weitere Instruktionen erteilt sind.
Der Krieg auf dem Balkan.
Kiel, 7. April. Die Turbwenkreuzer „Straßburg" und „Dresden" laufen nur Gibraltar an, danach Antivari und nehmen an der internationalen Kundgebung teil.
Wien, 7. April. Nach der ablehnenden Antwort der montenegrinischen Regierung ist die Blockade über die montenegrinische Küste verhängt worden und dürfte schon im Laufe des gestrigen Tages durchgeführt worden sein.
Cettinje, 7. April. Der deutsche Botschafter als Doyen des d plomatischen Korps hat eine neue Note an die montenegrinische Regierung gerichtet, in welcher klar zum Ausdruck gelangt, daß die Mächte verlangen, daß den Fremden aus Skutari freier Abzug gewährt werde.
Sofia. 7. April. Man nimmt an, daß die Antwort auf die neue Note der Mächte wegen der Einstellung der Feindseligkeiten am Mittwoch übergeben werden kann. Wie man hört, sind die Feindseligkeiten tatsächlich bereits eingestellt, und zwar toll dies auf russische Veranlassung geschehen sein, die durch den General Dimilriew übermittelt wurde. Die Demobilmachung hat mit der Entlassung derLandwehr 2. Aufgebots wirklich begonnen. Es handelt sich dabei um 30 000 Mann. Das wird als eine Bestätigung eines baldigen Friedensschlusses aufgefaßi. obgleich Mißstimmungen über die Grenzlinie von Enos nach Midia herrschen, die man auch russischem Einfluß zuschreibt.
Cattaro. 7. April. Beim letzten Sturm auf den Tarabosch wurden die Montenegriner zweimal unter riesigen Verlusten zurückgeschlagen, beim 3. Sturm weigerten sie sich, noch einmal vorzugehen. Bei den Bataillonen von Cettinje und Wirbazar war jeder 3. Mann gefallen oder verwundet. Da rief der Kriegsminister „Freiwillige vor" und 700 Mann stellten sich zu einem neuen Sturmangriff auf. an ihrer Spitze der Kriegsminister. Sie erklommen die Höhen des Tarabosch, als die Verteidiger auf die Angreifer ein furchtbares Feuer von einer Mulde aus eröffneten. Der Kriegsminister brach von 2 Kugeln in den Kopf getroffen zusammen. Die vorderen Sturmreihen wurden förmlich niedergemäht. Nur 55 Mann kehrten vom Sturm zurück.
Cattaro, 8. April. Nach zweitägigem Bombardement von Skutari wurde gestern zum allgemeinen Angriff eingesetzt. Schon frühmorgens wütete ein mächtiges Artillerieduell. Die Türken antworteten jedoch in den späteren Stunden vom Tarabosch sehr schwach. In der Stadt hörte man nach 10 Uhr vormittags heftiges Gewehrfeuer. Man vermutet, daß vielleicht von unzufriedenen Arnauten eine Meuterei inszeniert wurde. In amtlichen Kreisen in Cettinje hält man diesen Sturm für den letzten, der unternommen werden muß.
Cattaro, 7. April. Nach hier eingetroffenen Meinungen wurden die seit 3 Tagen stattsindenden Angriffe auf den Tarabosch von den Belagerten energisch zurückgewiesen. Die Montenegriner haben sehr große Verluste erlitten. Die türkische Artillerie und die Maschinengewehr-Abteilung wurden vorzüglich bedient. Die Geschosse richteten große Verheerungen an. Drei montenegrinische Bataillone sollen dezimiert worden sein. General Plamenc wurde hiebei getötet.
Wien, 8. April. Von wohlunterrichteter Seite erfährt die „Neue Freie Presse" von Antivari. daß Serbien und Montenegro bisher noch keine einzige Befestigung um Skutari eingenommen habe.
London, 8. April. Die Botschafter traten heute nachmittag um 4 Uhr zu einer Sitzung zusammen. — Die montenegrinischen Delegierten und Hakki Pascha statteten heute im Auswärtigen Amt Besuche ab.
Konstantinopel, 7. April. Trotz aller Anstrengungen der türkischen Regierung ist es ihr noch nicht gelungen, von irgend einer Seite Geld zu erhalten. Alle Banken weigern sich, Geld zu geben, ehe nicht der Frieden abgeschlossen sei.
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