Verhetzung der Parteigenossen auch über mich verbreitet worden sind, teils aus Gutmütigkeit, teils aus Parteiinteresse, um keine weitere Verschärfung der Lage herbeizuführen, geschwiegen. Nachdem aber aus meinem Schweigen der Schluß gezogen worden ist, daß ich damit die Berechtigung dieser Behauptungen zugestanden hätte, werde ich dem Parteimitglied Fr. Heinzelmann Gelegenheit geben, an einer Stelle, bei der kein Ablenken und Ausweichen möglich ist. den Wahrheitsbeweis für seine Behauptungen zu erbringen."
Stuttgart, 27. Dez. Am Montag den 23. ds. Mts. nachmittags 4*/, Uhr wollte ein Schutzmann den polizeibrkannten Einbrecher Johann Jrion in einem Hause der Urbanstraße festnehmen. Nachdem ihm die Handschließe angelegt war. widersetzte sich der letztere und warf den Schutzmann im Handgemenge rücklings die Treppe herunter, der Beamte, der den Verbrecher nicht ausließ, trug eine Verletzung der Wirbelsäule davon und ist dienstunfähig. Ein Komplize des Festgenommenen, der vor dem Hause stand und entkam, wird beschrieben: etwa 26—30 Jahre alt, ca. 1.64 bis 1,66 m groß, mittlere Postur. bleiches, halbvolles Gesicht, schwarze Haare und schwarzes Schnurrbärtchen, trug dunkle Kleidung und Ueberzieher und schwarzen, steifen Hut. Anhaltspunkte werden an die Kriminalpolizei erbeten.
Tuttlingen, 28. Dez. Dieser Tage war ein serbischer Offizier aus Belgrad hier und in Schwenningen anwesend, um eine Bestellung von 10000 Paar Militärstiefel für die serbische Heeresverwaltung zu machen. Da diese 10000 Paar Stiefel bis 10. Januar 1913 geliefert werden müssen, wurden sie in mehreren Losen vergeben, woran sich Tuttlinger und Schwenninger Firmen beteiligten. — Abermals ist eine hiesige Schuhfabrik (Graf u. Söhne) in Konkurs geraten. Es ist dies innerhalb dreiviertel Jahren die dritte Firma in der Schuhbranche.
Göppingen, 28. Dezember. Die Klage des Krankenkassenvorstandes Göppingen gegen die auf kündigungslose Entlassung des Krankenkontrolleurs und früheren Landtagsabgeordneten Kinkel lautende Entscheidung des hiesigen Gemeinderats wurde vom K. Verwaltungsgerichtshof abgewiesen und damit diese Entscheidung bestätigt. Die kündigungslose Entlassung Kinkels aus seiner Stellung als Krankenkontrolleur der Ortskrankenkasse war vom Gemeinde- rat wegen grober Dienstoerfehlungen, begangen durch falsche Kontrollvermerke auf den Kranken- kontrollscheinen, ausgesprochen worden.
Friedrichshafen, 27. Dezbr. Die Anlage für die Erbauung der ausgezeichneten Maybachmotoren auf dem Gelände der Zeppelinschen Luftschiffbaugesellschaft wird um 60 Meter verlängert werden. Der Betrieb hat so sehr zugenommen, daß auch das Personal bedeutend vermehrt werden muß.
Böblingen, 27. Dez. (Ein billiges Haus.) In Döffingen ist das vor wenigen Jahren neu- erbaute und vom Gemeinderat auf 10000 Mk. geschätzte zweistöckige Wohnhaus mit Scheuer des F. Pflieger, in dem bisher eine Geflügelzuchtanstalt be-
Gin deutsches Mädchen.
Roman von Karl Meisner.
35f . (Nachdruck verboten.)
„Sie haben, feit ich Ihnen das letzte Bild gleich bar bezahlte, sechs Bilder geliefert. Davon sind zwei zu sechstausend Pfund, zwei zu achthundert und zwei zu tausend Pfund verkauft worden, das macht zusammen viertausend und achthundert Pfund."
„Aber das ist ja gar nicht möglich," staunte Martha.
„Wenn Sie meinen Worten nicht glauben, so überzeugen Sie sich bitte durch Einsicht in mein Kontobuch."
„O. verzeihen Sie mir, Herr Walser — eine solche hohe Summe — mir schwindelt der Kopf — ich weiß ja nicht, was ich spreche," sagte Martha, „ich kann es ja gar nicht fassen, daß ich ein solches Vermögen mein Eigen nennen darf."
Das Mädchen brach in Tränen aus.
„Aber mein liebes Fräulein," sagte Walfer weich, „fassen Sie sich doch."
„O. Mutter, liebe Mutter," flüsterte Martha still, „Du bist mein guter Schutzgeist gewesen. Du hast mich aus lichten Höhen geleitet. Und auch Du, mein guter Vater, hast mich beschützt. Dein Geist weilte segnend bei mir, denn es sind ja eigentlich nur Deine Werke, die jetzt die Leute bewundern. Das Ausland ehrt den deutschen Künstler noch nach seinem Tode."
trieben wurde, im Zwangsvollstreckungswege von den Bürgen des Pflieger um das Mindestgebot von 291,50 Mk. ersteigert worden. Ein ernstlicher Liebhaber war sonst nicht zur Versteigerung erschienen.
Schwäbische Schneeschuhkurse am Arlberg. Infolge der ungünstigen Schneeverhältnisfe auf dem Schwarzwald, der Alb und dem Algäu ; hält die Schneeschuhabteilung des Württemb. Schwarzwaldvereins ihren Kurs vom 1. bis 6. Januar unter der Leitung von Hauptmann Bilgeri in Stuben ab. Abteilungen für Anfänger und Vorgerückte. Für gute Unterkunft ist gesorgt. — Der Akademische Schneeschuhverein Tübingen schließt sich dem Bilgeri-Kurs an. — Anmeldungen und Auskunft durch die Geschäftsstelle H. Borst, Stuttgart, Eberhardstr. 14.
Slus Staöt, Bezirk unö Umgebung.
Anläßlich des Neujahrstages verkehrt morgen Dienstag den 31. Dezember nachmittags ein Sonderzug von Pforzheim nach Wildbad. Pforzheim ab 4.21, Neuenbürg an 4 55, Neuenbürg ab 4.57, Wildbad an 5.33.
Im Neujahrs-Briefverkehr ist es von ganz besonderer Wichtigkeit, daß auf Adressen die Wohnung des Empfängers nach Straße und Hausnummer deutlich angegeben wird. Dies gilt auch für Stadtbriefe. Um die Bestellung nach Berlin gerichteter Briefe zu erleichtern und zu beschleunigen, - empfiehlt es sich, in der Briefaufschrift neben ge- j nauer Angabe der Wohnung nach Straße. Nummer. ! Stockwerk den Poftbezirk (C., W-, NW., pp.) und s wenn tunlich auch die Nummer der Bestellpostanstalt ? deutlich und zutreffend anzugeben, z. B. C. 22, W. 9, NW. 52. s
Calw, 28. Dez. Die erled. etatsmäßige Re» - gierungsbaumeisterstelle bei der K. Straßen- j und Wasserbauverwaltung wurde dem Regierungs- baumeister Geiger übertragen. !
Calw. Einem dringenden Bedürfnis wird durch ! die unverhofft von der K. Ministerialabteilung für ! Straßen- und Wasserbau ungeordnete Verbesserung ! der Staatsstraße Pforzheim—Calw beim Markgrafenbrunnen auf Markung Liebenzell Rechnung getragen. Die Grunderwerbungen sind bereits abgeschlossen und mit dem Bau ist im Laufe dieser Woche begonnen worden. Damit wird der letzte Stich der Nagoldstraße zwischen Pforzheim und Calw beseitigt und gleichzeitig auch der Gehweg auf der ganzen Strecke durchgeführt, was nicht nur von den Besitzern der zahlreich auf dieser Strecke verkehrenden Fuhrwerke, sondern auch von Fußgängern und Touristen mit großer Freude begrüßt werden ! ! wird. Der Bau wird von der K. Straßenbau- s ! inspektion Calw unter der örtlichen Bauleitung des j ! RegierungZbaumeistsrs Geiger in Calw ausgeführt, die Bauarbeiten selbst sind dem Bauunternehmer Florian Werza von Haigerloch übertragen worden, j
Pforzheim, 28. Dez. Der heutige Schweine- s ! markt war befahren mit 37 Ferkelschweinen und z j 2 Läuferschweinen. Verkauft wurden alle Ferkel- t ' schweine. Preis pro Paar 40—44 Mk. ^
„Herr Walfer," sagte sie dann, unter Tränen lächelnd, „so nehme ich denn mit innigem Dank mein Glück aus Ihrer Hand, so groß es für mich auch scheinen mag, so unfaßbar. Es wäre undankbares Mißtrauen, wollte ich an Ihren Worten zweifeln. Ich bitte Sie. verwalten Sie denn mein Vermögen, die viertausendachthundert Pfund."
„O nein, liebes Fräulein, ein so schlechter und uneigennütziger Geschäftsmann bin ich denn doch nicht. Ich nannte Ihnen nur die reine Einnahme. Ich habe aber auch eine Gegenrechnung."
„Davon verstehe ich nichts, Herr Walfer."
„Nun, und wo bleibt mein Verdienst?"
„Verzeihen Sie, daß ich dies im Übermaß der Freude und Überraschung ganz vergessen habe. Bitte, behalten Sie die Hälfte für sich."
„O nein! Ein Wucherer bin ich doch nicht. Ich ziehe nur die üblichen Prozente ab; das macht bei Ihnen vierhundert und achtzig Pfund."
„Nein! Nein! Das ist zu wenig! Nehmen Sie wenigstens tausend Pfund."
„Warum sollte ich von Ihnen gerade mehr nehmen, wie von andern Künstlern? Sie wissen nun, daß Sie ein Vermögen von viertausend und dreihundertzwanzig Pfund haben. Hiermit ist unsere geschäftliche Abrechnung erledigt. Wenn Sie es wünschen, will ich gern und gewissenhaft das Geld verwalten. Hier haben Sie die zwanzig Pfund, damit die Summe abgerundet ist. Oder brauchen Sie mehr?"
„Nein, ich danke sehr. Meine Kasse ist noch
Merkblatt der Rrichsverficherungs-Austalt für die Entrichtung der Beiträge zur Angestelltenverflcheruug.
1. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die Beiträge für sich und seine Angestellten an die Reichsversicherungsanstalt zu zahlen (HZ 176. 177 des Ge- setzes). Zuwiderhandlungen sind mit Strafe bedroht (H 310 a. a. O.).
2. Der Arbeitgeber hat bei der ersten Beitragszahlung — erstmalig alsbald nach Ablauf des Monats Januar 19 l 3 — eine Nachweisung (H 181 a. a. O.) über seine verficherungspflichtigen Angestellten und die fälligen Beiträge aufzustellen und vorher oder bei der Einzahlung der Beiträge an die Reichsverstcherungsanstalt in Berlin - Wilmersdorf, Hohenzoüerndamm, einzusenden. Hierzu sind die Vordrucke bei der Ausgabestelle für die Angestelltenversicherung seines Sitzes zu entnehmen. Bis zu 20 Angestellten dient der einseitige Vordruck. Bei mehr als 20 Angestellten kommen mehrere einseitige Vordrucke oder Einlagevordrucke, die gleichfalls von der Ausgabestelle abgegeben werden, zur Verwendung. In die Nachweisung sind die Angestellten in der Reihenfolge der Gehaltsklaffen, mit der Klasse d beginnend, einzutragen.
3. Beschäftigen mehrere Arbeitgeber den Versicherten während des Monats (H 177 a. a. O.), so können an Stelle der Nachweise (Nr. 2) Postkartenvordrucke benutzt werden, die gleichfalls von oer Ausgabestelle ausgehändigt werden.
4. Statt der Verwendung von Marken hat die Reichsversicherungsanstalt mit Zustimmung des Reichskanzlers den Postscheckverkehr für die Beitragseinzahlung für den Fall des H 176 zugelassen, für den Fall des H 177 vorgefchrieben (siehe auch weiter unten Nr. 8). Hiernach sind die aus den Nachweisungen zu 2 und 3 sich ergebenden Beitragssummen bis zum 15. des auf den Monat, für den die Beiträge zu zahlen sind, folgenden Monats dem Konto der Reichsverstcherungsanstalt bei dem Postscheckamt in Berlin zu überweisen. Hierfür sind besondere Zahlkarten und Ueberweisungsformulare eingeführt, die der Arbeitgeber bei seiner Postanstalt erhält und zweckmäßig frühzeitig abhebt. Die Erläuterungen zur Ausfüllung und Benutzung sind auf der Rückseite der Formulare angegeben. Auf der Rückseite der Abschnitte findet man eine Kontroll- übersicht, die zur Nachprüfung der Beitragssumme dient und auszufüllen ist.
5. Für Lehrer und Erzieher aller Art, die bei mehreren Familien während eines Monats tätig sind, können die fälligen Beiträge nach vorheriger Anzeige an die Reichsversicherungsanstalt vierteljährlich eingezahlt werden. In diesem Falle müsse» die Postkartenvordrucke (Nr. 3) benutzt werden.
6. Bei der zweiten und den folgenden Beitragszahlungen müssen die Veränderungen angegeben werden, welche die Abweichung gegen die vorherige Beitragssumme klarstellen. Veränderungen sind dann gegeben, wenn Angestellte
a) aus dem Dienst ausscheiden (Abgang);
b) in den Dienst neu eingestellt werden (Zugang);
gar nicht erschöpft, zumal Ihre gütige Schwester so geringes Kostgeld mir abfordert."
Walfer schrieb etwas auf einen Bogen Papier und reichte es Martha.
„Was ist das," fragte diese.
„Die übliche Bescheinigung, daß ich von Ihnen viertausend und dreihundert Pfund im Geschäft stecken habe. Als Geschäftsmann muß ich Ihnen dies schriftlich geben, es ist für alle Fälle gut. Ich weiß wohl, daß Sie mir vertrauen, aber Ordnung muß sein. Bitte, nehmen Sie die Bescheinigung und verwahren Sie dieselbe gut."
Martha nahm zögernd das Papier und barg es in ihrem Notizbuch.
„Nun ist alles erledigt," fragte sie aufatmend.
„Ja, liebes Fräulein, jetzt ist alles geregelt," nickte Walfer lächelnd und reichte ihr freundlich die Hand.
Martha eilte hinaus, um Fräulein Maud zu erzählen, wie reich sie nun sei und gleichzeitig zu bitten, das bescheidene Kostgeld zu erhöhen.
„Ich bin nun nicht mehr die arme Malerin und kann ordentlich bezahlen," scherzte sie zum Schluß.
Das alte Fräulein schloß sie liebevoll in die Arme. „Zwischen uns bleibt alles beim alten, da wird nichts geändert, auch das Kostgeld nicht."
Kaum hatte Martha Herrn Walfer verlassen, als rasch eine Nebeutüre geöffnet wurde. Ein junger Mann trat ein, in dem wir den Käufer der Bilder Marthas unschwer wiedererkennen, und drückte dem Bilderhändler warm und herzlich die Hand.
(Fortsetzung folgt.) i