Aufwendungen zu machen hätten und sollen eine entsprechende Summe für sie auf der Pariser Bank deponieren, so daß sie Heimreisen kann, wenn sie merkt, daß Paris ihr über den Kopf wächst; und daß sie aus einem Hause sich entfernen kann, wenn sie merkt, daß dort ihre Rechte nicht gewahrt werden oder ihr Ruf und ihre Tugend in Gefahr gerät. Die Bank kann die Eltern von jeder abgehobenen Summe benachrichtigen, und so bleibt die Kontrolle über das Leben ihres Kindes. Und nur mit einer solchen gesunden Grundlage ist die Existenz des deutschen Mädchens in Paris möglich.
Vermischtes.
Pythonschlangen. Ein Pariser Schaubudenbesitzer hatte dieser Tage seine Schlangen, die er öffentlich zeigte, in einem Sacke in der Untergrundbahn „vergessen". Die Vergeßlichkeit brachte einen ganzen Stadtteil in Aufregung. Der ehrliche Finder trug den Sack zum nächsten Polizeibureau, selbstverständlich ohne eine Ahnung von seinem Inhalte zu haben. Der Sack fand seinen Platz in der Nähe des Ofens, und die Wärme ließ die Reptilien zu neuem Leben erwachen. Wer beschreibt den Schrecken der Hüter des Gesetzes, als auf einmal sich der Sack zu regen anfing l Angstvoll starrten sie auf das unfaßliche, bis einer schließlich sich ein Herz faßte, und mit seinem Säbel den Sack vorsichtig ausschnitt. Aber o Grauen! Aus dem Loch schoß der Kopf eines Reptils! Zur Tür hinauslaufen und diese fest verriegeln, war bei den Tapferen das Werk eines Augenblicks. Wenigstens waren die gefährlichen Schlangen gefangen. Sollte man sie dem Hungertode ausliefern? Aber einer erinnerte sich, daß eine Schlange wochenlang ohne Nahrung leben könnte. Guter Rat war teuer! Manche dachten an die Feuerwehr. Da kam einer auf den Gedanken, daß die Schlange am friedfertigsten sei, wenn sie gefressen habe. Flugs holte man ein paar Kaninchen und öffnete vorsichtig die Tür. Der Herzhafteste aus der Schar war dazu ausersehen worden. Er tat es unter Aufbietung all seines Mutes und schleuderte die unseligen Karnickel in die Wachstube. Aber eines fand, bevor noch die Türe geschlossen werden konnte, den Rückweg. Gerade als der herzhafte Polizist zum zweiten Mal den Ungeheuern ein Kaninchen zur Verspeisung „vorsetzen" wollte, kam der Schaubudenbesitzer und stellte die naive Frage, ob seine Pythonschlangen gefunden worden seien. Viel hätte nicht gefehlt, und der Mann wäre einer furchtbaren Lynchjustiz zum Opfer gefallen. Man begnügte sich aber, von ihm Bezahlung des einen Kaninchens zu verlangen. Dann durfte er eintreten uud seine Schlangen an sich nehmen. Für ihn war das eine leichte Aufgabe!
Kleine Geschichten. Die „Münchener Jugend" bringt in ihrer neuesten Nummer die folgenden kleinen Geschichten: In einer Herrengesellschaft klagte ein junger Theologe über starkes Lurstgefühl, worauf einer der Anwesenden im besten sächsischen Dialekt meinte: „Na, siehste, das gommt von den vielen Breedchen!" Der Angeredete — Norddeut
Girr deutsches Mädchen.
Roman von Karl Meisner.
34! (Nachdruck verboten.)
Martha verließ nur selten noch das Haus ihres Beschützers, und wenn es geschehen mußte, ging jedesmal Maud mit ihr. überhaupt war diese ihre zweite Mutter geworden, wie ihr Bruder in jeder Hinsicht väterlich für die Malerin sorgte. Sorgen und Kummer kannte Martha nicht mehr. Auch die alles lindernde Zeit ließ allgemach die Wunden immer mehr vernarben, die ihr der Tod der Eltern ins Herz gerissen.
Ein stilles, heiteres Glück breitete sich um Martha, die sich wie eine liebliche Blume immer reicher entfaltete, geschützt durch die Hand eines glücklichen Gärtners, dem ihr Gedeihen am Herzen liegt.
Elegante Toiletten, die sie mit echt künstlerischem Geschmack zu wählen verstand, erhöhten den Reiz ihrer Erscheinung. Aber trotzdem blieb sie das natürliche, einfache Mädchen, das sich seiner Reize gar nicht bewußt war- Sie schmückte sich eben mit der Eitelkeit jedes jungen Mädchens, das sich selbst im Spiegelbild gefallen will und nicht daran denkt, die Aufmerksamkeit anderer Menschen zu erregen. Ihr Zimmerchen war das reinste Schmuckkästchen, peinlich sauber und mit Geschick geordnet; wohin man blickte, überall erkannte man die waltende Hand der Künstlerin mit ihrem sinnigen, deutschen Geschmack.
scher — erwiderte ganz erstaunt, er habe doch gar keine Brötchen gegessen, — aber ebenso erstaunt antwortet der Sachse: „Nee, ich meene doch's Breedchen von der Ganze!!" — Fritz und Karl werden von ihren Eltern stets dadurch gestraft, daß sie in der Ecke stehen müssen, was sie auch stets geduldig über sich ergehen lassen. Eines Tages aber fängt Fritz plötzlich heftig darüber zu weinen an. Nach der Ursache seines Schmerzes gefragt, antwortet er: „Karl steht heute in meiner Ecke."
Die Herrenhüte werden teurer. Die Teuerung strebt nun dem Gipfel zu; selbst die Kopfbedeckungen der in dieser Richtung etwas anspruchsloseren Herrenwelt werden teurer. Ein englisches Blatt verrät indiskret die Kriegspläne der Filzhut- fabrikanten. Wo alles teuer wird, können sie nicht allein billig bleiben. Die Anzugstoffe' sind teurer geworden, die Schneiderpreise sind gestiegen, nun ereilt auch den Hut sein Schicksal. Denn das Rohmaterial ist teurer geworden und zugleich stiegen die Arbeitslöhne. Besonders die harten und die weichen Filzhüte werden im kommenden Jahre viel schwerer zu erstehen sein als bisher, wenn sie auch hoffentlich dabei noch leichter werden. Die billigeren Qualitäten von Filzhüten werden aus Kaninchenfell gefertigt, die besseren Sorten aus Wolle. Beide Rohartikel haben gewaltige Preissteigerungen erfahren. Zugleich ist auch die Lederfütterung im Preise gestiegen. Aber das Verhängnis, das den Männern die standesgemäße Bedeckung ihres Kopses schwer macht, wird sich nicht nur auf die Filzhüte erstrecken; auch für den Sommer sind nach der gegenwärtigen Lage der Hutindustrie und den Marktpreisen für Rohmaterialien erhebliche Preisforderungen zu erwarten. Man rechnet in England mit Verteuerungen von rund 20 v. H. Und da die Detailhändler ein starkes Stilgefühl für schön abgerundete Preise haben, so wird man im kommenden Sommer für einen Strohhut, der bisher 3.90 kostete, 4.90 zu? erlegen haben. ?
Bo« dem Mielzins-Rückstand. !
Der Quartalwechsel und häufigste Umzugstermin für Mietpartien gibt zu folgender Betrachtung Anlaß:
Der Vermieter eines Grundstücks hat für seine Forderungen aus dem Miet Verhältnis ein Pfandrecht an den eingebrachten Sachen des Mieters.
Das Pfandrecht besteht nur an denjenigen Fahrnisgegenständen des Mieterrs, die diesem selbst gehören. Es erstreckt sich auf das Eigentum der Ehefrau nur, wenn diese den Mietvertrag mit unter- ! schrieben hat. Nicht in Anspruch nehmen kann der Vermieter Gegenstände, die einem Dritten gehören, z. B. gemietet oder unter Eigentumsvorbehalt auf Abzahlung gekauft sind. Wenn der Mieter solche ^ Sachen auf ausdrückliches Befragen als sein Eigen- r tum ausgegeben hat, kann er sich einer strafbaren ! Handlung schuldig machen. Das Pfandrecht des ; Vermieters besteht nicht bloß für den Mietzins, s sondern auch für alle weiteren Forderungen des Vermieters, z. B. für die Ersatzforderung wegen; Beschädigung der Wohnung. Für künftige Ent- - schädigungsforderungen und für den Mietzins für
eine spätere Zeit als das laufende und^das folgende Mietjahr kann das Pfandrecht nicht geltend gemacht werden. Wen der Mieter Grund hat, die Forderung des Vermieters z. B. wegen der von letzterem vorgenommenen Reparaturen, zu bestreiten, so bleibt es Aufgabe des Mieters, auf Herausgabe der vom Vermieter zurückbehaltenen Sachen Klage zu erheben.
Das Pfandrecht des Vermieters erstreckt sich nicht auf die nach der Zivilprozeßordnung der Pfändung nicht unterworfenen Sachen (z. B. unentbehrliche Kleidung, Betten, Handwerkszeug usw).
Der Vermieter ist nicht berechtigt, sein Pfandrecht durch eigenen Verkauf der Gegenstände ohne weiteres zu verwerten. Er kann nur nach vorausgegangener Bedrohung die Gegenstände und auch dann nur durch den Gerichtsvollzieher verkaufen lassen, um sich aus dem Erlös zu befriedigen. Eine Klage aber braucht der Vermieter zu diesem Zweck nicht erst einzuleiten. Dagegen hat der Vermieter dem Mieter bei der Androhung des Verkaufs den Geldbetrag zu bezeichnen, wegen dessen der Pfandverkauf stattfinden soll. Von diesem Zeitpunkt an hat der Vermieter noch einen Monat zu warten, bis er den Verkauf bewerkstelligen darf. Wenn der Vermieter ruhig mitansieht, wie der Mieter mit dem gefüllten Möbelwagen abfährt, so kann er sein Pfandrecht nicht mehr ausüben, sobald der Wagen abgefahren ist. Wenn aber der Vermieter seine Sachen heimlich fortschaffl oder wenn der Vermieter das Fortschaffen der Möbel — zwar erfolglos — verbietet, so dauert das Pfandrecht auch in den neuen Räumen für den bisherigen Vermieter fort.
Literarisches.
Jnbilänmsmünzen
wird uns das Jahr 1913 mit seinen vielen Feiern wohl in mancherlei Gestalt bringen, und der Sammler wird daran seine Freude haben.
Den Reigen der Gedenkfeiern eröffnet am 1. Januar das Jubiläum der „Meggendorser-Blätter", die mit dem neuen Jahr zugleich den Beginn ihres 25. Jahrgangs feiern. Nicht um einen Rückblick auf Gewesenes handelt es sich in diesem Fall, sondern um das Fest eines fröhlich Lebendigen, und darum prägt der Verlag der Zeitschrift keine Denkmünze aus totem Metall. Er erfreut die vielen Freunde durch eine Jubiläumsnummer, in der, sinnbildlich, das lautere und lebendige Gold des Humors in Bild und Wort zu einem prächtigen Schaustück geprägt ist, das man gerne betrachten und aufbewahren wird. Die Jubiläum«nummer der Meg- gendorfer-Blätter ist bei allen Buch» und Zeitschriftenhändlern sowie auch direkt vom Verlag für 30 ^ ohne Porto zu haben. Das Quartalsabonnement auf die Meggendorser- Blätter kostet ohne Porto ^ 3.— und kann bei allen Buch» Handlungen und Postanstalten, sowie gleichfalls beim Verlag bestellt werden. Probenummern versendet die Verlagshandlung in München, Perusastr. 5 gerne kostenfrei.
IX.
Maud trat an einem der ersten Tage des Monats Mai zu Martha ins Zimmerchen.
„Mein Bruder läßt Sie bitten, einen Augenblick zu ihm ins Geschäftszimmer zu kommen," sagte sie mit freundlichem Lächeln.
„Liegt etwas Besonderes vor, Mütterchen, weil Sie so geheimnisvoll lächeln," fragte das junge Mädchen und sah mit ihren unschuldsreinen Augen Fräulein Walfer an.
„Ich weiß nicht, liebe Martha, was mein Bruder von Ihnen will, aber ich glaube, es handelt sich um geschäftliche Sachen."
„Ach, so hat er vielleicht einen neuen Auftrag für mich erhalten. Da will ich aber sofort hinuntergehen!"
Rosig, wie eine taufrische Blume, trat sie zu Walfer ins Zimmer.
„Sie haben mich rufen lassen, Herr Walfer."
„Ja, mein liebes Fräulein. Es ist jetzt an der Zeit, daß wir unsere geschäftlichen Beziehungen einmal gründlich in Ordnung bringen. Schon feit über sechs Monaten sind Sie im Ungewissen darüber, was Ihr außerordentlicher Fleiß Ihnen eingebracht hat. Heute morgen habe ich das letzte Ihrer Bilder verkauft, und ich halte es für meine Pflicht, einmal mit Ihnen abzurechnen."
Martha errötete über und über.
„Herr Walfer," fragte sie schüchtern, „ist es denn wahr, wirklich wahr, daß meine Bilder zu so hohen Preisen verkauft werden, wie Sie mir unlängst einmal andeuteten?"
Dieser lachte hell auf.
„Die Frage ist geradezu köstlich! Haben Sie in der weiten Welt schon einmal einen Geschäftsmann gefunden, der feinem Lieferanten mehr bezahlt, wie er selbst bekommt? Nein, solche Wunder gibt es nicht, so lange Handel getrieben wird."
„Ach, lieber Herr Walfer, schon so oft habe ich mir die herrlichen Bilder betrachtet, die in Ihrem Laden hängen. Wenn ich sie mit den meinigen vergleiche, möchte ich es ein Wunder nennen, daß meine schlichten Aquarelle verkauft werden, während die viel wertvolleren Gemälde oft so lange auf einen Käufer warten müssen."
„Das ist nun einmal in der Kunst so, liebes Fräulein, Sie sind augenblicklich Mode geworden, wie man zu sagen pflegt — Ihre Aquarelle werden gefragt und gern bezahlt; daß ich diese günstige Konjunktur in Ihrem Interesse ausnutze und die Preise dementsprechend stelle, ist doch selbstredend. Ein guter Geschäftsmann benutzt eben jede Chance, die sich ihm bietet, denn auch ich Hab- ja meinen Vorteil dabei. Aber wozu diese nebensächlichen Erörterungen, wir wollen zur Hauptsache übergehen."
Martha befand sich in peinlicher Verlegenheit. Diese geschäftliche Auseinandersetzung war ihr schrecklich. Deshalb machte sie noch einen Versuch, ihr zu entgehen, und lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema. Walfer aber blieb bei seinem Entschluß, holte ein großes Geschäftsbuch herbei, blätterte eine Weile darin, und begann die Abrechnung.
(Fortsetzung folgt.) ^
Druck uud Verlag der L. Reeh'sche» Buchdruckerei de» LnztSler» (Inhaber « Louradt) tu Neuenbürg.