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Der Lnztäler.
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.4Z 176.
7V. Jahrgang.
RunSlchau.
Der Krieg auf dem Balkan.
Konstantinopel, 3. Novbr. Hier verlautet, daß es des Exsultans Abdul Hamids bestimmter Wunsch gewesen sei, auf einem deutschen Schiffe nach Konstantinopel gebracht, zu werden, da er überzeugt war, nur auf einem solchen volle Sicherheit für sein Leben zu finden. Er setzte auch deshalb seiner Ueberführung keinerlei Widerspruch entgegen, überzeugt, unter dem Schutze des Deutschen Kaisers zu stehen.
Ein Korrespondent des „Berl. Tagebl." schildert aus dem bulgarischen Hauptquartier die ruhige, beinahe freudige Selbverständlichkeit, mit der die Bulgaren alles Ungemach um ihrer Sache willen ertragen. „Sie lachen jeder Mühsal und haben nur den einen Gedanken: wir müssen weitersiegen, um in mächtigem Sturm bis Konftantinopel zu marschieren, so wie die Deutschen 1870 nach Paris marschiert fmdl"
Konstantinopel, 2. Nov. Wie aus guter Quelle verlautet, ist gestern abend ein Telegramm von General Nasim Pascha eingetroffen, wonach es den Türken gelungen sei, die Bulgaren zu überflügeln und ihre Rückzugslinie zu bedrohen. Der Großwesir, der sehr guter Stimmung war, versicherte einer maßgebenden Persönlichkeit, daß die eingetrof- fenen Nachrichten für die Türken sehr günstig seien. Gleichzeitig kursierten jedoch auch Gerüchte, dis das Gegenteil behaupten, besonders mit Bezug auf Rodosta.
Konstantinopel, 2. Nov. Die türkische Presse fährt fort, sich gegen ein Eingreifen der Mächte auszusprechen. Der „Tanin" sagt: Die Annahme der Intervention in einem Augenblick. wo die oltomanischen Truppen noch nicht in feindliches Gebiet eingedrungen sind, einer Intervention, die jedes Band zwischen Rumänien und der Türkei zerschneiden würde, wäre für die Türkei Selbstmord. Pflicht der Regierung sei es, der In» tervention Europas zuvorzukommen. Wenn die Regierung keinen Erfolg habe, werde sie trachten müssen, ohne neue Verpflichtungen daoonzukommen. Sonst müsse sie eine Intervention ablehnen. Wir glauben nicht, schließt das Blatt, daß Europa wie im Jahre 1877 Rußland beauftragen wird, uns Gewalt anzutun. Inzwischen werden wir noch viele Militärtransporte durchführen können.
Konstantinopel, 2. Novbr. Der Großwesir hat an den Generalissimus Nazim Pascha eine Depesche gerichtet, worin er ihn zu seinen militärischen Erfolgen beglückwünscht und hinzufügt, es seien auch diplomatische Erfolge erzielt worden.
Konstantinopel, 3 Nov., 1 Uhr nachmittags. Aus Adrianopel eingetroffene Nachrichten bestätigen, daß die Stadt in der Linie von Akbunar, nördlich, von Kemal, nordwestlich und von Kujunli, westlich von Adrianopel, eingeschlossen ist. Es herrscht verhältnismäßig Ruhe. Es kam zu einem Zwischenfall, als bulgarische Flüchtlinge ausbrechen wollten. Die türkischen Truppen hinderten sie durch Gewehrfeuer an der Ausführung ihres Vorhabens. Der österreichisch-ungarische Konsul hat Maßnahmen getroffen. um die österreichisch ungarische und die deutsche Kolonie im Notfall zu schützen. Es heißt, daß die türkischen Soldaten auf ihrer Flucht die Geschäfte in Hasköj geplündert hätten. Ein türkischer General wurde von seinen Soldaten mißhandelt.
Konstantinopel, 3. Novbr. (Privattelegr.) Während die Nachrichten vom Kriegsschauplatz in Thrazien erkennen lassen, daß dem weiteren Vordringen der Bulgaren Halt geboten ist und daß dem Anschein nach die Türken sogar Vorteile bei Visa errungen haben, gilt die Lage in Mazedonien als hoffnungslos, nachdem das 5. Korps durch die Serben bei Kumanowo vernichtend geschlagen und
das zur Hilfe geeilte 6. Korps von den Bulgaren besiegt worden ist. Die Trümmer beider Korps sind später infolge wilder Panik geflohen, so daß der Weg nach Saloniki den Verbündeten offen ist. Zugleich mit der vernichteten Warda- und Strumitza- Armee wurde die den Griechen gegenüberstehende Armee besiegt, so daß am Mittwoch den Griechen keine irgendwie nennenswerten Streilkräfte entgegengestellt werden konnten. Dazu kommt, daß die griechische Flotte bedeutende griechische Banden auf der Halbinsel Chalkidike organisiert hat, deren Wacht- feuer bereits auf den Höhen über Saloniki zu sehen waren. Sie erwarten dem Anscheins nach den Anmarsch der griechischen Armee, um in Saloniki einzudringen. Dort sollen bedenkliche Zustände ^ herrschen. Verschiedene Mordtaten haben die Bevölkerung in Angst versetzt und auch die europäischen Kolonien befürchten das schlimmste. Man erwartet deskalb sehnsüchtig die Ankunft der fremden Kriegsschiffe. Angeblich sind 30 000 Flüchtlinge aus Mazedonien in Saloniki, meist Gesindel, von dem man Plünderungen befürchtet.
Athen, 4. Novbr. Wie hier bekannt gegeben wird, hat die Stadt Prevesa im Golf von Art« kapituliert.
Der große Halleysche Komet und der Balkankrieg. Die mohammedanische Geistlichkeit besitzt seit den Tagen Mohammeds des Zweiten, der Konstantinopel eroberte und auf die Hagia Sophia anstelle des Kreuzes den Halbmond setzen ließ, eine Prophezeiung, die auf einen großen Kometen am Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts Bezug hat. Unter diesem großen Kometen kann nur der „große Halleysche" gemeint sein, der im Jahre 1910 wieder in den Punkt der Sonnennähe zurückkehrle, und ein berühmter Schweifslern ist, denn der Komet, der im Januar 1910 ganz unerwartet erschien, kann für diese Prophezeiung aus ganz bestimmten Gründen nicht in Frage kommen. Dieser „große Komet" am Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts wird, so sagt jene alte Prophetie, einen großen Krieg heraufbeschwören. Schuld an diesem Kriege wird der Türke sein. Der Krieg wird für den Türken ungünstig ausfallen. Der Türke wird aus seinem Lande vertrieben werden. Er wird nach Palästina fliehen müssen und in Jerusalem seine Hauptstadt aufschlagen. Diese Flucht des Türken aus seinem Reiche wird für alle Mohammedaner des Erdkreises f aber das Signal sein, wie ein Mann sich zum j Kampfe gegen die Giaurs (die Christen) zu erheben, j Wieder wird der Halbmond gegen das Kreuz sich ^ erheben, wieder wird das Abendland gegen das ^ Morgenland im Kampfe liegen. So wird der Welt- ! krieg auflodern, denn alle Völker Europas werden sich gegen den Halbmond erheben. Von dieser Por- phezeiung hat sowohl die griechisch-orientalische Geist- ^ lichkeit Rußlands, als auch die buddhistische Kirche i Kenntnis. Ein buddhistischer Bikshu, der im Jahre 1909 in London Vorträge hielt, wies auf diese s Prophezeiung hin, die sowohl Islam wie Buddhisten s kennen. Ein hoher türkischer Offizier hat vor mehreren s Jahren einem Diplomaten erklärt, daß auch die t Japaner von dieser Prophetie Kenntnis besäßen s und seit langem schon mit ganz besonderem Jnter- s esse gerade die religiösen Wirren im Orient ver- ; folgten. Der Halleysche Komet ist ein Religions- i komet, unter anderem soll er der Stern der bib- : lischen Magier sein und Mohammed der Zweite nahm ^ unter seinem Scheine Konstantinopel ein. Der erste » Teil dieser höchst merkwürdigen Weisung ist er- ! füllt. Ob der andere sich erfüllen wird?
Berlin, 2. Nov. Der Kaiser hörte heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Staatsekretärs des Reichsmarineamts Großadmirals v. Tirpitz, des Chefs des Admiralstabs der Marine Vizeadmirals v. Heeringen und des Chefs des Marinekabinetts Admirals v. Müller.
Paris, 3. Nov. Aus Anlaß der Weihe des deutsch-evangelischen Gemeindehauses gab in der deutschen Botschaft Frhr. v. Schön ein Frühstück, zu dem die zur Feier anwesenden Gäste, darunter Konsistorialrat Schmetzel-München und Hofprediger Köhler Hannover, ferner die Vorstandsmitglieder der Kirchengemeinde, sowie die Herren und Damen der Botschaft und des Konsulats geladen waren.
Der Wahlkampf in Amerika spitzt sich immer mehr zu einem Zweikampf zwischen Wilson und Rooseoelt zu.
Der Dalai-Lama von Tibet ist von der chinesischen Regierung wieder in seine früheren Würden und Titel eingesetzt worden, offenbar um die Tibetaner hierdurch freundlicher gegen China zu stimmen. Einstweilen jedoch gibt sich unter ihnen noch eine entschiedene Abneigung gegen ihren bisherigen Lehensherrn Chinas kund, sie wollen von dem Abhängigkeitsverhältnis, in welchem Tibet bislang zu China stand, nichts mehr wissen. Das Pekinger Amtsblatt spricht sich für die Entsendung chinesischer Agenten nach Tibet aus, welche, mit reichlichen Geldmitteln ausgerüstet, die Tibetaner überreden sollen, in das Lehensverhältnis zu China wieder einzutreten. Es ! ist indessen bei der heutigen antichinesischen Stimmung ; der Tibetaner sehr fraglich, ob die Agenten Chinas l den genannten Zweck erreichen würden.
! Württemberg.
! Stuttgart, 2. Nov. Die sämtlichen württem- ! belgischen Ministerien haben die ihnen unterstellten Behörden angewiesen, bei Bemessung der Sporteln i innerhalb des vorhandenen Spielraums darauf zu ' achten, daß die Sportelansätze im angemessenen Ver- § hältnis stehen zu dem Maß der den Behörden v'er-
> ursachten Mühen einerseits und zu der Bedeutung ! des Gegenstandes andererseits. Dazu bemerkt die s Deutsche Juristenzeitung in ihrer juristischen Rund- ! schau: „Das ist dasselbe Prinzip, das im Zivilrecht i für alle die Fälle gilt, in denen die Festsetzung der z Vergütung für eine Leistung dem Berechtigten überlassen ist (§ 315 B.G.B.). Auch für das öffentliche
> Recht gilt der gleiche Grundgedanke. Das Ermessen soll ein billiges, nicht ein willkürliches sein."
> Stuttgart, 1. Nov. Im Auftrag des Kult- j Ministers hat der Landeskonservator Professor vr.
! Gradmann Anweisungen zur Denkmalpflege her- ^ ausgegeben, die in einer Anlage zum Amtsblatt des - Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens ver- ^ öffentlicht werden.
j Stuttgart, 1. Nov. Der unter dem Protek-
s torat der Königin stehende Landesverband Würt- ! temberg des Deutschen Frauenvereins vom Roten Kreuz für die Kolonien wird auch in diesem s Winter seine rege öffentliche Betätigung wieder ins i Werk setzen und in Stuttgart, wie seit Jahren üblich, s eine Reihe von Vortragsabenden veranstalten, für ! die mehrere der hervorragendsten Männer der medi- ! zwischen Wissenschaft neuerdings gewonnen worden sind. Der erste dieser Abende findet am 12. November statt. Redner und Thema werden noch bekannt gegeben. Der sich so großer Beliebtheit in Stadt und Land erfreuende Subskriptionsball im i Königsbau ist auf 18. Januar angesetzt worden.
! Der Landesverband hat jetzt an Stelle der verstor- ! benen Frau Oberbürgermeister v. Rümelin die Frau ^ Gräfin Olga v. Uxkull-Gyllenband, die Palast- ; dame der Königin, als 1. Vorsitzende an seiner : Spitze.
^ Stuttgart. 2. Novbr. In der Nacht zum
? Montag. 18 November, wird der Betrieb auf dem i seitherigen Ortsgüterbahnhof Cannstatt ein- t gestellt und der gesamte Frachtstückgut- und Wagen- s ladungsverkehr auf den neuen, am südlichen Ende ' der Karlstraße gelegenen Ortsgüterbahnhof Cannstatt , verlegt.
: Stuttgart, 2. Novbr. Ueber einen Raub-
anfall schreibt die Staatsanwaltschaft Stuttgart: