ung. Für das Kind ist alles blülenvoll, im Werden ! begriffen, neuangefangen, für den Jüngling alles ! Kraft, überströmende Lebensfülle; es verschwinden uns wohl Wesen aus den Augen, aber sie sterben i nicht; der Greis dagegen kennt die Bilder des Todes, l dem Jüngling aber stellen sie sich nicht dar: die - Jugend berechnet alles auf das Leben, das Alter ! alles auf den Tod. Es kommt auch hier ganz auf ^ die Auffassung der Dinge an; sehr beklagenswert aber ist es, mit nichts anderem zeigen zu können, s daß man lange gelebt hat, als mit der Zahl der i Jahre. Sterben ist die letzte Handlung des irdischen Daseins. In der Stunde des Todes fordert die ! Natur von uns das zurück, was sie uns zu allererst gegeben: das Leben. Wir wären in der Tat un­dankbare Schuldner, wollten wir da dem Gläubiger hartnäckig widerstreben. Wir kehren zurück in den - Mutterschoß der Erde, von welcher wir genommen s sind, und es ist wahrhaft groß, weise und mutig ! zu sterben. Der Tod ist ja zudem kein Nebel, son­dern die unbestreitbare Erlösung von allen Nebeln und allem Schmerz; der Engel des Todes geleitet uns vom Kriege zum Frieden, vom Kampfe zur Ruhe.

Das arme Herz, hinieden Von manchem Sturm bewegt,

Erlangt den wahren Frieden Erst, wenn es nicht mehr schlägt.

Der Gedanke an den Tod ist überhaupt schon heilsam im Leben: in der Brandnng der Zeit wissen wir doch einen Port, wo unser Schifflein landen wird. Mit Weinen sind wir in die Welt gekommen; alles, was wir in der Flucht des Daseins besitzen, ist uns nur geliehen: das eine wird heute, das an­dere morgen von der Vorsehung zurück genommen. Was man ein hohes Alter nennt, ist nur der Kreis­lauf von wenigen Jahren, und doch leben die meisten Sterblichen, als ob sie niemals sterben müßten, während oft plötzlich inmitten weitschichtiger Pläne der langhinbettende Tod uns abruft; alles, was Mensch heißt, verfällt seiner kalten Umarmung, allen ist bei der Geburt schon der Tod bestimmt.

Wir treten heute schmerzbewegt an Grabhügel. Die Sehnsucht nach den Seinigen ist etwas natür­liches. Schon das zeitweilige Scheiden von seinen Lieben tut weh und preßt selbst ein starkes Herz zusammen. Wie viel mehr muß dies der Fall sein, wenn man sie für immer verliert! Da aber keine Totenklage die Dahingeschiedenen wieder in's Leben ruft, das Geschick durch keinen Jammer sich ändern läßt, sollen auch unsere Tränen um die zu Grabe Gestiegenen versiegen. Der Tod kommt mit Natur­notwendigkeit und macht Alle gleich. Wahre Gleich­heit gibt es nur im Tode. Darin liegt ungemein viel Versöhnendes für die Mühseligen und Beladenen auf dieser unvollkommenen Welt. Für Jeden geht einmal die göttliche Sonne auf immer nieder, und Jeder hat, er sei auch wer er mag,

Ein letztes Glück und einen letzten Tag!"

Der Anblick der Gräber mahnt uns auch, nie- ! mand gering zu achten und so viel an uns liegt mit s jedermann im Frieden zu leben. Was hat man da- i von, wenn man seine Zeit dazu Mißbraucht, dem '

Nebenmenschen Schmerz zu bereiten, sich unnötiger­weise in Kämpfe stürzt oder solche proviziert? Was haben wir davon, andere zu vernichten, da wir doch selbst gar so bald dahin sind. Bald trennt der Tod die erbittertsten Feinde; die Todesstunde des Geg­ners, die wir ausrechnen wollen, ist vielleicht ganz nahe der unsrigen. Halten wir lieber das kurze Leben zu Rat und machen wir es uns und andern freundlich. Der Tod kommt und macht uns Alle gleich. So lange wir unter Menschen sind, sollen wir Menschlichkeit üben, Verluste, Beleidigungen und Schmähungen gering achten und mit hohem Sinne die kurzdauernden Widerwärtigkeiten ertragen. Im Umsehen, im Umdrehen, wie man sagt, ist der Fürst der Schatten da.

Unser ganzes Dasein ist ein Kriegsdienst, voll von allerlei feindlichen Anläufen. Nie hat ein Sterblicher allezeit Frieden, kaum hie und da Waffen­stillstand. Man darf überhaupt vom Dasein nicht zu viel verlangen, man muß sich genügen lassen an dem, was die Vorsehung uns gibt. Wahrlich, das Leben ist ein Kriegsdienst. Darum geziemt es sich, an Allerseelen einen Kranz zu legen auf die Gräber der Heimgegangenen Kämpfer. Mögen sie sanft ruhen unterm Kirchhofmoos I Möge heute namentlich dankbar Derer gedacht werden, die ge­stritten und gelitten für der Menschheit höchste Güter

Mag der Staub der Geisteshelden modern,

Die der Wahrheit Kämpfe sich geweiht,

Ihrer Namen Flammenzüge lodern Zu dem Tempel der Unsterblichkeit!

Allerseelen!

Gedenkt eurer Toten am heutigen Tag,

Wie's nur die innige Liebe vermag!

Zur Stätte des Friedens ziehet hinaus Und bringt den Geschied'nen den Herbstesstraub. Die Blumen des Sommers sind alle verblüht, Verstummt ist auch der Vöglein Schlummerlied. Legt eure Kränze am Grabe nur nieder,

Die Blumen blühen im Frühling erst wieder.

Die Tränen, die man still hier hat geweint,

Uns mit den Geschied'nen im Geiste vereint.

Und die sind gezogen im Glauben voraus,

Die ruhen im Frieden hier oder Krauß'.

Der Abschied vom Leben ist manchmal nicht leicht, Doch selig ist Jedes, das die Heimat erreicht!

Fällt auch die Hülle dem Tode zum Raub,

Die hoffende Seele sällt niemals zu Staub!

Wir gehen vom Friedhof getröstet heimwärts, Beruhigt ist wieder das zagende Herz!

Am Allerseelentag gedenket der Toten,

Die voraus folgten den Himmelsboten,

Und rufen die Boten des Himmels uns zu

So folgen wir gerne und geh'n auch zur Ruh'!" Nbg. G. Ulshöfer.

Reklameteil»

tziue Aufklärungsschrift. die in geradezu vorbildlicher Art und Weise durchaus sachlichen Ausschluß über die Her­stellung und Zusammensetzung der ProduktePalmin" (Pflanzenfett) undPalmona" (Pflanzcn-Butter-Marga­rine) enthält, geben neuerdings die Fabrikanten dieser Pro­dukte heraus. Die kleine, vortreffliche Broschüre wird allen Interessenten von der Firma H. Schlinck u. Cie. A.-G., Hamburg auf Wunsch gratis und franko zugesandt.

Brand durch Kinder entstanden, die hinter der Scheuer spielten (Fackelholz zum Fackeln an Weihnachten richteten). Der Schaden sei bedeutend, doch dürfte er in der Hauptsache durch Versicherung gedeckt sein.

Bern eck. O/A. Nagold, 28. Okt. Major Frhr. Wilh. v. Gült lingen in Ludwigsburg hat die ihm gehörende Forellenzuchtanlage im Köllbachtal in diesem Sommer wesentlich vergrößert und nun ein reizendes Haus im Schweizerstil erbauen lassen, das im Erdgeschoß eine Brutanstalt enthält, in der mit der Zeit wohl eine halbe Million Fischeier aus­gebrütet werden können. Ueber der Brutanstalt ist die Fischfutterküche errichtet, in der mit elektr. Kraft das vom Schlachthaus Ludwigsburg bezogene Futter zubereitet wird. Oben ist eine Fischmeisterwohnung eingerichtet. Die Fischzuchtanstalt zählt nun 25 kleinere und größere Weiher und soll nochmals ver­größert werden. Gezüchtet werden in diesen Weihern mit sehr günstigem Erfolg in der Hauptsache Regen­bogenforellen, daneben auch einige Tausend Bach­forellen, die meist zum Einsatz in den Köllbach ver­wendet werden. In diesem Jahr wurde auch ein Versuch mit den aus Schleswig Holstein bezogenen Meerforellen gemacht, der zufriedenstellend ausgefallen ist. Eine Neuheit wurde auch gemacht, die wohl gute Erfolge erzielen dürfte: für die großen Zucht- regenbogenforellen wurde ein besonders großer Weiher hergerichtet, von dem aus die Fische in den Zulauf­graben ziehen können, so daß sie größere Bewegungs­freiheit mit natürlichen Lebens bedingungen haben; dadurch erhofft man besseren Laich zu erhalten.

Neuenbürg, 22. Okt. Ein neues Metall ist dasCauadium", das eben seinen Siegeszug in das Feld der industriellen Bewertung hält. Aeußer- lich ähnelt es dem Platin, aber es ist geschmeidiger und schmilzt erst bei höheren Temperaturen als dieses. Gefunden wurde es in Britisch Columbien in den Spalten der Felsengebirge in großen plumpen Kör­nern. Seine Bedeutung für die Wissenschaft und seine praktische Verwendbarkeit wurden durch Unter­suchungen an der Universität Glasgow von den führenden Größen der Physik festgestellt.

Allerseelen!

An Gräbern! . . . . Wie eindringlich verkün­det der Tag Allerseelen, der uns auf die Friedhöfe ruft, die Vergänglichkeit alles menschlichen Daseins; wie ernst mahnt er uns, zu trachten nach dem, was droben ist; wie unmittelbar lenkt er unseren Blick auf die Gräber und über dieselben hinweg zu lichten Höhen unsterblichen Seins! Der Gedanke an den Tod! Folianten könnte man darüber schreiben! Nur langsam bildet er sich in uns; aber wenn er einmal in den Geist eingedrungen läßt er sich nicht wieder vertreiben und drängt sich fortwährend in jede unserer Handlungen ein: Wir denken an ihn, wenn wir unsere Scheunen füllen, um Geld und Gut ringen, Verträge machen; wir schließen uns mit dem Gedanken an den Tod in unser Zimmer ein, wenn wir unser Testament machen. In der ersten Lebenszeit hat das WortTod" keine Bedeut-

Gine Heirat.

Roman von Wilma Mittelstaedt.

271 (Nachdruck verboten.)

Mein Herr Gemahl war entweder wieder einmal nickt zurückgekommen oder es verlangte ihn nicht, mich zu sehen. Ich hätte ihm ja auch nicht unter die Augen kommen mögen. Was hätte ich ihm sagen sollen? Und nun, nachdem ich alles über­dacht, nun trat der Gedanke an mich heran, was beginnen?

Was sollte ich samt meiner kleinen süßen Mand anfangen? Das Kind hatte sein Zimmer neben dem meinen, die Verbindungsthür blieb stets offen.

Ein Gefühl der Ruhe übcrkam mich, daß ich wenigstens mein Liebstes in immer Nähe geborgen wußte. Niemand ahnte etwas von meinem fürchter­lichen Geheimnis und niemand durste etwas ahnen, sonst würde mein Plan, der freilich noch nicht reif War, vereitelt werden.

Mochten alle glauben, ich sei krank so konnte ich doch Zeit gewinnen, zu überlegen und daun zur Ausführung meines Vorhabens schreiten.

Charles, ein Betrüger und ein Dieb, würde, wenn es nötig wäre, auch nicht vor einem anderen Verbrechen zurückschrecken, also mußte ich äußerste Vorsicht beobachten.

Meines Bleibens in diesem Hause des Ver­brechens konnte nicht länger sein, soviel stand fest. Ich mußte mit Maud das Haus für immer ver­

lassen. Wohin ich mich wenden sollte, das wußte ich nicht.,

Die Meinen durften mich nichts von dieser neuen Schmach, die mir begegnet war, erfahren.

Vielleicht entschloß ich mich, Charles Vater in Manchester anfzusnchen, oder ich blieb vor der Hand in London. London ist groß, ich -würde schon vermeiden können, hier meinem Mann zu begegnen.

Nichts wollte ich mit mir nehmen, als was mein war. Aber was war noch mein? Eigentlich nichts, denn die Sachen, die mir Charles geschenkt hatte, die betrachtete ich nicht mehr als mein Eigentum; Gott mochte wissen, aus welcher Quelle sie stammten!

Mein Vermögen mochte mein Mann schon längst verbraucht haben, ich hatte nie wieder darnach gefragt und setzt konnte ich es erst recht nicht. Und wenn ich es auch thäte, was würde eS mich nützen? Er würde entweder keine Annvort für mich haben oder eine, die mich nicht befriedigte. Und wenn ich von ihm gehen wollte, hatte ich ja kein Recht, mein Geld wiederzusordern; er schickte mich ja nicht von sich, ich ging freiwillig.

Mein Kopf war zum Zerspringen; wohin, wohin nur sollte ich mich wenden? Da klopfte es an meine Thür, es war bereits Abend geworden; die frühe Dämmerung des Winters war schon herein- gebrochen.

Auf meinHerein" trat das Zimmermädchen ein. Sie brachte auf silbernem Teller einen Brief für

mich und fragte, ob ich Licht wünsche. Ich nickte und sie zündete die blaue Ampel über meinem Bett an.

Als sic das Zimmer verlassen hatte, öffnete ich den Brief, der von meiner Schwester Hertha kam. Ein Schrei der Ueberraschnng entfuhr meinen Lippen, Hertha teilte mir ihre Verlobung mit Rechts­anwalt Düring mit.

Gewiß gönnte ich ihr ihr Glück von Herzen, dennoch konnte ich den Gedanken nicht von mir weisenwärst Du an ihrer Stelle." Gerade jetzt mußte ich diese Nachricht empfangen!

Mir war noch elender als zuvor und ich gelobte mir aufs neue, daß niemand in der Heimat etwas von meinem traurigen Geschick ahnen dürfe. Mein Stolz erlaubte mir diese Demütigung nicht. Vielleicht hätte ich mir unendliches Leid erspart, wäre ich weniger stolz gewesen!

Gott hat dem Menschen wohl gegeben, frei über sein Schick al zu bestimmen, der Mensch aber ist stets von seinem Charakter abhängig, dieser ist es, der sein Thun regiert. Und so handelt er wohl frei, und bestimmt sein Schicksal selbst, aber doch treten in allen seinen Handlungen die Grundzüge seines Charakters hervor, der sonnt sein eigentlicher Schiclsalstenker ist.

So lag ich in meinem Bett und dachte und dachte. Einmal Drängte sich mir die Frage ans: Warum sollst du dich und Mand der Armut preisgeben? Lebt weiter wie bisher in Glanz und Prunk! Was gehen dich die Erwerbsquellen deines Mannes an?" (Forts, folgt.)

Druck «ud Verlag der S. Meeh'scheu Bnchdrnckeret der EnztälerZ (Inhaber S. Louradi) in Neneubürg.