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^ 174.

Neuenbürg, Freitag den 1. November 1912.

7V. Jahrgang.

RunSlchau.

Der Krieg auf dem Balkan.

Konstantinopel, 30. Okt. An Stelle von Abdullah hat Nasim Pascha das Kommando über die Ost armer übernommen.

Konstantinopel, 30. Okt. In informierten Kreisen verlautet auf Grund von vertrauenswürdigen Informationen, daß Kirk-Kilisse sich gegenwärtig weder in den Händen der Türken, noch in den Händen der Bulgaren befindet. Gestern, Dienstag, machten die türkischenTruppen aus Adrianopel einen Ausfall an der westlichen Seite gegen Marasch und warfen die Bulgaren, die ungefähr die Stärke einer Brigade hatten, mit vielen Verlusten in der Richtung auf Serail und Kemalkoj zurück. An demselben Tage hat die türkische Armee auf dem östlichen Flügel die Offensive ergriffen und hat den Feind zurückgeschlagen. Die bulgarische Division, die im Zentrum vordrang, wurde auch zurückgeworfen. Die türkische Armee hatte 800 Tote und Verwundete.

Sofia, 30. Okt. Nach einem Telegramm aus dem bulgarischen Hauptquartier wurde der in bul­garischen Diensten stehende russische Flieger Popow, der vor Adrianopel zu einem Erkundigungsflug auf- gestiegen war, durch einen Kanonenschuß aus einem der Forts heruntergeholt. Man holte ihn unter den Trümmern seiner Flugmaschine tot hervor.

v. Wien, 31. Oktober. Wie die Reichspost meldet, haben die Montenegriner bei Berditza, Boltoja und Truschi in der Bojana-Ebene eine Niederlage erlitten. Der Angriff machte das südliche Vorfeld von Skutari frei. Die Venetianer- Brücke vor der Stadt ist auf Befehl des Stadt­kommandanten in die Luft gesprengt worden. Die Miriditen haben es abgelehnt, sich den Monte­negrinern anzuschließen.

Die Entscheidungsschlacht.

Die Nachrichten von der durch Nasim Pascha angekündigten Entscheidungsschlacht auf dem östlichen Kriegsschauplatz sind seit dieser ersten Meldung aus­geblieben, bis aus zwei kurze, widersprechende Meld­ungen :

Sofia, 31. Okt. Nach zweitägigem Kampf hat die bulgarische Armee einen vollständigen Sieg über die Hauptstreitkräfte des türkischen Heeres davongetragen. Die Türken zogen sich in vollständ­iger Unordnung zurück. Lüleh Burgas ist von den Bulgaren eingenommen worden.

Dagegen meldet dieFranks. Zeitg.":

Konftantinopel. 30. Okt., 1,20 N. Der rechte Flügel der türkischen Ostarmee mit Mahmud Mukthar Pascha soll, wie hierher berichtet wird, nach zwölfstündigem Kampfe gestern abend die Bul­garen mit starken Verlusten zurückgefchlagen haben.

Paris, 31. Okt. DieAganee Havas" meldet aus Konstantinopel: Nasim Pascha telegraphierte aus Adrianopel, die türkischen Truppen hätten die Bulgaren aus Uskudar und Lefke vertrieben und verfolgten sie.

Sofia, 31. Okt. (Privattel.) Hier einlaufende Meldungen bestätigen, daß die türkische Armee bei Lüleh Burgas in Stärke von 150000 Mann nach hartnäckigem Widerstand vollständig ge­schlagen worden ist. und sich fluchtartig zurückzieht. Die türkischen Verluste sind ungeheuer. Der Weg zu den Linien vvn Tschataldscha vor Konstantinopel ist damit offen.

sNach all diesen Meldungen ist wohl der türkische linke Flügel in dem bisherigen Kampf geschlagen worden und zieht sich auf die nächste Stellung zurück. Der rechte war infolgedessen genötigt, ebenfalls weiter zurückzugehen, damit im Zentrum der Zusammen­hang der Schlachtlinie gewahrt bleibt s

Konstantinopel, 30. Okt., 8 Uhr abends. Hier wird versichert, daß eine Tendenz zum Frieden sich sowohl in leitenden türkischen Kreisen, wie auch bei den Balkanstaaten bemerkbar zu machen be­ginnt. Die Einstellung des Kriegs würde nicht nur den Interessen Europas, sondern auch den Interessen aller Kriegführenden entsprechen.

Berlin, 30. Okt. Das Kaiserpaar hat aus seiner Privatschatulle als Beitrag zur Bestreitung der Kosten für die Ausrüstung der deutschen Expedi­tion des Roten Kreuzes nach dem Balkan 30000 Mark bewilligt.

Stockholm, 30. Okt. Die Direktion des Schwedischen Roten Kreuzes hat beschlossen, eine Ambulanz so bald wie möglich nach Konstantin­opel zu entsenden.

Bukarest, 30. Okt. Der rumän. Minister­rat bewilligte einen Kredit von 210.000 Fr. zur Bildung von 2 Ambulanzen und zur Anschaffung von Sanitätsmaterial. Eine Ambulanz geht zur bul­garischen, die andere zur ottomanischen Armee ab.

Bern, 28. Okt. 600 schweizerische Offiziere hatten beim Kriegsminister den Antrag gestellt, als Vertreter der Schweiz den kriegerischen Operationen auf dem Balkan beiwohnen zu dürfen. Die schweizerische Regierung hat jedoch aus bisher noch unbekannten Gründen beschlossen, keinen einzigen Offizier nach der Türkei oder dem Balkan zu entsenden.

Konstantinopel, 31. Okt. (Priv.-Tel.) Auf Wunsch der türkischen Regierung, die um die Sicher­heit des Exsultans Abdul Hamid sehr besorgt ist, wurde von der deutschen Botschaft nach Einholung der Zustimmung Kaiser Wilhelms vor vier Tagen das deutsche StationsschiffLoreley" von Konstanti­nopel nach Saloniki entsandt, wo der Sultan an Bord ging. DieLoreley" wurde gestern abend in den Dardanellen gesichtet. Abdul Hamid wird eines der alten Schlösser am Bosporus zum Wohnort erhalten.

Smyrna, 31. Oklbr. Nach einem Priv.-Tel. wächst infolge der türkischen Niederlagen die Erregung unter der syrischen Bevölkerung und den dort stationierten türkischen Truppen. In Beyrut in Syrien sind die Behörden einem Komplott auf die Spur gekommen, das zum Ziele hat, sämtliche in Beyrut lebenden Europäer zu ermorden. Um ein Einschreiten der Mächte herbeizuführen, hat der französische Konsul seine Regierung telegraphisch er­sucht, ein Kriegsschiff zum Schutze des Eigentums und des Lebens der französischen Untertanen nach Beyrut zu senden.

Berlin, 31. Oktbr. (Priv.-Tel.) Von einem höheren Offizier, der soeben aus Frankreich zurück- gekehrt ist. und der dort nicht nur Gelegenheit hatte, mit militärischen, sondern auch mit allen besseren Kreisen der Zivilbevölkerung in Berührung zu kommen, gehen derPost" bemerkenswerte Ausführungen zu. Wenn darin auch manche Uebertreibungen enthalten sein mögen, so stimmen sie doch mit anderen Be­obachtungen überein, weshalb wir einige wichtige Punkte daraus wiedergeben wollen. Der höhere Offizier schreibt: Trotz des großen in der Türkei untergebrachten französischen Kapitals, das die Re­gierung einstweilen noch zu Vermittlungsversuchen verwendet, ist man nicht allein im französischen Heere, sondern auch in den besseren Kreisen des Zivils, z. B. der Großindustrie, in die ich Hinein­blicken konnte, der festen Ueberzeugung, daß es spätestens nächstes Frühjahr einen großen euro­päischen Konflikt geben wird, und man sieht einem Ringen mit Deutschland unter der Zuversicht des Erfolges entgegen. Man täuscht sich bei unseren leitenden Stellen ganz gewaltig, wenn man annimmt, in Frankreich sei die Ueberzeugung von ihrer Ueber- legenheit noch nicht Allgemeingut der denkenden Kreise geworden.

Danzig. 30. Oktober. Der Kronprinz ist gestern infolge eines Fehltritts seines Pferdes bei

einer Schleppjagd mit dem Pferde zu Fall ge­kommen und hat sich einen Bluterguß am rechten Arm sowie Verletzungen im Gesicht und am Kopf zugezogen. Er mußte in die kron- prinzliche Villa in Danzig gebracht werden und ist unter diesen Umständen verhindert, an den Beisetzungs­feierlichkeiten der Prinzessin Rupprecht teilzunehmen. An Stelle des Kronprinzen ist zu den Beisctzungs- feierlichkeiten in München als Vertreter des Kaisers Prinz Eitel Friedrich abgereist.

Weimar, 30. Okt. Aus Anlaß der Taufe des Erbgroßherzogs hat der Großherzog von Sachsen-Weimar 100 000 -/-L für Zwecke der Landeswohlfahrt gestiftet.

Der Prozeß um das Erbe des Königs Leopold vonBelgien wird nun doch vor das Appellgericht gebracht werden, da die Verhandlungen mit der Prinzessin Luise gescheitert sind.

Gegen häßliche Reklame in den Ortschaften hat das bayerische Ministerium erneut in er­freulicher Weise Stellung genommen. Es hat die Beschwerde eines in Franken verbreiteten Kaffee- Geschäfts gegen die Entfernung seiner grellroten Re­klametafeln abgewiesen und der Firma nahegelegt, die vom Bayerischen Heimatschutzverein für eine ein­wandfreiere Gestaltung der Reklame gegebenen An­regungen zu beachten.

Württemberg.

Stuttgart, 29. Okt. Aus der vom König zur Erinnerung an die Vermählung der Prinzessin Pauline mit dem Fürsten Friedrich zu Wied errichteten Friedrich-Pauline-Stistung" ist der Zinsen­ertrag mit 562 Mk. 50 Pfg. bestimmungsgemäß am heutigen Tage an 11 arme würdige Familien der Stadt Stuttgart und an 5 ebensolche der Stadt Ludwigsburg verteilt worden.

Stuttgart. 30. Oktober. Der Daimler- Motoren-Gesellschaft, Stuttgart-Untertürkheim, Erzeugerin der weltbekannten Mercedes-Automobile, ist der Titel einer Hoflieferantin des Kaisers von Rußland verliehen worden. Der russische Hof und die russische Aristokratie sind schon seit Jahren treue Anhänger der Mercedes-Marke.

Stuttgart, 31. Okt. Von den seither vermißten beiden Ballons der Gordon-Bennett-Fahrt ist jetzt der eine gelandet. Heute abend traf bei der hiesigen Oberleitung die telegraphische Nachricht ein, daß der französische BallonIle de France" (Führer Leblanc) am Dienstag nachmittag 1 Uhr 18 Min. bei Pouga zwischen Kalouga und Serboukhow (südlich von Moskau) gelandet ist. Dagegen wird der Ballon Düsseldorf" noch immer vermißt.

Stuttgart, 30. Okt. Ein Ereignis für den modernen Wirtschaftsbetrieb bildet die Errichtung eines Wirtschaftsbetriebs auf dem hiesigen Bahnhof nach einem neuen elektrischen Selbstbedienungs- System. Die Einrichtung, die von der Inter­nationalen Automalengesellschaft G. m. b. H., Straß­burg im Auftrag des Bahnhofswirtes Hrn. C. Reiniger ausgeführt ist, entspricht vollständig den Anforderungen der Zeit. Insbesondere verdient hervorgehoben zu werden, daß die neue Einrichtung, wenn sie auch äußerlich den Automaten-Restaurants ähnlich ist, doch im System eine Aenderung bedeutet, da die Betätigung der einzelnen Apparate durch einen Elektromotor bewirkt wird und sämtliche Ge­tränke, das Bier direkt vom Faß, ohne die üblichen Vormaße zum Verschank kommen. Unstreitig ist dem reisenden Publikum mit der großzügigen Anlage eine Bcquemlichkeit geschaffen worden, wie sie in ganz Süddeutschland nur der Stuttgarter Hauptbahnhof bietet,

Rommelshausen, 31. Oktbr. Das kleine un­bewohnte Dienstgebäude des hiesigen Haltevorstehers wurde in der Nacht zum Mittwoch erbrochen. Die Diebe erbeuteten nur etwa 13 Mk. Die Täter konnten noch nicht ermittelt werden.