Glückshafen war bald ausverkauft. Die Ausstellung erfreute sich eines lebhaften Besuchs. Zur Prämiierung waren vorhanden: 41 Stämme Geflügel und 13 Kaninchen, wobei 13 I. Preise. 13 II. Preise, 13 III. Preise und 10 lobende Anerkennungen erzielt wurden.
§. Schwann/Feldrennach. 37. Oktbr. Zum zweiten Mal durfte sich der Bezirks-Obst- und Gartenbauverein des gerne gesehenen Besuchs des Sekretärs des Württemb. Obstbauvereins. Hrn. Sch aal, erfreuen. War schon der Samstagabend und Sonntagvormittag mit Beratung in Obstbau- fachen für Neuenbürg ausgefüllt, so galt die Veranstaltung des Sonntagnachmittags der Hauptproduk- tionsgegend für Obst. Von Schwann aus begleiteten 60—70 Männer die Demonstrationen des Sachverständigen im Freien über Baumpflanzung und Baumpflege mit Interesse und zu dem anschließenden Vortrag konnte der geräumige Saal im „Ochsen" in Feldrennach die Zuhörer kaum fassen. Nach Eröffnung der Versammlung durch Vorstand Knödel verbreitete sich der Vortragende. Hr. Sekretär Sch aal, über die angetroffenen Mißstände und dte Wege zu ihrer Besserung. Hervorgehoben seien folgende Punkte: allerbestes Pflanzmaterial, richtiges Setzen, Offenhalten und Bedecken der Baumschulen. Baum- schnitt für die jungen Bäume und Pflege der älteren durch Aussichten, Abkratzen und Anstrich mit Kalkmilch, sorgfältige Wundbehandlung (glatte Ränder, Teerüberstreichen) und Düngung. Behandlung der umgepfropften Bäume und namentlich Beschränkung der Sorten aus wenige aber erprobte, worüber das Grundblatt des Württ. und des Bezirksvereins näheren Aufschluß gibt. Die klaren, sachverständigen Ausführungen fanden ungeteilten Beifall unter den Zuhörern. Der Vereinsvorstand sprach dem Württ. Obstbauverein für die Entsendung seines Sekretärs tund dem Vortragenden für seine Darlegungen den «Dank der Versammlung aus und forderte zum Einstritt in den Württemb. Obstbauverein und in den ^Bezirks-Obst- und Garlenbauverein auf. Auch aus ider Mitte der Versammlung wurde noch zwei Mal ;das Wort ergriffen zu gehaltvollen Ansprachen über jden Obstbau. Gewünscht wurde, daß die Gemeinden vorbildlich wirken und zur Erreichung dieses 'Ziels ihre Baumwarte entsprechend bezahlen möchten. jDie Veranstaltung war von einem großen Teil des ^Bezirks aus. von Neuenbürg, Sprollenhaus, Dobel, ^Calmbach, Höfen, Schwann, Arnbach, Ottenhausen, Oberniebelsbach. Feldrennach und andern Orten von ^ca. 160 Interessenten, größtenteils Mitgliedern besucht. Der Mitgliederstand des Bezirksvereins ist chiedurch auf 360 gestiegen, ein günstiges Zeichen ^ür das Interesse, das allerorts für den Obstbau ivorhanden ist. Schon liegen Gesuche aus andern >Bezirksorten um ähnliche Veranstaltungen vor. Von ^der Gelegenheit, unbekannte Obstsorten bestimmen zu flassen, wurde vielfach Gebrauch gemacht, i Z Calmbach, 37. Okt. Am Sonntag den 37. Oktober fand in Höfen a/E. die Bezirkskonferenz lder Jünglingsvereine statt. Dieselbe war wie
immer von Jung und Alt recht gut besucht. Von allen Seiten strömten unsere lieben Freunde und Brüder wieder herbei; auch Pforzheim hatte uns seinen willkommenen Besuch nicht vorenthalten. Wir waren wohl etwa 300—350 Mann an der Zahl. Die Höfener Pfadfindergruppe empfing die auswärtigen Vereine in schneidiger, strammer Pfadfinderart vor der Kirche. Der Gottesdienst begann um 3 Uhr nachmittags mit dem Posaunenstück: „Tochter Zion, freue dich". Nach diesem: Allgem. Gesang: „Eines ist's, an dem wir hangen." Als Festredner war Hr. Pfarrer Lörcher von hier bestellt, der an Hand des Textwortes: „Röm. 13, 14, Ziehet an den Herrn Jesu Christ", in lebhaft gezeichneten Bildern die schönen, herrlichen Seiten eines wahren Christenlebens zeigte, und daß Jesus Christus das Kleid fei, in dem wir uns auch vor dem Hohn der Spötter nicht zu schämen und zu fürchten brauchen. Einem Jeden galt dieses sLöne Wort. Nach dem Gebet und Gesang des letzten Verses des angefangenen Liedes spielte der Posaunenchor Neuenbürg noch eine Arie, wodurch die kirchliche Feier einen würdigen Abschluß fand. Nun stellten sich die Vereine vor der Kirche auf und strammen Schrittes bewegte sich der große Zug mit Posaunenbegleitung der Calm- bacher Bläser, welche die Marschmusik zu übernehmen halten, durch das ganze Dorf. Ja wir dursten auch mit Freuden feststellen, daß sich die Zahl unserer „Buren" (Pfadfinder) ziemlich vergrößert hat. Heute war Leben in dem sonst so friedlichen Orte. Nach dem Umzug gings zum Vesper (o. Alkoh.) in den „Sonnensaal". Hr. Bezirksvorstand Maushardt von Birkenfeld begrüßte die Anwesenden mit warmen Worten und übergab das Wort dann unserem Pfadfindergeneral Hrn. Knehr aus Stuttgart, der zu unserer heutigen Feier in liebenswürdiger Weise hergekommmen war. Dieser „allzeit bereite" Mann richtete seine Ansprache nach dem Motto: „Die Fahne heraus für den kommenden Zug." Mit heiligem Ernste und feurigen Worten schilderte er den hohen Zweck und das Ziel unserer christlichen Pfadfinder. Er schilderte aber auch den giftigen Hauch, der unser Volk, vornehmlich aber unsere Jugend zu unserer Zeit durchwehe und den zersetzenden, revolutionären Umstürzlergeist, der das Wohl unseres ganzen Volkes und Vaterlandes, für das unsere tapferen Vorfahren so heiß gekämpft haben, zu untergraben versuche und dem unbedingt Einhalt geboten werden müsse. Unsere Pfadfinder und Jünglingsvereinler sollen und müssen Vaterlandsfreunde werden, die treu zu Gotl und Vaterland halten. Mit einem kräftigen „Pfadfinder heraus" schloß Hr. Knehr seine Ausführungen, für die Hr. Maushardt herzlich dankte. Der Höfener Verein gab noch die Aufführung „Der Wengertschütz" zum besten, die ziemlich viel Heiterkeit auslöste. Nach Gesang des Liedes „Preisend mit viel schönen Reden" ließ Hr. Knehr noch auf unfern in Ehrfurcht geliebten König ein dreifaches Hoch ausbringen. Dann begaben sich unsere Freunde wieder hoch- beflicdigt auf den Heimweg. Wer den heutigen Nachmittag bei uns zugebracht hat, kann wahrhaftig
nicht sagen, daß es in unseren Vereinen kopfhängerisch zugeht, wie uns der giftige Spott unserer Gegner so gerne nachsagt. Mögen durch diese schöne, erhebende Feier wieder viele von denen, die bisher noch an den Hecken und Zäunen außen gestanden haben, sich aufmachen und der Schar derer anschließen, die den Herrn Jesus Christ anzezogen haben und anziehen wollen. Der Herr braucht Arbeiter in seinem Weinberg.
Langensteinbach. 38. Okt. Hier ist am Sonntag nacht auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weise das Anwesen des Gemeinderats I. Müller nieder- gebrannt.
Vermischtes.
Das Gebet der Jungfrau. In einer Gesellschaft von Musikern erzählte in New-Jork kürzlich Walter Damrosch. wie man den „Münchner Neuest. Nachr." milteilt, eine heitere Geschichte auL dem Leben. Es handelte sich um einen schüchternen, nicht mehr übertrieben jugendlichen Junggesellen, der viele Monate hindurch einer jungen Dame den Hof machte und doch nie den Mut fand, den entscheidenden Schritt zu tun, und um sie anzuhalten. Eines Abends führte er die heimliche Königin seines Herzens, die sehr musikalisch war, in ein Konzert. Die Kapelle spielte gerade Nr. 6, das Stück gefiel dem Jungksellen außerordentlich, er beugte sich über seine Begleiterin und flüsterte: „Wie entzückend ist das doch! Wie heißt dieses Stück, kennen Sie es?" Die junge Dame lächelte und dann antwortete sie leise aber eindringlich: „Es ist das Gebet der Jungfrau". Dabei reichte sie ihm das Programm und deutete mit dem Zeigefinger auf Nr. 6. Der zögernde Liebhaber nahm das Programm, las und wurde sehr schweigsam. Nr. 6 war der Mendels- sohnsche Hochzeitsmarsch. Am nächsten Tage faßte der schüchterne Hagestolz all seinen Mut zusammen und kaufte den Verlobungsring, mit dessen Hilfe dann die Kluft zwischen dem Gebet der Jungfrau und dem Hochzeitsmarsch überbrückt wurde.
Die Ansteckungsfähigkeit der Warzen. Der im Volksmund herrschende Glaube, daß Warzen ansteckend seien, ist wissenschaftlich begründet. Auch Dr. Karl Stern in Fürth liefert soeben einen neuen Beitrag zu diesem interessanten Problem. Es handelt sich dabei um zwei Patientinnen, eine Köchin und ein Zimmermädchen. Beide sind bei derselben Herrschaft tätig und haben auf beiden Handrücken eine Menge von kleinen Warzen. Das Zimmermädchen, das früher nie mit Warzen behaftet war, bemerkte dies seit einem Vierteljahr. Beide benutzten von je her beim Arbeiten in der Küche, gemeinsam ein Handtuch zum Abtrocknen der Hände. Die Herrschaft und die Kinder haben keine Warzen, wobei die Tatsache berücksichtigt werden muß, daß niemand von ihnen das Handtuch in der Küche gebrauchte. Für die Verhütung der Warzen ist der Fall jedenfalls bemerkenswert, insofern man gewisse Gebrauchsgegenstände nicht benutzen soll, die von anderen mit Warzen behafteten Personen benutzt werden.
Eine Heirat.
Noman von Wilma Mittelstaedt.
26) (Nachdruck verboten.)
Mit Ausbietung aller meiner Kräfte bewahrte ich meine Geistesgegenwart und gab jedem einen Schilling. Ich s.ch ihnen nach, dann iehme ich mich halbier in mein Polster zurück, ich war wie von Sinnen.
Dies also war das Geschäft meines Mannes.
Als Krüppel mit einem Arm und einem Bein „verdiente" er sein Geld. Der Schlag harte mich so furchtbar geirofsen, daß ich mich garnicbt zn fassen vermochte. Ich ließ mich bis zn dem Plan fnl>.cn, an deni ich eingestiegen war und ging schwankenden Schrittes in meine Wohnung. Torr angekommen. Wurde ich ohnmächtig.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich in meinem Bett; mir war der Kopf so wüst und ein Ekel vor dem Leben erfaßte mich. In jener Stunde batte ich Verstehen gelernt, daß man sein Leben von sich werfen kann.
Ich gab Befehl, niemand zu mir zu lassen, auch meinen Mann nicht — nur meine kleine Mand, durste sür ganz kurze Zeit hereinkommen, dann aber mußte ich allein sein.
Zunächst tobten die Gedanken io wild in meinem Gehirn, daß es mir nicht möglich war, auch nur einen klaren Gedanken festzuhalren. Ich kämyste einen entsetzlichen Kampf, wohl den bittersten meines Lebens.
Das Weib eines Schurken! Der Pater meiner kleinen Mand ein ganz gemeiner Verbrecher! O wie mich dieser Gedanke uiedeischmetterLe! Es war furchtbar!
Jetzt verstand ich auf einmal das lichtscbene Wesen meines Mannes, verstand seine Reisen ins Ausland, verstand die Veränderungen, die er mit seiner Person vornahm, um vor Entdeckungen gesichert zn sein — nur Eines verstand ich nicht, warum er mich geheiratet hatte.
Bei meiner Heirat brachte ich allerdings ein bedeutendes Vermögen mit, was ihn vielleicht dazu bewogen harte, mich zu heiraten — aber was war das für Charles, der gewohnt war, mit ungeheuren Summen zu rechnen? Es war eigentlich unmöglich, daß er durch seine Bettelei allein soviel „verdiente", daß er unseren kostspieligen Haushalt davon bestreiten konnte, der ja Unsummen verschlang.
Gott wußte, was er noch that, um zu Geld zu kommen. Und wie ich so sann, da kam mir auf einmal eine Episode ins Gedächtnis, über die ich bisher nie weiter nachgedacht hatte.
Es war im Altfang unserer Ehe, als wir einen großen Ball, den sogenannten Almenball mitmachten, der von der höchsten Aristokratie besucht und zum Besten der Armen veranstaltet wurde.
Eine Hofdame der damals in London weilenden Königin von .... war auch auf dem Ball anwesend und ich wurde ihr vorgestellt.
Der Zufall wollte, daß sie viel in meiner Nähe war, und wir uns längere Zeit miteinander unter
hielten. Ich trug au jenem Abend das Perlenhalsband, das mir mein Mann einst zum Weihnachtsgeschenk gegeben hatte. Wiederholt bemerkte ich, daß der Gräfin Augen auf mir ruhten und sie selbst fühlte endlich das Peinliche, das für mich in diesem fwtgcwtten Anschanen lag, denn sie begann in liebenswürdigstem Ton:
MrS. Lawson, was für ein prächtiges Halsband Sie da haben, ich betrachte es schon die ganze Zeit, denn es erinnert mich an das Perlenkoliier der Prinzessin von S., das ihr vor einigen Jahren auf raffinierte Weise abhanden gekommen ist und das sie trotz aller Nachforschungen nicht wieder erhalten konnte."
„Das Kollier ist ein Brautgeschenk meines Mannes", erwiderte ich darauf der Gräfin und sie neigte anmutig zustlmmend das Haupt. Wir sprachen an jenem Abend noch mehr zusammen und jener Vorfall war voll mir vergessen worden.
Erst in jenen trüben entsetzlichen Stunden kam er mir wieder ins Gedächtnis und nun stand es fest in mir, daß ich aus jenem Ball wirklich das Halsband der Prinzessin von S. getragen hatte, denn nun unterlag cs keinem Zweifel mehr sür mich, daß Charles zu diesem kostbaren Schmuckstück nicht auf rechtmäßige Weise gekommen war.
Ausstöhiieiid verbarg ich mein Gesicht in meinen Händen und lag geraume Zeit im tiefsten Seelenkamps. Es störte mich niemand, man haste meine Befehle respektiert.
(Fortsetzung folgt.)
Druck und Verlag der T. Meeb'scheu Buchdrucker«! d«4 E«,t8>er1i (Inhaber G. Touradi) in Neueubürz.