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Fernsprecher Nr. 4.
^ 166 .
7V. Jahrgang.
Run-schau.
Der Balkankrieg.
Pest, 16. Okt. Aus Belgrad wird gemeldet, der türkische Gesandte gab der serbischen Regierung um 4 Uhr nachmittags die Antwort seiner Regierung auf die Note der Balkanstaaten. Die Pforte sagt, weil Serbien und Bulgarien keine Rücksicht genommen hätten auf Vorstellungen der Großmächte, glaube sie, daß diese Note überhaupt keine Antwort verdiene. Der türkische Gesandte reiste mit allen Sekretären nach Semlin ab.
Athen, 16. Oktober. Wie verlautet, hat die türkische Regierung wegen der Zulassung der kretischen Abgeordneten zur griechischen Kammer ihre Beziehungen zu Griechenland abgebrochen und ihren Gesandten abberufen, der morgen abreist.
Konstantinopel, 16. Okt. Die Pforte hat im Einvernehmen mit den Italienern beschlossen, die Friedensbedingungn noch nicht zu veröffentlichen. Die offiziöse „Jeni Gazeta" schreibt, der Abbruch der diplomatischen Beziehungen bedeute keine Kriegserklärung. Die Türkei würde nur einer gleichstehenden Macht den Krieg erklären und ziehe deshalb vor, daß die Kriegserklärung von Bulgarien, Serbien und Griechenland ausgehe.
Saloniki, 16. Okt. Bedeutende türkische Verstärkungen sind nach Skutari unterwegs. Den türkischen Truppen gelang es, starke gegen Skutari vordringende montenegrinische Streitkräfte bei Tuzi zu schlagen und ihnen sehr schwere Verluste zuzufügen. Die Versuche des Feindes, Skutari von der Seite des Bojanaflusses her anzugreifen, wurden vereitelt.
Saloniki, 16. Okt. Die Kämpfe zwischen den türkischen und den serbischen Grenztruppen begannen gestern bei der kleinen Ortschaft Kraljewo, wobei die Serben auch einige Kanonenschüsse auf die türkischen Wachtürme abgaben. Die gegenseitige Beschießung der Wachtürme erstreckte sich, wie aus Uesküb gemeldet wird, bis Trogowischt. — In der Gegend von Köprülü wurde eine kleine bulgarische Bande vernichtet. Sie soll mit der Ausführung von Dynamitattentaten beauftragt gewesen sein.
Belgrad, 17. Okt. Wie aus sicherer Quelle verlautet, werden die verbündeten Balkanregierungen heute abend gleichzeitig der Türkei denKriegerklären. Das Grenzgefecht bei Merdares hat gestern bis in die späten Abendstunden fortgedauert. Die serbischen Truppen sollen den türkischen Posten bei Prechowa angegriffen und ihm einen blutigen Kampf geliefert haben, dessen Ausgang noch unbekannt ist.
Konstantinopel, 17. Oktbr. Kriegsminister Nazim Pascha, der zum Oberkommandeur der türkischen Armee ernannt worden ist, wird Konstantinopel am kommenden Montag verlassen, um sich an die Grenze zu begeben und das Oberkommando zu übernehmen.
Saloniki, 17. Okt. Den türkischen Truppen ist es gelungen, ein weiteres Vordringen der Montenegriner vom Bojanafluß her gegen Skutari aufzuhalten, ebenso gegen Tuzi. Dabei erfochten die Türken einen Sieg in der Gegend von Trabusch, wobei die Montenegriner angeblich 1000 Tote und Verwundete auf dem Schlachtfelde zurückließen. — Die Agence Ottomane veröffentlicht folgendes Telegramm aus Skutari: Vier türkische Bataillone schlugen bei Grania 8000 Montenegriner in die Flucht und brachten ihnen schwere Verluste bei. Die Montenegriner halten mindestens 600 Tote. (Ob das wohl nicht etwa s übertrieben ist? D. Red.)
Athens 17. Okt. DaS Marineministerium teilt mit, daß die Kanonenboote -ä. und L heute früh 2 Uhr in die Meerenge von Prevesa und Ak- tium eingedrungen und um 4 Uhr in Vanitza
! eingetroffen sind. Es gelang den Türken trotz der z zahlreichen Sperrforts nicht, die Durchfahrt zu ver- f hindern.
> Paris, 17. Okt. Die Agence Havas meldet aus Konstantinopel, daß die Türken bei Podgoritza einen großen Sieg über die Montenegriner davongetragen und mehrere Geschütze erbeutet haben.
Wien, 17. Oktbr. Nach einer Meldung aus Cetinje haben die Montenegriner bisher 600 Tote und 1000 Schwerverwundete gehabt.
Konstantinopel. 16. Okt. Ein Privattelegr. meldet, daß die deutschen Offiziere, die gegenwärtig in der türkischen Armee Dienst tun, ihre Entlassung aus der deutschen Armee genommen haben, um sich auf türkischer Seite gegen die Balkanstaaten am Krieg zu beteiligen. Inoffiziell sollen sie davon verständigt worden sein, daß nach Beendigung des Feldzuges ihrem Wiedereintritt in die deutsche Armee - nichts im Wege steht.
! Petersburg, 17. Okt. Die „Nowoje Wrernja"
> erhält aus Berliner diplomatischer Quelle eine Mit- ^ teilung, welche besagt, Oesterreich-Ungarn habe sich i mit Rußland in der Sandschakfrage vollständig
geeinigt und allen Mächten in verbindlicher Form
> erklärt, daß es nur an die Aufrechterhaltung des 8tatu8 guo im Sandschak denke. Infolgedessen besitze Oesterreich-Ungarn nunmehr das Recht, den Sandschak militärisch zu besetzen, sobald es durch die Anwesenheit serbischer oder montenegrinischer Truppen einen Grund hierfür erblicke. Diese Besetzung würde es bis Ende des Krieges aufrechterhalten, um das Gebiet dann der Pforte zurückzugeben.
Wien, 17. Oktbr. Die bulgarische Heeresverwaltung hat 8 Flugapparate bei der österreichischen Motor-Luftfahrzeug-Gesellschaft bestellt. Die Flugzeuge müssen im Laufe des Oktober abgeliefert werden. Die österreichischen Aviatiker Stanger, Barthel und Seidel begeben sich zur bulgarischen Armee.
In ganz Europa herrscht Kriegsstimmung. An der Pariser Börse haben in diesen Tagen so riesige Kursstürze stattgefunden, wie sie seit 1870/71 nicht mehr zu verzeichnen waren. Eine halbe Milliarde wurde an den europäischen Börsen im Verlaufe einer einzigen Woche verloren. Das Geld wird teuer. Die Bank- und sonstigen Geldgeber halten mit dem Gelds zurück und versehen sich mit möglichst bedeutenden Mitteln, um allen Möglichkeiten gegenüber gerüstet zu sein. Der Privatdiskont ist in England, Frankreich, Deutschland usw. bereits erheblich gestiegen und die Reichs- und Staatsbanken werden dem Beispiel der Privaten sehr bald folgen, zumal das letzte Jahresviertel erfahrungsgemäß höhere Ansprüche an den Geldmarkt stellt. — Die Rede Kiderlen-Wächters hat neuerdings etwas beruhigt.
Berlin, 16. Oktbr. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Wie wir vernehmen, ist der Wirkliche Geheime Rat, Fürst v.LichnowskyzumBotschafter in London ausersehen. Die Berliner Blätter heben in auffallender Uebereinstimmung hervor, daß der Fürst als Freund einer englisch-deutschen Verständigung für den Posten sich besonders eigne. Die Londoner Presse betont, daß die Ernennung des Fürsten etwas außerhalb der diplomatischen Rangleiter geschehen; doch wird auch in der englischen Presse darauf ganz besonders hingewiesen, daß der Fürst ein persönlicher Freund des Kaisers sei.
Berlin, 17. Okt. Die Entscheidung über die Wahl des neuen deutschen Botschafters in London, des Fürsten Lichnowsky, findet in der Presse eine günstige Ausnahme. Der Lokalanzeiger schreibt Frhr. v. Marschall erhält einen Nachfolger, der sich in der Diplomatie eines sehr guten Rufes zu erfreuen hat. Die Nationalzeitung hebt hervor, daß sein Name gleich nach dem Ableben des Frhrn. v. Marschall genannt wurde. Maßgebend dafür sei
die Tatsache gewesen, daß Fürst Lichnowsky wiederholt und in sehr eindringlicher Weise mit der Feder für eine friedliche, aber würdige Auseinandersetzung zwischen Deutschland und England eingetreten sei. Die Tageszeitung schreibt: Der Fürst gelte als Anhänger einer deutsch-englischen Verständigung, aber nicht auf Kosten der deutschen Flotte.
Um einen Begriff davon zu geben, wie erbitterte Gehässigkeit in England gegen Deutschland arbeitet, gibt die „Tägl. Rdsch" im folgenden die Uebersetzung einer „Proklamation", die sich die englische Wochenschrift „The Throne" leistet, und in der sie nicht mehr und nicht weniger anstrebt, als einen allgemeinen Boykott gegen alle deutschen Waren.
! Diese „Proklamation" lautet: „Deutschland macht gewaltige Vorbereitungen für einen Krieg gegen Eng- ! land. Seine Absicht ist, unfern Handel durch un- s fern Ruin an sich zu reißen. Jeder Penny, der ! für deutsche Artikel oder Nahrungsmittel ausgegeben i wird, ist Geld, das an Deutschland gegeben wird,
! um ihm bei seinem Feldzug zu helfen, während un- ! sere eigene Arbeiter es verlieren. Wollen Sie sich z von heute unter allen Umständen zu der Weigerung j verpflichten, irgend etwas zu kaufen, das in Deutsche i land gemacht ist? Damit werden Sie einen Hieb führen für den König, das Land und ihr Heim, j Wollen Sie sich dem „Schneeball"-Schema der Zeit- > ung Throne anschließen? Bitte senden Sie dann : diese Postkarte einem Freund und schreiben Sie an - an uns um freie Zusendung so vieler, wie Sie ; immer bedürfen." — Die „Tägl. Rdsch." bemerkt ! dazu: Man darf ohne Pharisäertum festkellen, daß ! ein gleich unanständiger Versuch zur Hetze gegen f England in Deutschland unmöglich wäre.
! Die deutsche Flugzeugindustrie hat einen großen ! Erfolg zu verzeichnen, da die englische Heeresverwaltung soeben drei Aeroplane in Deutschland bestellt hat. Dieser Erfolg ist um so bemerkenswerter, als sich die deutschen Flugmaschinenkonstrukteure s. Zt. nicht an der militärischen Aeroplan-Prüfung beteiligt haben.
Berlin, 17. Okt. In einer gestern abend abgehaltenen Versammlung der Fortschrittlichen Volkspartei wurde Präsident Kaempf einstimmig wieder zum Kandidaten für den ersten Berliner Reichslagswahlkreis aufgestellt. Kaempf hat die Kandidatur angenommen.
Karlsruhe, 14. Okt. Bei der im Ministerium des Innern am 24. September abzehaltenen Besprechung hat Minister v. Bo dm an unter den von der Regierung zu ergreifenden Maßregeln in Aussicht gestellt, die Uebergangsstsuern für das nach Baden eingeführte Fleisch von 8 auf 4 für das Kilo zu ermäßigen. Im Verfolg dieser Zusage hat das Finanzministerium die Steuerbehörden dahin ermächtigt, für die Dauer der gegenwärtigen Fleisch- teuerung von dem nach Baden eingeführten Fleisch nur die Hälfte der bisherigen Eingangssteuern zu erheben. Der Ausfall, der der Staatskasse hierdurch entsteht, ist auf etwa 10 000 jährlich zu veranschlagen, da nach dem Staatsvoranschlag für 1912/13 der Betrag der Fleischeingangssteuer mit 20 000 vorgesehen war.
München, 14. Okt. Die bayerische Gewerbeschau wurde heute mit einem Offiziellen Schlußakt, an dem auch Prinz Ludwig teilnahm, geschlossen.
Die Konzentrierung der französischen Flotte. Das aus sechs Panzerschiffen bestehende Geschwader des Admirals de Marolles ging am Mittwoch von Brest nach Toulon ab, um die angekündigte Konzentrierung der Mittelmeerflotte durchzuführen. Den Blättern zufolge wird das Geschwader an den für den Monat November anberaumten Manövern der gesamten Mittelmeerflotte teilnehmen.
Rom, 16. Okt. Die Friedenspräliminarien zwischen Italien und der Türkei sind gestern abend in Ouchy unterzeichet worden. Die Bedingungen des Friedens sind folgende: 1. Tripolitanien und