lung meiner emporblühenden Haupt' und Residenz­stadt Stuttgart. Seit der Nacht des 19. Januar 1902 ist es mein stetes und ernstliches Bestreben gewesen, der Stadt und dem Lande einen Ersatz zu schaffen für das, was in jener Unglücksnacht zerstört wurde, eine neue würdige Stätte, in der das deutsche Schauspiel und die Musik aller Länder gepflegt werden sollte. Dabei war es aber auch von Anfang an mein Wunsch, diesen Neubau so einzurichten, daß in ihm noch weitere Schichten der Bevölkerung, als dies im alten Hause der Fall war, künstlerischen Genuß, Erhebung und Erholung finden könnten und ihn auch räumlich so zu gestalten, daß jeder Kunst­gattung ein gerade für sie und ihre Darstellung besonders zusagender Raum zu Gebote stände. So sehen wir denn nunmehr nach 10 jähriger Arbeit und nach Ueberwindung zahlreicher Hemmnisse und Schwierigkeiten zwei neue Häuser in großartig ge­lungener Gestalt vor uns, die heute und gestern, dank dem aufopfernden Wetteifer der ausführenden Künstler ihre Feuerprobe glänzend bestanden haben. Aufrichtige Gefühle der Dankbarkeit sind es, die mich bewegen für alle diejenigen, die mit Verständnis und Hingebung auf diese meine Wünsche und Ab­sichten eingehend, zum Gelingen des großen Werkes beigelragen haben. Gerne gedenke ich dabei der staatlichen Behörden und ihrer unermüdlichen Arbeit, der beiden Kammern, welche durch ihre Bewilligungen die finanziellen Schwierigkeiten überwinden halfen, der Stadt Stuttgart, die in richtiger Würdigung des idealen und materiellen Wertes der neuen Kunststätten in hochherziger Weise auch ihrerseits reichliche Mittel bereitstellte, meiner Hofkammer und ihrer rastlosen alle Hindernisse überwindenden Tätigkeit, der Intendanz, die in unermüdlicher Hingebung alles vorbereitete und zu glücklichem Ende führte, der Künstler, die die Häuser innen und außen mit reichem Schmuck versehen, und der Stifter, die diesen Schmuck durch freundliche Gaben in uneigennützigster Weise ermöglicht haben, nicht zuletzt auch des Erbauers der Häuser, Hrn. Geh. Hofrat Liltmann und seiner treuen Gehilfen und Mitarbeiter, die das prächtige, groß­zügige, zurzeit wohl einzig in seiner Art dastehende Werk geschaffen und dadurch nicht nur meiner lieben Stadt Stuttgart und dem schwäbischen Lande, sondern auch sich selbst ein bleibendes, ruhmreiches Denkmal gesetzt haben. Sie aber, die von auswärts gekommen sind, die Herren Intendanten, Direktoren, Schrift­steller und Komponisten, kurz alle unsere lieben Gäste, heiße ich von Herzen in Schwabens Haupt­stadt willkommen. Mit dem Danke, daß Sie unserer Einladung zum heutigen Feste gefolgt sind, verbinde ich den aufrichtigen Wunsch, daß Sie mit guten Eindrücken und mit der Ueberzeugung von uns scheiden möchten, daß es uns Allen Ernst ist mit der Kunst, mit der wahren, hohen und edlen Kunst, die das Dasein verschönt und veredelt und lebens­wert macht; ihr soll daher auch dieses Glas ge­weiht sein.

Feuerbach, 16. Sept. Heute nachmittag kurz nach r/,3 Uhr traf der König, von der Einwohner­schaft auf der Straße allenthalben freudig begrüßt, im Automobil hier ein, um der Gewerbe- und Industrieausstellung einen Besuch abzustatten. Er wurde von Regierungsrat Gambs am Portal des neuen Realschulgebäudes empfangen. Stadt­schultheiß Geiger begrüßte den König mit einer längeren Ansprache, Gemeinderat L. Fahrion, hieß den König namens des Gewerbevereins, Fabrikdirektor Dr. Dorn namens des Vereins der Feuerbacher Fabrikanten willkommen. Nachdem ihm sodann mehrere Mit­glieder des Ausstellungsausschusses vorgestellt waren, besichtigte der König unter der Führung der erwähnten Herren die Ausstellungsräume in der Realschule und die Ausstellung in der Turnhalle. Er bekundete großes Interesse und äußerte sich von dem Gesehenen sehr befriedigt. Im Weinstübchen wurde sodann ein kleiner Imbiß gereicht. Um 4.20 Uhr fuhr der König im Automobil wieder nach Stuttgart zurück.

Die Ziehung der Lotterie der Gewerbe- u. Industrieausstellung in Feuerbach wurde vom 17. September auf 22. Oktober 1912 verlegt.

Stuttgart, 17. Sept. Die Entlassung der zur Reserve zu beurlaubenden Mann­schaften findet möglichst am 2. Tag nach Erreichung des Standorts statt. Sie kann jedoch ausnahms­weise nach Anordnung der Truppenkommandeure am 1. oder 3. Tag erfolgen. Am nächsten Sonntag. 22., finden Entlassungen nicht statt. Der Entlaffungs- termin am 30. September für die Mannschaften des Train und der Bezirkskommandos, für die Oekonomie- Handwerker und die Militärkrankenwärter wird hier­durch nicht berührt.

Stuttgart, 17. Sept. Die von der Regier­ung zusammenberufene Fleischteuerungskommis­

sion. die über Maßregeln zur Linderung der Fleisch­teuerung beraten soll, ist heute zusammengetreten.

Stuttgart, 17. Sept. Der Abgeordnete Lie- sching ist von der Fortschrittlichen Volkspartei in den Oberämtern Biberach und Leutkirch als Zähl­kandidat ausgestellt worden.

Urach, 17. Sept. Wie dem Ecmstalboten von zuverlässiger Seile mitgeteilt wird, haben, veranlaßt durch das Vorgehen der Volksparlei in Metzingen, Wähler aus verschiedenen Parteien das Landtags­mandat Steuerinspektor Bluthardt in Urach an­getragen. Es ist daran nicht zu zweifeln, daß Blut­hardt diesem Rufe entsprechen wird. Eine Darstell­ung der Vorgänge, die zu dieser Kandidatur führten, soll zur Aufklärung der Wähler folgen.

Untertürkheim, 16 Sept. Ein dreijähriges Kind einer hiesigen Familie fiel am Sonntag nach­mittag in den hochgehenden Neckar. Einige Mitglieder des Turnklubs eilten auf das Hilfegeschrei herbei und einem von ihnen gelang es unter eigener Lebens­gefahr das schon bewußtlose Kind vom Tode des Ertrinkens zu retten. Die Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg.

Riedlin gen, 16. Srplbr. Als am Samstag nachmittag Oekonom Miehle in Betzenweiler mit seiner Frau und seiner 14 Jahre alten Tochter auf einer Wiese mit Oehmden beschäftigt war, ging die Tochter während einer kleinen Ruhepause in den nahen Wald, um sich einige Nüsse zu holen, nicht ohne daß sie vorher versprochen hatte, sich nicht zu weit zu entfernen. Plötzlich hörten die Eltern einen markerschütternden Schrei und eilten diesem sofort nach, konnten aber von ihrem Kinde keine Spur mehr finden. Trotzdem das ganze Dorf und die Landjägermannschaft den ganzen Wald absuchten, blieb das Kind spurlos verschwunden.

Wangen i. A., 16. Sept. Gestern wurde die Automobillinie WangenHergatzNiederstaufen- Bregenz mit täglich viermaligem Kurs in jeder Richtung in Betrieb genommen, nachdem am Samstag eine kleine Eröffnungsfeier in der Gmündmühle vorausgegangen war, zu welcher Vertreter aus allen beteiligten Städten und Ortschaften erschienen waren.

Lkus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

* Neuenbürg, 16. Sept. Nachdem der Ge­neralsuperintendent des Tübinger Sprengels, Prälat O. von Hermann, im Februar ds. Js. den Reli­gionsunterricht in den hiesigen Schulklassen be­sichtigt und im Juli ds. Js. den Gottesdiensten in hiesiger Kirche angewohnt, nahm er heute auch an der alljährlichen Pfarrkonferenz der Neuenbürger Diözese teil. Sämtliche 17 Geistliche waren an­wesend. Die Leitsätze zur Besprechung des für die 48 Diözesen der Landeskirche Heuer vorgeschriebenen und so auch hier zu behandelnden Gegenstandes hatte Pfarrer Weitbrecht-Schömberg aufgestellt. Nach Schluß der 3ff-stündigen Konferenz fand im Gasthof zumBären" ein gemeinsames Mittag­essen statt, an das sich sofort ein Diözesanverein anreihte. Aus den hier gepflogenen Verhandlungen sei hervorgehoben ein Referat von Pfarrer Kaz- maier-Schwann über das diesjährige Landesfest des Gustav-Adolfvereins in Aalen und ein Bericht von Pfarrer Lörcher-Calmbach über den vom 10. bis 12. ds. Mts. in Stuttgart abgehaltenen Deut­schen Pfarrertag. Prälat v. von Hermann gab orientierende Aufschlüsse über den Stand der neuen Gesangbuchsausgabe. Abends 6 Uhr waren die Verhandlungen zu Ende geführt, worauf sich der kirchliche Oberhirte sofort nach Stuttgart zurückbegab.

Am 13. September, nachmittags von 4 Uhr an, fand im Gasthof z.Sonne" in Neuenbürg eine Versammlung des Bezirks-Wirtsvereins statt. Als Referent war bestellt Hr. Direktor Schneider von der Naturweinzentrale Stuttgart. Derselbe überbrachte die Grüße des Verbandsvorsitzenden Schramm, der am Erscheinen verhindert war und berichtete alsdann über die Herbstaussichten in den weinbautreibenden Gegenden Deutschlands. Im all­gemeinen, so faßte er seine Ausführungen zusammen, sei die Ernte nicht groß, aber was die Qualität an­lange, so sei, wenn das Wetter sich nur einiger­maßen ordentlich gestalte, ein trinkbarer Wein zu erwarten. Eine Anzahl Schreiben von Schultheißen­ämtern der weinbautreibenden Gemeinden in Würt­temberg wurden zur Kenntnis gebracht, die sich teils recht zufriedenstellend über die Herbstaussichlen aus­sprechen. In Italien, Frankreich und Spanien'sei je ein halber Herbst zu erwarten und sei von Italien, das in diesem Sommer im Gegensatz zu uns eine für den Weinstock recht günstige Witterung gehabt habe, ein sehr guter Wein zu erwarten. Als recht fehlerhaft bezeichnte der Referent die in Württem­

berg üblichen Vorausbestellungen von neuem Wein und die Käufe nach Mittelpreisen, wodurch von vorn­herein ein großer Teil des Erzeugnisses dem Wirte entzogen werde. Auch die vielen, teils verfrühten Reisen der Wirte in die Weingegenden seien ver­werflich und dazu geeignet, die Preise in die Höhe zu treiben, da bekanntlich die letzteren sich nach der Nachfrage richten. Bezüglich der Zuckerung, die bei dem diesjährigen Wein erforderlich wird, gab der Referent beachtenswerte Belehrungen, dabei ausdrück­lich betonend, daß die Naturweinzentrale nicht zuckere vielmehr lediglich Naturweine in den Verkehr bringet Zum finanziellen Ergebnis der Weinzentrale des letzten Jahres übergehend, wurde mitgeteilt, daß der Reingewinn 26 370 betragen habe, bei einem Abschrieb von 10°/o auf Mobilien. Die Zahl der Genossen betrage jetzt 600 mit 350 000 Geschäfts­anteilen. An eine Erschütterung der Zentrale durch die vielen Gegner derselben sei nicht zu denken. Mit einem kräftigen Appell an die Anwesenden, sich der Genossenschaft anzufchließen, schloß der Redner seine Ausführungen. Der Vorsitzende E. Bub eck dankte im Namen der Anwesenden für den lehrreichen Vortrag. Nach der nun folgenden lebhaften Dis­kussion trat eine Anzahl von Kollegen der Genossen­schaft bei. Auch namhafte Bestellungen auf Wein wurden gemacht. Gegen 7*/- Uhr schloß der Vor­sitzende die Versammlung, noch mitteilend, daß der Schriftführer des Vereins Bestellungen von Wein und Anmeldungen zum Beitritt in die Genossenschaft unentgeltlich entgegennehme. Leider war die Ver­sammlung nicht derart besucht, wie man es bei der Wichtigkeit der Tagesordnung wohl hätte erwarten dürfen. L. L.

-Z. Birkenfeld, 16. Sept. Gestern fand hier die erste Pfadfinderkonferenz des Bezirks Neuenbürg statt. Von 2 Uhr an marschierten die Pfadfinderkolonnen von allen Seiten in Birkenfeld ein. Der Treffpunkt war im Gemeindesaal. Es waren erschienen Pfadfinder von Neuenbürg, Calm­bach, Höfen. Ottenhausen und Birkenfeld. Nach gemeinschaftlichem Gesang begrüßte Vorstand Maus­hardt die Versammelten. Um 3 Uhr wurde vom PfadfinderkomMandanten Keck aus Neuenbürg über die Grundsätze der Pfadfinder Jnstruktionsstunde ge­halten. Der Ortsgeistliche, Pfarrer Breitweg, wies in seiner Ansprache auf die Waffe des Pfadfinders, das Neue Testament hin. Unterlehrer Pfänder von Ottenhausen erzählte von seinen Reiseerlebnissen und der Begrüßung der Pfadfinder durch Graf Zeppelin in Friedrichshafen. Zum Schluß erhoben sich die Ver­sammelten und sangen unter MusikbegleitungHeil uns'rem König Heil!" Unter klingendem Spiel gings dann im Festzug durch den Ort. Möge die Pfad­findersache auch in unserem Bezirk wachsen und ge­deihen! Hurrah! Pfadfinder heraus!

Grunbach, 17. Sept. Letzte Nacht brannten die dem Landwirt Ernst Maisenbacher und Stein­hauer Schilling gehörigen zwei Häuser nieder. Die Entstehungsursache ist unbekannt. Der Schaden beträgt ca. 1520000 Mark.

Calw, 12. Sept. Das landwirtschaftliche Bezirks fest rückt näher. Mit Hochdruck haben sich die Ausschüsse der Zweigvereine und der Haupt­ausschuß an die Arbeiten gemacht, die notwendig sind,, um dem Fest ein gutes Gelingen zu verbürgen. Die Veranstalter der Ausstellung rechnen auf eine vielseitige Beschickung sowohl der Vieh- als auch der Obst-, Geflügel- und Bienenausstellung. Es wird ferner angenommen werden dürfen, daß der Zuzug aus den Bezirksorten und den Nachbaroberämtern schon um des mit der Ausstellung verbundenen Fest-

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