Erscheint

Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag.

Preis vierteljährl.: in Neuenbürg 1.35.

Durch die Post bezogen: im Drts> und Nachbar, orts-Verkehr 1.30.

im sonstigen inländ. Verkehr ^ 1.40; hiezu je 20 »s Bestellgeld.

Abonnements nehmen alle Postanstalten und Postboten jederzeit entgegen.

Der LnztälLr.

KnZLiger iür Sas Lnztal unS Umgebung.

Amtsblatt für Sen Vbcramtsbesirk IlLuenbürg.

Auzekzeuxreks:

die 5 gespaltene Zeile oder deren Raum 12-f, bei Auskunstserteilung durch die Lxxed. 15 Reklamen die 3gesp. Zeile 25

Bei öfterer Insertion entsxrech. Rabatt.

Fernsprecher Nr. 4.

Telegramm-Adresse: Lnztäler, Neuenbürg".

148.

Neuenbürg, Montag den 16. September 1912.

7V. Jahrgang.

Rundschau.

Berlin. 13. Sept. DasArmeeverordnungs­blatt" veröffentlicht eine allerhöchste Kabinettsordre über die Bildung einer 7. Armeeinspeklion und die Aenderung in der Zusammensetzung der bestehenden Armeeinspektionen. Danach werden statt der bis­herigen 6 Armeeinspeklionen am 1. Oktober 1912 deren 7 gebildet und folgendermaßen zusammengesetzt: 1. Armeeinspektion Berlin: 2., 5. und 9. Armee­korps; 2. Armeeinspeklion Meiningen: 6. 11. und 12. (1. kgl. sächsisches) und 19. (2. kgl. sächsisches) Armeekorps; 3. Armeeinspektion Hannover: 7.«

10., 13. (kgl. württembergisches) und 18. Armeekorps; 4. Armeeinspektion München: 3.. 4. und außerdem

1.. 2. und 3. kgl. bayerisches Armeekorps; 5. Armee­inspektion Karlsruhe: 14. und 15. Armeekorps; 6. Armeeinspektion Berlin: 1., 17. und 20. Armee­korps; 7. Armeeinspeklion Saarbrücken: 8.. 16. und 21. Armeekorps.

Berlin. 14. Sept. Der bisherige Oberbürger­meister von Berlin. Martin Kirschner, ist in seiner Villa zu Ehrwald in Nordtirol gestorben. Er hätte am 10. November seinen 70. Geburtstag feiern können. Oberbürgermeister Kirschner ist am 1. Sept. d. Js. wegen vorgerückten Alters und geschwächter Gesundheit in den Ruhestand getreten. Als er die Absicht, aus dem Amte zu scheiden, vor einer Reihe von Monaten kundgab, nahm man vielfach an, daß nicht nur Gesundheitsrücksichten, sondern auch eine gewisse Verstimmung über verschiedene Dinge für ihn bestimmend gewesen sei. Aber man sieht jetzt, daß tatsächlich seine Gesundheit schwer erschüttert war, und so hat er sich des Ruhestandes nicht lange mehr erfreuen dürfen.

Berlin, 14. Sept. Auf telegraphische Anfrage derSaalezeitung" an den preußischen Landwirt­schaftsminister. ob nach der Konferenz im Reichsamt des Innern die Einfuhr von Gefrierfleisch nach Deutschland offen steht, ist aus dem landwirtschaft­lichen Ministerium folgende telegraphische Antwort eingegangen: Einfuhr von Gefrierfleisch aus Austra­lien und gefrorener Hammel aus Amerika ist unter den für die Fleischeinfuhr allgemein geltenden Be­dingungen des Fleischbeschaugesetzes gestattet.

Berlin, 14. Septbr. Die Firma Borsig in Tegel beschloß aus Anlaß ihrer heutigen 75 jährigen Jubelfeier die Gründung eines Krankenhauses, sowie einer Sparkasse für das Borsigwerk und stiftete hohe Beträge zu Wohlfahrtszwecken für Beamte und Arbeiter.

Wilhelmshaven, 14. Sept. Nach hierher­gelangten Meldungen ist heute mittag das Torpedo­boot6 171" von S. M. SchiffZähringen" bei einem Durchbruchversuch gerammt worden und in 15 Minuten in 30 Meter Waffertiefe gesunken. Sieben Mann werden vermißt. Die Unfallstelle befindet sich nördlich von Helgoland. Von der Mannschaft wird auch der Torpedoboots-Oberheizer Wichmann vermißt.

Metz, 13. Sept. Wie dieMetzer Zeitung" aus St. Avold meldet, ist in der Arbeiterkolonie Folsch- weiler eine Familie, Mann, Frau und 5 Kinder, nach dem Genuß gesammelter Pilze erkrankt. Der Vater und die 5 Kinder sind im Laufe des gestrigen Tages gestorben. Die Frau liegt hoffnungslos darnieder.

Müllheim (Baden), 14. Septbr. Eine heute vormittag ausgebrochene Feuersbrunst, vermutlich infolge Selbstentzündung von Heu entstanden, zer­störte die umfangreichen Oekonomiegebäude des bekannten HotelsZur Post". Das Hotel selbst, das im Vorjahr abbrannte und wieder neu erbaut wurde, ist erhalten geblieben.

Vom Säntis. Das Observatorium auf dem, den Bodensee und das Appenzeller Land beherrsch­enden 2005 w hohen Säntis, soll eine Bereicherung und Erweiterung von weittragender Bedeutung er­

halten. Das Deutsche Reich und die Schweiz haben beschlossen, auf dem Säntis eine Station für draht­lose Telegraphie zu errichten. Deren Aufgabe besteht in der Hauptsache in der Zusammenarbeit mit der dieser Tage auf der Zugspitze in Betrieb genommenen Funkenstation, und das Ziel bildet die Ueberbrückung der Hochalpen für die drahtlose Tele­graphie, was bisher noch nicht gelungen ist. Man hofft auf diesem Wege zu der drahtlosen Verbindung über Land mit den deutschen Kolonien in Afrika zu gelangen; ein Plan, der schon lange Gegenstand eifrigster Erwägungen ist.

Konstantinopel, 14. Sept. Das Erdbeben der letzten Nacht scheint das gleiche Zentrum zu haben, wie das vorhergehende. Nach bisher ein- gegangenen Nachrichten sind auf der Insel Tenedos zahlreiche Häuser eingestürzt. In Gallipoli, wo auch eine Reihe von Häusern beschädigt wurde und ein­gestürzt sind, kampiert die Bevölkerung im Freien. Zwei Personen wurden verletzt. In Rodosto war die Erschütterung von heftigem Donner begleitet. In Miriophilo, wo der Erdstoß ebenso heftig wie beim ersten Beben, aber von nicht so langer Dauer war, wurde beträchtlicher Schaden angerichtet. In Ganos wurden u. a. alle Bäckereien zerstört.

Lissabon, 13. Septbr. Der Mörder, der am 11. Septbr. in Araiolles eine aus sieben Personen bestehende Familie umgebracht hatte, ist verhaftet worden. Im Augenblick der Festnahme machte er einen Selbstmordversuch. Er gestand das Verbrechen ein unter Angabe gräßlicher Einzelheiten, wie er nacheinander die sieben Personen umgebracht hatte.

Württemberg.

Stuttgart, 14. Sept. Der König und die Königin mit den Prinzen und großem Gefolge haben heute vormittag 11 Uhr die neuen Hof­theater besichtigt. Jeder Arbeiter erhielt 10

Stuttgart, 15. Septbr. Nun hat Geheimrat Littmanns großartige Meisterschöpfung ihre festliche Weihe erhalten, zunächst mit einer am Samstag abend in Anwesenheit des Königspaares und der Mitglieder des Kgl. Hauses im Großen Hause gegebenen Eröffnungsvorstellung. Den licht­erfüllten, vornehm-ruhigen Zuschauerraum belebte ein festlich geschmücktes, erwartungsfreudig gestimmtes Auditorium. Der Glanz ordengeschmückter Uniformen zeigte mit der Pracht geschmackvoller, kostbarer Damentoiletten ein farbenreiches, interessantes Bild ein würdiger Rahmen für den hohen Weiheakt, für dieses Fest des Schwabenlandes. Daß es sich um ein solches handelt, bewies die Anwesenheit vieler Mitglieder der Ständekammern, zahlreicher Orts­vorsteher der größeren Städte des Landes, der Be­amtenschaft bis zur 5. Rangstufe, der Vertreter der Hochschulen und Lehranstalten des Landes und des Militärs. Und manch einer der Edelsten und Besten ger deutschen Theater-, Dichter- und Komponisten­welt bekundete durch seine Gegenwart, daß sich ein bedeutsames Ereignis der deutschen Theatergeschichte abspiele. Aus der großen Zahl klangvoller Namen, deren Träger am Fest teilnahmen, seien nur genannt: Die Intendanten Graf Hülsen-Häseler-Berlin, Graf Seebach-Dresden, Hans Gregor-Wien, Ernst von Poffart-München, Baron Putkamer-Hannover, Emil Claav Frankfurt am Main, Baffermann - Karlsruhe, Frankenberg-Braunschweig, Bachur-Hamburg, ferner Oskar Blumenthal, Otto Ernst,. Rudolf Herzog, Gustav Kadelburg, Wilhelm v. Scholz, Ernst von Wolzogen, Junkermann, Ludwig Ganghofer, Konrad Dreher, Frank Wedekind, Joses Laufs, Karl Schön­herr. Kurz nach 6 Uhr erschien das Königspaar in Begleitung der Herzöge Albrecht, Ulrich und Robert, sowie der Söhne des Herzogs Albrecht, und nahm in der großen Hofloge inmitten des I. Ranges Platz, von der Festversammlung durch Erheben von den Sitzen begrüßt. Mit den feierlichen Klängen der Festmusik des Generalmusikdirektors Professor Dr.

Max v. Schillings wurde das Festspiel eingeleitet mit GoethesVorspiel auf dem Theater zu Faust", in dem August Ellmenreich als Dichter in der Maske Goethes, Max Marx als Theaterdirektor und Kurt Junker als lustige Person ihr Bestes gaben. Eine sinnige Ueberleitung zu dem von Baron Konrad zu Putlitz, dem Bruder des Stuttgarter Generalinten­danten, gedichteten eigentlichen Festspiel bildete die Person des Baumeisters, der, von Reinhard Tenhaeff verkörpert, ein Modell der neuen Theateranlagen tragend, dem Dichter, Theaterdirektor und der lustigen Person sein Werk übergab, das von den Dreien mit Begeisterung, bewunderndem Staunen und unter rühmenden Worten dankbarer Anerkennung der königlichen Opferwilligkeit, der das Zustandekommen des Bauwesens zu danken ist, entgegengenommen wurde; gleichzeitig wurde im Hintergründe ein Pro­jekt des Großen Hauses sichtbar, von dem aus der Beschauer durch die schattigen Bäume der Anlagen zur Eberhardsgruppe wandelte, vor der eine jubelnde Huldigung aller Schickten des Schwabenvolkes vor dem Königspaar statlfand, in die die ganze große Festversammlung unter freudiger Begeisterung mit einstimmte. Nun stiegdes alten Baues Vergangen­heit" in der trefflichen Wiedergabe einer Gesangs­szene im alten Lusthause zur Zeit des kunst­sinnigen Herzogs Karl Eugen empor: Im Vorder­gründe einer entzückenden Rokoko-Bühne auf der Bühne eine Schar bezopfter Kapellmusici. Unter den einschmeichelnden Weisen des berühmten Hof­kapellmeisters Maestro Jommelli spielt sich vor einer eleganten Hofgesellschaft aus der Zopfzeit eine aller­liebste Schäferszene ab, bei der die gesanglichen Leistungen von Marga Junker-Buchardt, Emma Hauser. Josef Tyssen und Richard Groß sehr bei­fällig ausgenommen wurden. Bei den von Hof­ballettmeister Scharf erfundenen, vom Ballettkorps ausgeführten anmutigen Tänzen zeichneten sich die Solotänzerinnen Hötzel und Müller, sowie Albert Burger besonders aus. Dann folgte eine Huldigung für Schwabens größten Dichter: Schillers Lied von der Glocke erfuhr eine wohlgelungene szenische Darstellung. Der vollendeten Leistung Oskar Hof­meisters als Meister stand die nicht minder prächtige Meisterin von Emmy Remolt ebenbürtig gegenüber. Als der Guß der Glocke gleich der Vollendung des zu weihenden Bauwerks beendet war, sanken Meister, Gesellen und das herbeigeströmte Volk auf die Knie und es erscholl mächtig-ergreifend der ChoralNun danket alle Gott", der bei einem auf der obersten Gallerie des Zuschauerraums unter­gebrachten weiblichen Chor ein Echo fand. Im Hintergrund der Szene tauchte dann das Alte Schloß mit den charakteristischen Türmen der Stiftskirche auf. Und wieder wandelte sich das Bild: Nach Goethe und Schiller soll ein anderer Großer zum Wort kommen: Richard Wagner mit der Festwiese seiner Meistersinger von Nürnberg. Es war ein Meisterstück szenischer Ausstattung, ein Bild voll farbenprächtiger Schönheit. Karl Erb als Stolzing, Hermann Weil als Hans Sachs, Emil Holm als Pogner und Frau Brügelmann als Eochen teilten sich in den begeisterten Beifall für den gesanglichen Teil. Während einer längeren Pause, die nun eintrat, unterhielt sich der König im Foyer mit einer großen Zahl geladener Festgäste. Einen würdigen Abschluß fand die Festvorstellung im Großen Hause mit der malerischen, durch den Farben­reichtum der Kostüme besonders glanzvoll gestalteten Reichstagsszene aus Schillers Demetrius, bei der Ernst Alves als feuriger Demetrius, Egmont Richter als kraft- und mutvoller Sapieha sich besonders hervortaten. Die Freude über das vortreffliche Ge­lingen der Festaufführungen war allgemein; sie kam gegenüber dem Generalintendanten Baron zu Pvlitz und seinem Stab treuer Mitarbeiter (Generalmusik­direktor v. Schillings, Geheimrat Meery, Geh. Ju- tendanzrat Stephany, Hofrat Gerhäuser und Dr.