voller Vorbereitungsarbeit. Die Bedeutung der Ausstellung wird weit über Württemberg hinausreichen.
Stuttgart, 9. Sept. Billige Weihnachtsnüsse gibt es in diesem Jahre. Die Haselnußsträucher haben soviel Früchte angesetzt, wie kaum je zuvor. Die Ernte wird daher eine ganz außerordentlich gute sein. Die Ursache liegt darin, daß die meist in den Februar und März fallende Blütenperiode völlig frostfrei und somit dem Fruchtansatz sehr förderlich war. Aber auch die deutschen Wallnüsse sind gut behängen und haben ebenso wie die Haselnußsträucher den schweren Stürmen der letzten Zeit getrotzt. Die starke Stengelung verhinderte ein Abfallen der Früchte, sodaß die diesjährige Ernte einen vorzüglichen Ertrag und billige Preise bringen wird.
Buchau, 13 Sept. In dem bereits früher erwähnten Haftpflichtprozeß der Bank von Luzern gegen die Stadt Buchau wegen des Einstein'schen Vermögenszeugnisses ist der Termin auf j15. Oktober anberaumt. Die Stadt soll für 12 000 -/E haftbar gemacht werden. Der Allgemeine Deutsche Versicherungsverein Stuttgart, bei dem die Stadt für die volle Höhe dieses Betrags in der Haftpflichtversicherung ist, wird den Prozeß durchführen. Der Ausgang des Prozesses wird für unsere württemb. Gemeinden grundsätzliche Bedeutung erlangen.
Vom Bauland, 13. Sept. (Grünkernernte ) l Das Grünkerngeschäft ist nun in der Hauptsache be- s endet. Es sind nur noch kleine Vorräte anzutreffen. ! Durch Ueberproduktion waren diesmal die Preise gedrückt, es wurde durchschnittlich nicht mehr wie ca. 25 für den Zentner erzielt.
Vermischtes.
Das höchste Haus der Erde. In New- Dork ist jetzt der höchste Wolkenkratzer, das Woolworth Building, vollendet worden, der bis zu 780 Fuß himmelan strebt und eine ganze Welt für sich in seinen Mauern birgt. Die Mieter dieses neuen Riesenbaues bezahlen im Ganzen ungefähr eine Million Miete jährlich. Das Haus hat 50 Stockwerke mit je 400 Räumen. In dem Hause befindet sich eine Feuerwehrstation, eine Rettungswache, zwei Apotheken, ein hydrotherapeuthisches Institut, zwei Bars, drei Restaurants, drei ärztliche Sprechzimmer, ein zahnärztliches Institut, und schließlich wohnt auch eine Hebamme darin zum Empfang der künftigen Bewohner. Der neue Wolkenkratzer ist nach französischen Plänen mit französischem Kapital erbaut, also kein eigentlich amerikanisches Produkt.
Der Dolch im Strumpfband der Spanierin. Die Lokalfarbe völkischer Eigenart verblaßt unter dem Einfluß der alles ausgleichenden Zivilisation immer mehr zu wesenlosem Scheine. Jetzt hat auch die Stunde des „Navaja" geschlagen, jenes blanken, handlichen Messers, das jeder Spanier im Gürtel trägt und das jede Spanierin — im Strumpfband stecken haben soll. Dieses dem Spanier unentbehrliche Instrument ist von Stund an aus dem Lande der Stierkämpfe verbannt, seine Fabrikation untersagt und das Tragen verboten. Auf Grund dieser Maßnahme hat man in Madrid auf offener Straße die verdächtigen Individuen bereits einer körperlichen Durchsuchung unterzogen, wo bei «an nicht weniger als 3000 „Navajas" fand und konfiszierte. Bisher hat man indessen die ^ Frauen noch von der Durchsuchung verschont, obwohl ! man aus den Berichten der Reisenden aus Romanen ^ und Romanzen weiß, daß jede reinblütige Spanierin ^ den Dolch zwar nicht im Gewände trägt, wohl aber im Strumpfbands versteckt hat, um sich seiner gegebenenfalls gegen Frechlinge und Ungetreue zu bedienen. Die einseitige Entwaffnung schafft also un- gleiche Kampfverhältnisse und bedroht durch die Konfiskation der Verteidigungsmittel das starke Geschlecht mit der Gefahr sich zum schwachen Geschlecht degradiert zu sehen. Dieses Jammers hat sich denn auch ein Mitglied des spanischen Senats, der ehrenwerte Graf de Pania - Ramiro, erbarmt. Er hat vrn der Parlamentstribüne herab die Regierung ermahnt, in Zukunft auch für die Untersuchung und Entwaffnung der Strumpfbänder der spanischen Schönen Sorge zu tragen.
Von den denkenden Pferden. Die denkenden Pferde des Hrn. Karl Krall in Elberfeld, die mit ihren Leistungen so großes Aufsehen erregten, sind neulich vor eine Prüfungskommission gestellt worden, der Professor Dr. H. Kraemer (Hohenheim- Stuttgart), Dr. Paul Sarasin (Basel) und Professor Dr. H. E. Ziegler (Stuttgart) angehörten. Man hatte nämlich öffentlich behauptet, von Hrn. Krall und seinem Pferdepfleger oder einem von beiden würden den Pferden bei der Lösung der ihnen gestellten
Aufgaben absichtliche oder unabsichtliche Zeichen gegeben. Das mußte widerlegt werden. Die drei ! Gelehrten haben den Vorführungen an mehreren i Tagen beigewohnt, und sie fassen das Ergebnis ihrer Beobachtungen nun in sechs Leitsätzen zusammen, j die hier folgen mögen. Die Prüfungskommission j meint: Es steht fest, daß die Tiere Zahlen und ! Zahlwörter (deutsch oder französisch, phonetisch ge- ! schrieben) von der Tafel ablesen und mit diesen ! Zahlen die mündlich oder schriftlich angegebenen j Rechenoperationen ausführen. Es steht fest, daß diejenigen Pferde, welche erst einige Monate unter- l richtet sind, verhältnismäßig einfache Rechnungen ! richtig ausführen, schwierigere Aufgaben aber nicht ! lösen können. Es steht fest, daß die länger unter- ! richteten Pferde — Muhamed und Zarif — auch für ^ schwierigere Rechnungen die richtige Lösung angeben. - Dabei läßt sich ein individueller Unterschied in der j Begabung feststellen. Ferner ist zu beachten, daß ^ von den Pferden zuweilen die Lösung selbst ganz leichter Aufgaben verweigert wird. Diese Tatsache - hängt augenscheinlich mit dem Stimmungswechsel ' der Tiere zusammen, der oft auch aus dem sonstigen i Verhalten deutlich zu erkennen ist. Es steht fest. ! daß die Pferde sowohl Zahlwörter als auch Namen ! u. a. m. mittels der Tabelle in Buchstaben auszudrücken vermögen, auch solche, die sie vorher nicht gehört haben. Die Schreibweise richtet sich nach dem Klang des Wortes und ist oft unerwartet. Es steht fest, daß die Pferde zuweilen von sich aus verständliche Aeußerungen nach der Buchstabentabelle Hervorbringen. Es steht fest, daß bei allen diesen Leistungen der Pferde Zeichengebung nicht in Betracht ^ kommt. Es geht dies sowohl aus der Art vieler ^ Antworten hervor als auch daraus, daß Versuche ! (auch mit schwierigen Rechenaufgaben) selbst dann gelangen, wenn der Pferdepfleger abwesend war und Hr. Krall sich außerhalb des Versuchsraums aufhielt, so daß er von den Pferden nicht gesehen werden konnte. Es wurde auch ein Erfolg in solchen Fällen erreicht, in welchen sämtliche Anwesende sich aus dem Versuchsraum entfernt hatten und den Pferden unsichtbar blieben.
Was denken Vögel von unseren Flugzeugen? Der Naturfreund, der draußen im Lande zufällig ein Flugzeug nicht zu hoch durch die Lüfte eilen steht, kann bei dieser Gelegenheit interessante Beobachtungen an der Vogelwelt machen. Munter und sorglos springen die Vögel von Zweig zu Zweig und singen ihre Liedchen, die Schwalbe steigt empor, der Storch zieht seine Kreise, die Hühner spazieren gackernd auf Hof und Wiese herum — da plötzlich naht sich in den Lüften das Flugzeug, die scharfsinnigen Vögel erblicken das große Ungetüm und vernehmen das Surren des Motors — eine große Angst kommt über sie, sie suchen sich flugs zu verstecken. ihre Musik stellen sie ein. die Hühner laufen in den Stall, die Schwalben kommen herab, kein Zweifel, man vermutet ein Unheil und erblickt in dem sausend daherkommenden Ungetüm einen ungewohnten, daher um so gefährlicheren Raubvogel I Vögel, die selbst zu den Raubvögeln gehören oder die an den Kampf mit solchen gewöhnt sind, oder die eine besondere Größe haben, wie die Störche, nehmen an dieser allgemeinen Flucht allerdings nicht teil, sondern werden sogar angriffsluftig.
Ein König auf der Anklagebank.
Es ist der König Alkohol, der anfangs dieser Woche im Errang. Gemeindehaus in Neuenbürg gefangen saß und gegen den verhandelt wurde. Die umfangreiche Anklageschrift war an den Saalwänden und an eigens hiezu konstruierten Ständern aufgehängt,
^ in allen möglichen Tabellen, auf denen schwarz auf s weiß, mit genauen Zahlen belegt, die Untaten des s großen Herrschers verzeichnet standen. Auch Staats- s anwälte traten in Tätigkeit, ein großer und ein ! kleiner, und wenn je und je aus dem Publikum dem s Angeklagten ein freiwilliger Verteidiger erstand, so mußte der doch bald recht kleinlaut werden und konnte j nur in ganz wenigen Fällen für mildernde Umstände : eintreten.
! Der König war angeklagt 1. der Nahrungs- j Mittelfälschung und Brunnenvergiftung. Zahl- j losen Zentnern von Gerste, Trauben. Aepfel, Birnen, z Kartoffeln entzieht er tückisch ihren eigentlichen Nähr- ! stoff, den Zucker, das Eiweiß, das Fett und setzt i an ihre Stelle ein betäubendes Gift, um das so entstandene Gemisch harmlosen Leuten mit frecher Miene als wertvolle Stärkungsmittel zu verkaufen; ja selbst köstliches Quellwasser versetzt er mit dem Gift und läßts sich noch teuer bezahlen, t 3. Während andere Könige berühmt sind durch ihre musterhafte Sparsamkeit, so hat dieser Tyrann
das Nationalvermögen schmählich verschleudert. Er erhebt allein für sich von seinem armen Volk eine jährliche Steuer von 3000 Millionen Mark- kein Wunder, daß er dann für Volksschulen nur etwa 400 Mill., für die» Arbeiterversicherung etwa 500 Mill., und für die notwendige Kriegsrüstung etwa 900 Mill. übrig hat. Besonders die gutmütigen Schwaben schröpft er bis aufs Blut; während er von den Reichsdeutschen sonst eine Kopfsteuer von „nur" 47 Mk. eintreibt, müssen die Schwaben 74 Mk. bezahlen, eine schreiende Ungerechtigkeit, die sie sich nicht länger gefallen lassen wollen.
3. Aber es kommt noch besser. Dieser König — die Feder sträubt sich fast es niederzuschreiben — ist ein Verbrecher im größten Stil. Er ist jetzt aktenmäßig überführt, daß er jährlich etwa 100000 meist junge Leute anwirbt, daß sie andere friedliche Bürger an Leib und Leben bedrohen, daß sie Frauen und Mädchen anfallen. Wenn sie dann der Landjäger gefaßt hat, dann erklären sie freilich jammernd, der König Alkohol habe sie's geheißen; aber es hilft sie nicht viel, sie wandern ins Gefängnis, aber der Anstifter geht frei aus und treibt sein verbrecherisches Handwerk weiter.
4. Da nimmts uns auch nicht wunder, daß er auch ein Dieb ist, ein Tagedieb vor allem, der unzählige Menschen verführt, stundenlang bei ihm hocken zu bleiben und ihre kostbare Zeit zu vertrödeln. Und dabei ist sein Witz recht fad; höhere Interessen kennt er gar nicht. Manchen stiehlt er so ganze Tage, besonders auf die Montage hat ers abgesehen. Aber noch wertvollere Dinge entwendet er ganz heimlich und verstohlen. Die Gesundheit, von der man immer sagt, sie sei die Hauptsache, ja den Verstand erhebt er als Blutsteuer und läßt die also schmählich Beraubten, die sich nicht mehr selber fortbringen können, sorglich in Kranken- und Irrenhäusern pflegen. Eines der merkwürdigsten Aktenstücke beweist mit vielen Zahlen, daß er seinen getreuen Dienern im Durchschnitt 6—8 Jahre ihres kostbaren Lebens raubt. Ja die allerfeinsten Dinge, die man eigentlich gar nicht greifen kann, wie z. B. der Hausfriede, entgehen seinen gierigen Händen nicht. Und — o Schande — er vergreift sich oft genug schon an Kindern und nimmt ihnen die Frische, den Lerneifer, den Gehorsam, die Unschuld.
5. Er ist so boshaft wie ein Teufel, wenn man bedenkt, wie oft er die Menschen stolpern und fallen läßt. Er läßt sogar Züge entgleisen und Schiffe scheitern, und das Jammergeschrei der Verunglückten läßt ihn vollständig kalt.
Solches und noch vieles andere kam während der Verhandlung im Gemeindehaus an den Tag. Der Angeklagte, den man unvorsichtigerweise vorläufig noch auf freiem Fuß gelassen hatte, hat sich der drohenden Verurteilung leider durch schleunige Flucht entzogen. Man hätte denken sollen, daß sich Hunderte zu dem aufregenden Prozeß gedrängt hätten. Dies war jedoch nicht der Fall, und da sagt man noch, die Menschen von heute seien sensationslustig. Ein dunkles Gerücht will wissen, es werde eine geheime Revolution gegen den König vorbereitet, um ihn kurzerhand vom Thron zu stürzen, und die Zahl der Revolutionäre sei in fortwährendem Wachstum begriffen. Möchte der Tag der Freiheit bald anbrechen l o. ir.
I« teurer Zeit! Hohe Preise aller Lebensmittet und vieler Dinge des täglichen Bedarfes stellen in diesem Jahre große Anforderungen an den Geldbeutel der Hausfrau. l^s dürfte daher jede Gelegenheit freudig zu begrüßen sein, die auch wieder ein „Ersparen" ermöglicht. Eine solche bietet sich durch die Selbstanfertigung von Mänteln, Jaketts, Sweaters und Mützen für Erwachsene und Kinder aus Schnee sternwolle der Sternwoll-Spinnerei in Altona-Bahrenfeld. Jedem Paket Schneesternwolle l liegen eine ausführliche Strickanleitung mit Beschreibung von 14 neuen Strickmustern sowie eine leicht verständliche Häkclanleitung bei, in welchen alle einzelne Teile von Män- > teln, Jacketts, Sweaters und Mützen vor dem Zusammen- ! nähen, sowie die fertigen Stücke selbst, nach photographischen ^ Aufnahmen abgebildet sind. Durch die Ausführlichkeit der i Anleitungen wird es selbst Ungeübten leicht, die langen - Abende mit einer interessanten und nützlichen Beschäftigung I auszusüllen und sich billig, modern und elegant selbst kleiden l zu können. Anderseits erhält auch eine geübte Hand immer i neue Anregung durch 14 verschiedene Strickmuster unterstützt i durch ein reiche- Farbensortiment neuester Golf, und Fan- : tasiefarben der Schneesternwolle. Die Anleitungen werden i beim Einkäufe der Schneesternwolle, die in den meisten Geschäften zu haben ist, gratis abgegeben. Schneesternwolle wird sich daher in Stadt und Land gerade in diesem Winter wieder viele neue Freunde erwerben gleich den seit Jahren so beliebten Sternwoll« Strumpf - und Socken- Garnen der Sternwoll-Spinnerei in Altona- Bahrenfeld. Diese letzteren, die in 10 Qualitäten, von der besten bis zur billigsten Sorte gesponnen werden, sind der sparsamen Hausfrau durch ihre unübertroffene Haltbarkeit im Tragen und die regelmäßigen Inserate in dieser Zeitung längst bekannt.
Druck und Berlag der E. Merh'schen Buchdruckeret ü-r Euitülerl tJnhaber <8. Tonradt) in Neuenbürg.