des Korpsmanövers abgesehen wird. Die Truppen der Garnison Stuttgart werden schon am Montag den 16. ds. mit der Bahn eintreffen.

Die Kandidatenaufstellungen für die nächsten Landlagswahlen haben in den letzten Tagen gute Fortschritte gemacht, und bald werden die Reihen geschlossen sein. Der Auftakt zum eigent­lichen Wahlkampf ist dann gegeben, denn die Kandi­daten werden nunmehr beginnen, Fühlung mit der Wählerschaft zu nehmen. Im Vordergrund der Aufgaben des kommenden Landtags steht die Frage der steuerlichen Entlastung der Gemeinden und in diesen hauptsächlich der gewerblichen Kreise, deren Belastung schon längst nicht mehr im Verhältnis zu Betrieb und Verdienst steht. Gerade die kleineren Gemeinden sind aber in großem Umfange, ja viel­fach fast ausschließlich auf diese Einnahmequellen angewiesen, und da ihre Bedürfnisse durch eine etwaige Neuregelung der Einkommensteuer im Sinne einer prozentual höheren Heranziehung der reinen Einkommen zur Gemeindesteuer allein nicht befriedigt werden können, so muß für sie eine Erleichterung im Wege der Entlastung gesucht werden. Auch ohne eine besondere Wahlparole wird es Dinge genug geben, die die Interessen des Landes und speziell des erwerbenden Bürgertums angehen und dessen lebhafte Anteilnahme an der ganzen Wahlbewegung erheischen.

Stuttgart, 13. Sept. Eine große Demon­strationsversammlung gegen die Fleisch - teuerung beabsichtigten der sozialdemokratische Verein Stuttgart und die Vereinigten Gewerkschaften am Sonntag vormittag auf dem Gewerbehalleplatz abzuhalten. Die Polizei hat aber die Genehmigung dazu versagt, mit der Begründung, daß das Fassungs­vermögen des Platzes rund 7000 Menschen betrage und somit in keinem Verhältnis zu der zu gewärtigenden Menschenmenge stehe und daß infolgedessen durch die Veranstaltung auf diesem denkbar unzweckmäßigen Platze Leben und Gesundheit der Versammlungs­teilnehmer wie auch Unbeteiligter unmittelbar ge­fährdet würden. Die sozialdemokratische Parteileitung und die Vereinigten Gewerkschaften berufen nunmehr auf Sonntag vormittags V-11 Uhr 23 öffentliche Versammlungen in verschiedenen Lokalen Groß- Stuttgarts ein. Das Ministerium des Innern hat auf nächsten Dienstag eine Einladung an die Stadt Stuttgart, Vertreter der Landwirtschaft und des Fleischergewerbes ergehen lassen zur Besprechung der Maßnahmen gegen die Fleischteuerung.

Stuttgart, 13. Septbr. Die bürgerlichen Kollegien von Stuttgart beschäftigten sich gestern eingehend mit der Frage der Fl ei sch not und Teuerung. Es wurde mitgeteilt, daß die württ. Staatsregierung für nächsten Dienstag eine Konferenz einberufen wird, die sich mit der Frage beschäftigen soll. Man wählte gestern fünf städtische Vertreter zur Teilnahme an dieser Konferenz.

Stuttgart, 13. Sept. Eine gestern hier ge­haltene Parteiversammlung des sozialdemo­kratischen Vereins Stuttgart hat nach einer Besprechung der Vorgänge auf der Heilbronner Landesversammlung eine Resolution angenommen, in der sich die Versammlung der auf der Landes­versammlung abgegebenen Erklärung der 96 Dele­gierten anschließt, in der dem Genossen Westmeyer das Vertrauen ausgesprochen wird. Gleich­zeitig wird betont, daß der Kampf gegen den Re­visionismus im Interesse der Partei mit rücksichts­loser Entschlossenheit geführt werde.

Stuttgart, 12. Sept. Der hier tagende Pfarrertag hat mit allen gegen zwei Stimmen folgenden Beschlußantrag gegen die Aufhebung des Jesuitengesetzes angenommen: Der Pfarrer­tag erklärt sich gegen die Aushebung des Jesuiten­gesetzes. sowie gegen jede Umdeutung seines Sinnes, wodurch dem Jesuitenorden im Deutschen Reich freie Bahn gemacht würde. Er bittet Bundesrat und Reichstag, nicht die Hand zu bieten, daß der Je­suitenorden seine für den Frieden der Konfessionen, Schulen und den Staat gleich gefährliche Wirksam­keit in Deutschland wieder aufnehmen kann. Er ist im Hinblick auf die drohende Gefahr mehr und mehr bereit, die wertvolle Arbeit des Evangelischen Bundes und des Gustav Adolf-Vereins eifrig zu unterstützen. Ueber Jugendpflege sprach Direktor Bauer-Berthelsdorf. Ueber die einschlägigen Ver­hältnisse auf dem Lande machte Prof. v. Wurster- Tübingen, über die in den Städten Pfarrer Wüterich besondere Ausführungen. Es wurde schließlich eine Erklärung angenommen, in der die kräftige Förder­ung der evangelischen Jugendpflege für eine Pflicht der Pfarrer und Gemeinden erklärt wurde. Ueber die Gesangbuchfrage berichtete Pfarrer v. d. Heydt- Berlin. Aus dem Kabinett des Königs war ein

Danktelegramm eingelaufen, worin der König den Verhandlungen einen gesegneten Verlauf wünscht.

Stuttgart, 12. Sept. Anläßlich der Eröff­nung der neuen K. Hoftheater und der neuen Schillerftraße werden die verschiedenen Teile der Kgl. Anlagen neue Benennungen erhalten. Der oberste Teil der Kgl. Anlagen zwischen der Schloßgartenstraße und der neuen Schillerstrabe einer­seits und zwischen den neuen Hoftheatern und dem Marstallgebäude andererseits soll künftig: K. Theater­platz, der abgeschlossene Teil zwischen der neuen Schillerstraße und der Wolframstraße abwärts: K. Anlagen heißen. Der Theaterplatz wird wie der Schloßplatz bei Tag und Nacht offen bleiben. Fahr­räder und Automobile sollen auf den Fahrwegen zugelassen, dagegen Last- und Geschäftswagen aus­geschlossen werden. Der Schloßgarten wird bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen. Automobile und Fahrräder sollen aber darin nicht zugelassen werden. In den Anlagen wird der Verkehr auch für Auto­mobile und Fahrräder freigegeben, doch sind diese nur auf den mittleren Fahrweg angewiesen.

Stuttgart, 12. Sept. Unter den vielen neu­artigen technischenEinrichtungen in den neuen Hoftheatern befindet sich auch eine, die die be­sondere Aufmerksamkeit des Publikums finden wird. In den beiden neuen Häusern bedeutet nämlich künftighin das bloße Fallen des Vorhangs den Zwischenakt, während der Aktschluß dadurch bezeichnet wird, daß gleichzeitig mit dem Fallen des Vorhangs rechts und links im Proszenium zwei elektrische Signallichter ausflammen, die während der Pause brennen und deren Erlöschen den Beginn des neuen Aktes ankündigt. Der Beginn einer großen Pause wird außerdem, ebenso wie der Schluß des Stücks durch Fallen des eisernen Vorhangs zu er­kennen gegeben.

Stuttgart, 13. Sept. EinenneuenFlug- apparat hat Prof. Baumann von der Technischen Hochschule Stuttgart konstruiert. Es ist der erste Flugapparat, dessen Konstruktion in Stahlrohr aus­geführt worden ist. Der Apparat besitzt ein völlig neues Steuerungssystem und einen Daimler-Motor. Die bis jetzt vorgenommenen größeren Probeflüge haben sehr günstige Resultate gehabt. Der Apparat wird an der demnächst stattfindenden Berliner Flug­woche teilnehmen.

Stuttgart, 13. Sept. Das Wetter bessert sich! Nachdem sich die naßkalte Witterung bereits bis nach Italien verbreitet und in Mitteleuropa sechs Wochen fast ohne Unterbrechung angedauert hat, scheint sich nun endlich eine Wendung zum Bessern vorzubereiten. Allerdings wird noch eine Reihe von Tagen vergehen, bis dieser Umschwung Ereignis wird. Die Depression, die die Witterung des ganzen Erdteils beherrscht, befindet sich auch gegenwärtig noch in unserem Bereich. An der Elb­mündung lag Mittwoch ein Minimum unter 755 Millimeter Tiefe, dagegen hat sich das Hauptmini­mum nordostwärts in der Richtung nach dem Weißen Meere entfernt und das dort seit langer Zeit ver­lagerte sekundäre Hoch beseitigt. Dieser Umstand ist es vor allem, der Aussicht auf baldigen Witter­ungswechsel bietet; denn die Depression findet nun­mehr den Weg zum Abzüge in nordöstlicher Richtung frei. Weitere Wirbel vermögen aber einstweilen nicht heranzuziehen, da vom Atlantik ein über 770 Millimeter hohes und sehr ausgedehntes Maximum der Depression folgt, das neue Minima einstweilen von den europäischen Küsten fernhält. Allem An­schein nach wird nun das Hoch gegen Mitteleuropa Vordringen, während die Depression nordostwärts abwandern dürfte. Es kann daher allmählich auf Aufheiterung und nach zunächst kühlen Nächten wie­der auf höhere Temperaturen gerechnet werden. Sobald sich das Hochdruckgebiet im Innern des Kontinents befindet und die Winde bei seinem wei­teren Vorrücken östliche Richtung annehmen werden, dürfte der sogenannteAltweibersommer" einsetzen, der uns hoffentlich durch eine größere Zahl ruhiger und sonniger Tage für den schlechten Nachsommer entschädigen wird.

Tübingen, 13. Septbr. Um 2 Uhr 30 Min. heute nacht erfolgte ein ziemlich starkes Erdbeben mit starkem Ruck und längerem Zittern.

Ellwangen, 13. Sept. Am Wehr bei Bolzen­weiler wollte ein Dragoner des Olga-Regiments mit seinem Pferd über den hochgehenden Kocher setzen. Da der Fluß an dieser Stelle eine Tiefe bis zu 4 Meter Hai, sank das Pferd unter. Der Reiter, der im Bügel hängen geblieben war, konnte sich glücklicherweise rasch befreien. Mann und Pferd erreichten dann wohlbehalten das Ufer.

Heubach, OA. Gmünd, 13. Septbr. Nachdem gestern nachmittag über den hiesigen Ort ein leichtes

Gewitter niedergegangen war. entlud sich abends gegen 5 Uhr ein mit starken elektrischen Entladungen, wolkenbruchartigem Regen und kurzem Hagelschlag verbundenes sehr schweres Gewitter. Das Thermo­meter sank in kurzer Zeit auf 6 Grad Celsius. Der Hagelschlag hat am Obst und an den Bäumen be­deutenden Schaden angerichtet.

6us StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Zum Leutnant der Reserve wurde befördert der Vizefeldwebel Nest len (Rechtsanwalt in Neuen­bürg) vom Landwehrbezirk Calw. Zum über­zähligen Major wurde befördert der Hauptmann Lägeler, Kompagniechef im Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm, König von Preußen Nr. 120, unter Uebertritt zum Stabe dieses Regiments.

Neuenbürg, 13. Septbr. (Eingesandt.) Der Staats- und zum größten Teil auch der Gemeinde­beamte erwirbt durch seine Anstellung das Recht auf zukünftige Versorgung im leistungsfähigen Alter bis an sein Lebensende, zugleich eine Sicherstellung seiner Witwe und Waisen. Dem Angestellten der Privatindustrie und des Handels wurde dagegen nur in ganz seltenen Fällen eine solche Beruhigung für das Alter und seine Familie zuteil. Die soziale Gesetzgebung der letzten Jahrzehnte, welche allen Arbeitern des deutschen Reiches segensreich wirkende Krankenkassen, Unfall-, Jnvaliditäts- und Alters­versicherung brachte, blieb für die meisten Angestellten der Industrie verschlossen, weil ihre gesetzliche Wirk­samkeit bei einem bestimmten Einkommen endete. Wohl rührten sich da und dort verschiedene Ver­einigungen, so in erster Linie der über ganz Deutsch­land verbreitete Deutsche Werkmeisterverband, sowie der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband, ebenso wurde eine allgemeine staatliche Pension- und Hinterbliebenen-Versicherung von unseren Prinzipalen in dankenswerter Weise unterstützt und so konnte endlich das langersehnte Gesetz im letzten Jahre 1911 unter Dach gebracht werden. Da dasselbe mit dem 1. Januar 1913 in Kraft tritt und die Vertrauens­männerwahlen im nächsten Monat statlfinden, so ist es mit Freuden zu begrüßen, daß der Werkmeister­verein des Bezirks morgigen Sonntag im Gasthof zurSonne" hier eine Versammlung veranstaltet, um sämtliche Angestellte der Privatindustrie durch einen tüchtigen, fachmännischen Redner aufzuklären, welche Neuerungen das Gesetz denselben bringt. Mögen deshalb zu dieser morgigen Versammlung alle Prioatangestellten sich einfinden. (Siehe auch die Einladung im heutigen Enztäler.)

Alten steig, 13. Sept. Unterhalb des früheren Bäcker Walker'schen Hauses in der oberen Stadt ist ein umfangreicher Teil der oberen Stadtmauer eingestürzt. Die Stein- und Schuttmafsen fielen in den Garten des Apothekers Schiler und richteten dort an Spalierbäumen und Gemüsen beträchtlichen Schaden an,

** Feldrennach. Der nächste Monats- Viehmarkt findet hier statt am Dienstag den 17. ds. Mts. Zu recht zahlreicher Frequentierung derselben ergeht hiemit Einladung.

Neuenbürg, 14. Septbr. Auf den heutigen Schweinemarkt waren 36 Stück Milchschweine zu­geführt, welche zum Preise von 2832 -/A pro Paar verkauft wurden.

Zum Herbftbaumsatz

möchten wir auf die von uns herausgegebenen Grundregeln für den Obstbau im Bezirk Neuenbürg" und auf das vom Württ. Obstbau­verein (Sitz in Stuttgart) verfaßte reichhaltigere Grundblatt der empfehlenswertesten Aepfel- und Birnsorten" Hinweisen. Wegen der zu wählenden Baumform ist hervorzuheben:

1) fürs freie Feld, bei dem auch auf Unterkultur Wert gelegt wird, ist der Hochstamm, in größeren Abständen gesetzt, am Platz; der Halbhochstamm eignet sich für Hänge recht gut, während der Form­baum (Busch, Pyramide, Kordon) nur in den Haus­garten oder eingefriedigte Grundstücke gehört.

2) In Wieswachs wird ein Baum nur ge­deihen, wenn ihm, wenigstens in jüngeren Jahren, stets die Baumscheibe offen gehalten wird, Form­bäume gedeihen überhaupt nur in offenen Böden.

3) Es eignet sich nicht jede Sorte für jede Form.

4) Der Spalierbaum an Hauswänden usw. darf noch mehr gepflegt werden; es ist dies der rentabelste Betrieb im ganzen Obstbau.

5) Formbäume erfordern das ganze Jahr hin­durch Arbeit, wer die nötige Zeit dazu nicht hat, pflanze keine.

Bezirks-Obst- «nd Gartenbauverei«.