New-Aork, 11. Sept. In der Stadt Culling ! im Staate Georgia haben gestern unerhörte Ausschreitungen Weißer wegen eines Negers stattgefunden. Eine Menge von etwa 2000 Personen stürmte das Gefängnis und bemächtigte sich eines 19jährigen Negers, der sich unter dem Verdacht der Mitschuld an einem Lustmord, dessen Opfer eine Farmerstochter war, in Haft befand. Der Mob riß dem Neger die Kleider vom Leibe, verstümmelte seinen Körper, der, von zahllosen Kugeln durchbohrt, nackt durch die Straßen der Stadt geschleppt wurde. Dann hängten sie ihn am Marktplatz auf. Blutige Rasfenkämpfe stehen bevor. Truppen sind bereits nach dem Ort unterwegs, um die Ordnung wieder herzustellen.
Württemberg.
Friedrichshafen. 11. Sept. Das Königspaar wird sich an diesem Freitag nachmittag zur Einweihung des neuen König!. Hoflheaters mittels Sonderzuges nach Stuttgart begeben. Nach den Festlichkeiten wird das König!. Hoflager nach Jagdschloß Bebenhausen verlegt werden und von dort aus wird dann der König!. Hof nochmals auf kurze Zeit zu den hiesigen Jagden hieher übersiedeln.
Friedrichshafen, 10. Sept. Auf die Nachricht von dem Ableben des Bürgermeisters von Hamburg, Or. Burchard, hat der König durch den dortigen württembergischen Konsul dem Hamburger Senat das aufrichtigste Beileid an dem Hinscheideu vr. Burchards aussprechen lassen.
Stuttgart, 11. Sept. Für die kirchliche Feier des Geburtsfestes der Königin am Sonntag den 6. Oktober ds. Js. ist vom König als Predigttext die Schriftstelle gewählt worden: 1. Joh. 3,1: „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Gottes Kinder sollen heißen".
ep. Stuttgart, 10. Sept. (Deutscher Pfarrertag.) Nachdem am 9. schon der engere Vorstand über die Aufhebung der Kommunalsteuerfreiheit, die Ortsschulinspektion und den weiteren Ausbau der Rechtsauskunft in geheimer Sitzung beraten hatte, begann heule um 9 Uhr die Abgeordnetenversammlung der Vereinigung preußischer Pfarrervereine im neuen Vereinshause. Sie wurde von dem Vorsitzenden Pfarrer Pasche-Dieskau eröffnet. Es waren durch 43 Abgeordnete mit 82 Stimmen 14 Vereine vertreten. In geschlossener Sitzung wurde über die Aufhebung des Privilegs der Kommunalsteuerfreiheit der Kirche und ihre Folgen für die evang. Geistlichen verhandelt.
Stuttgart, 11. Sept. (Deutscher Pfarrertag.) Heute vormittag wurde im großen Saal des »Herzog Christoph" die Abgeordnetenversammlung mit dem Gesang des Reformationsliedes „Ein feste Burg ist unser Gott" eingeleitet. Aus dem Jahresbericht ist zu entnehmen, daß 12 000 Pfarrer, das sind ^/s der Gesamtzahl der deutschen Pfarrer, dem Verbände angeschlossen sind. In dem Jahresbericht ist zum Schluß erwähnt, sdaß der Gegensatz der theologischen und kirchlichen Richtungen sich nicht bemerkbar in den Vereinen gemacht habe. Stadtpfarrer Schniz er-Mergentheim führte dazu aus, daß in diesem Jahre Ereignisse eingetreten seien, die auch ihren Widerhall in die Vereine werfen. Die Organisation des Verbandes lasse es aber nicht zu, sich mit den Angelegenheiten einer einzelnen Landeskirche zu beschäftigen. Zu einer Zeit, wo andere glauben könnten, die evangelische Kirche breche unter dem Streit der Meinungen zusammen, sei es von besonderer Bedeutung, wenn 12 000 Pfarrer ihre Willensmeinung dahin kundtun, sich nicht verwirren zu lassen, daß sie an die Lebenskraft und Zukunft der evangel. Kirche glauben und ihr mit Freuden dienen nach den letzten Worten des Jahresberichtes: „treu, ruhig und geduldig!" An Se. Majestät den König und Se. Majestät den Kaiser wurden Huldigungstelegramme abgefandt. — Pastor Fraustadt aus Schrebitz (Sachsen) referierte über die Schaffung einer „Deutschen Hausbibel". Er gab eine Uebersicht über die bisherigen Vorschläge, den Mängeln der jetzigen Bibelausgaben insbesondere hinsichtlich Textfassung und Auswahl abzuhelfen, glaubte aber sagen zu müssen, daß die Bibel nicht etwa wegen dieser Mängel, sondern wegen des Geistes der Zeit weniger gelesen werde als früher. Einen anderen Standpunkt nahm der Mitberichterftatter. Pastor Saathoff-Göttingen, ein. Eine handliche Auswahl aus der Bibel werde gewiß in weiteren Kreisen willkommen sein. Die Volksbibel werde dadurch nicht verdrängt werden. — Nach kurzer Debatte, in der u. a. Stadtpfarrer Traub- Stuttgart betonte, es komme weniger auf eine Neuausgabe als eine Neubelebung des Bibelverständ
nisses an, wurde beschlossen, die Frage den einzelnen Provinzialvereinen zur Durchberatung zu überweisen, ehe eine grundsätzliche Entscheidung gefällt werde. — Unter dem Vorsitz von Stadtpsarrer Traub trat heute auch der Evangel. Pfarrverein für Württemberg zusammen. Nachdem Stadtpfarrer Traub den Vorsitz an Stadtpsarrer Mayer abgetreten hatte, wurde auch die Angelegenheit der Dienstentlassung des Stadtpfarrers Traub in Dortmund besprochen. Nach einer längeren Aussprache, in der Anhänger und Gegner Traubs zu Worte kamen, nahm die Versammlung von der Einbringung einer Resolution Abstand.
Stuttgart. 10. Sept. Die Ausgabe des neuen Gesangbuches steht nahe bevor. Mit Noten umfaßt es 800 Seiten und ist auf schönem, weißem und leichtem Papier gedruckt. Das Format ist ein handliches Taschenformat. Die Ausgabe ohne Noten ist der vorigen völlig gleich, doch um 150 Seiten kürzer.
Stuttgart, 9. Sept. Die schon vor längerer Zeit in Aussicht genommene Ausarbeitung neuer Lehrpläne für die höheren Schulen des Landes ist im Laufe dieses Jahres so weit gefördert worden, daß die Veröffentlichung von Lehrplänen für die Elementarschulen und die höheren Knabenschulen unmittelbar bevorsteht. Diese Pläne umfassen, dem Staatsanzeiger zufolge, sämtliche Fächer mit Ausnahme der Religion, des Turnens und der Kurzschrift. Für diese Fächer ist eine Regelung bis zum Frühjahr 1913 ins Auge gefaßt; auf denselben Termin soll auch eine Neuausgabe des Lehrplans für die höheren Mädchenschulen erfolgen. Die Entwürfe für die einzelnen Fächer wurden von der Ministe- rialabteilung für die höheren Schulen ausgearbeitet und unter Zuziehung von Lehrern der verschiedenen Schulgattungen und Unterrichtrstufen durchberaten. Die vereinbarte Fassung wurde sodann nach wiederholter, unter Beiziehung weiterer Sachverständiger erfolgter Durchsicht am 5. Juli ds. Js. in einer unter dem Vorsitz des Staatsministers abgehaltenen Beratung, zu der 14 Rektoren höherer Schulen beigezogen wurden, einer abschließenden Prüfung unterzogen. Da die Zahl der für jede Anstaltsgattung verbindlichen Fächer sowie die Mindestforderungen hinsichtlich der Lehrerziele durch die Vereinbarung der Bundesregierungen über die gegenseitige Anerkennung der Reifezeugnisse gegeben waren, mußte von durchgreifenderen Aenderungen abgesehen werden.
Stuttgart, 7. Sept. Im Anschluß an die Schulordnung der gymnasialen und realen Lehranstalten der Stadt tritt auch die unter behördlicher Schulaufsicht stehende Schülerwerk st ätte Stuttgart unter der Leitung von Reallehrer Wohlfahrt in ein neues Schuljahr ein. Immer stärker wird ihr Besuch und immer mehr sucht sie ihren Ausbau in lehrinhaltlicher wie methodischer Hinsicht zu vertiefen. Die Bewegung auf dem Gebiete der Knabenhandarbeit, nach welcher die einzelnen Disziplinen dem Ziele zustreben, das neuerdings einen Teil des Begriffs „Arbeitsschule" darstellt, hat in ihr bereits seit Jahren vorbereitende Pflege gefunden.
Stuttgart, 11. Septbr. Die Eröffnungs- Vorstellung im K. Hoftheater, mit deren Generalprobe am Samstag den 14. ds. Mts. das Groß- Haus der K. Hoftheater vor geladenen Gästen eine geweiht wird und die dann am Sonntag abend öffentlich stattfinden wird, zerfällt in zwei Teile. Der erste Teil umfaßt eine Reihe Bilder, die durch einen verbindenden Text zu einem Festspiel zusammengeschlossen werden. Das erste Bild ist Goethes Vorspiel auf dem Theater zu Faust. Hieran schließt sich die Wiedergabe einer Vorstellung im alten Stuttgarter Opernhause. Das dritte Bild ist eine szenische Darstellung von Schillers Glocke. Als Schlußbild folgt die Festwiese aus Richard Wagners Meistersingern. Den zweiten Teil des Abends bildet die Reichstagsszene aus Schillers Demetrius. Diese Vorstellung gibt der Hofbühne Gelegenheit, eine ganz außergewöhnliche Pracht der Ausstattung an Dekorationen und Kostümen zu entfalten und die vielseitigen szenischen Möglichkeiten, die der vervoll- kommnete technische Apparat der neuen Häuser bietet, nach allen Seiten zu entwickeln. Die Eröffnungs- Festvorstellung kann nicht wiederholt werden.
Stuttgart, 12. Sept. Bei der heutigen Ziehung der Ebinger Geldlotterie zugunsten der Fohlenweide fiel der Hauptgewinn von 10 000 auf Nr. 21 923, der zweite Gewinn von 5000 auf Nr. 66 585, der dritte Gewinn von 2000 -4k auf 52 339 1000 fielen auf 43 227, je 500
auf 36 983, 15 409. (Ohne Gewähr.)
Stuttgart, 12. Sept. (Eine Wette.) Ein jüngerer Mann ging in den letzten Tagen mit einem Wirte in der unteren Neckarstraße die Wette ein,
fünf Pfund Heu mit sieben Eiern zu verzehren, wenn der Wirt ihm drei Flaschen Wein zahle, andernfalls sollen ihm die drei Flaschen Wein zur Last fallen. Das Mahl wurde folgendermaßen zubereitet: fünf Pfund Heu wurden genau abgewogen, dann zu Asche verbrannt, die Asche verrieben und mit den sieben Eiern durcheinander gemischt und in der Pfanne gebacken. Der junge Mann ließ sich anfangs die sonderbare Speise recht gut schmecken, aber als er etwa die Hälfte verzehrt hatte, stellte sich „Sankt Ulrich" ein und der Rest der Speise blieb unverzehrt. Zu allem hin mußte der junge Mann selbstverständlich die drei Flaschen Wein zahlen und für den Spott brauchte er auch nicht zu sorgen.
Maulbronn, 11. Sept. In Dürrmenz- Mühlacker ist. wie der volksparteiliche „Enzbote„ in Vaihingen meldet, die dortige Volkspartei aus Lokalpatriotismus bereit, die nationallibsrale Kandidatur des seitherigen Abgeordneten, des Fabrikanten Rösler zu unterstützen, sie lehnt aber die Unterstützung jeder anderen deutschparteilichen Kandidatur entschieden ab und würde in diesem Falle — wie die übrigen Volksparteiler — aus den in diesem Blatt bereits ausgeführten Gründen eine demokratische Kandidatur fordern. Der größere Teil der Volkspartei des Bezirks bleibt bei seiner Weigerung und weist die Unterstützung einer nationalliberalen Kandidatur zurück. Gestern ist nun der weitere Schritt ausgeführt und die demokratische Kandidatur dem Privatier Schenk in Maulbronn angetragen worden. Ec hat sich noch Bedenkzeit erbeten.
Ludwigsburg, 11. Septbr. Der seitherige Landtagsabgeordnete Hoffmeister, der von der Nativnalliberalen Partei wieder als Landtagskandidat in Aussicht genommen war, hat sich aus gesundheitlichen Rücksichten genötigt gesehen, seine Kandidatur für den kommenden Landtag zurückzunehmen.
Ludwigsburg, 10. Sept. Als ein Handwerker in einer Wirtschaft in Stammheim einigen Gästen gestern den Mechanismus seiner Browningpistole zeigte, krachte plötzlich ein Schuß. Die Kugel durchschlug dem Unvorsichtigen die Hand, riß ein Stück vom Wirtstisch und streifte einen Gast am Arm, ohne ihn jedoch weiter zu verletzen.
Eßlingen. 12. Sept. Der Streik in der Bi- jouteriefabrik Huttenlocher ist nach fünfwöchiger Dauer zu Ungunsten des Metallarbeiterverbandes heute mittag beendet worden. Von der Firma wird morgen ein Teil der Arbeiter und von Montag ab der Rest des Gesamtpersonals wieder eingestellt.
Heilbronn, 11. Sept. In den Schuhfabriken von Heilbronn, Großgartach. Kirchheim a. N. und Lauffen a. N. sind etwa 200 organisierte Arbeiter und Arbeiterinnen ausgesperrt worden.
Tübingen, 10. Sept. Im nahen Henstetten aßen zwei Kinder des Landwirts Schäfer Tollkirschen. Alsbald stellten sich Vergifluugserschein- ungen ein. Während ein 4jähriger Knabe noch gerettet werden konnte, starb ein 5 jähriges Mädchen unter entsetzlichen Qualen.
Gmünd, 12. Sept. Auf dem rechten Ufer der Rems unterhalb der Villa Schmidt erfolgten heute früh große Rutschungen, durch die bedeutender Schaden angerichtet wurde.
Horb, 11. Septbr. In einem Obstgarten des benachbarten Ortes Grünmettstetten ist ein junger Apfelbauni zu sehen, der neben reichlichem Fruchtbehang, einen herrlichen Blütenschmuck zeigt. In den letzten trüben Regentagen war dieser Baum für viele Vorübergehende nicht bloß ein lieblicher Anblick, sondern auch eine eindringliche Mahnung, die Hoffnung nicht fahren zu lassen, daß sich noch alles zum Besten wenden wird.
Schwenningen, 10. Sept. Nach einem Beschluß des Gemeinderats werden im nächsten Jahre keine Jahrmärkte mehr abgehalten werden.
Neufra, OA. Rottweil, 9. Sept. Durch eine radikale Kur wurde im hiesigen Orte die Beseitigung der Maul- und Klauenseuche herbeigeführt. Um den Bezirk seuchenfrei zu bekommen, verstand sich der Besitzer des verseuchten Gehöftes dazu, gegen volle Entschädigung seinen Viehstand, bestehend in 1 Ochsen, 2 Kühen, 2 Rindern, 1 Kalb und 2 Schweinen abzuschlachten. Die Entschädigung wird nicht nur von der hiesigen Gemeinde, sondern namentlich von der Stadt Rottweil bezahlt, für die abermals ein bedeutender Ausfall dadurch drohte, daß durch die Seuche auch dieses Jahr wieder der große Zentralzuchtviehmarkt und Viehmarkt nicht hätte abgehalten werden können. In unserem Orte ist durch dieses Vorgehen die Fleischnot behoben. Der Besitzer des Viehs unternahm eine Reise, um die Abschlachtung seines ganzen, beinahe wieder gesunden Viehbestandes nicht mit ansehen zu müssen.