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146.

Reuenburg, Freitag den 13. September 1912.

70. Jahrgang.

Run-schau.

Berlin, 11. Sept. Der Reichskanzler hat gleich nach feiner Rückkehr eine Konferenz aller beteiligten preußischen und Reichsressorts in Sachen der Fleischteuerung einberufen. Die Kon­ferenz findet heute Mittag 1 Uhr statt und es sind bald die Beschlüsse zu erwarten.

Karlsruhe, 11. Sept. Das am 26. Januar 1910 erlassene Verbot der Ein- und Durchfuhr von Rindvieh und Ziegen aus der Schweiz wird für Herkunft aus den Kantonen Luzern. Unterwalden, Uri und Zug mit sofortiger Wirkung außer Kraft gesetzt und die Ein- und Durchfuhr dieser Tiergattungen aus den genannten Kantonen ist unter den in der Bekanntmachung vom 30. September 1906 des Gesetzes- und Verordnungsblatts Seite 531 be- zeichneten Bedingungen wieder gestattet.

Hagen i. W.. 11. Sept. Die königliche Re­gierung hat die Genehmigung zur Inbetrieb­nahme des hiesigen Krematoriums, des ersten i« Preußen, heute erteilt. Das Krema­torium ist bereits im Jahre 1906 erbaut worden; seitdem wartete man auf die Erteilung der Ge­nehmigung. Damit haben die Freunde der Feuer­bestattung auch in Preußen gesiegt.

Die Alldeutschen hielten in Erfurt ihren Verbandstag ab. Den Verhandlungen ging eine Vorstandssitzung voraus, in welcher der Vorsitzende, Rechtsanwalt Claas-Mainz, scharf gegen den Reichs­kanzler Front machte. Rechtsanwalt Claas kam u. a. auch auf die Zesuitenfrage zu sprechen und bemerkte dabei: Der bayerische Ministerpräsident Freiherr von Hertling, der frühere Zentrumsführer, hat gelegentlich der Verhandlungen im bayrischen Reichsrat vom Jesuitengesetz und dessen Wirkungen in einer Weise gesprochen, die aufs höchste befrem­den muß und im Reiche unerhört war. Wir können uns damit nicht trösten, daß Lei dieser Gelegenheit dem bayerischen Ministerpräsidenten, um volkstümlich zu reden, der Gaul durchgegangen ist. Wir em­pfinden es vielmehr als einen Beweis für die Locker­ung des Reichsgedankens, daß dies geschehen konnte, als ein Zeichen mangelnder Achtung vor dem Reiche. Admiral z. D. Preusing sprach über die Macht­verschiedenheit am Mittelmeer. Bei einer Ausein- nandersetzung mit England müsse das Bestreben, ihm die Lebensmittelzufuhr abzuschneiden, eine un­serer ersten Aufgaben sein. In erster Linie müsse der Angriff auf Aegypten ins Auge gefaßt werden, der aber nur möglich sei bei übereinstimmendem Zusammengehen mit Oesterreich und Italien. Unser Einverständnis mit diesen beiden Staaten würde dann allerdings auf eine breitere Grundlage zu stellen sein. Schließlich wurde noch eiste Reso­lution. die sich scharf gegen den Mißbrauch von Fremdwörtern im Geschäftsverkehr befaßt, ange­nommen.

Hanau, 11. Sept. Im Frühjahr dieses Jahres sandte ein hiesiges Goldwarengeschäft ein Paket mit Goldwaren im Werte von 5000 nach Südamerika, das jedoch, wie von dort gemeldet ist, nicht an den Adressaten gelangt ist. Polizeiliche Nachforschungen haben jetzt ergeben, daß das Paket durch einen Steuermann Gruneberger in Hamburg am Dampfer gestohlen worden ist.

Karlsruhe, 9. Sept. Heute vormittag wurde von einem vorübergehenden Zeitungsjungen im Garten des Hauses Kriegstraße 67 ein Paket gefunden. Er öffnete es und fand darin die Leiche eines neuge­borenen Kindes. Er machte sofort der Polizeistation am Karlstor Anzeige.

Ottenau (Murgtal), 10. Sept. Ein Raub­überfall wurde gestern nachmittag an einem Rei­senden einer Freiburger Buchhandlung verübt. Als der Reisende sich zu Fuß von Sulzbach hierher be­gab. hielt ihn plötzlich ein ihm unbekannter junger Mann an und verlangte die Hergabe seines Geldes.

Als der Reisende sich weigerte, dem Verlangen zu entsprechen, gab der Wegelagerer aus seinem Re­volver mehrere Schüsse ab und flüchtete in den nahen Wald, von wo aus er noch einige Schüsse auf den bereits am Boden Liegenden abfeuerte. Der Täter ist noch nicht ermittelt, obwohl sofort alle Behörden von dem Vorfall telegraphisch verständigt und auch eine Beschreibung des etwa 20 jährigen Täters gegeben wurde. Wie man weiter meldet, ist der Bursche am gleichen Nachmittag mit dem Landbriefträger von Gaggenau gegen Michelbach zu gewandert, letzterer traute dem Burschen nichts gutes zu und ließ ihn immer vor sich her gehen. Der Täter kehrte an der Wegkreuzung nach Sulzbach um und holte auf dem Wege Sulzbach-Ottenau den Buchhandlungsreisenden Bayer ein, mit dem er gleichfalls eine Unterhaltung anknüpfte. Vor Ottenau, etwa 150 Meter von der kleinen über der Buhn befindlichen Kapelle, blieb der Bursche etwas zurück. Plötzlich fiel ein Schuß, und als sich der Reisende umblickte, sah er, daß der Bursche aus einem Re­volver auf ihn schoß. Da der Täter eine wohl veraltete Waffe besaß und auch ein schlechter Schütze gewesen sein muß, erhielt der Reisende nur einige Streifschüsse.

Forbach (Lothringen). 10. Sept. In der Wirtschaft Kiefer brach gestern abend ein Streit zwischen mehreren Italienern aus, die beim Ka­nalbau beschäftigt sind. Der Wirt versuchte den Streit zu schlichten. Die Italiener wandten sich aber nunmehr gemeinsam gegen den Wirt und schlugen mit Stühlen und Gläsern auf ihn ein. Der Wirt forderte die Italiener auf, das Lokal zu verlassen. Diese kamen jedoch dieser Aufforderung nicht nach, sondern verdoppelten nur ihre Angriffe gegen den Wirt. Nunmehr griff dieser zum Revol­ver und drohte zu schießen wenn sie nicht augenblick­lich das Lokal verlassen würden. Als die Italiener auch jetzt nicht von ihm abließen, feuerte er fünf Schüsse ab. wodurch zwei Italiener sofort ge­tötet, zwei lebensgefährlich und einer leicht verletzt wurde. Der Wirt ist gestern abend noch verhaftet worden.

Wesel, 11. Sept. In dem Vorort Fustern­berg erhängten sich aus unbekannter Ursache zwei Brüder Arping, nachdem sich erst kürzlich ihre Schwester erhängt hatte.

Fischbach i. T., 11. Sept. Hier wurde vor­gestern Nachmittag das 2 ' /r jährige Kind des Schreiners Jakob Schleicher von einer Bulldogge totgebissen. Das Kind wurde von einem einige Jahre älteren Brüderchen in einem Sportwagen spazieren gefahren und begegnete dabei einem Dienstmädchen, das die Dogge bei sich führte. Die Bestie sprang ohne jede Veranlassung auf das Kind los, biß ihm in den Hals, die Beinchen und zerfleischte es am ganzen Körper. Das Dienstmädchen, das das Kind in die Höhe reißen wollte, um es vor dem wütenden Tiere zu bewahren, wurde ebenfalls von dem Hunde durch Bisse schwer verletzt. Das Kind starb nach einer Stunde.

Moskau, 11. Sept. Gestern wurde vom Kaiser eine glänzende Truppenschau über 80000 Mann abgehalten. Nach der Truppenschau war ein Mittagessen für die Dorfältesten und für die Vertreter einheimischer Völkerschaften, deren Vor­fahren an dem Krieg von 1812 teilgenommen hatten. Der Kaiser nahm gleichfalls an dem Essen teil.

Wien. 11. Sept. Vor dem Bezirksgericht in Baden fand gestern der dritte und letzte Versöhnungs­termin in der Ehescheidungssache des früheren Ober­leutnants Hofrichter statt. Entgegen seinem bis­herigen Standpunkt erklärte Hofrichter, er sei prinzipiell mit einer Scheidung einverstanden, aber nur unter der Bedingung, daß das Kind seinen Namen behalte und mit seiner Familie in Verbindung bleibe. Als Frau Hofrichter erklärte, daß sie die Ehe mit Hof­richter nicht fortsetzen könne, zog dieser ein Gebet­

buch hervor, bei dem er seiner Gattin geschworen hatte, daß er an dem Giftmord unschuldig sei, und fragte seine Frau, ob sie sich nicht erinnern könne, welche Bewandtnis es mit diesem Gebetbuch habe. Frau Hofrichter sagte:Ich weiß es, aber trotzdem kann ich meinen Entschluß nicht ändern". Hofrichter beteuerte nochmals seine Unschuld. Bei dieser Szene war Frau Hofrichter ohnmächtig geworden.

Paris, 8. Sept. Eine unheimliche Flugleistung hat der Flieger Roland Garros, wie schon erwähnt, in dem kleinen Seebad Houlgate vollbracht. Er erhob sich auf seinem Bleriot - Eindecker bis zu der fabelhaften Höhe von 5000 Meter! Der Mont- Blanc, der höchste Berg Europas, ist nur 4810 nr hoch. Garros hatte am 4. Sept. 1911 den Höhen­rekord erungen. indem er bis zu 3950 w stieg. Im vergangenen Juli stieg ein Oesterreicher auf 4300 w. Deshalb wollte Kairos den Weltrekord wieder er- robern. Er erzählt selbst darüber imJournal", daß sein Aufstieg in bester Weise verlaufen sei, und er, wenn er nicht einen kleinen Unfall gehabt hätte, vielleicht noch höher gestiegen wäre. Bei 600 ru erreichte er die ersten Wolken. Bei 4000 m em­pfand er, obgleich er sich vorgesehen hatte, lebhafte Kälte und benutzte mit gutem Erfolg eine Sauerstoff­flasche, die er mitgenommen hatte, Mit Spannung folgte er der Nadel des Barometers, die sich den 5000 m näherte und sie erreichte. In diesem Augenblick erfolgte ein Krach. Eine Kurbelstange war gebrochen. Garros stellte schleunigst ab und ging im Gleitflug nieder, wobei ihn der Wind land­einwärts führte.

Wien, 12. Sept. Ein weiteres Bomben­attentat hat sich in Makedonien ereignet. In Borian explodierte eine Höllenmaschine, welche in einem Mehlsack in die Stadt eingeschleppt worden war. 25 Personen wurden getötet und 80 verwundet. Die meisten Opfer waren Moham­medaner. Es ist gerade ein Jahr her, daß sich das entsetzliche Attentat in Uesküb ereignete, das zu großen Christenmasakres führte. Es herrscht augen­blicklich eine große Panik unter den mohammeda­nischen Elementen in Makedonien.

Konstantinopel. 12. Sept. In Balat am Goldnen Horn ist gestern abend wieder ein Brand ausgebrochen, der 35 Häuser zerstörte.

In einem Dorfe bei Arra tolles (portugiesische Provinz Alemtejo) ist eine aus sieben Perfonen bestehende Familie ermordet worden. Die Frau, die mit ihren 5 Kindern von einem Ausgange nach Hause zurückkehrte, wurde von einem Bauern auf freiem Felde überfallen und mit ihren 5 Kindern getötet. Man fand 4 der Kinder in kurzen Entfern­ungen von einander liegend auf und etwas weiter entfernt die Frau mit dem toten fünften Kinde im Arm. Alle sechs Personen waren erwürgt worden. Mehrere Stunden später fand man auch den Vater im Gebirge erwürgt liegend auf. Der Mörder wohnte der ermordeten Familie gegenüber und lebte mit ihr in grimmiger Fehde. Eine Truppenabteil­ung ist abgesandt worden, um den Mörder ein- zufangen. Auch das Gut. wo der älteste Sohn der Familie, der einzig Ueberlebende, arbeitet, wird militärisch bewacht, da man annimmt, daß der Mörder den Versuch machen wird, auch ihn zu er­morden.

Madrid. 11. Sept. In der spanischen Provinz Almeria brachten etwa hundert stark bewaffnete Zigeuner einen Eilzug bei der Station Nacimiento zum halten und drangen in die Abteile ein. Sie machten große Beute und töteten zwei und ver­wundeten neun Passagiere. Die Bande entfloh.

Luxemburg, 11. Sept. In Villiers in Luxem­burg drang ein Schwein in eine Arbeiterwohnung und fraß zwei kleine Kinder derart an, daß sie an den Verletzungen starben. Auch ein drittes Kind wurde schwer verletzt. Als die Mutter nach Hause kam, wurde sie vor Schrecken wahnsinnig.