Bus StaSt. Bezirk unv Umgebung.

Seine Majestät der König hat die Ober­kontrolleur-(Kassen-) Stelle bei dem Kameralamt Neuenbürg dem Finanzsekretär Frank bei dem Kameralamt Blaubeuren übertragen.

Seine Majestät der König hat dem Forst­wart Bozenhardt in Hirsau die silberne Ver­dienstmedaille verliehen.

Neuenbürg, 13. Sept. Bei der gestern abend durch den Gemeinderat vorgenommenen Wahl eines Polizeidieners wurde von 3 in die engere Wahl gezogenen Bewerbern Wilhelm Stäbler, Schleifer, gewählt.

H.-L. Neuenbürg, 12. Sept. (Von der Bahn.) Bei ganzem oder teilweisem Verlust von Milch­sendungen, die der Bahn zur Beförderung über­geben wurden, werden von jetzt an mit Genehmigung des Ministeriums des Aeußern, Verkehrsabteilung, für 1 KZ Vollmilch (auch sterilisierte) folgende Höchst- beträge vergütet: bei vollständigem Verlust 12 bei bloßer Minderung des Inhalts 10

Neuenbürg, 28. Aug. (Einrichtung und Be­trieb gewerblicher Küchen.) Für die nach der Ge­werbeordnung an die Einrichtung und den Betrieb von gewerblichen Küchen, namentlich in Gast- und Schankwirtschaflen, Speisehäusern usw.. mit Rücksicht auf Leben. Gesundheit und Sittlichkeit der Arbeit zu stellenden besonderen Anforderungen hat das Ministerium des Innern in einer Anleitung Grund­sätze zusammengestellt. Diese Anleitung soll den be­teiligten Behörden und Beamten, insbesondere bei der Ausübung der Gewerbeaufsicht und bei der Er­ledigung von Baugesuchen, die sich auf gewerbliche Küchen erstrecken, als Anhalt dienen. Die Behörden und Beamten sind nicht unbedingt an jeden einzelnen Punkt der Anleitung gebunden, sie haben vielmehr an der Hand der in der Anleitung ausgestellten Grundsätze für jeden einzelnen Betrieb selbständig zu prüfen, welchen Anforderungen in ihm mit Rücksicht auf Leben, Gesundheit und Sittlichkeit der Arbeiter zu genügen ist. Den bereits bestehenden Anlagen gegenüber sind, solange nicht eine wesentliche Er­weiterung oder ein Umbau eintritt, nur Anforder­ungen zu stellen, die zur Beseitigung schwerer, das Leben, die Gesundheit oder Sittlichkeit der Arbeiter gefährdenden Mißstände erforderlich oder ohne un­verhältnismäßige Aufwendungen ausführbar erscheinen. Dagegen ist bei der Errichtung neuer Küchenanlagen, sowie bei dem Umbau und der wesentlichen Er­weiterung bestehender Anlagen unbeschadet der gel­tenden bau-, feuer-, gesundheits- und sonstigen poli­zeilichen Vorschriften auf eine den Grundsätzen möglichst in vollem Umfang entsprechende Einrichtung hinzuwirken. Die Baupolizeibehörden haben vor der Genehmigung der Errichtung oder Aenderung von Anlagen für gewerbliche Küchenbetriebe die Aeußer- ung des zuständigen Gewerbeaufsichtsbeamten einzu­holen. Die Ortspolizeibehörden wurden angewiesen, ihrerseits namentlich auch bei Gelegenheit der von ihnen in den Gast- und Schankwirtschaften vorzu­nehmenden Revisionen zur Ueberwachung der Ein­haltung der Bundesratsbestimmungen über die Be­schäftigung von Gehilfen und Lehrlingen in Gast- und Schankwirtschaften darauf zu achten, ob mit Rücksicht auf Leben, Gesundheit und Sittlichkeit der Arbeiter nicht Anlaß gegeben ist, die Erlassung von Anord­nungen zur Beseitigung von Uebelständen in den Küchenräumen dieser Betriebe zu beantragen, zu­treffendenfalls haben sie dem zuständigen Gewerbe- aufsichtsbeamten Mitteilung zu machen.

Neuenbürg, 12. Sept. Die früheste Fast­nacht des 20. Jahrhunderts wird die nächstjährige sein. Sie fällt auf den 4. Februar. Ostersonntag ist am 23. März und Himmelfahrtstag schon am 1. Mai. Dieses seltene Ereignis wiederholt sich erst wieder im Jahre 2003.

Neuenbürg, 10. Sept. Dieser Tage wurde empfohlen, bei nassem Erntewetter, wie dieses Jahr, das Getreide im Backofen oder auf der Malzdörre zu dörren. Diese Art ist bereits versucht worden. Es scheint aber Vorsicht nötig, da sonst das Mehl aus solchem schnell getrocknetem Getreide schlecht wird. Ein Landwirt in Simmozheim, OA. Calw, z. B. brachte gedroschenen Dinkel in den Backofen und dörrte ihn, was anscheinend auch ganz gut ge­lang. Das Mehl wurde auch sehr schön, aber als man davon Brot buck, zeigte sich, daß das Mehl schlecht geworden war. Die schön geratenen Laibe waren innen sämtlich hohl, sie hatten oben und unten eine schöne Kruste, aber das innere war eine weiche Masse und das Brot war ungenießbar. Andere Landwirte, welche das nasse Getreide auf dem

Boden langsam trocknen ließen, bekommen dagegen gut brauchbares Mehl.

Neuenbürg, 12. Sept. Das Wetter ist seit 2 Tagen etwas freundlicher geworden, doch ist es immer noch mehr als herbstlich kühl. Immer noch kein Oehmdwetter! Interessant sind Vergleiche mit früheren Jahren und die Ursachen des kühlen Sommers. Der verflossene August war der kälteste seit 1833, seine mittlere Temperatur betrug bloß 16,3 Grad, die Jahre 1864 und 1896 hatten eine Mitteltemperatur von 16.4 Grad. Besonders auf­fallend war die Unbeständigkeit des Wetters. Die Ursache dieser Erscheinung ist in der vorherrschenden Druckoerteilung im heurigen Sommer zu suchen. Ein ungewöhnlich tiefer Druck lagerte über dem nördlichen Teil des Atlantischen Ozeans, überflutete den ganzen Kontinent mit feuchter, kalter, und ozea­nischer Luft und ergab für ganz Mitteleuropa Kälte­ausbrüche, wie wir sie im Herbst erst erwarten. So lange die Minima im Norden so stark sind und der tiefe Druck über Südeuropa vorherrscht, wird auch im September eine gründliche Besserung des Wetters nicht zu erwarten sein. Es ist indessen nicht aus­geschlossen, daß uns die nächsten Wochen endlich noch die Wohltat warmer Tage bringen.

Wildbad, 10. Sept. Das Hochwasser hat ' bei der Kälbermühle 2 Wehre mit fortgerissen und bei der Sprollenmühle einen Steg fortgeschwemmt.

** Pforzheim. 12. Septbr. Die Frau eines hiesigen städtischen Bürodiener, welche vor etwa vier Wochen sich und drei ihr anvertraute kleine Kinder mit Leuchtgas vergiften wollte, weil die Hausbe­wohner sich wiederholt über die Kinder, die ihr sehr ans Herz gewachsen waren, beschwerten und deren Entfernung durchsetzen wollten, damals aber durch Hausleute an ihrem Vorhaben verhindert wurde, hat sich dieser Tage doch das Leben genommen und sich mit Sauerkleesalz vergiftet. Die Frau hatte sich darüber gegrämt, daß man ihr natürlich nach dem obigen Versuch die Kinder weggenommen hatte. In den letzten Tagen wurden nacheinander fünf jugendliche Arbeiter wegen Goldschnipfelei verhaftet. Doch handelt es sich bis jetzt nur um geringe Sum­men. Indessen ist die Untersuchung noch nicht ab­geschlossen.

Pforzheim. 12. Septbr. Der aus Leonberg stammende Fabrikarbeiter N. Chr. Sommer, der hier als Kassier des Fabrikarbeiterverbandes etwa 1100 Beiträge unterschlagen hatte, wurde zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt.

Ettlingen, 9. Sept. Gestern abend gerieten beim Exerzierplatz ein Offiziersbursche und 7 Bruch- saler Radfahrer hintereinander, weil die letzteren den Soldaten gehänselt hatten. Auf die Beleidigungen folgten Tätlichkeiten. Der Soldat zog blank. Die Zivilisten rissen Latten von den Gartenzäunen. In dem Handgemenge erhielt der Soldat >3 Stiche und liegt nun gefährlich verletzt im Hospital. Auch ein Bruchsaler soll durch die Hiebe des Soldaten ver­wundet sein.

Pforzheim, 11. Sept. Der heutige Schweine­markt war befahren mit 53 Ferkeln. Verkauft wur­den alle zum Preis von 3338 Mk. pro Paar.

vermischtes»

Leutkirch, 9. Sept. Ein niedliches Stückchen trug sich, wie derAllgäuer Volksfreund" meldet, auf der Kraftwagenlinie LeutkirchKimratshofen zu. Früh 6 Uhr, bei Regenwetter, steht das Auto recht einladend an seinem Halteplatz. Da nahen zwei schwarze Gestalten Kaminkehrer, besinnen sich nicht lang und steigen in den Wagen. Ganz ver­dutzt eilt der Schaffner herbei, der natürlich für die Sauberkeit der Sitze sehr besorgt ist und frägt die beiden, ob sie auchwirklich mitfahren" wollten. Da meinte der eine der beiden Schwarzen ironisch: »Ja, g'wiß! Wenn bei Euch nicht einmal die Herren mit Zylinder fahren dürfen, wen laßt Ihr dann fahren?"

Mein jüngster Rekrut". Aus Anlaß des letzten Kaiserbesuches in Wilhelmshöhe erzählt man sich dort eine kleine Begebenheit, die von der Leut­seligkeit der Kaiserin und des Kaisers Zeugnis ob­legen soll. Ein Junge aus dem Wilhelmshöhe be­nachbarten Breitenbach, der eins der zahlreichen Patenkinder des Kaisers ist, machte sich auf. um bei seinem Paten einen Besuch abzustatten. Er wurde auch tatsächlich im Schloß vorgelassen, traf dort aber nur die Kaiserin, die den Knaben empfing und ihn aufmunterte, am nächsten Tage wiederzukommen, da der Kaiser dann sicher in Wilhelmshöhe sei. Der Kleine kam auch am nächsten Tage wieder und ge­langte vor seinen Paten, der ihn freundlich auf­

nahm, reich beschenkte und sich nach seinen Ver­hältnissen erkundigte. Auf eine Frage des Kaisers, was denn sein Patenkind einmal werden wolle, antwortete dieses in unverfälschtem Hessisch:Ei, was mahn'scht (meinst du), waasch' were mecht? Suldatl Awwer bei de Geil! (Gäule)". Der Kaiser erzählte dieses Erlebnis kurz darauf belustigt seiner Umgebung unter der SpitzmarkeMein jüngster Rekrut".

Straßburg. Im Sängerhaus sprach Hr. R. Parthey aus Ettingen in der Schweiz über das Thema: Wie werde ich aus den Fesseln meiner Nervosität befreit? Der Redner ging aus von der Tatsache, daß jeder Nervosität nicht ein körperliches Leiden zugrunde läge, daß vielmehr gestörte Be­tätigung des Geistes und Willens die Ursache dieses weitverbreiteten Leidens sei. Derartige falsche Funk­tionen des Geistes übertragen sich auf die Sinne und werden zu dauernden Krankheiten, wenn sie durch die Reflexion ständig im Bewußtsein des einmal erkrankten Jndividiums verarbeitet werden. Die Reflexion über Art und Herkunft der Nervenstörung und das damit verbundene Entstehen eines Glaubens an die Unabwendbarkeit der Störung nennt der Referent den Gegenwillen. Abhilfe von solchen funktionellen Hemmungen erklärt er nur möglich durch die Beseitigung des Gegenwillens, die er in seiner Heilanstalt an vielen Patienten mit Erfolg durch­geführt haben will. Er sprach dabei von einer Heilung durch philosophischen Unterricht und seelische Behandlung; welcher Art diese Methoden seien, führte er nicht weiter aus. Der Möglichkeiten für die Entstehung von nervösen Störungen führte er eine Reihe an: Eigensinn, krankhafte Gewissenhaftig­keit, Egoismus, Neid und Unzufriedenheit. Wo die Seele durch Wollen aktiv, durch Glauben passiv an einer Heilungsvorstellung beteiligt ist, da wird dem Glauben eine größere Wirkungskraft zuzuschreiben sein. Doch ist mit dem Glaüben an die Genesung allein nicht geholfen, es muß vielmehr auch der Glaube an den Mißerfolg fortgeschafft werden, um eine dauernde Beseitigung des Krankheitszustandes zu bewirken. In einer Reihe von Beispielen er­läuterte der Vortragende seine Ausführungen.

Der mutvolle Wirt. Selbst Paris, das wie keine zweite Metropole der Welt von Fremden bis in die letzten Winkel abgesucht wird, hat noch unentdeckte Plätzchen. Dazu gehört ein kleines Gast­haus mit dem einladenden SchildZum Leichen­schmaus" wenige Schritte vor einem Vorstadtfried­hof. Der Wirt, der als Geschäftsmann die Lage seiner kleinen Wirtschaft nach Kräften auszunutzen bestrebt ist, hat unter das Schild noch die tief empfundenen Worte setzen lassen:Separate Zimmer für p. t. Kunden, die mit ihrem Schmerz allein bleiben wollen".

Auf gesetzlichem Wege getötet zu wer­den wünscht die New-Aorkerin Mrs. Harris. Die Unglückliche leidet seit zehn Jahren an einer Krankheit der Wirbelsäule. Sie ist vollständig ge­lähmt. Eine Drehung des Kopfes ist die einzige Bewegung, die sie zu machen vermag. Außerdem wird die Bedauernswerte stets von furchtbaren Schmerzen gefoltert. Mrs. Harris ist eine wohl­erzogene und gebildete Dame und Mutter von drei Kindern. Die Tatsache, daß sie lebhaften Geistes ist, macht ihr Leiden ihrer Ansicht nach umso grau­samer. Sie spricht sich das Recht ab, Selbstmord zu verüben, huldigt jedoch der Ueberzeugüng, der Staat solle ein Gesetz schaffen, das die gewaltsame Beendigung eines Lebens wie das ihrige gestatten sollte. Ein Ansuchen in diesem Sinne hat sie an die Regierung gerichtet.

Wie man sein Gebiß schont. Miß Helen Gladstone, die Tochter des großen englischen Staats­manns, ist eine sehr wohltätige Dame, die überall, wo sie von einer Not hört, gern eingreift. Als sie in Southwark lebte, lernte sie ein altes Mütterchen kennen, das alle seine Zähne verloren hatte, aber zu arm war, um sich ein künstliches Gebiß zu kaufen, und das unter diesem Uebelstand recht litt. Da schenkte ihr Fräulein Gladstone ein schönes Gebiß, für das sie den herzlichsten Dank empfing. Einige Zeit darauf besuchte die Wohltäterin die alte Dame und erkundigte sich danach, wie ihr die neuen Zähne gefielen.Prächtig, war die Antwort, und ich schone sie so, immer wenn ich essen will, nehme ich sie erst heraus und packe sie in ein Wolltuch ein!"

Obstflecke in bunten Stoffen lassen sich leicht entfernen, indem man die frisch befleckte Stelle über einen Topf hält und oben aus dem Gefäß einen dünnen Strahl kochenden Wassers darauf durchlaufen läßt. Bei waschechten und weißen Stoffen vermeide man stets Seife. Heiße Milch statt Wasser durch