erhöht werden soll, würde diese Tragkraft die Mit­führung von Sprengstoffen und die Möglichkeit einer Bewaffnung in großem Stil zulassen. Die Ge­schwindigkeit des neuen Luftschiffs soll gleichfalls gegenüber den seitherigen Schiffen eine Steigerung erfahren; sie soll zum erstenmal die Geschwindigkeit von 23 Sekundenmeter übersteigen. Wann das Luftschiff fertiggestellt sein wird, steht noch nicht fest.

Friedrichshafen, 31. Aug In Romans­horn hat sich eine furchtbare Bluttat abgespielt. Der gestern aus dem Militärdienst entlassene 25jährige Soldat des schweizerischen Bataillons 73 Hermann Schwarz kaufte sofort nach seiner Heimkehr scharfe Munition und begann um 7 Uhr abends von seiner Wohnung aus auf das Publikum zu schießen. Er tötete durch den ersten Schuß einen Bahnangestellten namens Weber. Als ein Metzger­knecht seines Nachbars in seine Kammer eindringen und ihn festnehmen wollte, tötete er auch diesen. Dann schoß er von seiner Dachkammer aus auf die Straße und tötete einen dritten Mann, den Gastwirt Keller von Salmsach. Weitere 7 Personen wurden schwer verwundet. Einer der 7 Verwundeten mußte mit durchschossenem Oberschenkel ins Spital gebracht werden. Einem Briefträger wurde der Arm durch­schossen. Einer der Schwerverletzten, der Schriftsetzer Tomann, ist heute vormittag gestorben. Um ff-12 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert. Als nach 12 Uhr eine Anzahl Männer in das von Schützen beschossene Haus eindrangen, war Schwarz ver­schwunden. Er war an dem hinter dem Haus stehenden Birnbaum hinabgeklettert und in den nahen Wald entflohen. Heute früh wurden 12 Schutzleute mit Bluthunden auf die Fahndung nach dem Wahn­sinnigen ausgeschickt, der einen Revolver mit etwa 30 Patronen mit sich genommen hatte. Bis heute vormittag 11 Uhr waren alle Nachforschungen er­gebnislos. Daraufhin wurde neuerdings die Feuer­wehr alarmiert und die Bürgerschaft aufgeboten, sich bewaffnet zur Verfolgung des im Walde zwischen Romanshorn und Amrisbil aufgetauchten Schwarz zu begeben. In der Zwischenzeit hat Schwarz auf einen ihn verfolgenden Polizisten geschossen, der so­fort tot umfiel. Bis jetzt konnte der Irrsinnige noch nicht festgenommen werden.

Friedrichshafen, 1. Sept. Der geistesgestörte Soldat Hermann Schwarz in Romanshorn, der aus seiner Wohnung auf Passanten schoß und dann flüchtete, ist von der Polizei überwältigt worden, nachdem er noch einen der Verfolger, den Küfer Eneili erschossen hatte. Schwarz, der selbst durch Schüsse schwer verletzt ist, hat insgesamt 7 Personen getötet und mehrere schwer verletzt.

Friedrichshofen, 1. Sept. In ihrer letzten Sitzung haben die bürgerlichen Kollegien beschlossen, zum Ausbau des Gondelhafens weitere 38 Pontons und eine zweite Zugangsbrücke, hauptsächlich für die im Gondelhafen anlegenden Motorboote anbringen zu lassen.

Schwenningen, 1. Sept. Wegen eines be­trügerischen Pferdehandels wurde in Bad Dürk­heim ein Mann aus Stuttgart verhaftet und dem Amtsgericht Villingen zugeführt.

Vaihingen a. F.. 31. Aug. (Millionen­erbschaft.) Einem hier ansässigen Taglöhner fiel mit noch fünf Verwandten eine ungewöhnlich große Summe Geldes in den Schoß. Ein in Amerika verstorbener Verwandter hat den glücklichen Erben das hübsche Sümmchen von 6 Millionen Mark hinterlassen; es entfällt also auf einen Erben eine runde Million.

Von der Zaber, 29. Aug. (Fleischpreise und Zwischenhandel.) Viehhändler kauften in letzter Zeit im Brackenheimer und Maulbronner Bezirk ganze Wagenladungen Jungvieh, auch ältere Rinder zu­sammen, um die Tiere wieder im Algäu abzusetzen. Sie bezahlten alle Preise, die verlangt wurden. Von der Station Zaberfeld aus gingen allein 9 Waggon Vieh ab. Eine im letzten Winter unternommene Aktion, um den Zwischenhandel auszuschalten, ver­sagte an der Interesselosigkeit der Bauern. Damals brachten die Dorfschaften an der unteren Zaber trotz eindringlicher Belehrungen und Ermahnungen nicht einen einzigen Viehwagen für den Schlachtviehhof in Stuttgart zusammen. Die genossenschaftliche Vieh­verwertung konnte sich nicht durchsetzen, Händler und Metzger mit ihren Unterhändlern haben den ganzen Handel in der Hand. Es darf deshalb auch nicht Wunder nehmen, wenn die Fleischpreise so hoch gestiegen sind, daß alle Sorten das Pfund eine Mark kosten. Solange der Bauer sich vom genossen­schaftlichen Geist nicht mehr beeinflussen läßt, wird er übervorteilt werden. Gegenwärtig kann er ja mit den Viehpreisen, die Händler und Metzger bezahlen, wohl zufrieden sein. Allein es können auch wieder

andere Zeiten kommen und dann ist der viehzüchtende Bauer den Metzgern und Händlern unbarmherzig ausgeliefert und muß froh sein, wenn sie ihm sein Stück Vieh um billiges Geld abnehmen.

DerStand derWeinberge inWürttem- berg. Im neuesten Heft des Weinbaus schildert Weinbauiiffpektor Möhrlen den Stand der Wein­berge. Es wird darin gesagt: Was das Jahr 1911 den Rebfluren in den Sommermonaten an Feuch­tigkeit zu wenig gebracht hat, das haben sie Heuer im Uebermaß zu verkosten. Seit Ende Juli reiht sich ein Regenguß an den andern und die Tages­temperaturen bewegen sich meist zwischen 10 und 15 Grad Celsius. Das ist kein Wetter, wie es der Weingärtner gern sieht. Während der Rsgenperiode machten die Pilzkrankheiten, die sich in ihrem Ele­ment fühlen, unheimliche Fortschritte. Bei den Frühsorlen, Augustklevner und Portugieser fand man schon Anfangs August gefärbte Beeren, jetzt, Ende August, trifft man schon weiße Syloaner und Gut­edel. Was überhaupt an gesunden Trauben in den Weinbergen hängt, ist von seltener Pracht und Voll­kommenheit, im Quantum wird dadurch manche Scharte, die die Krankheiten zerschlagen haben, wieder ausgewetzt. Nach den Berichten der Vertrauens­männer steht im Vorbachtal bei Lauderbach. im Kochertal, bei Jngelfingen, in der Heilbronner, Weinsberger und Nsckarsulmer Gegend, in einem Teil des Heuchelberges, im Schozach- und Bottwar- tal, im Enztal, Kirbach- und Mellertal immer noch ein halber Herbst in Aussicht, die Stuttgarter Ge­gend, das Remstal, das Neckartal vom Remsaus­fluß aufwärts samt Albtrauf (mit Ausnahme der Metzinger Gegend, wo es gut steht) müssen sich mit bescheideneren Herbsterträgen begnügen. Gering sind die Aussichten im unteren Tauber-, im Kocher- und Jagsttal und am Bodensee.

Von der bayrischen Grenze, 31. August. Den Aerzten ist es gelungen, bei der Wirtstochler in Jllertissen, bei der sich nach einem Schlag ins Genick die Sprache verloren hatte, die Lähmung zu beheben und ihr die Sprache wieder zu geben.

Stuttgart, 27. Aug. (Vom Markt.) Aus dem heut­igen Großmarkt galten folgende Preise: Birnen 520 Aepfel 612 Preiselbeeren 30-32-^, Zwetschgen 912^,

Tomaten 810 ^ per Pfund. Filderkraut kostete 1820 per 100 Slück. Die Lage auf dem Obstmarkt findet in den Mitteilungen der Zentratvermittlungsstelle für Obst- Verwertung folgende Darstellung: Die andauernd starke Zu­fuhr geringer Birnensorten und das massenhaft angebotcne Fallobst drücken auf die Preise aller Obstsorten, Pfälzer Zwetschgen werden schon reichlich zugeführt. Nach Abraum des Fallobstes ist für die nächste Zeit eine Erholung der Tafelobstpreise zu erwarten. Durch die Stürme der letzten Tage ist der Obstbehang in einzelnen Gegenden stark ver­mindert worden, glücklicherweise nicht überall. Württemberg ist gegenüber den Verheerungen im Rheinland, in Holland und England noch recht glimpflich davongekommen.

Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Sedan.

Der 2. September, an dem vor nunmehr 42 Jahren nach der siegreichen Schlacht bei Sedan 85 000 Franzosen die Waffen streckten und obendrein der französische Kaiser Napoleon III. gefangen ge­nommen wurde, er gehört nicht nur zu den Glanz­punkten des deutsch-französischen Krieges, er ist ein wirklicher Markstein in der Völkergeschichte überhaupt.

Ein geschichtliches Bild und Beispiel ohne gleichen, das zu Begeisterung erhebt, das zur Treue am Vaterlands erzieht, ist Sedan. Große Männer und ein siegreiches Volk in Waffen führt es vor Augen. Kaum jemals hat ein Volk an seiner Spitze eine solche Fülle und in solcher Vollendung große Männer gehabt, wie wir vor Sedan. Vorbildlich jeder in seiner Art, gottbegnadete Helden, wie geschaffen, ein Volk, das um sein Höchstes, seine Einheit und Selbständigkeit zu den Waffen gegriffen hat; durch Blut und Eisen zum Sieg zu führen. Große Zeiten schaffen große Männer. Aber ebenso wahr ist: große Männer schaffen große Zeiten. Und zu großen Männern, die große Zeiten schaffen, gehört ein großes, ihnen ebenbürtiges Volk, das die Kräfte hat, den Tatwillen seiner Führer zu Großem zu verwirklichen. Sedan konnte uns zuteil werden, weil das deutsche Volk solcher Helden wie der genannten wert und würdig war, beseelt von dem Gedanken, für des Vaterlandes Ehre und Ruhm den edelsten, ehren­vollsten Tod zu sterben.

Einer unserer neueren Historiker hat im Hinblick auf 1870 gesagt:Es war die Zeit einer unver­geßlichen Seelenerhebung, die das Volk der Einzel- staaterei und der Demut gegen das Ausland im Heldenopfer gemeinsamer Schlachten zur unverbrüch­lichen Herzenseinheit ineinander geschmiedet, die Deutschland zur ruhmvollsten Waffenmacht des

Erdenrundes gewandelt und dem tüchtigen Bürger im Vaterlande und draußen jenseits der Meere das lang entbehrte Recht und den fast vergessenen Stolz zurückgegeben hat, ein Deutscher zu heißen." Welch eine Wendung, welch eine Mahnung! Und da taucht auch das Bild des genialen deutschen Mannes auf, der am 2. September den gefangenen Napoleon zu König Wilhelm geleitete: Bismarcks Verdienst ist es gewesen, daß aus Blut und Eisen die deutsche Einheit wundersam Heraufstieg.

Daher gilt der Sedantag dem deutschen Volk in allen seinen nationalgesinnten Schichten in erster Linie als Symbol der unter unzähligen schweren Opfern wieder errungenen Einheit unter einem kraft­vollen Herrscherhaus; er gilt dem Dank für die vor­bildliche bescheidene Größe des ersten deutschen Kaisers, für den ersten großen Kanzler des Deutschen Reiches, Otto von Bismarck, für die Heerführer und ihre tapferen Truppen, dem Dank an alle deutschen Volksstämme, die in voller Hingebung an dem Wie­deraufbau des Deutschen Reiches wirkten. Um so eindringlicher gilt es, der heutigen Jugend, der Schuljugend, jene Zeiten des nationalen Aufschwunges vor Augen zu führen, als zerstörende Kräfte darauf ausgehen, gerade in den Schulen das nationale Empfinden nicht aufkommen zu lassen oder es zu ertöten, um die Volksschule zu einer Pflegestätte des Geistes des Sozialismus" umzugestalten.

Auch der diesjährige Sedantag mahnt uns vor allem daran, niemals die nationalen Kräfte erschlaffen zu lassen, wenn nicht das von den Vätern Ererbte schmählich verloren gehen soll.

So lange wird ein Volk groß bleiben und Großes zu leisten vermögen, als es fähig ist, sich am Großen zu begeistern, an großen Männern und großen Taten. Das deutsche Volk wird so lange die Erinnerung an Sedan in Ehren halten und wahre Sedanbegeister­ung haben, als es für die Lehren von Sedan em­pfänglich ist, sie betätigt und die Kräfte behauptet, die den Sedansieg bereitet haben. Ein wirkliches, wirkendes Nationalfest bleibt Sedan, wenn es das deutsche Volk begeisterungsfrisch und waffenfroh erhält, frei von Matt- und Weichherzigkeit, stark im Willen, Großes zu vollbringen, bereit, wenn die völkische Ehre es gebeut, mit dem Schwert in der Hand zu sterben, um zu leben, um zu siegen.

Noch lebt die alte deutsche Kraft Und glüht in Kampfesleidenschaft Wie bei Bazeilles die Bayern.

Noch klingt es fort von Haus zu Haus Und machtvoll in die Welt hinaus:

Wir wollen Sedan feiern!

Und wenn auch die Philister schrein Und ihre Friedenslitanein Wie alte Weiber leiern.

Wir halten an dem Wahlspruch fest.

Der hoch die Herzen schlagen läßt:

Wir wollen Sedan feiern!

Was unsere Väter einst vollbracht In heldenhafter blutger Schlacht,

Wir sollten es verschleiern?

Nein, unsere deutsche Jugend soll,

Die Herzen von Begeistrung voll.

Alljährlich Sedan feiern!

Was tut's, wie man im Westen denkt.

Und ob dort unsre Feier kränkt;

Sie lauern gleich den Geiern Und feiern, wie es ihnen scheint.

Uns hat der große Krieg geeint.

Wir wollen Sedan feiern!

Neuenbürg, 1. Sept. (Zur Landtags­wahl.) Dem Wahlabkommen der liberalen Parteien für die Landtagswahlen gemäß ist, wie überall be­kannt sein dürfte, der Oberamtsbezirk Neuenbürg der Nationalliberalen (Deutschen) Partei überlassen worden, so daß also diese Partei für den diesseitigen Bezirk einen Kandidaten zu stellen hat. Bei der geographischen Lage und den bestehenden Interessen­gegensätzen des Bezirks ist es eine keineswegs leichte Aufgabe, einen geeigneten Mann, wenn solcher Bezirks­ansässiger sein soll, als Kandidaten zu gewinnen. Als solche sind bisher genannt worden die Herren Sensenfabrikant Schmidt-Neuenbürg, Apotheker Dr. Metzger-Wildbad und der Reichstagsabge- ordnete Keinath - Stuttgart. Nach vorausgegangenen Versammlungen der einzelnen Ortsgruppen der Deut­schen Partei im Bezirk fand nun heute nachmittag im Ankersaale in Calmbach eine Vertrauensmänner- versammlung statt. Diese vom ganzen Bezirk be­schickte Versammlung nahm Stellung zur Kandidaten­frage. Während Herr Apotheker Dr. Metzger von