Zürich. 25. Juli. Anläßlich des bevorstehenden Kaiserb esuchs in der Schweiz war eine Kaiser- poftkarteS. M. im Lande der Schützen" erschienen, die den Kaiserbesuch nicht eben in schmeichelhafter Weise persiflierte. Die Karte war viel besprochen worden. Jetzt ist sie, wie der Zürcher Verleger der Karte schweizerischen Blättern mitteilt, aus dem Verkehr gezogen worden.

Karlsruhe, 24. Juli. Die in der Presse verbreitete Nachricht, Exz. Bür kl in gehe auf eigene Kosten als badischer Gesandter nach München, ist unrichtig. Exz Bürklin denkt nicht daran, seinen Wohnsitz von Karlsruhe wegzuverlegen. Dagegen wird, wie verlautet, der Großherzog die von der Zweiten Kammer gestrichenen Mittel für den Mün­chener Gesandschaftsposten aus seiner Privatschatulle bezahlen, so daß Hr. v. Reck als Gesandter in München bleiben wird.

Karlsruhe, 24 Juli. DieKarlsruher Zeit­ung" schreibt halbamtlich: Nach einer in der Tages- prefse verbreiteten Mitteilung aus Pforzheim soll die für das laufende Jahr erteilte allgemeine Nach sicht wegen ungenügender Anmeldung der Vermögens­und Einkommensteuer der sogenannte General- pardon dort den Erfolg gehabt haben, daß bis­her über 80 Millionen neue Sleuerwerte an Betriebs­vermögen und Rentenkapitalien angemeldet worden seien. Im übrigen Lande seien die Ergebnisse, wenn auch nicht in dem Maße wie in Pforzheim, ebenfalls günstig, sodaß für die Jahre 191213 der Staatshaushalt nicht wieder mit einem Defizit abschließen dürfte und auch die staatlichen Betriebs­umlaufsmittel zum Ausgleich nicht herangezogen werden brauchten. Diese Mitteilung entbehrt jeder Grundlage, denn zurzeit kann noch nicht einmal annähernd angegeben werden, welche Zugänge an Steuerwerten die Nachsicht bringen wird. Die Schlüsse, die aus der erwähnten Mitteilung für das Ergebnis des Staatshaushaltes für die Jahre 1912 13 gezogen wurden, sind also zum mindesten ver­früht.

Berlin, 26. Juli. Einem Beschluß des Arbeit­geberverbandes entsprechend ist gestern abend die Aussperrung von etwa tausend Dachdeckern erfolgt.

Brandenburg a. d. Havel, 26. Juli. Ge­stern nachmittag sind drei Schulknaben beim Baden in der Havel ertrunken. Die Leichen wurden geborgen.

Berlin, 36. Juli. Bei der Zusammenkunft des Königs von Schweden mit dem Zaren in den finnischen Gewässern hat sich ein schwerer Unfall ereignet. An Bord der schwedischen Königs-Macht wurden beim Salutschießen infolge eines Defekts an einem Geschütz ein Matrose getötet und 4 andere schwer verwundet.

Württemberg.

Stuttgart, 26. Juli. Gegenüber der mit erstaunlicher Kühnheit trotz gegenteiliger Erklärungen von der Schwäb. Tagwacht immer wiederholten Be­hauptung. der Reichstagsabgeordnete Keinath habe bei der Präsidentenwahl im Reichstag Bebel gewählt, hat der Abg. Keinath. um diesen durchsichtigen Treibereien zu Wahlzwecken ein Ende zu machen, in einem Schreiben an die Schwäb. Tagwacht diese Behauptung ausdrücklich für unwahr erklärt.

Stuttgart, 26. Juli. Aus verschiedenen Teilen des Landes liegen Nachrichten über das gestern mittag niedergegangene Unwetter mit Hagelschlag vor. In Oetisheim, OA. Maul­bronn, fielen die Hagelkörner in Haselnußgröße. An Feldern, Weinbergen und Obstbäumen wurde beträchtlicher Schaden angerichtet. Die Halmfrüchte, Kartoffeln und Rüben liegen am Boden. Das Wiesental zwischen Erlenbach und Oetisheim glich einem großen See. Der Schaden ist sehr groß. Das noch an den Bäumen befindliche Obst weist ziemlich viel Schlagstellen auf. In Unterjettingen und in Oberjettingen, OA. Nagold, wurde an den Feld- und Gartengewächsen durch Hagelschlag be­deutender Schaden angerichtet. Die meisten Land­wirte sind glücklicherweise versichert. Im Oberamt Aalen hat der Hagelschlag in Oberalfingen schweren Schaden angerichtet. Der wolkenbruchartige Regen riß alles mit sich. Straßen wurden völlig über­schwemmt. Gärten, Wiesen und Felder bieten ein Bild der Verwüstung. Durch den Sturm wurden Bäume entwurzelt. Auch in den benachbarten Ge­meinden hat das Unwetter gleichermaßen gehaust. In der Tuttlinger Gegend, besonders in der Ge­meinde Möhringen, wurde fast alles zusammen­geschlagen. Die Schloßen fielen in Taubeneiergröße. In Tuttlingen wurden beim Baden in der Ella drei

Knaben von dem Hagelschlag überrascht. Während die beiden älteren Schutz fanden, blieb der jüngere, etwa 7 Jahre alte Knabe hilflos und vollständig entkleidet zurück, so daß er dem furchtbaren Unwetter preisgegeben war. Auf die Hilferufe des Kleinen, die anfangs von dem Getöse des Donners übertönt wurden, wurden Bewohner in der Nachbarschaft aufmerksam und brachten den völlig erschöpften Knaben, dessen ganzer Körper Spuren von den Hagelkörnern zeigte, in Sicherheit.

Sindel fingen, 26. Juli. Fabrikant I. G. Leibfried, der bisherige volksparteiliche Abge ordnete des Bezirks Böblingen, hat eine Wiederwahl abgelehnt. Die Volkspartei hat den neuen Kandi­daten zu stellen. Seine Person steht noch nicht fest.

Eßlingen. 26. Juli. In der gestrigen nicht­öffentlichen Sitzung der Gemeindekollegien, in der ein aus der Mitte derselben gestellter Antrag auf Erhöhung des Gehalts des Stadtvorstandes wiederholt behandelt wurde, ist derselbe von den anwesenden Mitgliedern beider Kollegien einstimmig genehmigt worden. Das Gehalt beträgt vom 1. April 1912 ab 12 000 von da an erhöht es sich von 3 zu 4 Jahren um je 1000 ^ bis zum Endgehalt von 15 000 Die Sozialdemokraten hielten sich von der Sitzung fern.

Zuffenhausen. 26. Juli. Zuffenhausen und Feuerbach beabsichtigen gemeinsam auf hiesiger Markung mit einem Kostenaufwand von etwa 270000 ^ eine Kläranlage zu bauen, an der der Staat 45 000 Zuffenhausen 80000 und Feuerbach etwa 190000 zu zahlen haben.

Feuerbach, 25. Juli. Die vom Gewerbe­verein aus Anlaß seines 25 jährigen Bestehens zu veranstaltende Gewerbeausstellung wird gegen­wärtig vorbereitet. Insgesamt etwa 200 Aussteller werden bei der Ausstellung die hervorragende Ent­wicklung der hiesigen Industrie vor Augen führen.

Ulm, 26. Juli. Am 27. Juli wird die 4000 Quadratmeter Raum bedeckende Gartenbau-Aus­stellung feierlich eröffnet werden und von Sonntag den 28. Juli an dem großen Publikum zugänglich sein.

Plochingen. 26. Juli. Von einem Schweine­transport sind hier 9 größere Schweine verendet, die auf der Viehverladerampe des hiesigen Bahnhofs aus einem Eisenbahnwagen ausgeladen wurden. Mehrere dem Verenden nahe Schweine mußten rasch abgestochen werden. Die Tiere waren wegen Warm­laufens eines Güterwagens bei Aulendorf umgeladen und dabei in einem zu kleinen Wagen untergebracht worden. Der Schaden beträgt etwa 1200 Mk.

Crailsheim, 26. Juli. Der Besuch eines Zeppelinluftschiffes ist der neueste Anziehungs­punkt, den die Volksfestkommission in Aussicht ge­nommen hat. Sie hat sich deshalb bereits mit der Delag in Frankfurt in Verbindung gesetzt, da aber bekanntlich das LuftschiffSchwaben" vor einiger Zeit zu Grunde ging, und nur noch dieViktoria Luise" übrig ist, ist es noch fraglich, ob der Plan zur Ausführung gelangt.

Friedrichshafen, 26. Juli. Aus Anlaß des Bezirkskriegertages ist nach dem Vorbeimarsch der militärischen Vereine der 65jährige Veteran Knöpfler aus Mitten bei Wasserburg, gebürtig von Schwarzen­bach, dem König vorgestellt worden. Dem alten Krieger mußten vor einigen Jahren infolge Alters­brands beide Beine amputiert werden. Der König hat sich teilnehmend nach dem Befinden des In­validen erkundigt und ihm nun ein Geschenk von 100 Mark zukommen lassen.

Friedrichshafen, 26. Juli. Auf dem Hafen­bahnhof wollte ein Schüler in den schon in Beweg­ung befindlichen Zug nach Rheineck steigen, kam zu Fall und wurde unter den Wagen geschleudert, wo­bei ihm beide Füße abgefahren wurden. Er war sofort tot.

Gegen die Autoraserei wendet sich ein Leser desMurgtälers" in folgenden Ausführungen: Das Vorgehen der Polizeibehörde in Klosterreichen­bach gegen das zu rasche Fahren der Autos, wie in Nr. 169 des Murgtälers berichtet wird, könnte über­all auch hier empfohlen werden. Mit weit größerer Geschwindigkeit als den erlaubten 15 Kilometern durchsausen auch hier Dutzende von Autos täglich die Straßen. Die Warnungstafeln an den Straßen machen dem weitaus größten Teil der Fahrer keinen Kummer, warum auch, kräht doch kein Hahn dar­nach, wenn auch mit 30 und mehr Kilometer Ge­schwindigkeit gefahren wird und die Zimmer der Häuser voll blauen Benzinduftes werden. Mehr Schneid gegen die rücksichtslosen Autofahrer möchte auch die hiesige Polizeiverwaltung zeigen; wer sich nicht fügen will, soll bezahlen. Es würde hier ein nettes Sümmchen zusammenkommen.

Bus SlaSI, Bezirk unS Umgebung.

* Neuenbürg, 26 Juli. Am 31. ds. Mts. wird uns Stadtvikar Mammel verlassen und als ständiger Geistlicher in llnterdeufstetten, Dek. Crailsheim, aufziehen. Nur 15 Monate hat seine hiesige Tätigkeit gewährt, aber auch diese kurze Zeit reichte hin, um ihm in den Herzen vieler ein dank­bares Andenken zu sichern. Seine ruhige, besonnene und männliche Art kam namentlich dem hiesigen Jünglings- und Jungmännerverein zustatten, dem er sich mit viel Hingebung und Verständnis gewidmet hat. Am letzten Sonntag nahm in Gegen­wart des zur Inspektion hier anwesenden General­superintendenten in der Sitzung des Kirchengemeinde­rats dessen Vorsitzender Anlaß, dem Scheidenden für seine im Dienst an der hiesigen und an der Waldrennacher Gemeinde bewährte Treue aufrichtigen Dank auszusprechen. Auch die wechselnden Pfleg- linge des Bezirkskrankenhauses werden dem Scheidenden Dank wissen für manchen freundlichen Zuspruch und ermunternden Trost. Möge ihm an seinem neuen, ständigen Posten und zumal in seiner schönen, neu erbauten Gustav Adolfkirche in Unter- deufstetten eine vielseitig segensreiche Wirksamkeit beschieden seinl

j:s Neuenbürg. 26. Juli. Wie schon im letzten Mutwochsblatt bekannt gegeben, findet am Sonntag den 28. Juli, abends 6 Uhr in der hiesigen Stadt­kirche ein historisches Orgel-Konzert statt, dem ein sehr interessantes Programm zu Grund gelegt ist. Der Veranstalter, Hr. Konzert-Organist P. von der Au in Mainz, hat seine eigenartige Kunst schon in etwa 370 Gemeinden dargeboten und überall Beifall gefunden. Da hier ein modern eingerichtetes schönes Orgelwerk zur Verfügung steht, darf man auf eine genußreiche Abendstunde hoffen. Der ge­schätzte Künstler gibt in seinen Programmen jedem Stücke nähere Erläuterungen bei. die einen Fingerzeig bilden, wie man sich deren Inhalt deuten soll. Außerdem wird der Vortrag noch durch ein­gelegte Chöre und Sologesänge belebt werden. Wir möchten den Besuch angelegentlich empfehlen.

X Neuenbürg, 26. Juli. Der Schluß des seitens des Bezirks Obst- und Gartenbauvereins und des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins veranstalteten Wanderlehrkurs über häusliche Obst- und Ge­müseverwertung fand heute nachmittag mit einer Ausstellung des zubereiteten Obsts und der Gemüse, sowie einer Versteigerung derselben, unter Anwesen­heit der HH. Regierungsrat Hornung und Stadt­pfleger Knödel, sowie der eingeladenen Gäste und Teilnehmerinnen des Kurses statt. Hr. Stadlpfleger Knödel, Vorstand des Bezirks-Obst- und Garten­bauvereins, hielt eine kurze Ansprache an die Teil­nehmerinnen, indem er für die zahlreiche Beteiligung dankte und wünschte, daß die praktischen und theo­retischen Anleitungen des Hrn. Obstbauinspektors Winkelmann nutzbringende Anwendungen bei den Teilnehmerinnen finden mögen. Der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft spreche er seinen Dank aus für die Entsendung des Hrn. Winkelmann und diesem selbst für seine große Hingabe. Hr. Regierungsrat Hornung, Vorstand des Landw. Bezirksvereins, widmete ebenfalls einige Worte des Dankes an die Teilnehmerinnen, insbesondere sagte er Dank dem Leiter des Kurses für seine Mühe; er hoffe, daß alle Teilnehmerinnen reiche Erfahrungen für Obst­und Gemüseoerwertung mit nach Hause nehmen. Hierauf schloß sich die Versteigerung der eingemachten Früchte an, welche sich einer lebhaften Beteiligung erfreute und manch heiteres Vorkommnis ergab.

Neuenbürg, 25 Juli. (Für Imker.) Schneller als die Imker zu hoffen wagten, ist der Bezug von steuerfreiem Zucker zur Notfütterung ermöglicht worden. Am 20. Juli erhielt der Landesverein für Bienenzucht von der Steuerbehörde die Nachricht, daß an jeden Imker, der Mitglied des Landesver­eins ist, für jedes Standvolk 15 Pfund steuerfreier, mit 5°/o feinem Sand vergällter gemahlener Zucker abgegeben werde zum Preis von 20 15 pro

Zentner. Es stellt sich somit der Zentner samt Un­kosten auf 20 ^ 40 Der Zucker darf nur für Bienenfütterungszwecke verwendet werden. Die Steuerbehörde behält sich vor, nachzuprüfen, ob die Zahl der Völker auch richtig angegeben wurde. Im ganzen stehen 4000 Zentner Zucker zur Verfügung ab Zuckerfabrik Stuttgart-Cannstatt. Die Bestellung von Zucker wird von Vertrauensmännern in den einzelnen Gemeinden entgegengenommen. Auf jeder Liste eines Vertrauensmannes müssen mindestens 5 Doppelzentner bestellt werden, andernfalls sind zwei oder mehrere Orte zu vereinigen. Die Bestellungen können von Anfang August an nach Maßgabe der Liste bei der Zuckerfabrik Stuttgart in Cannstatt