Lima, 35. Juli. Ein Erdstoß von 40 Se­kunden Dauer hat die Stadt Piura fast gänz­lich zerstört. Mehrere Personen sind getötet oder verletzt worden.

Württemberg.

Stuttgart, 34. Juli. (Landtagskandidaturen.) Der Wahlausschuß der Zentrumspartei in Horb hat beschlossen, den bisherigen Abgeordneten Keßler nicht mehr als Kandidaten aufzustellen. Ueber die Person des neuen Kandidaten wurde noch kein Beschluß gefaßt. In Ehingen ist der bisherige Abgeordnete, Vizepräsident Dr. v. Kiene, vom Zen­trum wieder als Kandidat nominiert worden. In Tuttlingen hat die sozialdemokratische Partei den bisherigen Proporzabgeordneten Mattutat aufgestellt.

Stuttgart, 35. Juli. Heute fand beim II. Bataillon des Grenadierregiments Königin Olga (1. Württ. Nr. 119) eine Probemobilmachung statt. Die einzelnen Kompagnien wurden vom 1. und 3. Bataillon durch deren Mannschaften auf Kriegsstärke ergänzt, sowie mit den Kriegsbeständen eingekleidet und ausgerüstet.

Stuttgart, 34. Juli. Der Deulsch-Amerikan ische Lehrerbund hat am 13. Juli von Bremen aus eine Studienreise durch Deutschland an- getreten. Die Reisegesellschaft, die 330 Damen und 53 Herren zählt, hat bisher Hamburg, Düsseldorf, Köln, Oberlahnstein (Niederwalddenkmal), Mann­heim, Heidelberg und Nürnberg besucht. In diesen Tagen weilt sie in München. Am Samstag, 37. Juli, abends trifft sie zu einem zweitägigen Aufenthalt in Stuttgart ein. Am gleichen Tage um '/-7 Uhr abends vereinigen sich die Fahrtteilnehmer mit den Mitgliedern des Empfangsausschusses, Vertretern der Stadtgemeinde, der hiesigen Lehrerschaft usw. zu einem Festabend im Stadtgarten mit Gartenbeleuchtung. Am Sonntag, 38. Juli findet vormittags von 9 Uhr ab eine Besichtigung der Stadt in Gruppen statt (Besuch des Naturalienkabinetts, des Lindenmuseums und des Museums der bildenden Künste). Um 1*/- Uhr mittags ist das Mittagessen in der Lieder­halle. Sonntag nachmittag finden Ausflüge in die Umgebung der Stadt, abends ein Konzert im Kur­saal in Cannstatt mit Abendessen statt. Am Montag vormittag 10 Uhr erfolgt die Weiterreise nach Mar­bach, Frankfurt a. M., Kassel, Eisenach, Weimar, Jena, Leipzig, Dresden, Breslau. Ihren Abschluß wird die Reise in Berlin finden, wo die 40. Jahres­versammlung des Nationalbundes abgehalten wird. Die Fahrt soll einen Ideenaustausch deutscher und amerikanischer Lehrer bringen. Auf der gemein­samen Tagung in Berlin werden Fragen zur Ver­handlung kommen, die die Lehrerschaft Deutschlands und Amerikas gleichermaßen bewegen. Am 23. August werden sich die Fahrtteilnehmer von Bremen aus wieder nach der Heimat einschiffen. Im Schwaben­lande, besonders in Stuttgart, ist den amerikanischen Gästen ein herzlicher Willkomm sicher.

Stuttgart. 25. Juli. Zur Beförderung der etwa 4300 württ. Teilnehmer am 8. Deutschen Sängerbundesfest werden an diesem Samstag Sonder­züge von Stuttgart, Tübingen, Heilbronn, Göppingen und Ulm nach Nürnberg ausgeführt und Sonntag noch ein weiterer Sonderzug, der in Stuttgart um 415 Uhr früh abgeht. Im ganzen werden sich aus Württemberg 62 Vereine mit 2200 Sängern beteiligen.

Göppingen, 22. Juli. Hier fand die Haupt­versammlung des Württ. Geometervereins ver­bunden mit einer reichhaltigen Fachausstellung statt. Der Verein zählt 516 Mitglieder. Stadtgeometer Schmelz Stuttgart hielt einen interessanten Lichtbilder­vortrag über die Aufgaben des Geometers im Dienste der Wasserkraftanlagen. In einem weiteren Vortrag gab der Vorsitzende, Obergeometer Schäfer, einen Beitrag zum Studium der Frage einer neuen Gebührenordnung und stellte die Forderung auf, den gegenwärtigen Berechnungsmodus, der große Härten enthalte und die Verhältnisse des Geometerstandes beim Publikum in ein schiefes Licht rücke, dahin zu ändern, daß bei den Berechnungen der Zeitaufwand, der Wert des Grundstücks und die Terrainverhält- nisse in Einklang gebracht werden, was auch in der Diskussion als notwendig anerkannt wurde. Die von dem Siebenerausschuß vorgelegten Entwürfe der Gehaltsätze für Gehilfen- und Vermessungstech­niker und der grundsätzlichen Aufstellung von Lehr­verträgen wurden zur Weiterbehandluag an die durch 6 Mitglieder verstärkte Kommission zurückoerwiesen.

Gmünd, 25. Juli. Nach einem Referat des Erbauers des hiesigen städtischen Wasserwerks, des Ingenieurs Sprecker aus Stuttgart, beschlossen die bürgerlichen Kollegien endgültig den Anschluß an das Landeswasserwerk. Der Stadtvorstand

wurde ermächtigt, den Vertrag zu unterzeichnen. Durch den Anschluß an die Landeswasserversorgung ist eine kostspielige Erweiterung des städtischen Wasserwerks, das nach wie vor den Hauptbedarf an Wasser liefern wird, auf eine Reihe von Jahren verschoben.

Gmünd, 35. Juli. Wie erinnerlich, wurde aus einem Klassenzimmer des Realgymnasiums durch Erbrechen des Lehrerpultes der Betrag von 110 ^ gestohlen. Der Dieb wurde jetzt in einem 10 jähr­igen Schulknaben ermittelt, der einen Teil des Geldes bereits vertan hatte. Er hat sich dadurch verraten, daß er Schulkameraden gegenüber mit dem Geld renommierte.

Ulm, 25. Juli. Die Teilnehmer an der Wasser­fahrt nach Wien, die am 14. Juli hier absuhren. sind am Samstag in Wien angekommen. Einer der Teilnehmer schreibt demUlmer Tagblatt": Unsere Wasserfahrt war so schön, daß wir es bedauerten, in Wien das Schiff verlassen zu müssen. Das Wetter war prachtvoll und die Temperatur auf dem Wasser sehr angenehm.

Ulm, 24. Juli. Zwei Kellnerinnen, die im Krankenhause untergebracht waren, wollten sich in der am Krankenhause vorüberfließenden Donau er­tränken. Zwei Söhne des Seilers Oechsle in Neu-Ulm, deren Arbeitsstätte gegenüber liegt, sprangen in voller Kleidung ins Wasser, und es gelang ihnen, die Lebensmüden an Land zu bringen.

Giengen a. Br., 24. Juli. Gestern waren 13 Jahre verflossen seit dem Eisenbahnunglück, bei dem fünf Sänger der Liedertafel ihr Leben ein­büßten und sieben zum Teil schwer, zum Teil leichter verwundet wurden. Aus Anlaß der Wiederkehr dieses Tages und als Zeichen ehrenden Angedenkens legte der Vorstand der Liedertafel im Auftrag des Vereins an dem Denkmal der unglücklichen Sanges­brüder einen prachtvollen Kranz nieder.

Freudenstadt, 25. Juli. Da der Volkspartei bei dem liberalen Wahlabkommen die Aufstellung einer Landtagskandidatur im Bezirk Fceudenstadt zufiel, wird wieder der bisherige Abgeordnete, Schult­heiß Kaiser in Baisrsbronn. kandidieren, der vor zwei Jahren mit Hilfe der Deutschen Partei in der Nachwahl gewählt wurde.

Baiersbronn, 22. Juli. Der neunjährige Knabe in Mitteltal, der von einer Kreuzotter gebissen wurde, befindet sich nach einer Mitteilung des hiesigen Arztes seit mehreren Tagen außer Le­bensgefahr. Wenn vielleicht durch den ersten Be­richt vom 17. Juli dem einen oder andern ängst­lichen Gemüt, besonders den Fremden ein Schrecken vor den Kreuzottern im Schwarzwald eingeflößt wurde, so dürfte es interessant sein, daß dem Arzt des Knaben, der innerhalb 12 Jahren nur ein halbes Dutzend von Kreuzottern gebissene Personen in Behandlung hatte, und ebenso andern Aerzten der Gegend kein Fall bekannt ist, bei dem der Biß tötliche Wirkung hatte, weil jedesmal wirkungs­volle Gegenmaßregeln getroffen wurden. Auch dürfte es beruhigend sein, daß ein württembergischer Natur­forscher, der vor etwa zwanzig Jahren eine Ab­handlung über die Kreuzotter schrieb, trotz vieler Nachforschungen keinen einzigen Fall feststellen konnte, daß in Württemberg jemand infolge eines Kreuz­otternbisses gestorben wäre. Die Kreuzotter beißt nur. wenn sie angegriffen wird oder sich angegriffen glaubt. Glücklicherweise sind Kreuzotternbisse sehr selten und verlaufen nach den bisherigen Erfahrungen bei zeitig getroffenen Gegenmaßregeln so glücklich, daß wir unsere Kinder beruhigt in den Wald hinaus­ziehen lassen können.

Rottenburg, 24. Juli. Der Bäckerlehrling Schiebe! wollte einem Bekannten im Spaß ein diesem gehörendes Messer entwinden. Bei dem Geraufe entglitt dem Mann plötzlich das Messer, das dem Lehrling in die linke Brustseite fuhr. Der junge Mann wurde an Lunge und Herz so schwer verletzt, daß er während der Operation in der Klinik in Tübingen starb.

Horb, 24. Juli. Der beim Böllerschießen in Empfingen schwer verletzte Schmied Schindler ist an den erlittenen Verletzungen nunmehr gestorben.

Künzelsau, 25. Juli. In Unterregensbach fiel ein 5jähriger Bube in den ziemlich tiefen Kanal des Elektrizitätswerkes. Seine Mutter und andere Frauen wagten sich nicht in das Wasser und das Kind schien schon verloren, als ein mutiger, elfjähriger Knabe in voller Kleidung in das Wasser sprang und unter Einsetzung seines eigenen Lebens das bewußt­lose Kind rettete. Bravo I

Murrhardt, 25. Juli. Das Pferd des Forst­meisters Dr. Jäger scheute an dem Automobil des Oberamtstierarzts und warf seinen Reiter ab. Dr. Jäger erlitt einen Armbruch und sonstige Ver­

letzungen. Als Kaufmann R. Schmidt mit seinem Fahrrad die abschüssige Straße nach Bartenbach hinabfuhr, verlor er die Herrschaft über das Rad.

Er stürzte so unglücklich, daß er mit lebensgefähr­lichen Verletzungen in ein Stuttgarter Krankenhaus gebracht werden mußte.

Echterdingen, 24 Juli. Gestern wurde der erste größere Kauf in Filderkraut abgeschlossen. Eine j hiesige Fildersauerkrautfabrik kaufte den ganzen ! Ertrag des in Hohenheim von Gartenbauinspektor Schönberg gezüchteten Frühkrautes, ca. 1600 Köpfe zum Preise von 24 Pfg. pro Stück. Der weitaus größte Teil kann sofort abgeerntet werden.

Mundelsheim, 24. Juli. Bei einem Gang durch die Fluren und Weinberge kann man sich überzeugen, wie gut der kräftige Regen ange- schlagen hat. Die Weinstöcke stehen sehr schön und namentlich in den mittleren Lagen gibt es viele Trauben. Das Obst fällt nun nicht so leicht ab, die Kartoffeln und die sonstigen Brachgewächse können sich weiter gut entwickeln. Die Ernte ist in vollem Gang und fällt sehr befriedigend aus.

Waldsee, 25. Juli. Ein kleiner Scherz, der einer hiesigen Schulklasse entstammt, macht zur Zeit seine Runde: Lehrer:Du, sage mir einmal, was ist die Hälfte von '/i?" Knabe (Wirtssohn): Schaum!"

Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Waldrennach, 25. Juli. Dem hiesigen Bürger Friedrich Scheerer, Bauern und früheren Fuhr­unternehmer, und seiner Ehefrau Katharine, geb. Zoll, war es am gestrigen Tage vergönnt, das seltene Fest der Goldenen Hochzeit im Kreise ihrer zahlreichen Familie zu feiern. Hr. Dekan Uhl war von Neuenbürg heraufgekommen, um in weihevoller Rede die herzlichsten Glück- und Segenswünsche und die von Seiner Majestät dem König geschenkte goldbronzene Tafel mit dem Bildnis des Königspaares darzubringen. Der Ortsvorsteher, Hr. Schultheiß Scheck, sprach in herzlichen Worten die Glückwünsche und den Dank der Gemeinde aus für die redliche Führung und die treuen Dienste des Jubilars als Gemeindepfleger in den. Jahren 18831893. Das Jubelpaar wurde noch besonders erfreut und geehrt durch ein freundliches Glückwunschschreiben des früheren Oberamtmanns, Hrn. Präsidenten von Nestle in Stuttgart. Die Söhne, Töchter und die Enkelkinder, letztere 21 an der Zahl, überbrachten Blumen und Geschenke. Der Hochzeitstag des Jubelpaars war der 24. Juli 1862. Jubilar Scheerer, ein im ganzen Bezirk bekannter und gern gesehener Mann, ist in diesem Frühjahr 73 Jahre, seine Ehefrau 72 Jahre alt geworden; sie dürfen sich noch einer guten Ge­sundheit und Rüstigkeit erfreuen. Die Gemeinde wünscht ihnen die Erhaltung ihrer Gesundheit und noch eine Reihe von Jahren gesegneten Ehestandes.

Herrenalb, 22. Juli. Der Tätigkeit unseres Ortsvorstandes ist es zu danken, daß unser Kurort im kommenden Jahre ein Naturtheater besitzen wird. Es kommt in die Nähe der Kuranlagen, die sich in den letzten Jahren herrlich entwickelt haben. Mit der Ausführung ist Gartenarchitekt Berz. Firma Berz u. Schwede, Stuttgart, beauftragt.

^X Herrenalb, 25. Juli. Der hiesige Bezirks- Lehrerverein versammelte sich gestern nahezu voll­zählig. um in dem großen Brauereigebäude der Gebrüder Mönch die neue Eismaschine im Betrieb zu sehen. Die überaus praktische und lehrreiche Anlage zur Gewinnung von künstlichem Eis wurde in allen Teilen eingehend besichtigt, worauf die Lehrer noch einen Rundgang durch die mit den neuesten Errungenschaften der Technik ausgestattete Brauerei antraten. Die musterhafte Sauberkeit und Zweckmäßigkeit der einzelnen Räume und ihrer Ein­richtungen, die Verwendung zahlreicher technischer Hilfsmittel zu rascher und sorgfältiger Ausführung der einzelnen Arbeiten erregten ungeteilte Bewunder­ung. Die Erzeugnisse der Firma, die unter dem NamenHerrenalber Klosterbräu" weithin bekannt sind, erfreuen sich mehr und mehr einer wohlver­dienten Beliebtheit. Bei einem Imbiß unter der alten Linde brachte der Vorsitzende des Bezirks- Lehrervereins, Oberlehrer Fuchs von hier, den Dank der Anwesenden zu beredtem Ausdruck.

^x Herrenalb, 25. Juli. Dem Bericht über die jüngsten Niederschläge in voriger Nummer des Enztälers mag noch ergänzend nachgetragen werden, daß die Niederschlagsmenge der meteorologischen Station Gaistal diejenige der Hauptstation Hohen­heim nahezu erreichte; sie betrug 60,8 mm, d. h. fast 61 Liter auf 1 gm Bodenfläche.

§. Dennach, 24. Juli. Die 21jährige Christine Kübler, ledige Tochter des Gemeinderats und