mühe- und sorgenvollen Arbeit schönster Lohn ist die von Ihnen, meinem lieben jungen Freunde, kundgegebene Erkenntnis, daß meine Schöpfung Ihrem künftigen Tun als Männer ein neues Gebiet neuer Kulturaufgaben eröffnet hat, — daß Ihnen ein Werkzeug gegeben ist, mit dem Sie arbeiten können an der Erhaltung und Mehrung von Deutschlands Wohlfahrt, Macht und Größe. Aber das merken Sie sich bei Ihren Betrachtungen darüber: beinahe wäre der Ausbau meiner Luftschiffe an der Vielheit der deutschen Meinungen, am leidigen rechthaberischen deutschen Widerspruchsgeist zerschellt. Da hat der Gott Deutschlands zur rechten Stunde eingegriffen und hat den Sturm mein Luftschiff vernichten geheißen. Da brannte dort oben bei Echterdingen die Flamme auf, die die Seele des deutschen Volkes zu einer gewaltigen Lohe entfachte. Das war die Rettung! Vergesset es nie: Nur Einigkeit macht stark. Der Staat ist der mächtigste und umfaßt die glücklichsten Bürger, wo in selbstloser Weise alle Einzelnen und alle Parteien die ganze Kraft einsetzen zum Wohle der Allgemeinheit. — Der Graf hat dieses Schreiben durch Kunstdruck in größerer Anzahl vervielfältigen lassen und den Wunsch geäußert, daß jeder Teilnehmer an der Feier ein Exemplar erhält. Weiter hat der Graf zum Ausdruck gebracht, er habe diesen Weg gewählt, weil er bei dieser Gelegenheit den jungen Leuten ein ernstes Wort mit auf den Lebensweg habe geben wollen, das für das Verständnis der Jugend wohl zu hoch sei, aber manche würden es aufbewahren, so daß es ihnen in den späteren Jahren noch von Nutzen werden könne.
Stuttgart, 22. Juli. Wir machen nochmals auf den am Donnerstag von Stuttgart nach Berlin und Leipzig, sowie nach Hamburg und Bremen abgehenden Sonderzug aufmerksam. Er verläßt Stuttgart um 7.00 nachm., Heilbronn um 8.06 nachm, und trifft am anderen Vormittag um 7.24 Uhr in Leipzig und um 9.12 Uhr in Berlin ein. Dazu werden Rückfahrkarten von Stuttgart, Heilbronn und Würzburg nach Berlin und Leipzig ausgegeben. Ferner geht ein Feriensonderzug am 25. Juli nach Hamburg und Bremen. Er verläßt Stuttgart und Heilbronn zur selben Zeit wie der obige und trifft in Bremen am anderen Vormittag 7.34 Uhr, in Hamburg um 9.00 Uhr ein. Dazu werden Rückfahrkarten nach Hamburg und Bremen von Stuttgart, Heilbronn und Würzburg ausgegeben. Diese Rückfahrkarten nach Berlin, Leipzig. Hamburg und Bremen haben je 2 Monate Gültigkeit. Außerdem sind in Hamburg und Bremen zu den Sonderzugskarten auch Rückfahrkarten nach den Nord- und Ostseebädern zu ermäßigten Preisen erhältlich. Näheres auf den Stationen.
Stuttgart, 20. Juli. (Vom Landgericht.) Während der Gerichtsferien sind Heuer nicht wie seither 2, sondern 3 Ferienstraskammern in Tätigkeit. Die ganze Woche hindurch finden Verhandlungen statt.
Klofterreichenbach, 20. Juli. Da der Autoverkehr in diesem Sommer erheblich zugenommen hat und die Kraftwagen häufig mit zu großer Geschwindigkeit die Murgorte durchfahren, '
sind von der hiesigen Polizei Personen ausgestellt worden, die in unauffälligerweise die Schnelligkeit zu kontrollieren haben. So konnten am letzten Sonntag binnen weniger Stunden 33 Autos notiert und dem Oberamt zur Bestrafung wegen zu schnellen Fahrens durch den Ort übergeben werden. Da die Ueberwachung den ganzen Sommer über ausgeführt wird, steht zu hoffen, daß künftig statt der üblichen Geschwindigkeit von 30—35 Kilometern bei der Fahrt durch den Ort die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 15 Kilometern eingehalten wird.
Geislingen, 20. Juli. Ein Hauptgewinn der Preußisch'Süddeutschen Klaffenlotterie ist bei der letzten Ziehung nach Geislingen gefallen. 16 Angestellte der Buchdrucker« der Württ. Metallwarenfabrik spielten ein Viertellos, dessen Nummer mit 30 000 herauskam. Auf jeden der Gewinner entfallen etwa 400 ^
Oberrimbach O/A. Mergentheim. 20. Juli. Der Landjäger Lohrmann wollte heute drei im nahen Walde herumtreibende Zigeuner verhaften. Da ihm bekannt war, daß er allein mit diesem Lumpengesindel nicht auskommen würde nahm er sich noch einige Ortseinwohner zur Hilfeleistung mit. Als der Landjäger zur Verhaftung schreiten wollte, überfielen ihn die drei Zigeuner und schlugen ihn mit dem eigenen Seitengewehr derart, daß er bewußtlos liegen blieb. Die Begleitmannschaft hatte nicht das Herz, dem Landjäger beizustehen, sondern nahm Reißaus. Schwerverletzt wurde Lohrmann ins Krankenhaus nach Creglingen geschafft. Er hat mehrere Säbelhiebe über Kopf und Arm erhalten, auch wurde ihm ein Ohr ausgeschlitzt.
Vom Bodensee, 21. Juli. Nachdem die meisten der 13 Leichen aus dem großen Bootsunglück bei Rorschach aus einer Seetiefe von 70 bis 80 Metern geborgen waren, fehlten immer die der Rosalie Sudre von St. Gallen und der Barbara Schmid aus Disentis. Sie sind nun ebenfalls mit Hilfe des Konstanzer Totennetzes aufgefischt worden. Teils in ihren Heimatgemeinden, teils in Rorschach haben nunmehr sämtliche 13 Leichen ihre letzte Ruhestätte in der Erde gefunden. — Die Leiche des beim Baden am Konstanzer Horn ertrunkenen Technikers Baier aus Stuttgart ist gestern nachmittag vom städtischen Leichenhaus in Konstanz nach dem Bahnhof zur Ueberführung nach Stuttgart verbracht worden.
Bei der Zentralvermittlun gsstetle desWürtt. Obstbauvereins in Stuttgart, Eßlingerstr. 15, Tel. 7164, sind eingelaufen: Angebote in Johannisbeeren, Heidelbeeren, Kirschen größere Posten, Aepfel, Birnen, Pflaumen, Zwetschgen, 200 Ztr. Falläpfel. — Nachfragen in Kirschen, Heidelbeeren, grünen Nüssen, bedeutende Mengen Himbeeren und schwarze Johannisbeeren von Konservenfabriken, sowie in Tafel- und Kochobst aller Art von hiesigen und ausländischen Früchtehandlungen. — Adressen von Anbietern und Abnehmern, ebenso Auskunft über Marktlage, Preise, Verpackungsmaterialien jederzeit kostenlos.
Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.
Neuenbürg, 22. Juli. Mit den beiden heftigen Gewitterregen vom letzten Donnerstag ist auf die Hitze der vergangenen Tage eine Regenzeit ein
getreten. Es regnete besonders ergiebig in den Nächten vom Donnerstag auf Freitag, dann vom Samstag auf Sonntag. Am gestrigen Sonntag kam der Regen unaufhörlich und die letzte Nacht folgten noch mehr reichliche Niederschläge. Es ist fast des Guten zu viel auf einmal. Das Erdreich dürfte nun wieder kräftig durchfeuchtet sein. Da nun das Wetterglas seit heute eine steigende Absicht hat, so dürften die Niederschläge wohl bald wieder ein Ende nehmen. Eine Periode trockener Witterung wäre jetzt in jeder Hinsicht, namentlich aber zur Ernte, sehr erwünscht.
Neuenbürg, 20. Juli. Bei der Zwangsversteigerung von Häufern und Feldgrundstücken ist das Publikum vielfach der Meinung, es finde, wie bei freiwilligen Verkäufen ein zweiter Aufstreich statt. Diese Annahme ist irrig. Nur ganz ausnahmsweise kann ein zweiter Aufstreich stattfinden. Es ist deshalb durchaus unklug gehandelt, wenn etwaige Liebhaber zum ersten Aufstreich nicht kommen, in der Meinung, es werde ein zweiter Ausstreich abgehalten werden. Da Zwangsversteigerungen auch sonst ganz anders vor sich gehen als freiwillige Verkäufe, so empfiehlt es sich für die Beteiligten stets, wenn sie sich über die richtige Wahrung ihrer Interessen vorher erkundigen.
Pforzheim, 19. Juli. Die evangel. Kirchengemeindeversammlung, welche im großen Rathaussaal unter Vorsitz des Dekans van der Floe tagte, faßte den Entschluß, auf dem Platze, wo das Pfarrhaus des Dekans van der Floe steht, ein Gemeindehaus zu erbauen. Der Kostenanschlag beträgt etwa 200 000 ^ Die Konkurrenz eines Preisausschreibens soll auf die hiesigen Architekten beschränkt werden.
vermlschres
„Du hast nicht immer deine 16 Jahre". Diesen Vers des schönen Liedes, das von Mädchenschönheit und Mädchenglück singt, hätte man unfern jungen Damen zurufen mögen, wenn sie in den kostbaren Sommertoiletten erschienen, die bisher die Mode vorschrieb. Da durfte den Mädchen nichts fehlen, was die Frau Mama trug, kein schwerer Brokatstoff ward gespart, und keine reiche Garnierung, kein erlesener Besatz. Und die jungen Damen verloren die lichte Anmut und die weiche schwebende Linie, die der schönste Schmuck der Jugend ist. Nun will man wieder dem Mädchen geben, was des Mädchens ist. Einfache schlichte Kleidchen tauchen in diesem Sommer auf, in schönen Linien die Gestalt umfließend, so wie sie Großmutter in ihren Jugendtagen trug. Jeder Luxus, jeder Reichtum der Garnierung ist vermieden; nur die Helle Farbe, der zarte Stoff, der schlanke Schnitt sollen wirken. Kostbare Drapierungen, breite Spitzenrüschen sind verpönt, und so tritt uns die junge Dame, wirklich ein „Mädchen aus der Fremde" für unsere an überladenen Schmuck gewöhnten Augen, in diesem Sommer entgegen, im großen Florentiner Hut, ohne Schleier, ohne jede Extravaganz, in jener lieblich stillen Mädchentracht, die für blühende Anmut den passendsten Rahmen schafft.
Unrecht Gnt.
Kriminalroman von Reinhold Ortmann.
18) (Nachdruck verboten.)
Der kleine Erwin genas, und Dr. Arnold Runge verließ trotz seiner gepackten Koffer die Villa „Waldsrieden" nicht früher, als bis auch jede Gefahr einer tückischen Nachkrankheit ausgeschlossen schien. Er hatte hinlänglich triftige Gründe, seine Abreise so lange als möglich hinauszuschieben, denn an dem nämlichen Tage, da die Wiederherstellung des Kindes keinem Zweifel mehr unterliegen konnte, hatte er an seine Mutter die Frage gerichtet, ob sie sich entschließen könne, ihn dem kleinen Erwin zum Stiefvater zu geben. Und Frau Margaretens Antwort war nicht so ausgefallen, daß sie den Fragenden genötigt hätte, sich Hals über Kopf davonzumachen.
Wenn ihm seit der Stunde seines Verlöbnisses mit Paul Römhilds Witwe der Aufenthalt in dem stillen Hause im wahrsten Sinne des Wortes zu einem paradiesischen geworden war, so hätte er jetzt nicht einmal mehr wie in seinem Briefe an den Freund eine durch die Unausstehlichkeit der alten Babette bedingte Einschränkung machen dürfen. Denn nächst ihrem blondlockigen Liebling gab es für die Alte jetzt nur noch einen Menschen auf der Welt, für den sie unbedenklich durch Feuer und Wasser gegangen wäre. Und dieser eine war Dr. Arnold Runge, der am Morgen nach jener ereignisreichen
Schreckensnacht mit einem gütigen Wort alle Aengste und Gewissensnöte von ihrer Seele genommen. Denn er hatte sich ihr nicht nur als der rechtmäßige und einzige Eigentümer des unterschlagenen Geldes, von dem nach ihrer Angabe noch immer nahezu vierzigtausend Mark vorhanden waren, ausgewiesen, sondern er hatte ihr auch das heilige Versprechen abgenommen, gegen Frau Margarate Römhild ewiges Stillschweigen über die Herkunft des Unrechten Gutes zu wahren, mit dessen Hilfe sie bis heute ihr Leben gefristet.
Und so einfältig war die alte Babette nicht, daß sie nicht tiefgerührten Herzens die Großmut empfunden hätte, die ihn bestimmte, solches Versprechen von ihr zu fordern. Vielleicht war ihr das Unrecht, dessen sie sich schuldig gemacht, noch immer nicht in seiner ganzen Größe zum Bewußtsein gekommen, und vielleicht glaubte sie sich vor dem eigenen Gewissen noch immer halbwegs gerechtfertigt durch die Liebe zu dem kleinen Erwin, die nun einmal den ganzen Inhalt ihres zur Rüste gehenden Lebens ausmachte. Aber eine Erleichterung bedeutete es ihr darum doch, daß sie nun auch vor dem Gesetz der Menschen jeder Verantwortlichkeit ledig sein sollte für das, was sie getan. Und sie legte den so lange gehüteten Schatz um so freudiger in die Hände seines rechtmäßigen Besitzers zurück, als sie ja nun wußte, daß er von diesen Händen ebenso getreu wie von den ihren zum Segen ihres Lieblings verwaltet werden würde.
Daß sie ihr Geheimnis mit sich ins Grab nehmen würde, dessen durfte Dr. Runge ebenso gewiß sein wie seiner eigenen Verschwiegenheit. Aber auch von
dem sauberen Erpresser Emil Römhild hatte er sicherlich keine Indiskretion zu besorgen, die Frau Margaretens Unbefangenheit ihm gegenüber für immer zerstört hätte. Denn er hatte ihm durch den Rechtsanwalt Helbing eine Warnung zukommen lassen, die eindringlich genug war, um den Bruder des Defraudanten für immer aus seinem Gesichtskreise fernzuhalten.
— Ende.
Humoristisches.
Hort. Dora, daß es selbstspielende Alaviere gibt?" — >)unge Frau: „Ja, wenn es nur auch selbstkochende Küchen gäbe."
siebzig Ahnen." — Protz: ,Ae gehn mich nix^an: aber wieviel haben Sie Gläubiger?
Moderner Backfisch. Backfisch. „Vetter Artur hat mich eine Gans genannt! — Nun, wir werden sehen, ob er das Doktorexamen früher machen wird oder ich!"
Vom Dienst entlassen. Feldwebel: „Also jetzt könnt Ihr wieder ins Zivil zurück, jetzt sind die schönen Tage von Aranjuez vorüber!"
Bescheiden. „Dein Bräutigam ist Dichter? Wie heißt er denn, vielleicht ist er mir bekannt?" — „Ach nein, er hat noch keinen Namen."