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116.
Reuenburg, Montag den 22. Juli 1912.
>70. Jahrgang.
RunStehau.
Die Einbringung eines Besitzsteuergesetzent- wurfs durch die verbündeten Regierungen im Reichs» läge steht fest. Der vom Reichstage angenommene Antrag auf Vorlegung eines entsprechenden Gesetzentwurfs bildet einen Bestandteil des Gesetzes, das nach Zustimmung der verbündeten Regierungen in Kraft getreten ist. Damit hat die Regierung die Vorlegung eines Gesetzentwurfs im Sinne des vom Bundesrat angenommenen Antrages des Reichstags übernommen und wird demgemäß auch verfahren.
Berlin, 14. Juli. Das württembergische Militär-Verordnungsblatt gibt die Neuformationen usw. am 1. Oktober 1912 aus Anlaß der Ergänzung zum Reichshaushaltsetat 1912 für das württembergische Armeekorps bekannt. Durch die Erhöhung der Etatsstellen bei den Regimentsstäben werden insgesamt errichtet bei der Infanterie die Stellen für: 1 Oberstleutnant, 6 Majore. 8 Hauptleute, und bei der Feldartillerie für: 2 Oberstleutnants, 1 Hauptmann. Neu errichtet wird bei dem Pionier-Bataillon Nr. 13 ein Scheinwerferzug, außerdem rin württembergisches Detachement bei der preußischen Fliegertruppe, bestehend aus 1 Unteroffizier, 1 Gefreiten und 9 Gemeinen, von denen die Uniform der Fliegertruppe, jedoch mit dem württembergischen Hoheitsabzeichen zu tragen ist. Die Bestimmung des Standortes für dieses Detachement bleibt Vorbehalten.
Der Mitgliederstand des Deutschen Wehrvereins war Ende Juni 33502 Einzelmitglieder hoch, von denen 30000 in 263 Ortsgruppen organisiert waren. — Die Zahl der körperschaftlich angeschlossenen Mitglieder betrug mindestens 90640, so daß der Gesamtbestand 124142 Köpfe betrug, gewiß eine recht beachtenswerte Entwicklung für einen fünf Monate alten Verein.
Mannheim, 20. Juli. Von Wiesbaden kommend, trafen heute die etwa 400 auf einer Deutschland- reife begriffenen Mitglieder des deutsch-amerikanischen Lehrerverbandes hier ein. Sie wurden von Vertretern der Stadt am Bahnhof empfangen und nach dem Friedrichspark geleitet. Auf die bei einem gemeinsamen Mittagmahl ausgetauschten Be- grüßungsreden folgte ein Vortrag des Mannheimer Stadtschulrats Dr. Sickinger über das Mannheimer Schulsystem (Einrichtung von Förderklassen für Minderbegabte). Als Gäste der Stadt unternahmen die Amerikaner sodann eine Rundfahrt durch die Mannheimer Hafenanlagen. Die amerikanischen Gäste setzen ihre Reise nach Heidelberg und Nürnberg fort.
Welche Ursachen mitunter die Fleischteuerung hat, dafür ist eine Meldung aus Nürnberg äußerst charakteristisch, nach der die dortigen Fleischer kürzlich die Preise erheblich erhöht haben, wobei sie nach altem Brauche eine Erhöhung der Viehpreise vorschützten. In der Magistratssitzung wurde aber ohne Widerspruch erklärt, daß die Preiserhöhung nur wegen des Sängerfestes erfolgt sei, um bei dieser Gelegenheit namentlich die Fremden gehörig „hochnehmen" zu können. Der Schlachthofdirektor wurde angewiesen, baldigst ein Gutachten in der Angelegenheit zu erstatten.
Baden-Oos, 20. Juli. Das Militär-Luftschiff 2 III ist um 11.27 Uhr wieder über der Halle erschienen und 20 Minuten später darin geborgen worden. Die Fahrt dauerte 18 Stunden. Die vorgeschriebene Zwanzigstundenfahrt gilt für erledigt, weil nur wegen eines Gewitters der Flug im oberen Rheintal abgebrochen werden mußte, während noch genügend Betriebsmittel vorhanden waren. Mit der Dauerfahrt war auch ein Höhenflug verbunden. Am Montag folgt eine Gr- schwindigkeitsfahrt.
Ein Hochstapler, der in Langensalza, Provinz Sachsen, in wenigen Monaten durch Schwin
deleien eine Maschinenfabrik an sich zu bringen verstand, den Angestellten der Fabrik 6000 Kaution abnahm, drei Damen, denen er die Heirat versprach, um 55 000 prellte und Schulden in Höhe von 60 000 kontrahierte, wird jetzt von der Polizei in Langensalza gesucht. Unter dem Namen Dr. ing. Böhmer. Leutnant d. R.. fand er Eingang bei einer verwitweten Frau Dr. Schliebe in Chemnitz, um sie zu heiraten. Mit 20 000 ^ü, die er von seiner Braut erhielt, kaufte er die Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen von Louis Link in Langensalza, und zwar unter dem Namen Dr. Schliebe. Seiner künftigen Frau hatte er eingeredet, daß es praktischer sei, auf den Namen ihres verstorbenen Mannes die Fabrik zu kaufen, da sein Bruder in Hessen eine ähnliche Fabrik habe und sonst Verwechslungen Vorkommen könnten. Er schaffte Automobil, Pferd und Wagen an, engagierte neues Kontorpersonal und Reisende, die hohe Kautionen hinterlegen mußten, gab an die Arbeiterschaft Anteilscheine ab, um sie an der Fabrik zu beteiligen, und machte große Bestellungen. Kurz vor dem ersten Juli, wo die gerichtliche Auflassung der Fabrik erfolgen und der Kaufpreis erlegt werden sollte, trat der Hochstapler eine Geschäftsreise nach dem Rhein an, von der er nicht mehr zurückkehrte. Es stellte sich dann heraus, daß er auch einer Dame in Hessen, der Tochter eines hohen Gerichtsbeamten, unter Heiratsversprechungen 17 500 abgeschwindelt hatte, sowie 5000 -/L- einer Dame aus Sachsen. Alle drei Damen gaben ihre Erlebnisse der Polizei bekannt. Die drei Damen haben sich mit den Gläubigern geeinigt, um die Fabrik, da der Schwindler durch eine großzügige Propaganda große Aufträge hereinbekommen hatte, einstweilen weiterzuführen.
Ein entsetzliches Unglück hat sich in dem Acker- bürgerstädtchen Triebe! bei Sorau zugetragen. Der Brunnenbauer Robisch stieg in einen von ihm selbst angelegten Brunnen, um sich über die Wasserverhältnisse zu orientieren. Von giftigen Gasen betäubt, stürzte er plötzlich in die Tiefe. Sein Freund, der Müller Klette, bemerkte den Unfall und machte sich daran, seinen Freund zu retten. Er rvürde aber von demselben Schicksal getroffen. Man vernahm aus dem Brunnen nur noch einige Male lautes Stöhnen, dann war alles still. Jetzt eilte der Eigentümer des Brunnens, der Bierverleger Gundermann, herbei und stieg trotz der Warnungen der Anwesenden in den Schacht. Auch er wurde von giftigen Gasen betäubt, und man vernahm nur noch, wie er rief: „Jetzt muß ich auch sterben I" Schließlich wurde die Feuerwehr herbeigerufen, die den giftigen Gasen Abzug verschaffte und die drei Verunglückten zutage förderte. Alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Robisch und Klette standen in der Mitte der zwanziger Jahre; Gundermann war 30 Jahre alt und seit kurzem verheiratet.
Aus Baden, 19. Juli. Ausgebreitete Gewitter mit ergiebigen Regenfällen und teilweise mit Hagelschlägrn haben die langandauernde Hitz- und Trockenperiode gestern abgeschlossen. In der unteren Haardt und im Neckartale waren die Gewitter zum Teil verheerend. Bei Unteröwisheim und Bruchsal haben die Feldfrüchte durch den Hagelschlag sehr gelitten; der Schaden ist mit 70000 Mk. nicht zu hoch geschätzt. Die Niederschlagmenge des einen Tages betrug 52,7 Millimeter. Der Straßenbahnverkehr Heidelberg-Wiesloch war infolge Verschlammung der Gleise längere Zeit unterbrochen. In Rohrbach und Kirchheim versagte die elektrische Beleuchtung, da der Blitz in das Elektrizitätswerk schlug. Viele Keller standen noch in den Morgenstunden bis ein Meter Hoch unter Wasser. Im Schwarzwald gingen ebenfalls mehrfach wolkenbruchartige Regengüsse mit Hagelschlägen nieder. Die eingetretene Abkühlung ist sehr erheblich; die Temperatur fiel bis 8 Grad in den Hochlagen. Auch im Laufe des
Freitags entluden sich vielerorts Gewitter, und die heftigen Regengüsse dauern fort. — Im Markgräflerland hat die Heidelbeer- und Himbeerernte eingesetzt; der Ertrag ist reichlich. Die Beeren werden in großen Mengen zum Kauf angeboten. Der Stand von Weizen, Roggen und Gerste ist durchweg gut. Die Reben stehen zwar im allgemeinen schön, doch macht sich hin und wieder die Blattfallkrankheit und der Aescherich bemerkbar.
Der Stand der Weinberge am Rhein. In diesem Jahre findet man die Weinbergsbesitzer, namentlich die vom Rheingau, nicht mehr so mutlos wie vor 1911; der Segen des vorigen Jahres hat den Mut der Leute neu belebt, und es hat den Anschein, als ob sich die Hoffnungen, die man auf das Jahr 1912 setzt, ebenfalls erfüllen würden. Besonders aus den rheinhessischen Gemarkungen wird von einem guten Verlauf der Blüte berichtet, die Landwirtschaftliche Winterschule in Worms bezeichnet sogar den Behang der Weinberge als „im allgemeinen selten schön". Aber da und dort ist auch schon etwas von der Peronospora und dem Odium zu merken, und die Winzer gehen daran, wie das die oben genannte Winterschule auch als dringend notwendig empfiehlt, das Spritzen und Schwefeln vorzunehmen.
Den kommenden großen englischen Armee- Manövern, die in der Umgegend von Cambridge stattfinden werden, ist ein Angriffeinerdeutscheu Armee zugrunde gelegt, der e§ gelungen ist, bei Harwich an Land zu kommen und die die Absicht hat, aufL 0 nd 0 nzu marschieren. An den Manövern, den größten, die jemals in England stattgefunden haben, werden 80000 Mann teilnehmen.
Rom, 20. Juli. Die Agenzia Stefan! bestätigt jetzt, daß die italienischen Torpedo boote gestern Nacht unbemerkt 20 Kilometer weit in die Dardanellen eingefahren sind, trotz des KreuzfeuersderFortsdie türkische Verteidigungs- stellen aufgeklärt haben und in voller Ordnung sowie ohne Verluste in das Aegäische Meer zurückgekehrt sind.
Konstantinopel, 20. Juli. Die durch die Orientbahn-Gesellschaft gebaute Zweiglinie Baba-EskigKirkilisse ist gestern eröffnet worden. — Die Lage in Nordalbanien scheint sich zu verschlimmern. In Djakowa sollen die Albaner den Kaimakam vertrieben haben. Die Basare von Djakowa, Prizrend, Prischtina, Mitrowitza und Ghilam bleiben geschlossen.
In dem Dorfe Gerga in der kaukasischen Landschaft in Dagheftan sind, wie aus Tiflis gemeldet wird, beim Einsturz eines Hauses etwa 30 Personen unter den Trümmern begraben worden. 23Leichen, in der Mehrzahl von Frauen, sind geborgen.
Württemberg.
Friedrichshafen, 20. Juli. Der König und die Königin begaben sich gestern nachmittag 3 Uhr mit Extraschiff „Königin Charlotte" vom Schloßhafen aus nach der Insel Mainau, wo seit einigen Tagen die Großherzoginwitwe von Baden weilt. Nach einstündigem Besuch traten die hohen Herrschaften die Rückfahrt hierher wieder an.
Stuttgart, 20. Juli. (Graf Zeppelin und Jungdeutschland.) Bekanntlich hat die Ortsgruppe des Jungdeutschlandbundes dem Grafen Zeppelin als ihrem Ehrenvorsitzenden gemeinsam mit den Pfadfindern und den Jugendoereinen ihre Glückwünsche zum 74. Geburtstag des Grafen durch eine Feier an der Bismarcksäule dargebracht. Graf Zeppelin Hai nunmehr in einem Schreiben seinen herzlichen Dank für die Huldigung zum Ausdruck gebracht. In dem Schreiben sagt der Graf u. a.: „Dadurch trat in schöner Weise noch klarer in die Erscheinung, wie die gezeigte Begeisterung nicht sowohl meiner Person als dem Werke galt, das ich zum Vorteil unseres Vaterlandes zu schaffen berufen war. Meiner oft