Durch eine Novelle zum Strafgesetzbuch vom 19. Juni 1912 ist jedoch auch in dieser Hinsicht künftighin ein Schutz gegeben. Der 8 355 (Telegraphengeheimnis) hat nämlich einen Zusatz erhalten, wonach den einer Telegraphenanstalt anvertrauten Depeschen auch Nach­richten gleichgeachtet werden, die durch eine zu öffent­lichen Zwecken dienende Fernsprechanlage vermittelt werden. Die Verletzung des Telegraphen- und Fern­sprechgeheimnisses wird künftighin mit Gefängnis bestraft.

Stuttgart, 12. Juli. Zur Bewältigung des im Herbst zu erwartenden starken Güterverkehrs sind von der Eisenbahnverwaltung umfassende Vor­kehrungen getroffen worden. Diese werden unter­stützt, wenn die Empfänger und Versender von Roh­materialien, insbesondere von Kohlen und Koks, Düngemitteln usw. ihre Transporte nicht in der Zeit von Anfang Oktober bis Ende November ausführen lassen. Auf die volle Ausnutzung des Ladegewichts, sowie auf die schleunige Beladung und Entladung der Wagen ist zur Vemeidung von Störungen im Wagenumlauf besonderer Wert zu legen.

Stuttgart, 14. Juli. Wie verlautet, haben die Meldungen württ. Volksschullehrer zum Ge- rverbelehrerstudium in Karlsruhe fast ganz aufgehört, obgleich der Behörde viel daran liegt, noch mehr tüchtige Volksschullehrer für den Stand der Gewerbelehrer zu gewinnen. Die Aussichten sind günstig, auch können Staatsunterstützungen be­willigt werden.

Stuttgart, 12. Juli. Eine Bibelausstellung wird die Privilegierte Württ. Bibelanstalt aus An­laß der Feier ihres 100 jährigen Bestehens im Oktober ds. Js. im Landesgewerbemuseum veranstalten; an der Ausstellung wird sich auch die K. Landes­bibliothek beteiligen, die eine der wertvollsten Bibel- sammlungen besitzt.

Stuttgart, 14. Juli. Der Elberfelder Be­sitzer des Klugen Hans hat unter den Vollblutarabern im K. Privatgestüt Weil zwei 3 jährige Hengste, den Honigschimmel Savoyard und den Braunen Amasit gekauft, um sie im Lesen und Schreiben zu unter- richten. Ein Versuch mit dem nicht in Weil ge­zogenen, aber von einer Weiler Stute stammenden Grauschimmelhengst Demir Kaja ist mißglückt.

Tübingen. 12. Juli. Schwurgericht. In der Strafsache gegen Paul Bellina, Maurer von Reutlingen, wegen Notzucht, wurde der Angeklagte zu 2 Jahren Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Albert Eberle, Schäfer von Eckheim, Bez. Memmingen, in Kuppingen wohnhaft, wurde wegen Sittlichkeitsvergehens zu 2 Monaten Gefäng­nis, wovon ein Monat abgeht, verurteilt und so­fortige Haftentlassung verfügt.

Heilbronn. 10. Juli. Das neue Lehrer­seminar wird am 19. September eingeweiht werden. Voraussichtlich wird der Kultminister an der Feier teilnehmen. Heute konnte der Schuhmachermeister Adolf Gimmi auf eine 40jährige Tätigkeit als Hoch­wächter auf dem Kiliansturm zurückblicken.

Schorndorf, 11. Juli. Daß die zwei ersten Gewinne einer Lotterie nicht abgeholt werden, ist

Unrecht Gut.

Kriminalroman von Reinhold Ortmann.

14! (Nachdruck verboten.)

Aber Sie haben Sie mir denn nicht gesagt, daß es daß es gefährlich sei, ihn zu küssen und doch-*

In kritischen Augenblicken gibt es zuweilen kein anderes Rettungsmittel als ein Aussaugen der er­stickenden Membrane. Und was in bezug auf die Gefahr für Sie gilt, das gilt nicht für mich. Dafür bin ich eben Arzt."

Sie stand langsam auf. Aber so wie sie zu ihm emporsah, hatte sie noch nie zu einem menschlichen Wesen emporgesehen. Und in ihrem Herzen war nur die einzige Empfindung, daß selbst die tiefe, hin­gebende, opferwillige Dankbarkeit eines ganzen Lebens nur kärglicher Lohn sein würde für das, was er um eines fremden Kindes und einer fremden Mutter willen getan.

Der bedrohliche Erstickungsanfall wiederholte sich nicht. Der Knabe wurde vielmehr ersichtlich ruhiger, und zum erstenmal, seitdem sie in dieser Nacht auf Babettes gellende Rufe das Zimmer ihres Kindes be­treten hatte, flüsterte er plötzlich:

.Mama! Meine liebe, liebe Mama!"

Sanft fuhr ihm die Hand des Doktors durch das weiche Lockenhaar, und bei dieser schmeichelnden Be­rührung ging ein schwaches Lächeln über das lieb­

ein Unikum, welches bei der über Pfingsten hier stattgefundenen Wirtsausstellungslotterie vorgekommen ist. Die Gewinne, eine eichene Schlafzimmereinricht­ung und ein Kasfenschrank, sind gestern mit noch einer ganzen Anzahl kleinerer, ebenfalls nicht abge­holter Gewinne versteigert worden, nachdem der Termin abgelaufen war. Die Schlafzimmereinricht­ung hatte einen Wert von 500 ^-

Langenargen, 13. Jali. Der in Stuttgart verstorbene Seidenfabrikant Heinrich Weiß, dessen Fabrik sich hier befindet, hat der hiesigen, zur evang. Stadtpsarrei Friedrichshafen gehörigen Diasporage­meinde zur Erbauung einer Kirche und einer Schule 30 000 vermacht.

Dürrmenz-Mühlacker, 13. Juli. Nachdem die Pockenepidemie hier erloschen ist und das Krankenhaus gründlich desinfiziert wurde, wird es am Montag wieder geöffnet.

Freuden stadt, 14. Juli. Auf dem Geflügel­hof von Ludwig Weber hier brütet zur Zeit ein Truthahn. Wie der Grenzer berichtet, sitzt der Hahn so fest auf den Eiern, daß er zum Füttern vom Nest gehoben werden muß.

In Obertal wollte das 3 Jahre alte Töchter- chen des Sägers Klumpp unter zwei aneinander­gehängten Holzwagen durchspringen. Dabei stürzte das Kind und kam unter die Räder des Hinter­wagens. Das Kind wurde so schwer verletzt, daß der Tod sofort eintrat.

Vom Weinbaugebiet des mittl. Neckars, 10. Juli. Seit 23 Tagen tritt die Blattfall- krankheit in den Weinbergen besonders in den niederen Lagen stark auf. Sie befällt neben den Rebblättern auch die jungen Traubenbeeren, die ein röllich-weißes Aussehen bekommen, dürr werden und abfallen. Auch der Mehltau macht sich bemerkbar. Wiederholtes sofortiges Bespritzen mir 20prozentiger Kupferkalkbrühe gegen Blattfallkrankheit und Schwe­feln gegen den Mehltau ist unerläßlich.

Großgartacher Kirchenbau-Lotterie, findet unwiderruflich am Freitag, den 19. Juli, Vormittags 9 Uhr, unter Leitung des K. Oberamts Heilbronn im Ralhause zu Großgartach statt. Lose a 1 <^l, 13 Lose 12 sind noch bei den im Inseratenteil bezeichnet«» Firmen zu haben.

Slus Stadt, Bez irk u nd Umgebung.

Vom K. Evang. Oberschulrat ist eine ständige Lehrstelle in Calmbach dem Lehramtskandidaten Emil Ulrich in Tübingen, zuletzt Hauptlehrer in Stuttgart übertragen worden.

Neuenbürg, 13. Juli. Auch Heuer wieder werden die Imker, wie voriges Jahr, nur nicht in gleich reichem Maße, mit dunklem Waldhonig bedacht. Dieser scheint vom Publikum nicht gerne gekauft zu werden; das Vorurteil ist aber völlig unbegründet. Die Qualität des dunklen Honigs steht keineswegs hinter der des Hellen zurück. Wohl fehlt ihm das Aroma, das dem Hellen zu eigen ist, aber an Zuckerstoff ist er diesem weit überlegen. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß er für Nervöse und Lungenkranke eine wahre Arznei bedeutet. Neuer­

liche Kindergesicht ein Lächeln gleich dem ersten Sonnenblick nach schwerem Unwetter.

Lieber Onkel Doktor!" sagte er. Und wenn der Arzt in diesem Moment mit einer auffallend raschen Bewegung den Kopf zur Seite wandte, so konnte es schwerlich aus einem andern Grunde geschehen sein, als weil er die verräterische Feuchtigkeit nicht sehen lassen wollte, die er in seinen Augen spürte.

Eine weitere halbe Stunde später trat der Schan- dauer Arzt ins Zimmer, ein vortrefflicher, menschen­freundlicher alter Herr, der sich nicht besonnen hatte, den weiten nächtlichen Weg zu Fuß zurückzulegen, um mit dem Warten auf einen Wagen, der überdies zu großem Umweg gezwungen gewesen wäre, nicht kost­bare, vielleicht uneinbringliche Viertelstunden zu ver­lieren. Er hatte das Serum mitgebracht und die Instrumente, deren es für die Ausführung des Lust­röhrenschnitts bedurft hätte. Ein paar Worte in latei­nischer Sprache wurden nach kurzer, freundlicher Be­grüßung zwischen ihm und Dr. Runge gewechselt. Dann bat er die junge Mutter, ihn für eine kleine Weile mit dem Kollegen und dem Patienten allein zu lassem

Babette war noch nicht zurückgekehrt, und so sah sich die junge Witwe eine endlose Viertelstunde lang zu einsamem Warten in einem der Nebenzimmer verurteilt. Dann öffnete sich die Tür, und Dr. Runge trat über die Schwelle.

Seien Sie getrost, Frau Römhild", sagte er. Ich hoffe, das Schlimmste ist überstanden. Jedenfalls kann von der Operation, deren Notwendigkeit ich vor­hin ins Auge fassen mußte, vor der Hand nicht die

liche Forschungen haben ergeben, daß der dunkle Honig erzeugt wird durch Ausschwitzen der Blätter. Tannennadeln rc. infolge starker Temperaturgegensätze. Er ist also ein echtes und unverfälschtes Produkt des Pflanzenreichs. Der dunkle Honig kann seinem helleren Bruder ruhig an die Seite gestellt werden. Er hat nur einen Schönheitsfehler.

Nagold, 13. Juli. Während eines schweren Gewitters suchte der in einem Walde bei Wart mit Streumachen beschäftigte Bauer Johannes Großhans unter einer Tanne Schutz; er wurde dabei vom Blitz getroffen und hat ziemlich schwere Verletz­ungen erlitten.

Altensteig, 13. Juli. Der Heideibeerpreis ist auf 16 pro Pfund gestiegen. Teilweise wird ein noch höherer Preis gefordert. Die Heidelbeerernte ist übrigens nicht so mager, wie sie vielfach ange­sehen wurde. Mit gefüllten Körben kehren abends die Scharen von Heidelbeersammlerinnen vom Walde zurück. Sie müssen freilich weite Strecken zurück­legen. um ein ergiebiges Gebiet zu erreichen.

Weinhefe oder Reinhese. Nach der Be­kanntmachung des Bundesrats vom 9. Juli 1909 zu den 88 4, 11 und 12 des Weingesetzes kann ver­mutet werden, daß bei der Kellerbehandlung nur gezuckerte Weinhefe, nicht auch gezuckerte Reinhefe verwendet werden dürfe, worauf folgende sachver­ständige Aeußerung abgegeben wurde.Die sogen. Reinhefe" ist auch Weinhefe, sie wird in den Ver­suchsanstalten, wie es in den Ausführungsbestimm­ungen zu W 4, 11 und 12 des Weingesetzes be­stimmt ist, nur inTraubenmost gezüchtet." Ihre Vermehrung in der Praxis geschieht indessen genau so, wie die derflüssigen Weinhefe", d. h. auch in Most (Traubensaft) oder Wein. Bei Verwendung von Wein zur Vermehrung der »reingezüchteten Weinhefen" oderReinhefen" muß dieser selbstver­ständlich ebenfalls mit einer geringen Menge Zucker versetzt werden, damit die Hefe wachsen und sich vermehren kann. Der Zucker ist das Baumaterial für die neu entstehenden Hefenzellen. Dieses Ver­fahren ist also auch nach dem neuen Weingesetze gestattet.

An Pferdebesitzer! Wir haben schon oft die Beobachtung gemacht, daß die sonst so nützlichen Ohrenklappen an Pferden noch mit einem Zierat versehen sind, der unter Umständen zur Tierqälerei werden kann. Wir meinen die herabhängenden Quasten, die oft zu lang sind und den Pferden fort­während über den Augen herumbaumeln und dadurch die Augen reizen müssen. Hier könnte man mit Goethe sagen:Wohltat wird Plage!" Wir er­suchen die Fuhrleute, doch darauf zu achten und lieber die Quasten glatt abzuschneiden, damit des Pferdes Auge frei bleibt und nicht zu der fast un­vermeidlichen Nngezieferqual noch eine selbstverschul­dete tritt.

vermischtes.

Automobil und Blitzgefahr. Die Frage, ob das Automobil während eines Gewitters beson-

Rede sein. Und wir dürfen erwarten, daß das Heil­serum rasch seine günstige Wirkung äußern werde. Dr. Helder will noch eine Stunde verweilen, und es ist selbstverständlich, daß ich nach seinem Weggange so lange bei dem kleinen Patienten bleiben werde, bis ich über den Verlauf der Krankheit beruhigt sein kann."

O Herr Doktor, wie soll ich Ihnen für das alles danken! Ich habe nichts als Worte, und das ist so wenig."

Fest blickte ihr der Arzt in die Augen.

Ihre alte Wirtschafterin war freigebiger nnt Versprechungen, Frau Römhild! Sprach sie nicht von einer Erfüllung aller meiner Wünsche in bezug auf den Kauf des Hauses und die Einrichtung meines Sanatoriums? Sie haben ihr also von meinem Vorschläge erzählt?"

Ja ich glaube, daß ich es getan habe. AIS die einzige, die in der schwersten Zeit meines Lebens treu zu mir gehalten hat als die Wohltäterin, der ich's allein zu danken habe, daß ich überhaupt auf anständige Art mein Leben fristen kann, darf sie wohl beanspruchen, daß ich keine Geheimnisse vor ihr habe."

Ihre Wohltäterin, Frau Römhild? Und ich glaubte bisher, sie sei nur ein Dienstbote."

Sie ist das eine und das andere, Herr Doktor!

(Fortsetzung folgt.)