ders der Blitzgefahr ausgesetzt sei, ist in sachverstän­digen Kreisen kaum behandelt worden. Im allge­meinen kann man sagen, daß das Automobil infolge der starken Gummireifen, welche die Räder um­geben, ziemlich gut gegen die der Erde entströmende Elektrizität isoliert ist, als erhabener Punkt an der Erdoberfläche also einen verhältnismäßig schlechten Leiter für Elektrizität zwischen Erde und Wolken darstellt. Etwas bedenklicher wird die Sache da­gegen, wenn das Auto infolge starken Regens be­feuchtet wird und die Räder samt den Gummireifen sich mit feuchtem Schmutz überziehen. Alsdann ver­mag letzterer die im Boden vorhandene Elektrizität über die Gummireifen hinweg in das einen guten Leiter darstellende Metall des Autos zu leiten, und dieses wäre somit in durchnäßtem und beschmutztem Zustand auch bedeutend mehr der Gefahr ausgesetzt, vom Blitz getroffen zu werden. Da jedoch erfahr­ungsgemäß aus hier nicht näher zu erörternden Gründen der Blitz verhältnismäßig nur selten in schnell sich bewegende Gegenstände einzuschlagen pflegt, wie z. B. in schnell fahrende Eisenbahnzüge, die doch an und für sich die besten Leiter darstellen, die man sich denken kann, so ist jedenfalls ein in der Fahrt befindliches Auto, das doch, auch wenn es durchfeuchtet und beschmutzt ist. immerhin noch einen bedeutend schlechteren Leiter darstellt als ein Eisenbahnzug, der Gefahr vom Blitz getroffen zu werden, nicht in besonders hohem Grade ausgesetzt. In der Tat ist es denn auch bis jetzt erst ein ein- zigesmal vor einigen Jahren, und zwar in den Vereinigten Staaten von Amerika, vorgekommen, daß ein Auto vom Blitz getroffen wurde. Immer­hin ist bei starken Gewittern eine gewisse Vorsicht geboten, und gerade dem Automobilfahrer dürfte es ja nicht schwer fallen, gewisse Vorsichtsmaßregeln zu befolgen.

Die Heidelbeeren, die jetzt wieder auf dem Markte erscheinen, sind nicht nur äußerst wohlschmeck­ende Früchte, sondern sie stehen auch in gesundheit­licher Beziehung hoch im Werte. Dazu kommt noch die große Billigkeit, die es selbst ärmeren Leuten ermöglicht, ausgiebigen Gebrauch von diesem Volks- Heilmittel im besten Sinne zu machen. Einerlei ob man sie roh, mit oder ohne Zucker verspeist, ob man ein süßes Kompott daraus bereitet oder den delikaten Heidelbeerwein schlürft, die hygienische Wirk­ung bleibt stets die gleiche. Diese Frucht enthält nämlich einen Farbstoff, der besonders reich an Gerb­säure ist. Deren zusammenziehende Eigenschaft be­seitigt Erkrankungen des Darms, die gerade im Sommer so häufig Vorkommen, in kurzer Zeit. We­niger bekannt dürfte der Gebrauch des Saftes als Gurgelmittel sein, und dennoch gibt es kaum ein besseres als ihn. Entzündbare Schleimhäute werden wieder gesund, ein Schnupfen, der im Entstehen be­griffen ist. weicht, wenn man regelmäßige Ausspül­ungen mit Heideibeersaft, d. h. mit zerquetschten Beeren in Wasser getan, mehrmals am Tage vor­nimmt. Es ist hauptsächlich darauf zu achten, daß die schmerzenden Stellen im Hals, im Mund, oder in der Nase längere Zeit von der Flüssigkeit berührt werden. Für eitle Leute bildet das Anschwärzen der Zähne und Lippen durch die Früchte wohl einen kleinen Nachteil dabei, der aber reichlich ausgewogen wird durch die schnelle und sichere Hilfe dieses er­probten Mittels. Zudem vertreibt Zitronensaft schnell die bläuliche Färbung an Lippen und Zähnen wieder. Auch läßt sich jemand, der an Rachenkatarrh oder an einer der erwähnten Erkältungsarten leidet, nicht gerade in Gesellschaft sehen, so daß, wenn er

sich nicht selbst im Spiegel betrachtet, niemand Zeuge seiner Verbläuung zu sein braucht. Neben ihrer desinfizierenden Wirkung besitzt die Heidelbeere auch einen großen Nährwert. Sie enthält nämlich außer der Fruchtsäure einen hohen Prozentzusatz an Zucker, der ja namentlich zum Ausbau des kindlichen Kör­pers notwendig ist. Darum lasset die Kinder viel Heidelbeeren essen und scheltet nicht, wenn die Hände und Schürzen Flecken aufweisen, die bei großem Eifer kaum ausbleiben dürften. Nicht zu vergessen ist auch die erfrischende und durstlöschende Eigen­schaft des Obstes. Um noch im Winter für deri Tisch die köstlichen Früchte zu haben, kocht die sorg­same Hausfrau dieselben ein, oder sie bereitet Gelee aus ihnen.

Neue Rosen. Seit einigen Wochen erfreuen uns in den Gärten wieder die Rosen, wir müssen diese schönste Zeit des Jahres mit vollen Zügen ge­nießen. Wer die Rosen jetzt vor Augen hat, wird aus vollem Herzen sagen, sie ist die schönste aller Blumen und wird den Wunsch haben, noch mehr anzupflanzen. Dazu ist allerlei Anlaß. Denn es sind in den letzten Jahren Sorten gezüchtet worden, die ein ganz neues Farbenspiel in die Rosen hinein­bringen. Ein Rosenzüchter weist in der Rosennummer des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau auf diese Sorten hin. Es sind da vor allem Töne von Goldgelb und Rot, Rotorange, die in scharfen Farben gegeneinander gesetzt sind und die diesen Rosen etwas Glühendes geben. Einige dieser Sorten sind: Lyon-Rose, Entente Cordiale, Viscounteß Enfield u. a. Es wird geschildert, daß wir auf diesem Gebiet noch viele neue Züchtungen zu erwarten haben. Diese Rosennummer des praktischen Ratgebers bietet dem Rosenfreunde auch sonst viel Anregung. Auf Wunsch schickt das Geschäftsamt des praktischen Rat­gebers in Frankfurt a. O. unfern Lesern diese Num­mer kostenfrei zu.

Letzte Nachrichten u. Telegramm

Molde, 14. Juli. Der Kaiser hielt heute vormittag an Bord derHohenzollern" Gottesdienst ab und machte nachmittags einen längeren Spazier­gang. Gestern nachmittag fand beim Kaiser ein kriegsgeschichtlicher Vortrag statt.

Johannisthal, 14. Juli. Heute Morgen 4 Uhr stieg der Wright-Pilot Abramowitsch mit Regierungsbaumeister Hackstedter als Begleiter auf, um nach Königsberg zu fliegen, von wo aus er nach Petersburg weiterfliegen will; er mußte um 5.37 Uhr in der Nähe von Küstrin wegen zu starken Windes und Kälte aus 1000 Meter Höhe im Gleitfluge niedergehen.

Geestemünde, 13. Juli. Der Weserzeitung zufolge, gelang es einer Abteilung der Matrosen­artillerie und der Feuerwehr, den Brand in dem Dorf Debstedt abends gegen 7 Uhr zu dämpfen. Insgesamt sind 25 Wohnhäuser, fast ebensoviele Scheunen, sowie das Schulhaus ein Raub der Flammen geworden. Die Kirche ist bis auf den Grund niedergebrannt. Viele Pferde und Schweine sind in den Flammen umgekommen. Der Schaden beträgt mehrere hunderttausend Mark, ist aber fast gänzlich durch Versicherung gedeckt.

Frankfurt a. M., 15. Juli. Oberbürgermeister Dr. Adickes gab in seiner Erwiderung auf die Rede des Prinzen Heinrich von Preußen seiner Freude darüber Ausdruck, daß der Bruder unseres Kaisers der Protektor dieses Festes habe werden wollen. Ueberall, wo es gelte, die Nation zur

Mannheit aufzurufen, zur Uebung der Tatkraft, der Willenskraft, des Sports, der Eroberung der Lust, überall stehe Prinz Heinrich an der Spitze. Der Redner schloß mit einem dreifachen Hoch auf den Prinzen Heinrich.

Stuttgart. 13. Juli. Im Verlaufe der heu­tigen Nacht sind durch den ungeheuren Verkehrs­andrang, den das Frankfurter Schützenfest mit sich brachte, von Frankfurt und Baden her große Zugs­verspätungen entstanden, so daß die Schnellzüge aus dieser Richtung auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof erst mit ein- bis zweistündiger Verspätung eintrafen. Zum Teil mußten Vorzüge abgelasfen werden, damit die württembergischen Reisenden die baye­rischen, österreichischen und schweizerischen Anschlüffe noch erreichten.

Paris, 14. Juli. (Nationalfesttag.) Der Parade in Longchamps wohnte außer den auslän­dischen Offizieren und dem diplomatischen Korps auch der Chef des russischen Generalstabs bei. Präsi­dent Falliöres überreichte den Luftschiffertruppen die Fahne des neugebildetcn Regiments für mili­tärische Luftschiffahrt. Sie müsse, so sagte der Präsident, der Armee erscheinen als ein Symbol der französischen Genies. Sie werde von einem über­legenen ruhigen Mut der Aviatiker zeugen. Möge sie das Andenken, so schloß der Präsident, an die Taten der Armee, der ich sie anvertraue, erhalten. Die Truppen wurden bei dem Vorbeimarsch begrüßt, besonders die Infanterie mit ihren neuen Uniformen. Zu Ehren des Korpskommandanten, der Chefs des russischen Generalstabs und des russischen Marine­stabs, sowie der Mitglieder der russischen Militär­mission gab der Präsident ein Frühstück, an dem auch mehrere französische Minister teilnahmen.

Stockholm, 13. Juli. Bei dem heutigen Schlußkampf im 100 Meter-Rückenschdtlttmen erhielt der Amerikaner Hebner den ersten Preis (goldene Medaille) mit 1 Minute 02 Sekunden, den zweiten Preis (silberne Medaille) der Deutsche Fahr mit 1 Minute 22.4 Sekunden und den dritten Preis (bronzene Medaille) der Deutsche Kellner mit 1 Minute 24 Sekunden.

London, 13. Juli. Zwischen arbeitswilligen und ausständigen Dockarbeitern kam es heute bei Tilbury und Gray zu ernsten Zusammenstößen, bei denen hauptsächlich mit Steinen geworfen wurde. Einige Arbeitswillige schossen aber auch mit Revolvern. Die Polizei trieb die Menge auseinander.

London, 15. Juli. In Hydepark kam es gestern bei einer Kundgebung von Stimmweibern und Ausständigen zu ernsten Krawallen mit der Polizei. Berittene Konstabler mußten den Pöbel zerstreuen, als die Ausständigen einen Mann zu lynchen versuchten.

Zürich, 15. Juli. In der Maschinenindustrie wurden 3000, in der Bauindusttie 4000 Arbeiter ausgesperrt. In der Holzindustrie sind 50 °/o, in der Textilindustrie 60 °/o der Arbeiter ausgesperrt worden.

Palo Alto (Iowa), 13. Juli. Der Flieger Smith stürzte aus einer Höhe von 50 Fuß ab und war sofort tot.

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Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Me,», für den Inseratenteil: G. Conradt in Neuenbürg.

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