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112 .

Neuenbürg, Montag den 15. Juli 1912.

79. Jahrgang.

RunSlchau.

Berlin. 12. Juli. Durch eine kaiserliche Ver­ordnung ist die Wehrordnung dahin geändert worden, daß Mittelschüler sofort nach Abschluß des Schul­besuches die Einjahrig-Freiwilligen Prüfung ablegen können. Hierbei wird aber in zwei fremden Sprachen geprüft; auf den Mittelschulen werden die Schüler jedoch nur in einer fremden Sprache unter­richtet.

Berlin, 10. Juli. Gegenüber den seinerzeit in den Blättern über die Sitzung des Ausschusses der Deutschen Turnerschaft in Kiel verbreitetem Berichte sendet der Vorsitzende der Deutschen Turner­schaft und stellvertretende Vorsitzende des Jung­deutschlandbundes. Geh. Sanitätsrat Dr. Ferdinand Goe-tz, folgende Zuschrift: Zu den Berichten habe ich ergänzend und berichtichtigend zu bemerken, daß ich nicht behauptet habe, der Jungdeutschlandbund gehe nicht die anfangs erhofften Wege, ich habe nur die zu häufige Berufung früherer Offiziere als Leiter der Bezirke und Kreise als unpraktisch be­zeichnet und allerdings ausgesprochen, daß in die mit Gehalt bedachten Stellungen des' geschäftsführenden Ausschusses auch drei Offiziere a. D. berufen seien, die aber, wie ich mich überzeugt habe, mit Treue und regem Eifer für die Sache arbeiten. Der Grundsatz des Jungdeutschlandbundes, keine Orts­gruppen neu zu gründen., wo Turnvereine oder Vereine mit ähnlichen Ziäen bereits bestehen, ist vom Bund stets aufrechterhalten worden. Die Deutsche Turnerschaft wird, nachdem sie ihre Ueber- zeugung offen ausgesprochen. Hand in Hand mit dem Jungdeutschlandbund arbeiten."

Frankfurt a. M.. 14. Juli. Heute vormittag um 9 Uhr nahm das 17. deutsche Bundes- und goldene Jubiläumsschützenfest 1312 durch das Abholen des Bundesbanners durch oen Frank­furter Schützenverein vom Römer aus seinen Anfang. Mm 11 Uhr setzte sich von Sachsenhausen aus der Festzug in Bewegung, dessen Vorbeimarsch 2°,'s Stunden in Anspruch nahm. Auf der Tribüne am Opern­haus hatten sich unter anderem Prinz Heinrich von Preußen als Protektor des Festes, der Großherzog und die Großherzogin von Hchen eingefunden. Kurz nach 3 Uhr fand in der Festhalle ein Festmahl statt, bei welchem Prinz Heinrich von Preußen eine An­sprache hielt, worin er u. a. sagte: Wer heutzutage in Deutschland sich nicht zu Kaiser und Reich be­kennen will, der gehört nicht unter uns! (Lebhafter Beifall). An unseren bürgerlichen Stand, die Arbeit im Stillen an der Kräftigung und Befestigung des Reiches, appelliere ich. (Bravo). Möge dieses.Fest nicht verklingen, mögen Sie nicht auseinandergchen, ohne einander gelobt zu haben: Treue zum Kaiser und Treue zum Reich, Treue unseren deutsch«« Idealen! S. M. der Deutsche Kaiser und König von Preußen, den Gott schützen und erhalten möge, Hurra! Hierauf wurde stehend die Kaiserhymne ge­sungen. worauf zahlreiche Hochrufe auf den Prinzen Heinrich ausgebracht wurden.

Nürnberg, 10. Juli. Die Anmeldungen zum 8. deutschen Sängerfest, das vom 27. bis 31. Juli hier stattfindet, haben alle Erwartungen über­troffen. Sie betragen jetzt nach Ablarff des An- meldetsrmins rund 38 000 Sänger. Das ist eine Beteiligung, wie sie vorher noch nie ein deutsches Sängerfest aufzuweisen hatte.

Die Süddeutsche Naturweinzentrale d e ut s cher Gastwirte, eingetragene Genossenschaft m. b. H. Freiburg i. B. und Stuttgart, beschließt mit dem 31. Mai ihr zweites Geschäftsjahr und kann auf einen schönen Erfolg zurückblicken. Der Aufsichtsrat hat in seiner Sitzung vom 10. Juli beschlossen, der Generalversammlung die Verteilung einer Oprozentigen Dividende für die Stammanteile und einer Umsatzdividende (Rückvergütung auf Waren­bezüge) von 3 Prozent in Vorschlag zu bringen.

Neben beträchtlichen Abschreibungen ist noch eine Rücklage von etwa 15000 auf Reservefonds möglich. Der Umsatz betrug gegen 600000 -4L

München, 12. Juli. Das Zentrum hat be- kanrEich das Lottsrie-Amg-ebot Preußens, das Bayern jährlich L^/s MMonen gebracht hätte, abgelehnt und will eine eigene Klassenlotterie schaffen. Die'Megierung verzichtet aber nicht von vorn herein auf die Vorlage, sondern ber Ovtterievertrag wird sowohl in der Kammer der Reichsräte wie auch in der Abgeordnetenkammer Mr Abstimmung kommen, ebenso der Antrag auf Schaffung einer bayrischen Klössenlotterie.

Wiesbaden, IS. Juli. Die Witwe des'kürz­lich hier verstorbenen Rsntners Wahl begeht heute in Derhältnismäßiger Rüstigkeit -ihren 161. Geburtstag.

Die Handwerkskammer zu Harburg hat zum erstenmal einem weiblichen Gesellen den Meistertitel zuerkannt. Es ist die Goldschmiedin Fräulein Marga Jeß aus Lüneburg, die die Meisterprüfung mit dem 'Prädikatgut" bestand.

Karlsruhe, 12. Juli. Die H i-tz e des heutigen Tages kam den heißeste« Tagen des letzten Sommers gleich. In der Rheinebens stiegen die Merimal- temperaturen im Schatten bis 34 Grad Celsius. Auch im Schwarzwald wurden sMst in den hohen Lagen 2v Grad überschritten.

Vom bad. Schwarzwald, 12. Juli. Seit einigen Tagen herrscht wieder eine Hitze, die der vorjährigen nur wenig nachsteht. Die Nächte sind schwül; das Thermometer sinkt -nur mehr wenig unter 20 Grad, während es tagsüber 25 Grad überschreitet. In der Rheinebene haben die Höchst­temperaturen am Freitag Mittag meist 36 Grad überstiegen. Infolge der Hitze und Trockenheit machen sich bereits schon wieder Anzeichen beginnender Dürre bemerkbar.

In Augsburg wurde dieser Tage ein Sonder­ling, der 75 Jahre alte, in äußerst armseligen Ver­hältnissen lebende Flickschuhrnacher Andreas Jotz halbohumächtig auf dem Boden seiner Wohnung auf­gefunden. Gegen die Ueberführung in das städtische Krankenhaus sträubte der alte Mann sich heftig. Als er trotzdem dorthin verbracht worden war, bat er, man möge ihm dasbißchen" Geld, das er in seiner Wohnung zurückgelaffen hatte, holen. Eine daraufhin vorgenommene Haussuchung hatte das verblüffende Ergebnis, daß im Kopfkiffen, im Stroh­sack und in alten Stiefeln versteckt, nicht weniger als 66000 <4L in Wertpapieren und Zwanzigmark­stücken gesunden wurden. Jotz, der sich bald wieder erholte, galt bisher als armer Mann und bezog seit Jahren Armenunterstützung.

Die größte Irrenanstalt Deutschlands, von der Provinzialverwaltung der Rheinprovinz er­richtet, ist in Bedburg bei Cleve am Niederrhem eröffnet worden. Die Anstalt, an der sechs Jahre gebaut worden äst, hat 11 Millionen Mark gekostet; sie ist berechnet auf 2200 Kranke und 426 Beamte. Bei den Anstaltsgebäuden, die in einem parkartig umgestalteten Niederwald verstreut liegen, ist das Pavillonsystem angewendet. Das Anstaltsgebäude hat eine Größe von 196 Hektar, davon stehen für die Landwirtschaft und die Viehzucht, die in ausge­dehntem Maße in dieser Anstalt betrieben wird, un­gefähr 121 Hektar zur Verfügung. Die Anstalt steht unter Leitung des Direktors Dr. Flügge, der bisher an der Anstalt Johannesthal bei Süchteln tätig war.

In welchem Lande leben die meisten Deutschen? In Österreich - Ungarn! Und zwar ! in Oesterreich 9'/2 Millionen, in Ungarn über zwei Millionen. Dann kommen die Vereinigten Staaten ' von Amerika, wo über 10 Millionen Deutsche leben, j Es folgen die Niederlande mit über 5 Millionen j Deutschen, Belgien mit 3^2 Millionen (Vlamen), j die Schweiz mit 2ffs Millionen, Rußland mit über j 2 Millionen Deutschen. In Frankreich leben nur j reichlich 500 000 Deutsche, ebensoviel in Britisch-

Südafrika. In Brasilien sind etwa 450 000 Deutsche zu finden, in dem kleinen Luxenburg 225 000. In Großbritannien leben etwa 100 000 Deutsche, in ganz Asien 90000, in Argentinien 60000. in Italien, Rumänien, Dänemark je ungefähr 50 000 Deutsche.

Eine ganz neue Art von Streik hat das Fahr­personal der Straßenbahn in Neapel aufgebracht. Statt in den Ausstand zu treten, legten sämtliche Angestellten ihre Uniform ab und zogen dafür schmutzige, zerlumpte Kleidungsstücke an, um auf diese Weise das Publikum zu verscheuchen. Die Angestellten hoffen auf diese drohende Weise ihren Zweck schneller zu erreichen als durch einen Streik.

In dem berühmten kaiserlich russischen Gestüt in der Provinz Charkow entstand kürzlich ein großer Brand. Obwohl alle Feuerlöscheinrichtungen vor­handen waren und sofort tatkräftig eingegriffen wurde, gelang es nicht, die großen Pferdebestände, besonders Produkte englischer Raffe, zu retten. Die Pferde sind in den Flammen umgekommen. Die Verluste belaufen sich auf mehrere Millionen Mark. Nach mehreren Stunden konnte man des Feuers Herr werden.

Württemberg.

Stuttgart, 13. Juli. Als Kandidat der Nationalliberalen Partei für das Oberamt Nagold soll, nach demSchwarzw. Boten", Gutsbesitzer Linck auf dem Trölleshof bei Wildberg in Aussicht genommen sein. Der Bund der Landwirte soll, wie nach demHaller Tagbl." verlautet, als Kan­didaten für den Bezirk Oehringen den Gutsbesitzer Zentler-Stolzeneck nominieren. Die Volkspartei soll beabsichtigen, im Bezirk Crailsheim den bis­herigen Landlagsabgeordneten Gemeinderat Schäffer wieder aufzustellen. Die Sozialdemokratie hat als Landtagskandidaten für Ludwigsburg-Stadt den Gen. Kömpf - Stuttgart aufgestellt.

Tübingen, 13. Juli. Wie dieTüb. Ehr." von zuverlässiger Seite erfährt, hat gestern in Stutt­gart eine Sitzung des geschäftsführenden Ausschusses der Fortschrittlichen Volkspartei stattgefunden, in der auch die für den Wahlkreis Tübingen-Amt zweckmäßig erscheinenden Maßnahmen beraten worden sein sollen. Es soll beschlossen worden sein, zunächst eine Zusammenkunft der Vertrauensmänner des Be­zirks auf Sonntag den 21. ds. Mts. anzuberaumen.

Heidenheim, 13. Juni. (Zur Landtags­wahl.) Nach dem liberalen Wahlabkommen wurde bekanntlich für das Oberamt Heidenheim keine Einig­ung erzielt. Die Fortschrittliche Volkspartei hat schon vor einiger Zeit in einer äußerst zahlreich besuchten Vertrauensmännerversammlung des Bezirks den Bier­brauereibesitzer und Gemeinderat K. Wunderlich zum Stern von Heidenheim als Kandidaten für die Landtagswahl aufgestellt.

Stuttgart, 13. Juli. (Vieheinfuhr aus der Schweiz.) Im Hinblick auf den Stand der Maul- und Klauenseuche in der Schweiz hat die württembergische Regierung das Verbot der Einfuhr und Durchfuhr von Rindern und Ziegen aus dem Kanton Argau nach und durch Württemberg zurück­genommen. Hienach erfaßt das Verbot zur Zeit die Kantone Appenzell, Genf, Glarus, Graubünden, Luzern, Neuenburg, Schwyz, St. Gallen, Tessin, Thurgau, Unterwalden, Uri, Waadt, Wallis, Zürich und Zug. Die Einfuhr und Durchfuhr aus den übrigen Kantonen der Schweiz ist unter den Be­dingungen der Verfügungen des Ministeriums vom September 1910 mit der Maßgabe gestattet, daß sie außer über Friedrichshafen bis auf weiteres auch über die badischen Grenzeintrittsstellen stattfinden darf.

Stuttgart, 12. Juli. (Strafrechtlicher Schutz des Fernsprechgeheimnisses). Nach dem Strafgesetz war bisher nur ein strafrechtlicher Schutz für das Brief- und Telegraphengeheimnis gegeben, dagegen nicht für das Fernsprechgeheimnis.