Erscheint
Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag.
Preis Vierteljahr!.: in Neuenbürg ^ 1.35. Durch die Post bezogen: im Drts- und Nachbarorts-Verkehr ^ 1.30. im sonstigen inländ. Verkehr 1.40; hiezu je 20 »s Bestellgeld.
Abonnements nehmen alle ssostanstalten und ssostboten jederzeit entgegen.
Der «nztälsr.
Anzeiger kür Sas Enztal unS Umgebung.
Amtsblatt kür s«n Vberamtsbezirk Neuenbürg.
Anzeigenpreis r
die 5 gespaltene Zeile oder deren Raum 12^, bei Auskunftserteilung durch die Exxed. 15 Reklamen die Sgesx. Zeile 25
Bei öfterer Insertion entsprech. Rabatt.
Fernsprecher Nr. 4.
Telegramm-Adresse: „Lnztäler, Neuenbürg".
^ 10 ».
Neuenbürg, Mittwoch den 3. Juli 1912.
7V. Jahrgang.
RunSlchau. ;
Berlin, 1. Juli. In Kissingen, wo Staats- f sekretär v. Kiderlen-Wächter zur Kur weilt, herrscht ein reger diplomatischer Verkehr. Nachdem sich eben erst der hiesige italienische Botschafter Pansa auf der Reise nach Italien sechs Stunden in Kissingen aufgehalten hatte, „um Herrn v. Kiderlen die Hand zu drücken", wird heute dort der hiesige spanische Botschafter zum Kurgebrauch eintreffen. Die Gattin des französischen Botschafters Cambon ist bereits dort, und der Botschafter wird in den nächsten Tagen erwartet. Auch der württ. Minister- ^ Präsident v. Weizsäcker ist in Kissingen angemeldet.
Berlin, 2. Juli. Graf Zeppelin, der nach der Besichtigung des Wracks der „Schwaben" von Düsseldorf nach Berlin zurückgekehrt ist, besuchte gestern mit seinem Neffen, dem Baron v. Gemmingen, s die Ballonhüllen G. m. b. H. in Schöneberg, die! Tochtergesellschaft der Luftschiffbaugesellschaft in Friedrichshafen. Es handelt sich um die Besichtigung ! einer neuen Eifindung auf dem Gebiet der Ballon- ! Hüllenfabrikation. Der Graf äußerte sich über diej Erfindung sehr lobend. Wie verlautet, soll durch ^ sie eine ähnliche Katastrophe, wie die der „Schwaben" z künftig völlig ausgeschlossen sein. !
Karlsruhe, 1. Juli. Zu Beginn der heutigen ! Sitzung der Zweiten Kammer, die Präsident Rohrhurst ! um 4 Uhr eröffnete, nahm der Minister des Innern > v. Bodman das Wort zur Einbringung der Vorlage i über den Bau und Betrieb eines Wasserkraft- ^ Werks an der Murg durch den Staat. Das Werk ^ soll vom Staate erbaut und betrieben werden; der - Bezirk ist im wesentlichen derselbe wie der vom ^
Jahre 1910. Die erforderlichen Mittel sollen durch ; Anleihe aufgebracht werden. Nach den Ausführungen i des Ministers soll der Betrieb des Werkes nicht auf ! Gewinn gerichtet sein, sondern der Versorgung eines ! Teiles des Landes mit möglichst billiger elektrischer : Energie dienen. (Zustimmung.) Anderseits soll aber i das Werk sich selbst erhalten und die zu seiner s
Unterhaltung und Verzinsung erforderlichen Mittel i selbst aufbringen. Ueber eine erste Rate für den i
Bau wird dem Landtag ein dritter Nachtrag zum ?
Budget zugehen, worin gleichzeitig die Mittel für i eine besondere Abteilung bei der Oberdirektion des ! Wasser- und Straßenbaus angefordert werden. Der ! Minister schloß mit der Bitte, die Vorlage sofort j in Angriff zu nehmen und baldigst zu erledigen, ! worauf das Haus mit Zustimmungskundgebungen ^ antwortete. Die Vorlage wurde der Budgetkommission i überwiesen. ^
In London fand am Freitag für das deutsche ' Hospital ein Mahl statt, bei dem der Lordkanzler i Haldane den Vorsitz führte. Auch der neue Bot- l schafter Frhr. Marschall v. Bieberstein war anwesend. - Lord Haldane brachte einen Trinkspruch auf Kaiser ! Wilhelm und Kaiser Franz Josef aus. Er sagte ! u. a.: Der deutsche Kaiser ist etwas mehr als i ein Kaiser. Er ist ein Mann und ein großer Mann. ! Er ist von den Göttern mit den höchsten Gaben i beschenkt worden, die sie verleihen können. Er be- s sitzt Geist, er ist ein wahrer Führer seines Volkes, j' ein Führer sowohl im Geiste, wie in der Tat. Er? hat das deutsche Volk fast ein Vierteljahrhundert! geleitet, und er hat den Frieden unverletzt bewahrt. Nach allen Richtungen hin ist seine Betätigung be- ! merkenswert gewesen. Er hat seinem Lande die vorzügliche Flotte gegeben, die wir Engländer, die wir etwas vom Flotlenwesen verstehen, bewundern. Er hat die Ueberlieferungen der größten Armee der Welt bewahrt, und er ist nicht minder groß in den Künsten des Friedens, wie zum Beispiel im Unterrichtswesen und in der Sozialpolitik. Die Geschichte r wird auf seine Regierung als auf eine Zeit zurück- § schauen, die für die deutsche Nation in jeder Nicht- : ung geistiger und moralischer Tätigkeit bemerkenswert ; war. In den letzten Jahren sind Deutschland und
England einander viel ähnlicher geworden. Auch Deutschland ist eine große, Handel treibende Ncllion geworden. Es hat die praktischen Eigenschaften entwickelt, die die englische Rasse auszeichnen, und indem die beiden Völker einander näher kamen, entstand ein gewisses Maß von Reibungen und Nebenbuhlerschaft. Diese Nebenbuhlerschaft sollte keinen Stachel haben, sie sollte dazu dienen, die Welt besser zu machen. Das ist eine Auffassung, die der Kaiser durchaus teilt.
London, 2. Juli. Lord Beresford teilte der Presse mit. er habe für heute im Parlament eine Anfrage nach der Zahl der Offiziere und Mannschaften der Flotte, sowie der Seesoldaten ange- kündigt. Er habe darauf die schriftliche Antwort erhalten, Minister Churchill sei geraten worden, daß die Veröffentlichung dieser Zahlen gegen das Staats- inleresse sei. Lord Beresford erklärte, daß gegenwärtig 4—5000 Mann fehlten und daß künftig 20 000 Mann zu wenig sein würden.
Paris, 2. Juli. „Echo de Paris" erfährt aus Mailand, daß die italienische Regierung ihren Botschafter in Berlin, Pansa, beauftragt habe, der deutschen Regierung die Bedingungen zu unterbreiten, unter denen Italien bereit wäre, in Friedensverhandlungen mit der Türkei einzutreten. Das Blatt behauptet ferner, Italien hätte sich zu diesem Schritt entschlossen angesichts der bevorstehenden Entrevue der beiden Kaiser in den Schären. Wie es heißt, soll die italienische Regierung bereit sein, ihre Truppen von den Inseln des Aegäischcn Meeres zurückzuziehen, wenn sich die Pforte dazu versteht, ihr Truppenkontingent aus den afrikanischen Provinzen zurück- zuberufcn, in denen Italien augenblicklich tatsächlich die Oberhoheit ausübt. Italien würde jedoch der Türkei keinerlei Entschädigung zahlen, da der Krieg zu kostspielig gewesen sei. Dagegen wäre Italien bereit, unter gewissen Kautelen dem Sultan die religiöse Oberhoheit über Tripolis und die Cyrenaika zuzuerkennen. Endlich müßte Italien darauf bestehen, eine Insel im Aegäischen Meere zu erhalten, da es dort eine Kohlenstation errichten will.
In dem „goldenen" Prag haben am Sonntag altslavische Sokolfestlichkeiten stattgefunden, welchen bezeichnenderweise auch die tschechischen Mitglieder des Ministeriums Stürgkh beiwohnten, der Unter- richtsmiuister v. Hussarek und der Arbeitsminister Trnka. Diese offiziele Teilnahme aktiver Minister an Festlichkeiten, welche direkt als eine slavische und besonders tschechische Demonstration gegen das Deutschtum in Böhmen und Oesterreich gelten können, hat begreiflicherweise in den Kreisen des deutschen Nationalverbandes des österreichischen Abgeordnetenhauses große Entrüstung gegen die Regierung hervorgerufen und es ist keineswegs unwahrscheinlich, daß infolgedessen eine Schwenkung des Nationalverbandes nach der oppositionellen Seite hin erfolgt, obwohl er vorläufig beschlossen hat, für das Budgetprovisorium zu stimmen. Diese Entrüstung des deutschen Nationalverbandes und wohl der deutschen Kreise Oesterreichs überhaupt hat aber dadurch noch eine Steigerung erfahren, daß die deutschen Studenten in Prag schweren wörtlichen und tätlichen Beleidigungen seitens vieler Teilnehmer an den Sokolfestlichkeiten und des tschechischen Pöbels ausgesetzt waren, mehrere Studenten wurden hierbei ernsthaft verletzt. Der Deutschnationale Verband richtete wegen dieser Vorgänge sofort ein scharfes Protesttelegramm an die Regierung.
Bar-le-Duc, 1. Juli. Ministerpräsident Poineara hielt hier gestern aus Anlaß der Einweihung eines neuen Militärflugplatzes eine Rede, in der er u. a. sagte: Der unerschrockene Flieger wird nicht vergessen, daß die erste Zufluchtsstätte hier in der Ostmark erbaut worden ist, deren Patriotismus um so erbaulicher ist, als sie viel gelitten hat, und wo die Armee als die heiligste Hüterin des Landes und der nationalen Würde gilt.
Rom, 1. Juli. Der Senat hat endgültig die am 13. Oktober 1909 in Bern Unterzeichnete internationale Akte betreffend den Rückkauf der Gott- hardbahn durch die Schweiz angenommen.
Atlantic City (New Jersey), 2. Juli. Das zur Ueberfahrt über den Atlantischen Ozean bestimmte Luftschiff Akron ist in einer Höhe von 800 Metern explodiert. Der Ingenieur Vainmann und die sieben Mann der Besatzung sind getötet worden. Eine weitere Meldung besagt: Angesichts einer Menge von 50 000 Menschen stieg der Ballon Akreon um 6.50 Uhr auf und flog aus das Meer hinaus. Der Anblick des Ballonkörpers im Sonnenlichte war eindrucksvoll. Als die Akreon in einer Höhe von fünfzig Metern und eine halbe Meile vom Strande entfernt war, erfolgte eine Explosion. Der Riesenballon glich einer Feuerkugel, aus der tausende von Flammen emporschossen. Dann sauste die Gondel nieder, aus der ein Menschenkörper niederfiel. Heute sollte die letzte Probefahrt für die Ueberfliegung des Atlantischen Ozeans unternommen werden. Unter den Frauen brachen zahlreiche ohnmächtig zusammen.
Winnipeg. 2. Juli. Der Wirbelsturm in Regina dauerte nur drei Minuten, richtete aber einen Schaden von elf Millionen Dollars an. In der inneren Stadt wurde das Kriegsrecht verkündet. 3000 Personen sind obdachlos.
Berlin, 2. Juli. Aus verschiedenen Teilen des Reiches treffen Nachrichten über schwere Unwetter ein, die namentlich auch in Hessen und Bayern niedergingen. In Kassel schlug der Blitz in die Telephonzentrale des Hauptpostamtes, sodaß die Fernleitungen nach allen Richtungen längere Zeit unterbrochen waren. Besonders großen Schaden hat das Unwetter bei Fulda angerichtet. In der Gegend von Würzburg wurden die Feldfrüchte, namentlich das Getreide und die Kartoffeln, vernichtet. Große Wassermassen haben aus den Weinbergen das Erdreich fortgeschwemmt. In Remscheid wurden gestern Nachmittag fünf Kinder im Alter von 5—8 Jahren, die im Walde spielten, von einem Wolkenbruch überrascht, vor dem sie unter eine Brücke flüchteten. Die dort sich anstauenden Wassermassen trieben die Kinder fort; die drei älteren Kinder konnten sich retten, zwei Knaben im Alter von 5 und 6 Jahren sind ertrunken.
Karlsruhe, 1. Juli. Heute begannen vor dem Schwurgericht die Verhandlungen für das dritte Vierteljahr 1912. Auf der Anklagebank saß der Hausbursche W. Bähr aus St. Fiden (Schweiz) wegen Straßenraubs. Der Angeklagte hatte hier wie in Baden-Baden Frauen überfallen, ihnen die Täschchen entrissen und war dann geflohen. Der Angeklagte wurde zu 8 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt.
Elberfeld, 2. Juli. Die Vergiftungen nach dem Genuß von rohem gehacktem Pferdefleisch haben zugenommen. Neuerdings sind weitere 15 Personen erkrankt, sodaß jetzt insgesamt 180 Personen in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Württemberg.
Stuttgart, 1. Juli. In der Sitzung der Ersten Kammer vom 19. Juni wurde ein Antrag des Finanzausschusses auf Bildung eines Reservefonds von 1 Million Mark für die K. Hüttenwerke zum Zweck einer sachgemäßen Erneuerung der Einrichtung dieser Werke angenommen. Der Leitung der Hüttenwerke wurden dabei verschiedene Vorwürfe gemacht, die, da der Finanzminister infolge eines Versehens von der betr. Beratung nicht benachrichtigt wurde, jetzt im Staatsanzeiger als unbegründet zu- rückgewiesen werden. Dabei wird gegenüber der Bemerkung, daß die Werke nur unter besonders günstigen Umständen eine bescheidene Rente liefern, festgestellt, daß in den letzten 8 Jahren die Werke unter der jetzigen Leitung die Summe von 2 Mill. Mark, das Hüttenwerk Wasseralfingen allein die