Dämmerungserscheinungen wahrgenommen, die sich zu einer Stärke entwickelten, wie man sie sonst nur in Verbindung mit Vulkanausbrüchen beobachtet. Sie werden in Zusammenhang gebracht mit einem furchtbaren vulkanischen Ausbruch des Katmai auf den Aleätischen Inseln. Feine Ascheslaubteilchen, welche in die hohen Luftregionen kommen und vom Winde fortgeführt werden, rufen eine solche vulkan­ische Dämmerung hervor.

Stuttgart, 29. Juni. Auf dem Stuttgarter Tafelobstmarkt gehl der Verkauf trotz starker Zufuhr andauernd flott. In Kirschen wird selbst der aufs äußerste eingeschränkte Bedarf kaum gedeckt. Erdbeeren gehen zu Ende; in Himbeeren ist die Haupternte schon vergeben. Johannis- und Stachel­beeren bringen keine Voll-Ernte.

Bei der Zentralvermittlungsstelle desWiirtt. Obstbauvereins in Stuttgart, Etzlingerstr. 15, Tel. 7164, sind eingelaufen: Nachfragen in Kirschen, ganz bedeutende Mengen Himbeeren, schwarze, weiße und rote Johannisbeeren von Privaten und Konservenfabriken, sowie Frühobst aller Art von hiesigen und ausländischen Früchte­handlungen. Adressen von Anbietern und Ab­nehmern, ebenso Auskunft über Marktlage, Preise, Ver­packungsmaterialien jederzeit kostenlos. .. .

Bus StaSt, Bezirk uns Umgebung.

Neuenbürg, 30. Juni. Mit dem 1 . Juli wird Hr. Oberamtsrichter Doderer nach Göppingen übersiedeln, wohin er seinem Ansuchen entsprechend als Vorstand des dortigen Amtsgerichts versetzt wor­den ist. Diese Uebertragung der Vorstandschaft eines größeren Amtsgerichts bedeutet eine wohlverdiente und ehrenvolle Auszeichnung für den Scheidenden, dessen hervorragende Arbeitskraft und Tüchtigkeit sich hier aufs trefflichste bewährt haben. Die Versetzung kam um so überraschender, als man glaubte und wünschte, der beliebte Beamte werde sich nicht so rasch von unserem Enztale trennen, in dem er sich mit seiner Familie so heimisch fühlte und mit dem er ja auch durch ein familiäres Band in Fühlung bleiben wird. Obwohl die vielen Freunde des ver­ehrten Scheidenden eine allgemeine Abschiedsfeier für angezeigt hielten, so wurde doch von einer solchen dem schlichten Sinn und dem Wunsche des Scheiden­den entsprechend Abstand genommen. Bei einem gemütlichen Zusammensein in kleinerem Kreise kam jedoch das aufrichtige Bedauern um das Scheiden des hochgeschätzten Richters und allezeit liebenswürdigen Gesellschafters zum herzlichen Ausdruck. Bei seinem lebhaften Interesse für alles und durch seine amtliche Tätigkeit hat sich Hr. Oberamtsrichter Doderer in den 11 Jahren seines Hierseins mit den Verhält­nissen des Bezirks innig vertraut gemacht, so daß sein Weggang manche Lücke lassen wird. Der Scheidende hinterläßt, deß sind wir sicher, in Stadt und Bezirk viele Freunde, die seine geselligen Eigen­schaften, seine angenehme, leutselige Art des Verkehrs von Anfang an und immer hoch zu schätzen wußten und die ihn und seine werte Familie mit aufrichtigem Bedauern scheiden sehen. Doch gibt es ja kein Ab­schiednehmen für immer, da ja die verehrte Familie Doderer in Folge Verheiratung der Tochter sich

Unrecht Gut.

Kriminalroman von Reinhold Ortmann.

'7s (Nachdruck verboten.)

Wenn Sie das Haus kauften und die Kosten des Umbaus trügen, glaube ich Ihnen aus dem Betriebe des Sanatoriums eine glänzende Verzinsung Ihres -Kapitals verbürget: zu können."

Während dieser hastigen Darlegung hatte er die, zu der er sprach, nicht ein einziges Mal angesehen, und er starrte noch immer auf die jetzt zu schwarzen Klunrpen geivordenen Wölkchen, während er ihrer Antwort harrte.

Und diese Antwort ließ nicht lange aus sich warten.

Ihr Vorsäflag wäre gewiß sehr verlockend, Herr Doktor; aber Sie müssen sich damit doch wohl an den Besitzer der Villa wenden. Denn ich bin eine arme Frau, die sozusagen von der Hand in den Mund lebt. Und ich besitze nicht so viel Hunderte als Zehn­tausende nötig wären, um Ihren Plan zur Ausführung zu bringen."

Die Wirkung, die ihre mit ruhigem Freimut ab­gegebene Erklärung auf den Dr. Runge hervor­brachte, war eine höchst sonderbare. Mit einer raschen Bewegung kehrte er der jungen Frau sein Gesicht wieder zu, und der finstere Ernst war wie weggewischt aus seinen Zügen.

Tann wäre es also müßig, weiter darüber zu reden," sagte er in ganz verändertem, fast heiterem Ton. .Und ich werde schon nach etwas anderem Um

immer wieder hier und im trauten Enztale sehen lassen wird.

Neuenbürg. 1 . Juli. Daß der am gestrigen Sonntag von der Ortsgruppe Pforzheim des Deutschen Luftflottenvereins veranstaltete Erste Pforzheimer Flugtag als ein großes Ereignis genommen wurde, das bewies der große Zustrom von Menschen aus dem ganzen Enz- und Nagoldtal. Nach Tausenden zählte die Menge von Neugierigen, welche die das weite Tal von Brötzingen nach Birkenfeld umgebenden Hügel dicht belagert hatten. Als besonders günstige Punkte zur Schau war die ganze Gegend von Bir­kenfeld bis herüber und herauf zum Wallberg bei Pforzheim und die Staatsstraße von Brötzingen bis Birkenfeld ausgesucht, aber auch die Anhöhen rechts der Enz zwischen Enz und Nagold waren gleich dicht mit Menschen besetzt, während dies auf dem Start­platz selbst nicht so sehr der Fall war. Alle Welt wollte die Flieger sehen, niemand wollte sich das Schauspiel entgehen lassen. Die württ. Eisenbahn­verwaltung hatte Extrazüge auf der Enz- und Nagold­bahn eingelegt und damit jedenfalls kein schlechtes Geschäft gemacht. Groß waren auch die Vorbereit­ungen, welche der veranstaltende Verein, unterstützt von den Behörden Pforzheims, getroffen hatte. In einem großen Zelt waren die beiden Flugmaschinen untergebracht; sie konnten schon Tags zuvor gegen Eintrittsgeld besichtigt werden. Es war die von Dr. Hübner in Mosbach erstellteRumpler-Taube", des Fliegers Paul Senge aus Karlsruhe und der in Johannistal bei Berlin gefertigteWright-Doppel- decker" des Aviatikers Mo ns-Berlin. Die ange­kündigten Flieger Lübbe und Abramowitsch waren nicht zur Stelle. Die beiden Flugapparate wurden um 5 Uhr aus ihrer Halle auf die Wiese gebracht; der erste Flug des Hrn. Mons erfolgte aber erst gegen 6 Uhr. Es war aber nur ein kurzer Flug in geringer Höhe um das Startfeld; der Flieger hatte aber damit doch wenigstens gezeigt, wie das Fliegen geht. Eist um Uhr erhob sich alsdann dieTaube" zum Flug; sie nahm in raschem, schönem Aufstieg die Richtung gen Birkenfeld; doch bald schien es für einen Augen­blick. als ob hoch oben das Flugzeug umkippen wollte, es bekam aber seine richtige Haltung wieder und flog schön weiter bis über die Höhe von Birken­feld da sah man plötzlich, daß es nach erfolgter Wendung steil abwärts ging, Hr. Senge hatte wohl in Folge einer heftig einsetzenden Boe die Herrschaft über seinen Apparat verloren; o weh! es kam zur Landung auf dem Felde hinter den Birkenfelder Steinbrüchen und das schöne Flugzeug lag zertrümmert da, Hr. Senge selbst, der noch zuvor absprang, kam glücklicherweise mit einer Rißwunde am linken Bein davon. Zwei sofort abgefertigte Automobile brachten ihn nach einiger Zeit zum Startplatz und von da unter Begleitung des Hrn. Dr. Rupp ins Kranken­haus nach Pforzheim. Nun stieg, es war ffe 8 Uhr geworden, der Doppeldecker mit Hrn. Mons wieder auf. Er umflog langsam steigend in weitem Bogen zweimal in einer Höhe von etwa 350 Metern das breite Tal weit über Birkenfeld hinaus, kam in ebenso schönem Fluge unter den Zurufen der Menge

schau hakten müssen. Ist es Ihnen übrigens in Ihrer leichten Kleidung nicht um diese Zeit ein wenig kühl hier draußen, Frau Römhild? Die Herbstnebel, die nach Sonnenuntergang in den Flußtälern auf­steigen, pflegei: zarteren Konstitutionen wenig zuträg­lich zu sein."

Seine Fürsorge, die in so auffallendem Gegen­satz stand zu der kühlen Gemessenheit seines bisherigen Ben-ehmens, nötigte ihr ein feines Lächeln ab. Aber sie griff sogleich nach dem weißen gehäkelte» Woll- shawl, der neben ihr auf der Bank gelegen hatte, um Kopf und Schultern damit zu umhüllen.

Sie mögen wohl recht haben, Herr Doktor", sagte sie freundlich,und um meines kleinen Jungen willen habe ich ja nun einmal die Pflicht, auf meine Gesundheit bedacht zu sein."

Sie stand auf, und der Doktor fragte nicht erst lange, ob ihr seine Begleitung bis zun: Hause genehm sei. Der schmale Fußweg nötigte sie, dicht neben­einander herzugehen, und während der kurzen ge­meinsamen Wanderung sprachen sie so lebhaft und ungezwungen miteinander, als wären sie alte Be­kannte.

Als sich der neue Mieter dann vor der Tür, die zu seine:: Zimmern führte, mit höflicher Verbeugung und freundlichem Gutenachtgruß von ihr verabschiedet hatte, da mußte Frau Margarete Römhild abermals lächeln bei der Vorstellung, daß dieser kluge, sympa­thische und liebenswürdige Mann ihr noch vor kurzem ein Gefühl richtiger Furcht hatte einflößen können.

zurück und landete glücklich etwa 200 Meter vor dem Startplatz. Hr. Mons hatte gerade noch gutes Glück, denn alsbald nach der Landung entdeckte er und sein Monteur, daß eine Nute am Propeller gebrochen war. Von einem weiteren Schauflug und von der geplanten Fahrt nach Karlsruhe, mit welcher die Post befördert werden sollte, mußte nun Abstand genommen werden. Dieser Ueberlandfiug soll nun am heutigen Montag ausgeführt werden. Die vielen Zuschauer, welche volle 4 Stunden auf ihrem Posten ausgeharrt hatten, zogen wieder nach Hause. Ob sie alle voll auf ihre Rechnung gekommen sein werden, darüber vermögen wir nicht zu berichten.

ft Birkenfeld, 1 . Juli. (Zum Pforzheimer Flugtag.) Der Flieger Senge ist nach kurzem Aufstieg auf Markung Birkenfelder Gewand Kies­buckeläcker etwa abends ^7 Uhr abgeftürzt, d. h. er sprang auf etwa 10 m von seinem Flugzeug ab, wobei er am Bein eine Verletzung erlitt. Der Flug­apparat, dem Hrn. Dr. Hübner-Karlsruhe gehörig, ist vollständig zerstört und wurde gestern abend von dem herbeigerufenen Hilfspersonal noch in den Rat­haushof verbracht und wird heute zwecks Abmontier­ung nach Mosbach versendet. An den Fluren usw. entstand großer Schaden, weil das Publikum, haupt­sächlich von den Pforzheimer Anhöhen, meist ohne jegliche Rücksicht durch die Frucht- und Kartoffeläcker sprang, so daß einzelne Grundstücke wie total ver­hagelt aussehen.

Pforzheim, 29. Juni. Der heutige Schweine­markt war mit 81 Ferkeln befahren. Verkauft wur­den 50 Ferkel zum Preise von 36 bis 45 Mk. pro Paar.

vermischtes.

Die Geheimschreibmaschine des Bot­schafters von Marschall. Die Bureaus der deutschen Botschaft in London haben sich nach der Ankunft des neuen Herrn um ein neues Requisit vermehrt. Es handelt sich nach den Mitteilungen desMatin" um eine Schreibmaschine, eine Schreib­maschine aber, die ihres Gleichen nicht haben dürfte, und deren Tasten einzig und allein die Finger des Botschafters in Bewegung setzen. Statt in den ge­wohnten romanischen oder gotischen Buchstaben schreibt die genannte Maschine in Lettern einer Chiffre­schrift, die allein der Botschafter und seine Kor­respondenten zu entziffern imstande sind. Die Maschine wird im Privatbureau des Botschafters unter sicherem Verschluß gehalten, der sich ihrer nur bedient, wenn er irgendeine wichtige vertrauliche Mitteilung zu machen hat. Aus der Botschaft kennt niemand, nicht einmal der Privatsekretär des Herrn Marschall von Biberstein den Sinn der Hieroglyphen, die die Maschine schreibt, so daß die diplomatischen Geheim« niffe, die die Korrespondenz des Botschafters mit seiner Regierung enthält, vor einer Indiskretion absolut gesichert ist.

Ein selbsttätiger Geldzähler. Eine kleine elektromotorisch betriebene Maschine, welche selbst­tätig Geld abzählt, in Rollen verpackt und zugleich

Es war gegen Abend des vierten Tages seines Aufenthalts in der VillaWaldfrieden", als Dr. Runge neben dem offenen Fenster feines Parterre­zimmers vor dem Schreibtisch saß, um das letzte Tageslicht für die Vollendung eines Briefes zu benützen. Der große Bogen war schon ganz bedeckt mit seinen festen, markigen Schriftzügen, und der Brief lautete:

Nun weiß ich's endlich ganz bestimmt, mein lieber Kurt, daß ich nicht zum Detektiv geboren bin. Wenn Paul Römhild von den hundertachtzigtauscnd Mark, die er meiner armen seligen Tante Riemer­schmidt gestohlen, wirklich etwas auf die Seite ge­schafft hat ich werde sicherlich nicht herausbringen, wo es steckt. Und die Hoffnung, mein bescheidenes Erbteil durch die Wiedererlangung dieser versteckten Beute zu einem fetten zu machen, habe ich ohne allzu großen Kummer nunmehr endgültig begraben.

Daß ich meinen abenteuerlichen Versuch, hier eine GastroLe 5 la Sherlock Holmes zu geben, nur auf Dein Anraten und nach rechtschaffenem Widerstreben unternommen habe, ist Dir ja in der Erinnerung. Ich traute mir von vornherein herzlich wenig Geschick für eine solche Aufgabe zu. Und gleich bei der ersten Probe, ans die ich meine kriminalistischen Talente stellte, war mir's so hundsmiserabel zu Mute, daß ich aus alle weiteren bereitwilligst verzichtet habe. Für einen, der die Witwe des Defraudanten nicht persönlich kennen gelernt hat, könnte es ja wirklich beinahe den Anschein gewinnen, als ob die Be­gründung ihrer neuen Existenz mit nicht ganz ein­wandfreien Mitteln bewirkt worden sei. (Forts, s.)