der Desdener Bank 260 000 Mark. Bis jetzt fehlt von allen drei Verbrechern noch jede Spur.

Der jüngst totgesagte Hauptmann von Köpenick, Wilhelm Voigt, ist wieder in Berlin aufgetaucht. Der betriebsame Mann hat sich sofort von Zeitungs- berichterftattern interviewen lassen.

Berlin, 28. Juni. Im Hause der Münzstraße 8 brachte Straßengesindel aus Rache einen mit Pulver gefüllten Pappkarton zur Explosion, wodurch in dem im Hause befindlichen Kino eine Panik ent­stand, die Wände beschädigt, Fenster zertrümmert und mehrere Personen verletzt wurden.

Jagenow, 29. Juni, 1.30 mittags. Nach der bisherigen Zählung wurden bei der Reichstags­stichwahl an Stimmen abgegeben für Pauli (kons.) 7970, für Sivkovich 8423. Fünf Ortschaften fehlen noch.

Aus Baden. Die kath. Feiertage sollen auch in Baden eingeschränkt werden. In dem letzten Amtsblatt für die Erzdiözese Freiburg ist ein Hirten­brief des Erzbischofs Thomas Noerber enthalten, wonach in Zukunft die Feiertage Maria Lichtmeß, Maria Verkündigung, Maria Geburt, sowie der Josefstag (19. März) in Wegfall kommen.

Baden-Baden, 29. Juni. Der Stadtrat hat seine grundsätzliche Zustimmung für die Erbauung einer elektrischen Straßenbahn von Gernsbach nach Baden-Baden, die von Gernsbach aus zur Ausführung betrieben wird, ausgesprochen und ge­stattet für die Ausführung und den Betrieb des geplanten Baues die Benützung der nach dem Projekt in Frage kommenden städtischen Straßen und Grund­stücke. Der Stadtrat will auch die Verwaltung und den Betrieb durch das städtische Betriebsamt, ohne Nutzen für die Stadt, übernehmen, hat es dagegen abgelehnt, sich mit einem Kapital an dem Unter­nehmen zu beteiligen.

Karlsruhe, 29. Juni. Der Stadtrat hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, daß die Stadt, vorbehaltlich der Genehmigung des Bürgerausschusses, durch Uebernahme von 100 Geschäftsanteilen zu 200 Mk., also mit einem Gesamtbetrag von 200000 Mk., sich an der Gartenstadtgesellschaft beteiligt

Ettlingen, 28. Juni. Die Bürgermeisterwahl in Forchheim verlief ergebnislos, da der sozial­demokratische Kandidat Helfer 26. der Kandidat der Zentrumspartei 23 und der Kandidat der Demokraten Nagel 13 Stimmen erhielt.

Freiburg. 29. Juni. Das Holz- und Säge­werk von Philipp Stadler in Littenweiler wurde durch Großfeuer zerstört.

Bad Dürrheim, 29. Juni. Gegenüber mehr­fach in der Presse verbreiteten Berichten stellen wir fest, daß die beiden Kurorte Bad Dürrheim und Königsfeld seit Wochen von jeder ansteckenden Krankheit wieder völlig frei sind.

Zweibrücken, 28. Juni. Sechs Jahre Zucht­haus, zehn Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht erhielt vom Pfälzischen Schwurgericht der Tünchner Christian Bieber aus Mittelbexbach, der einem 14jährigen Kinde im Walde bei Mittel­bexbach einen Betrag von 5 geraubt hatte. Der Verurteilte hat wegen Raubmordversuch bereits zehn Jahre Zuchthaus verbüßt.

Kassel, 29. Juni. In der alten Festung Spangenberg vernichtete gestern ein durch Selbst­entzündung entstandenes Feuer einen ganzen Häuser­komplex. 12 Häuser sind eingeäschert. Der Schaden ist bedeutend.

Altona, 1. Juli. Der Flieger König ist gestern bei einer Landung in Eidelsfeld so schwer verletzt worden, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.

Wien, 30. Juni. Der gestrige Flugtag war von Hunderttausenden besucht. Erzherzog Leopold Salvator und andere Mitglieder des Kaiserlichen Hauses wohnten den Flugveranstaltungen bei. Ober­leutnant Blaschke stellte einen neuen Höhenrekord auf, indem er mit Passagier 4260 Meter erreichte. In der Notlandungskonkurrenz erhielt Garros den ersten Preis. Die Flüge verliefen mit Ausnahme einer Havarie ohne jeden Unfall.

In Munkacs in Ungarn hat sich, wie der Frkf. Ztg. aus Pest berichtet wird, ein überaus peinlicher Vorfall abgespielt. Der auf einer In­spektionsreise dort weilende Kommandant des 6. Kaschauer Armeekorps, Feldzeugmeister Svetozar Borövics, wurde bei einem ihm zu Ehren von den Offizieren veranstalteten Bankett von der 18jährigen illegitimen Tochter Luise des Oberstleutnants Härtl in Gegenwart aller Offiziere zweimal ins Gesicht geschlagen. Die Veranlassung zu dem Vorgehen des Mädchens soll der Umstand geboten haben, daß der Korpskommandant den Oberstleutnant durch allerlei Schikanen in die Pension treiben wollte.

Sosnovice, 29. Juni. Infolge einer Benzin­explosion ist die hiesige große Chemische Fabrik teil­weise abgebrannt. Der Schaden beträgt 400 000 Rubel. Drei Arbeiter sind in den Flammen um­gekommen, ein vierter liegt hoffnungslos darnieder.

Württemberg.

In Württemberg ist die Neigung zum Studium der evangelischen Theologie so gering, daß sich zum ersten Male nicht einmal so viele Bewerber zur Aufnahme in das weitbekannte Tübinger Stift meldeten, wie dort Freistellen sind, obwohl diese Stiftung für volle vier Jahre und im Falle des Militärdienstes für fünf Jahre unentgeltlich Kost und Wohnung gewährt.

Stuttgart, 29. Juni. Wie verlautet, soll bei Gelegenheit der Einweihung der neuen Stuttgarter Hoftheater Ende September in Stuttgart eine Ver­sammlung einflußreicher Kunstmäcene und Künstler statifinden, die über die Errichtung eines Deutschen Symphoniehauses endgültig entscheiden soll. Es sind Angebote einer Reihe größerer Städte, wie Kassel, Bonn, Stuttgart, vorhanden, so daß sich noch nicht sagen läßt, welche Stadt das zukünftige Deutsche Symphoniehaus in ihren Mauern beherbergen wird.

Stuttgart, 28 Juni. Am Sonntag, den 7. Juli, wird das Sommerfest der Fortschritt­lichen Volkspartei in Oberndorf stattfinden. Auf dem Feftplatz in der Barbarahalde werden An- sprachen halten: Reichstagsabgeordneter Liesch ing über den Reichstag, Landtagsabgeordneter Professor Nägele über den Landtag und Gemeinderat und Geometer Linkenheil-Schramberg, der Landtags kandidat der Fortschrittlichen Volkspartei für den Bezirk Oberndorf.

Stuttgart, 29. Juni. Die Untersuchungen über die Entstehungsursache des Brandes in der Filmzentrale im Hause Nr. 60 der Schloßstraße sind noch nicht abgeschlossen. Die Wahrscheinlichkeit, daß das Feuer durch Kurzschluß entstanden ist, ge­winnt immer mehr für sich. Die Gerüchte, daß vor­sätzliche Brandstiftung vorliege, sind unrichtig.

Stuttgart, 26. Juni. (Sport oder Schin­derei?) Aus Hamburg kommt die trockene Nach­richt, daß der dem Leutnant F. von Zobeltitz ge­hörende fünfjährige Wallach Lord Forfar im letzten Hamburger Jagdrennen, an dem er unter Leutnant Graf Holck teilnahm, auf flacher Bahn gestürzt und am Herzschlag eingegangen ist, d. h. mit anderen Worten der Gaul ist totgeritten worden. Das Tier stammt aus England und hat in seiner dreijährigen Tätigkeit auf deutschen Rennbahnen 88 910 Mark, davon allein im vorigen Jahre 64 370 durch seine Siege in den größten Hindernisrennen des Reiches gewonnen. Ruhepausen scheint es für das Pferd nicht gegeben zu haben, denn fast an jedem Renntage erschien es in letzter Zeit zu den größten und anstrengendsten Rennen über Entfernungen von 5000 Meter und noch mehr am Start, bis es schließlich draufging.

Stuttgart, 30. Juni. In der Hirschftraße geriet gestern abend ein Liebespärlein in Streit. Sie" war kurz angebunden, zog ein Messer hervor und versetzteIhm" einen Stich in den Unterleib, daß der also zärtlich Geliebte mit einem Schrei zusammenbrach und in seinem Blute liegen blieb, bis er ins Katharinenhospital geschafft wurde. Das holde Wesen wurde festgenommen. Es hatte sich mildernde Umstände" angetrunken. Der Messerstich erfolgte einer anderen zu Leide.

Ravensburg, 25. Juni. Unter dem Vorsitz von Buchdruckereibesitzer Bechtle-Eßlingen wurde hier in Anwesenheit von 243 Delegierten die Land es- Versammlung des württ. Krankenkassen­verbandes gehalten, der als Vertreter des Mini­steriums des Innern Regierungsrat Schäffer und als Vertreter der Versicherungsanstalt Württemberg Oberregierungsrat Biesenberger anwohnten. Ver­waltungsdirektor Schwanz gab den Geschäfts­bericht. Darnach hat der Verband im letzten Jahre sich gutächtlich zu verschiedenen Fragen geäußert, so über die Errichtung von Landkrankenkassen, die in einem an das Ministerium des Innern abgegebenen Gutachten nicht befürwortet wurde. Ferner hat der Verband eine Musterdienstordnung für die allge­meinen Ortskrankenkassen ausgearbeitet und sich dahin ausgesprochen, daß die übrig bleibenden Vermögen der aufzulösenden Dienstbotenkasfen den reichsgesetz­lichen Krankenkassen zugewiesen werden sollen, die auch die Verpflichtung der Krankenfürsorge der Dienst­boten übernehmen. Für das von der Regierung be­wiesene Entgegenkommen durch Einbeziehung der Beamten der Krankenkassen in die Pensionskasse der württ. Körperschaftsbeamten wurde der Dank des Verbandes ausgesprochen. In der Frage der Ver­

längerung der Mandatsdauer der Vorstandsmitglieder und Generalversammlungsvertreter teilte das Mini­sterium des Innern mit, daß nach Mitteilung des Reichsamts des Innern die Absicht, die Amtsdauer der gegenwärtigen Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten in den Organen der Krankenkaffen, sofern sie nach dem 31. März 1912 abläuft, auf Grund des Einführungsgesetzes zur Reichsoersicher­ungsordnung bis zum Amtsantritt der nach den Be­stimmungen der Reichsversicherungsordnung gewählten Vertreter zu verlängern, nicht verwirklichen lasse. Weiter hat sich der Verband mit der Neufestsetzung der Einzugsgebühren für die Jnvalidenversicherungs- beiträge beschäftigt und erreicht, daß die Versicherungs­anstalt die Gebühr für den Einzug der Beiträge zur Invaliden und Hinterbliebenenversicherung an Stelle der seitherigen 6 °/o auf 3^/4 °/o festsetzte. Der Ausschuß des Verbandes hat sich, gemäß einem An­trag des 2. Vorsitzenden, Verwaltungsdirektors Gamer, einstimmig gegen die Abschaffung des Einzugsver­fahrens ausgesprochen. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen wurde ein Antrag von Verwaltungs­direktor Gamer. mit einer endgültigen Entscheidung über die Herabsetzung der Revisions gebühren bis zur endgültigen Durchführung der Reichsver­sicherungsordnung zuzuwarten, angenommen. Dem von Direktor Gamer erstatteten Bericht über die Tätigkeit des Revisionsamtes ist zu entnehmen, daß im abgelaufenen Jahre 14909 an Arzt­rechnungen abgestrichen wurden und auf Kosten der Kaffen 633 603 Rezepte im Betrag von 683 771 ^ gefertigt wurden. Das Entgegenkommen der württ. Aerzte wurde anerkannt. Nach einem interessanten Vortrag des Stadtarztes Dr. Zengerle-Ravens­burg über den Einfluß von Arbeit und Beruf auf Krankheit und Sterblichkeit wurde auf Grund eines Referats von Betriebsinspektor Banzhaf-Stuttgart beschlossen, beim Ministerium des Innern bezw. beim Kultministerium vorstellig zu werden, daß dem An­trag des Aerzilichen Landesvereins auf Erhöhung der Verpflegungskosteninden Universitäts­kliniken zu Tübingen keine Folge gegeben werden könne. Ein Antrag der Ortskrankenkasse Göppingen auf Einführung der gegenseitigen unentgeltlichen Aus­übung der Krankenkontrolle bei den Krankenkassen wurde angenommen. Die seitherigen Vorsitzenden des Verbandes, Bechtle Eßlingen und Gamer-Stutt- gart, wurden wiedergewählt.

Eßlingen a. N., 29. Juni. Die von der hiesigen Ortsgruppe des Deutschen Luftflottenvereins eingeleitete Sammlung für ein FlugzeugEßlingen" bezw.Schwaben", die am Montag abgeschlossen wird, hat die Summe von 3000 Mk. ergeben.

Rottweil, 28. Juni. Im Wiederaufnahme­verfahren, das der Uhrenmacher Klaiber von Schwenn­ingen, der seinerzeit im Jahre 1908 wegen angeb­licher Diebstähle in einem dortigen Konsumverein zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde und diese Strafe auch verbüßt hat, angestrengt hatte, wurde jetzt das Urteil gesprochen. Es lautete auf Frei­sprechung unter Uebernahme sämtlicher Kosten auf die Staatskasse.

Ulm a. D., 29. Juni. Nach einer Bauzeit von nahezu 2 Jahren ist nunmehr die neue Donau­brücke fertiggestellt worden und wird am Montag eingeweiht werden. Zu dem Bau mußten 21000 Kubikmeter Erde von der Stelle gebracht und 1070 Kubikmeter altes Mauerwerk von früheren Befestig­ungswerken abgebrochen werden. Der Bau erforderte 8000 Kubikmeter Beton. Die Brücke ist absichtlich in den einfachsten Formen gehalten und entbehrt fast jeden architektonischen Schmuckes. Der Anblick der Brücke vom bayerischen flußabwärts gelegenen Ufer aus ist gleichwohl sehr einnehmend.

Gmünd, 28. Juni. Ein Karussell, das bei einem Kinderfest der Museumsgesellschaft in Betrieb war, ist gestern abend plötzlich, anscheinend infolge zu starker Belastung, herabgebrochen. Merkwürdiger­weise wurde, mit Ausnahme eines Kindes, das eine leichte Quetschung am Finger erlitt, niemand verletzt.

Aus Langenargen meldet man: Auf dem See unternahm gestern Ernst Zederbauer von Tettnang mit seinen selbstkonstruierten Wasserschuhen die ersten Versuche im Wasserschuhlauf, die trotz starken Wellen­gangs befriedigend ausgefallen sind.

Freudenftadt, 28. Juni. In den letzten Tagen zeigte der Abendhimmel beim Sonnenunter­gang die wunderbarsten Farben. Besonders gestern abend war es ein großartiges Naturspiel, die Sonne gleich einem glühend roten Ball untertauchen zu sehen in eine flimmernde, in vielen Nuancen schill­ernde Dunstmasse. Am späten Abend stand der Mond in einer eigenartig leuchtenden gelben Färb­ung am Himmel. Auf der Sternwarte auf dem Königstuhl wurden in den letzten Tagen auffallende