selber steuerte, Hr. Briot, kam ohne jeden Schaden davon.

Madrid, 30. Juni. Der Aviatiker Mauvris versuchte gestern einen Rundflug und fuhr gerade um Madrid, als sein Apparat von einem Schwarm Heuschrecken überfallen wurde. Der Apparat stürzte aus zwanzig Meter ab. Mauvris blieb unverletzt.

Nizza, 18. Juni. Der von der neuen Ge­meindevertretung eingesetzte Ausschuß zur Prüfung der städischen Geldgebarung hat festgestellt, daß das letzte Verwaltungsjahr anstatt des in den Büchern verzeichnet«» Ueberschusses von 100 000 Franken einen Fehlbetrag von mindestens einer halben Million aufweist und die Stadt an 6 Millionen Schulden hat.

Württemberg.

Stuttgart, 19. Juni. In ihrer heutigen Sitzung ist die Eiste Kammer dem Beschluß der Zweiten Kammer auf Aufhebung der tierärztlichen Hochschule beigetreten. Gegen die Aufhebung stimmten 10 Mitglieder, darunter Herzog Albrecht von Württemberg.

Stuttgart, 19. Juni. Die Zweite Kammer beschäftigte sich zu Beginn ihrer heutigen Sitzung mit der Frage der Aufhebung der Gesandtschaften. Bekanntlich hatte der Abg. Keil (Soz.) den Antrag gestellt, die Regierung möge mit den in Betracht kommenden Staaten Verhandlungen anbahnen wegen der gemeinsamen und gleichzeitigen Aufhebung der Gesandschaften. Der Berichterstatter, Dr. v. Kiene (Z.), beantragte namens des Ausschusses, den Antrag Keil abzulehnen. Ministerpräsident Dr. v. Weiz­säcker legte ausführlich die Notwendigkeit dar, die Gesandtschaften in Berlin und München mit ihrem geringen Kostenaufwand aufrecht zu erhalten, da sie schlechterdings, wie er im Finanzausschuß schon des Näheren und diskret begründet habe, unentbehrlich seien. Keil (Soz.) wies darauf hin, daß hervorragende Politiker den diplomatischen Verkehr zwischen den Großmächten überhaupt als nicht notwendig, ja sogar, wie der Freisinnige Theodor Barth, als gefährlich be> zeichnet hätten. Gegen die Vormachtsstellung Preußens hätte seine Partei nichts, wenn das Deutsche Reich eine einheitliche demokratische Verfassung besäße. Aber mit dieser Vormachtsstellung hänge eine gewisse Rücksichtslosigkeit Preußens den anderen Bundes­staaten gegenüber zusammen. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker wies diesen Vorwurf entschieden zurück und erklärte, er müsse die deutsche und loyale Haltung des Reichskanzlers immer wieder anerkennen, denn er habe täglich Gelegenheit, diese Haltung zu kon- statieren. Er bitte das Haus, ihm mehr Glauben zu schenken, als den aus einem parteipolitischen Busen geschöpften Ausführungen des Abg. Keil. Nachdem die Redner der bürgerlichen Parteien sich dem Stand­punkt des Ministerpräsidenten angeschlossen hatten, erfolgte die Ablehnung mit allen gegen die sozial­demokratischen Stimmen. Darauf wurde stunden­lang die Debatte betr. die Uebernahme der Volks­schullasten auf den Staat rc. fortgesetzt. Der Abg. v. Gauß trat der gestern vom Abg. Gröber ge­äußerten Befürchtung entgegen, daß die Uebernahme weiterer finanzieller Lasten durch den Staat der Simultanschule Vorschub leiste. Der Abg. Eisele (Vp.) betonte, daß es sich um eine Frage der Welt­anschauung handle, über die eine Einigung nicht möglich sein werde. Nach weiteren Bemerkungen der Abg. Wolfs (BK.) und Henning (Vp.) sprach der Abg. Gröber (Z), der den vom Abg. Eisele gezeigten Weg nicht für gangbar hält und bestreitet, daß man auf dem Wege des Etatgesetzes derart wichtige Bestimmungen durch eine Majorität der Zweiten Kammer durchbringen könne. Nachdem der Abg. Heymann (Soz.) gegenüber dem Abg. Gröber bemerkt hatte, dieser habe nur die Erste Kammer scharf machen wollen, sprach noch Kultminister v. Fleischhauer, der darauf hinwies, daß die Finanzfrage bei Uebernahme der Volksschullasten auf den Staat nur durch Schaffung neuer Steuern oder durch Erhöhung bestehender geregelt werden könne. Bei der Abstimmung über den Antrag Eiseles, der einen Antrag Wolfs wieder ausgenommen hatte, wurde die Ziffer 1 in namentlicher Abstimmung mit 40 gegen 38 Stimmen bei einer Enthaltung (v. Gauß) angenommen, ebenso die Ziffer 2 mit 41 gegen 38 Stimmen. Weiter wurden angenommen der An­trag Heymann und der zweite Antrag Schick. Nach dem Antrag Eisele-Heymann stellt sich die Kammer grundsätzlich auf den Standpunkt, daß die Kosten der Volksschule auf den Staat zu übernehmen sind. Sie ersucht ferner die Regierung, nach einem Ein­treten des Beharrungszustandes in der Besoldungs­reform die schrittweise Durchführung der persönlichen

Volksschullasten auf den Staat einzuleiten und weiter für die Unterstützung stark belasteter Gemeinden bei Volksschulneubauten größere Mittel als bisher im Etat einzusetzen. Nach dem Antrag des Ausschusses wird die Regierung ersucht, die Grundsätze für die Verwilligung von Staatsbeiträgen an bedürftige Ge­meinden zu den Gehalten und Belohnungen der Volksschullehrer in einer Beilage zum Etat zu ver­abschieden.

Stuttgart. 20. Juni. Die Zweite Kammer behandelte zu Beginn ihrer heutigen Sitzung zunächst die Frage der Verrechnung und Tilgung der allge­meinen Staatsschuld und der Eisenbahn­schuld. Bei der Abstimmung wurde ein von der Volkspartei unterstützter Antrag der Deutschen Partei auf Verbesserungen abgelehnt, sodaß es bei dem seitherigen Zustand bleiben wird. Es wurde dann in die Beratung von Anträgen des volkswirtschaft- schaftlichen Ausschusses zu verschiedenen Eingaben eingetreten und zunächst die Bitte der Siadtgemeinde Bönnigheim um Erbauung einer elektrischen Straßenbahn von Kirchheim a. N. über Hohen­stein nach Bönnigheim behandelt. Dazu wurde ein Antrag des Abg. Wieland, mit Rücksicht auf den großen Güterverkehr eine elektrische Straßenbahn zu erstellen, angenommen. Es folgte dann die Beratung der Bitte des Eisenbahnkomitees Nürtingen-Tübingen und der Bezirksräte um Erbauung einer Neckar­talbahn von Nürtingen nach Tübingen. Be­richterstatter war der Abg. Wieland (Natt.), der die Anträge des volkswirtschaftlichen Ausschusses be­gründete, wonach die Eingabe wegen Erbauung einer Neckartalbahn NürtingenKirchentellinsfurt der Re­gierung zur Berücksichtigung überwiesen und die zu dem Bahnbauprojekt NürtingenKirchentellinsfurt eingekommenen Nebeneingaben der Stadtgemeinde Reutlingen und des Bahnbaukomitees UrachMün- singen für erledigt erklärt werden. Nach längerer Debatte wurden die Ausschußanträge angenommen.

Stuttgart, 20. Juni. Ueber den Stand der Landtagsarbeiten wird dem Staatsanzeiger aus Kreisen der Ersten Kammer u. a. geschrieben: Der größten Anstrengung der Ausschüsse der Ersten Kammer, an die die Beschlüsse des anderen Hauses zu den Denkschriften betr. die Vereinfachung der Staatsverwaltung, betr. die Unterhaltung der höheren Schulen, betr. die Uebernahme der Volksschullasten auf den Staat ferner betr. der Zulagen und Neben­bezüge der Beamten und Lehrer verwiesen sind, wird es bedürfen, um die Berichte so zeitig erstatten zu können, daß die Plenarberatungen der Ersten Kammer hierüber in der letzten Juniwoche beginnen können. Außerdem wird die Erste Kammer je nach den Be­schlüssen der Zweiten Kammer über die Frage der rechnerischen Ausscheidung der Staatsschuld auch diese Frage nochmals in Beratung zu nehmen haben. Ob und inwieweit schließlich auch die noch bei den Land­ständen vorliegenden Eingaben, darunter alle die Erbauung von Eisenbahnen und das Submissions­wesen betreffenden, werden erledigt werden können, wird in erster Linie von dem Stand der Arbeiten der Zweiten Kammer und dem Eingang bei der Ersten Kammer abhängen.

Stuttgart, 20. Juni. Generalleutnant z. D. Eugen v. Greifs, der seit 1902 Präsident des Württ. Kriegerbundes war, und erst am letzten Sonntag bei der Göppinger Tagung zum Ehrenmitglied des Kriegerbundes ernannt wurde, ist gestern nachmittag während einer Automobilfahrt vom Schwarzwald nach Stuttgart gestorben. Exzellenz v. Greifs hat ein Alter von 68 Jahren erreicht.

Stuttgart. 19. Juni. Wie verlautet, ist Regierungsdirektor Dr. v. Hieber bereits im April ds. Js. als gemeinsamer Kandidat der Deutschen Partei und Volkspartei für Welzheim aufgestellt worden und soll die Kandidatur auch angenommen haben. Die öffentliche Aufstellung durch die Par­tei wird nicht vor der Bekanntgabe des Wahlab­kommens zwischen Nationalliberalen und Volkspartei erfolgen. Bekanntlich ist Herr v. Hieber auch dieser Tage zum Ehrenbürger der Stadt Welzheim er­nannt worden.

Die Einfuhr von Schlachtvieh aus Oesterreich nach Württemberg ist wieder ge­stattet. Die Maul- und Klauenseuche ist in Oester­reich so weit zurückgegangen, daß nach einer Be­kanntmachung des Ministeriums des Innern die Einfuhr von Schlachtrindern und Schlachtschafen in die öffentlichen Schlachthäuser zu Stuttgart, Eßlingen, Heilbronn und Ulm unter der Bedingung der Mini- sterialverfügung vom April 1906 bis auf weiteres wieder gestattet ist.

Stuttgart, 20. Juni. Das Maximum der Temperatur des gestrigen Tages war 29,0, das

Minimum 14.6 Grad; es war der sechste Sommertag in diesem Jahre. Heute Donnerstag früh 7.30 Uhr wurden schon wieder 20,6 Grad gemessen.

Friedrichshafen, 20. Juni. Oberingenieur Kober führte mit zwei Begleitern gestern nachmittag mit seinem Flugapparat über dem Bodensee eine Probefahrt aus, die als wohlgrlungen bezeichnet werden muß. Der Flieger war in ziemlicher Höhe über dem See, ging herab auf die Wasserfläche, stieg wieder auf und schritt dann nach längerer Fahrt zur Landung.

Friedrichshafen, 20. Juni. Der frühere Mitarbeiter des Grafen Zeppelin, Oberingenier Kober, hat in der letzten Zeit bekanntlich erfolg­reiche Versuche mit einem Wasserflugzeug auf dem Bodensee angestellt. Zur Verwertung dieser Erfindung ist jetzt eine Flugzeugbau Friedrichshafen G. m. b. H. mit einem Kapital von ^ 372 000 gegründet worden. Gegenstand des Unternehmens sind der Bau, Verkauf und Betrieb von Flugzeugen. Vorsitzende des Aufsichsrats sind Generaldirektor Rudolf Chillingworth Nürnberg und Graf Zeppelin.

Kirchheim a. N., 20. Juni. Am 15. Juni wurde der Hauptgewinn der Roten Kreuz Lotterie mit 40000 ^ an den glücklichen Ge­winner Ehr. Volk in Erligheim ausbezahlt. Der Gewinner hat auch den Lotteriekollekteur Friseur Ehr. Hartmann bedacht, indem er ihm den schönen Betrag von 2000 zukommen ließ.

Schömberg O/A. Freudenstadt. 19. Juni. (Ein Pfarrer aus Palästina.) Die hiesige Psarr- stelle wurde dem Pfarrer Wilhelm Zeller in Jaffa übertragen. Zeller, ein geborener Marburger, be­kleidete das Pfarramt in Jaffa seit sechs Jahren.

Aulendorf, 18. Juni. Heute nacht wurde dem Bauern Brauchte ein Pferd (10 jährige Rapp- ftute, 1,68 m groß, hinten weiße Fesseln. Wert ca. 800 o^ü) aus dem Stalle gestohlen, dazu ein gelbes Chaisenwägelchen, ein Pferdgeschirr und eine neue Peitsche. Der Spitzbube ist recht nobel abgefahren. Seine Ermittlung ist trotz eifriger Nachforschungen noch nicht gelungen.

Slus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Seine Majestät der König hat den Ober- amtsrichter Doderer in Neuenbürg seinem An­suchen gemäß an das Amtsgericht Göppingen und den Oberamtsrichter Abel in Balingen mit seinem Einverständnis an das Amtsgericht Neuenbürg versetzt.

-j- Neuenbürg, 21. Juni. Mit dem morgigen Tage beginnt das Schützenfest des Schwarz­wälder Zimmerschützen-Gauverbandes in unserer Stadt. Das Schützenmeisteramt chat alles aufgeboten, um seinen l. Schützenbrüdern und Gästen von nah und fern einen angenehmen Aufenthalt zu verschaffen. Reichhaltig sind die Ehrengaben (z. Zt. ausgestellt in der C. Meeh'schen Buchhandlung) ein- gegangen und manche Spende ist noch in Aussicht, so daß ein heißer Kampf um all die schönen Gaben sich einstellen wird. Auch den Nicht-Schützen ist Gelegenheit geboten, dem Feste zu huldigen, da eine Preisschießhalle nebst Karussel, Schiffsschaukel, Pa­norama und Waffelbäckerei auf dem Festplatze aus­gestellt sind. Am Montag nachmittag findet alsdann zum Schluß eine allgemeine Volksbelustigung mit Scheibenschießen statt, wozu das Schützenmeisteramt insbesondere die Einwohner von Stadt und Umgeb­ung einladet.

Neuenbürg, 20. Juni. Dem gestrigen Sommer­tag folgte heute Nacht um 1 Uhr ein heftiges Ge­witter mit Blitz- und Donnerschlägen. Eine halbe Stunde später ergoß sich noch ein sehr reichlicher Regen. Eine Abkühlung der Temperatur brachten diese Niederschläge nicht; heute ist es wieder gewitter­schwül. Unter diesem fortgesetzt gewitterhaften Wetter leidet sehr die jetzt im Gang befindliche Heu­ernte. Es ist den ganzen Monat Juni hindurch ein Wetter, genau wie im Juni 1911.

Neuenbürg, 21. Juni. (Sommeranfang.) Am heutigen Tag, 8 Uhr abends, tritt die Sonne aus dem Zeichen der Zwillinge in das des Krebses, und das bedeutet den kalendermäßigen Anfang des Sommers. Wir haben den längsten Tag des Jahres, die Sonne hat ihren höchsten Stand erreicht und beginnt nach kurzem Stillstand sich wieder abwärts zu wenden.

K. Kurtheater Wildbad. Nächsten Sonn­tag findet im Kgl. Kurtheater Wildbad die erste Wiederholung der TragödieEine Ehe" von Carl M. Jawby statt. Jawby hat mit diesem neuen Drama, das bei seiner Erstaufführung in Wildbad einen großen Erfolg erlebte, allen Freunden guter dramatischer Kost eine Ueberraschung bereitet, indem