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88 .

Neuenbürg, Freitag den 21. Juni 1912.

7V. Jahrgang.

Rundschau.

Die Ansiedlungskommission hat eins der größten Rittergüter des Kreises Strasburg (West­preußen), das 4000 Morgen große Gut Swierzyn für den Preis von 1800 000 von dem bis­herigen Besitzer Herrn Schwanke erworben und be­absichtigt, es in etwa 80 Ansiedlerstellen aufzuteilen.

Ko bürg, 19. Juni. Im Herzogtum Koburg haben gestern die Wahlen für den Landtag statt­gefunden und das überraschende Resultat ergeben, daß die bürgerlichen Kandidaten sämtlich gewählt wurden, und die Sozialdemokratie ihren einzigen Sitz verlor.

Gotha, 19. Juni. Nach den neuesten Meld­ungen wurden bei den gestrigen Landtagswahlen im Herzogtum Gotha gewählt: Sechs rechtsstehende, zwei Nationalliberale, zwei Freisinnige und neun Sozialdemokraten.

Karlsruhe, 19. Juni. Ein Sonderzug brachte gestern die Mitglieder beider Kammern des bad. Landtags nach Oetigheim, wo die Abgeordneten, einer Einladung der Spielleitung folgend, der Auf­führung des neuen Volksfestspiels Elmar. Falk vom Habichtshofe anwohnten. Außer den Kammermit­gliedern waren auch die Minister v. Bodman und Dr. Rheinboldt, eine Anzahl anderer hoher Be­amter, Vertreter der Presse usw. erschienen.

Prinz Ludwig von Bayern, der Thron­folger, pflegt bekanntlich von Zeit zu Zeit mit mehr oder weniger bemerkenswerten rednerischen Kund­gebungen vor die Oeffentlichkeit zu treten. So hat er denn auch beim Festmahl, das sich der am letzten Sonntag in Bamberg abgehaltenen Tagung des bayrischen Kanalvereins anschloß, eine immerhin interessante Rede gehalten. In ihr bezeichnet« er die Förderung der Großindustrie als bestes Mittel zum Vorwärtskommen der bayrischen Volkswirt­schaft und führte weiter aus. wie es die Aufgabe des bayrischen Kanalvereins sein müsse, die Indu­strie des engeren Vaterlandes zu fördern. Schließ­lich gab der Redner dem Wunsche Ausdruck, daß es ihm beschieden sein möchte, den Anschluß Bayerns an die Werra und die Weser, als die kürzeste Ver­bindung mit dem Norden, noch zu erleben.

Brüssel, 19. Juni. Das belgische Komitee für die Jahrhundertfeier der Schlacht bei Waterloo hat gestern auf dem Schlachtfeld eine Gedenkfeier veranstaltet. Das Komitee legte am Preußendenkmal einen Kranz nieder, und sein Vorsitzender, General a. D. Baron v. Herrsch, gedachte in einigen Worten der Tapferkeit der preußischen Soldaten. In einem Telegramm gab er dem Kaiser Kenntnis von der Gedenkfeier vor dem Denkmal. Der deutsche Ve­teranenverein, der deutsche Osfizierverein und der Attaches der deutschen Botschaft, Major Renner, wohnten der schlichten Feier bei.

Einen Angriff auf den englischen Pre­mierminister Asquith machte bei dem offi­ziellen Empfang im indischen Amt aus Anlaß des Geburtstages des Königs eine Anhängen» des Frauenstimmrechts. Als sie dem Premierminister vorgestellt wurde, versuchte sie plötzlich, die Epau- letten seiner Uniform herunterzureißen. Sie wurde unter heftigem Widerstand aus dem Saale befördert. Einige Minuten später mußte ein junger Mann, der ebenfalls den Premierminister belästigt hatte, ge­waltsam aus dem Saale entfernt werden.

London, 20. Juni. Als gestern nachmittag Lloyd Georges in der Caxtonhall einen National­bazar eröffnet hatte, wurde er von Suffragettes über­fallen und zur Tür hinausgestoßen. Sie versuchten ihm den Hut einzutreiben. Die Saaldiener mußten den Minister aus den Händen der Megären befreien.

Die imJuli bevorstehenden englischen Flotten­manöver sollen die größten Manöver werden, welche jemals von der englischen Flotte abgehalten worden smd. Die Mobilisation findet gutem Vernehmen

nach am 2. Juli in Plymouth statt. Am 9. Juli wird die gesamte Manöverflotte in Spilhead ver­einigt sein, wo sie von einer Anzahl Parlaments­mitglieder besichtigt werden wird. Alsdann beginnen die Manöver, bei denen die feindlichen Parteien als einerote" und eineblaue" Flotte gegen einander operieren.

London. 19. Juni. Der Korrespondent der Daily Expreß telegraphiert aus Rom: Italien hat in eine Konferenz zur Beendigung des Krieges mit der Türkei eingewilligt, wenn die Türkei geneigt sein solle, daß sobald wie möglich ein Waffenstillstand geschloffen wird.

Rom, 19 Juni. Es wird versichert, daß die Ankunft des neuen russischen Botschafters beim Quirinal der Ausgangspunkt einer energischen Aktion Rußlands in Gemeinschaft mit England und Frankreich sein wird, um dem italienisch-türk­ischen Kriege ein Ende zu bereiten.

Berlin, 19. Juni. Die Verkehrseinnahmen der deutschen Eisenbahnen im Mai 1912 betragen nach der im Reichseisenbahnamt aufgestellten Ueber- sicht im Personenverkehr 82 747 232 Mk., gegenüber dem Vorjahre mehr 15 996 136. im Güterverkehr 160978115 Mk. (plus 7 990092 Mk.).

Berlin, 20. Juni. In der gestrigen Sitzung der Charlottenburger Stadtverordnetenversammlung wurde über den Antrag des Magistrats verhandelt, 20 000 für die Nationale Flugspende zu bewilligen. Es kam zu einer lebhaften Aussprache, in deren Verlauf sich die Sozialdemokraten und viele Liberale gegen die Bewilligung aussprachen, weil es sich um keine kommunale Ausgabe handle. Die Stadt habe wichtigere sozialpolitische Aufgaben zu lösen und ihr Geld dazu dringend nötig. Nachdem die Vor­lage vom Magistratstisch warm befürwortet worden war, wurden die 20 000 ^ mit zwei Stimmen Mehrheit bewilligt.

Berlin, 20. Juni. Der gestern zu seiner 35. Tagung in Trier zusammengetretene Deutsche Fleischerverband nahm eine Resolution an, in der es heißt: Der Deutsche Fleischerverband steht nach wie vor auf dem Standpunkt, daß zur Behebung der zurzeit außerordentlichen und einer Krise nahe­kommenden Vieh- und Fleischteuerung eine Vermehrung der inländischen Viehproduktion erforderlich ist. Hierzu ist notwendig: eine billigere Futtermitteleinfuhr, eine vermehrte und erleichterte Einfuhr des Zucht- und Mastviehs, eine Verminderung der viehlosen Wirt­schaften und eine Ermäßigung der Viehzölle. Der Deutsche Fleischerverband sieht in der Vermehrung der Fleischeinfuhr keine geeignete Maßnahme, die Fleischversorgung zu verbessern, sondern steht auf dem Standpunkt, daß einzig und allein in der ge­nügenden Beschaffung lebenden Viehs eine Gesundung der Verhältnisse erreicht werden kann.

Dresden, 19. Juni. Ein Dresdener Bürger, der seinen Namen vorläufig nicht genannt wissen will, hat sich bereit erklärt, eine Million zur Er­richtung einer Universität in Dresden zu stiften. Auch von verschiedenen anderen Seiten hat man sich bereit erklärt, größere oder kleinere Beträge zu diesem Zweck herzugeben.

Kiel, 19. Juni. Eine ganz vorzügliche Leistung vollbrachte heute der Flieger Caspar auf einer Taube". Er erreichte eine Höhe von 3250 Meter. Hirth vollführte heute noch einen zweiten Höhen­flug ohne Passagier und erreichte dabei 2900 Meter Höhe. Beide Flieger wurden bei ihrer Landung vom Publikum mit jubelndem Beifall begrüßt.

Leipzig, 20. Juni. Ein schweres Eisenbahn­unglück, bei dem 7 Personen getötet und 4 schwer verletzt wurden, ereignete sich gestern abend in un­mittelbarer Nähe von Leipzig. Der um 6 Uhr 25 Minuten aus Borna abgehende und gegen 8 Uhr auf dem Thüringer Bahnhof eintreffende Personen­zug stieß bei Gaschwitz mit einem aus Leipzig aus­fahrenden Personenzug zusammen. Das Unglück

wurde dadurch verschuldet, daß der von Borna kom­mende Zug das Haltesignal überfuhr. Die ersten Wagen der beiden Züge bildeten mit den Lokomo­tiven ein unentwirrbares Durcheinander. Unter den Toten befindet sich auch der Zugführer des Bornaer Zuges. Bis 10 Uhr abends wurden 5 Tote und 4 Schwerverletzte aus den Trümmern hervorgezogen, ferner 24 leichter Verletzte, die alle mit einem Spezialzuge nach Leipzig gebracht wurden. Die Rettungsarbeiten wurden die ganze Nacht hindurch bei Fackelbeleuchtung fortgesetzt. Von den Schwer­verletzten starben noch zwei. Die Verunglückten sind meist Arbeitsleute aus Leipzig.

Villingen. 17. Juni. Der hiesige Gastwirte­verein und die Kurhausbesitzer der Umgebung haben dem Gemeinderat einen Protest vorgelegl, welcher sich gegen die Umwandlung des HotelsKirneck" in ein Erholungsheim der Pforzheimer Ortskranken- kasse wendet. Die Gastwirte glauben, eine wesentliche Schädigung der Fremdenindustrie befürchten zu müssen.

Bühl (Kreis Gebweiler), 19. Juni. In der hiesigen Spinnerei von Rogelet stürzte heute ein im ersten Stock gelegener Arbeitssaal (der Stück- putzereisaal) plötzlich ein, und infolge der dadurch hervorgerufenen Erschütterung stürzte auch der darunter gelegene Saal ein. Eine Frau wurde sofort als Leiche aus den Trümmern gezogen, von den übrigen 30 bis 40 Arbeiterinnen sind einige leicht, einige schwer verletzt. Es wurden vier Personen gelötet, zwei Männer und zwei Frauen. Die Zahl der Verletzten betragen 16.

Gaggenau, 18. Juni. Der Maschinenführer Lohrer aus Scheuern,Uder vorgestern abend mit seinem Fahrrad auf ein Automobil auffuhr und schwer verletzt wurde, ist im Spital zu Gernsbach gestorben. Dem ebenfalls verunglückten Radfahrer Kugel geht es besser. Wie man hört, wurde der Zusammenstoß dadurch herbeigeführt, daß der Chauf­feur an der scharfen Kurve, an welcher das Unglück passierte, kein Signal gab. Der Chauffeur wurde verhaftet.

Pirmasens, 20. Juni. Auf das Lastauto­mobil einer auswärtigen Brauerei, das unbeaufsichtigt auf der Straße stand, kletterte ein 10 Jahre alter Knabe und machte sich so lange an den Hebeln zu schaffen, bis sich das Auto plötzlich in Bewegung setzte. Die 45 Jahre alte verheiratete Frau Reil von hier wurde von dem Wagen erfaßt, eine Strecke geschleift und überfahren. Sie mußte sofort ins Krankenhaus gebracht werden, starb aber bereits aus dem Wege dorthin. Das Auto wurde dann gegen eine Mauer geschleudert und zertrümmert. Der Knabe kam mit dem Schrecken davon.

Wien. Um sich in den alleinigen Besitz einer Erbschaft zu fetzen, ermordeten die Brüder Szellong in einer nahe bei Krakau gelegenen Ortschaft ihre Mutter und ihre beiden Schwestern. Sie wurden verhaftet und haben die Tat eingestanden.

Paris, 19. Juni. In der Rue de la Roquette rannte ein Kraftauto, das einem entgegenkommenden Lieferungsauto einer großen Firma ausweichen wollte, in einen Laden hinein. 8 Insassen des Autos wurden schwer verletzt. Zwei sind bereits ihren Verletzungen erlegen.

In Namur in Belgien hat sich ein schreckliches Unglück zugeiragen. Der Fabrikant Bri 0 t hatte den Abend in der Stadt Ciney mit seiner Frau und seinem 4jährigen Söhnchen verbracht und befand sich in seinem Auto aus dem Heimweg nach seinem Wohnort Leignon. Beim Passieren eines Bahnüber­ganges wurde das Auto von einem Güterzug erfaßt und in Stücke zerschmettert. Als der Zug passiert war. bot sich ein schrecklicher Anblick dar. Die Gattin Briots war sörmlicb in Stücke gehackt, die auf dem Gleis entlang zerstreut waren. Dem vier­jährigen Knaben war der Schädel eingedrückt und das linke Auge ausgerisfen. Er starb wenige Stun­den später. Nur der Inhaber des Automobils, der