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^ 97.
Neuenbürg, Mittwoch den 19. Juni 1912.
7V. Jahrgang.
Run-schau.
Berlin, 17. Juni. Die „Nordd. Allgem. Zig." schreibt: Wie jetzt bekannt gegeben wird, wird der Kaiser mit dem Zaren in den ersten Tagen des Juli in den finnischen Schären Zusammentreffen. In Begleitung des Kaisers wird sich der Reichskanzler befinden.
Berlin, 18. Juni. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Der Reichskanzler empfing gestern Nachmittag den Besuch des japanischen Botschafters Songhimoura. — Der Staatssekretär des Auswärtigen v. Kiderlen-Wächter hat Berlin auf Urlaub verlassen.
London. 18. Juni. Botschafter Frhr. Marschall v. Bieberstein ist mit seiner Gemahlin hier eingetroffen und von den Mitgliedern der Botschaft und des Konsulats empfangen worden.
Im ungarischen Parlament sind nun die Wehrvorlagen glücklich unter Dach und Fach gekommen. Denn Ende voriger Woche sind sie nach dem Abgeordnetenhaus nun auch vom Magnatenhause angenommen worden. Das Toben der Oppositionspartei im ungarischen Abgeordnetenhause hat also doch nichts genützt, sie ist jetzt doch zustande gekommen; hoffentlich finden sich die Oppositionsparteien mit dieser Tatsache ab. Gleichfalls Ende voriger Woche hat auch der Wehrausschuß des österreichischen Abgeordnetenhauses den Wehrvorlagen zugestimmt; ihre Beratung im Plenum des Abgeordnetenhauses dürfte sich ebenfalls glatt und rasch abwickeln.
Die Italiener haben auf dem tripolitan- ischen Kriegsschauplätze eine neue Aktion ins Werk gesetzt. Am Sonntag früh besetzte eine italienische Truppenabteilung, bestehend aus Landtruppen und einem Bataillon Matrosen, unter General Fara eine Höhe im Süden von Buschaifa. Das Geschützfeuer des Panzerschiffes „Re Umberto" vertrieb die türkischen und arabischen Streitkräfte, welche sich der Landung der Italiener widersetzen wollten. Schließlich besetzten die Italiener auch Buschaifa selbst, wo sich ein Heiligtum der tripslitanischen Moslims befindet.
Konstantinopel, 18. Juni. Bei Derna stieg gestern ein italienischer Aeroplan auf und warf Bomben in das türkische Lager, die jedoch keinen Schaden anrichteten. Der Aeroplan wurde von einem Schrapnell getroffen und stürzte herab.
New-Dork, 17. Juni. Meldungen aus Mexiko zufolge besiegten die Bundestruppen Za- pata in zweitägiger Schlacht in Morelos. 300 Ausständische sind gefallen. Zapata selbst wurde verwundet. Es wird angenommen, daß die Revolution nunmehr überwunden ist.
Der geplante nationale Streik der englischen Hafen- und Transportarbeiter gilt nach einer neueren Londoner Meldung als mißlungen. Unter den Streikenden herrscht großeNot und Niedergeschl agenheit.
Eine schwere Eisenbahnkatastrophe hat sich am letzten Sonntag früh in Schweden, bei der Eisenbahnstation Malmstätt oder Malmlätt, zugetragen. Der Cxpreßzug Stockholm—Malmö stieß infolge falscher Weichenstellung bei genannter Station mit einem Güterzug zusammen, wobei 21 Personen sofort getötet und 16 schwer verletzt wurden. Verschiedene der letzteren dürften wohl kaum mit dem Leben davonkommen. Es ist eine strenge Untersuchung eingeleitet worden, der Führer des Expreßzuges erscheint durch die Aussage von Augenzeugen schwer belastet.
Eine schwere Katastrophe anderer Art hat sich an gleichem Tage in Rußland ereignet. In Pyo- krowski bei Saratow stürzte eine Knochenfabrik ein, wobei 70 Personen getötet wurden.
Paris, 18. Juni. Das Lenkluftschiff „Conto" hat eine Höhe von 3025 Meter erreicht und damit den Höhenrekord geschlagen.
Württemberg.
Stuttgart, 17. Juni. Heute nachmittag 12.20 Uhr trafen in Bebenhausen der bayerische Ministerpräsident Frhr. v. Hertling und der bayerische Gesandte Graf v. Moy im kgl. Automobil von Stuttgart hier ein. Um ffsl Uhr stellte sich der Ministerpräsident dem König und sodann der Königin vor. Inzwischen war auch Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker im Automobil von Stuttgart eingetroffen. Um 1 Uhr begann die Frühstückstafel, an der das Gefolge, die beiden Ministerpräsidenten und der bayerische Gesandte teilnahmen. Heute abend findet im bayerischen Gesandtschaftshotel eine Abendtafel statt, zu der sämtliche württembergische Minister und die hiesigen Gesandten fremder Staaten geladen sind. — Der König hat Frhrn. v. Hertling das Groß kreuz des Ordens der württembergischen Krone verliehen.
Stuttgart, 18. Juni. In der heutigen Nachmittagssitzung erledigte die Zweite Kammer ohne Debatte die zweite Beratung des Gesetzentwurfs betr. den 4. Nachtrag zum Finanzgesetz (Gewährung von Zulagen an Lehrer an Rettungs- und verwandten Anstalten) nach den Ausschußanträgen. Bei der weiteren Beratung des Gesetzentwurfs über das Ausführungsgesetz zur Reichsversicherungsord- nung beharrte die Kammer im wesentlichen auf ihren früheren Beschlüssen und beschloß, das für Württemberg errichtete Landesversicherungsamt bestehen zu lassen, an Stelle der seitherigen 5 Schiedsgerichte für Arbeiterversicherung 4 Oberversicherungs- ämter zu errichten und die Oberversicherungsämter als selbständige Aemter einzurichten und sie nicht an die Kreisregierungen anzugliedern. In der Gesamtabstimmung wurde hierauf der Gesetzentwurf gegen die Stimmen der Volkspartei angenommen. Dann wurde in die zweite Beratung des Gesetzentwurfs betreffend Aenderung der Nummer 94 des Sporteltarifs eingetreten, der mit einigen unwesentlichen redaktionellen Aenderungen nach den Ausschußanträgen genehmigt wurde. Das Gesetz tritt mit Rückwirkung vom 20. August 1911 an mit der Maßgabe in Kraft, daß Rückerstattungen im Betrag unter 20 Mk. unterbleiben. Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Keil (Soz.). Haußmann (Vp.) und Häffner (Natl.) sowie des Finanzministers wurde ein Antrag Keil vom Hause einstimmig angenommen. in dem die Regierung ersucht wird, die mit der Sportelansetzung beauftragten Behörden anzuweisen, bei den Tarifnummern mit Rahmensätzen in weitergehendem Maß als bisher auf die Vermögens- und Einkommensteuerverhältnisse der Steuerpflichtigen Rücksicht zu nehmen. In der Schlußabstimmung wurde sodann der ganze Gesetzentwurf angenommen. — Hierauf wurde die Weiterberatung der Denkschrift betr. die Uebernahme der Volksschullasten auf den Staat fortgesetzt, wozu eine Reihe von Rednern von der letzten Sitzung her vorgemerkt waren.
Stuttgart, 17. Juni. Der Württ. Tier» schutzverein beging heute ohne jede Feierlichkeit im engsten Kreise das Jubiläum seines 50jährigen Bestehens. Der Verein zählt 5000 Mitglieder.
Göppingen, 16. Juni. Die Stadt und die Göppinger Kampfgenossenschast haben gehalten, was sie versprachen, und ließen den Angehörigen des Württ. Kriegerbundes eine überaus freundliche und herzliche Aufnahme zuteil werden. Der Himmel hielt sogar noch mehr, als er in den letzten Tagen erhoffen ließ, und machte den Wetterpropheten, die noch gestern abend keinen Glauben fanden, alle Ehre: Das Wetter war schön! Gestern abend fand das von über tausend Personen besuchte, von warmem Patriotismus beseelte Festbankett im Schockenseesaal statt, das durch Trinksprüche, sowie durch Gesangsvorträge des Liederkranzes. Jnstrumentalkonzert rc. ausgefüllt wurde. Heute früh wurde die Vertreter
versammlung abgehalten, die der zweite Vorsitzende des Bundes. Baurat Dobel, eröffnete. indem er des Präsidentenwechsels gedachte, Exzellenz v. Greifs Worte der Anerkennung für seine langjährige ersprießliche Tätigkeit als Vorsitzender des Bundes widmete und den neuen Präsidenten, Generalleutnant z. D. Frhrn. v. Hügel, mit herzlichen Begleitworten vorstellte. Frhr. v. Hügel übernahm den Vorsitz und versprach seine ganze Kraft einzusetzen für die gute Sache des Bundes und für jedes einzelne Mitglied. Der Vorsitzende begrüßte noch besonders die Vertreter der auswärtigen Verbände, ferner den Minister des Innern v. Pischek, dem er für sein Interesse dankte, und den Vertreter des Kriegsministeriums Oberst v. Schröder und gedachte alsdann mit herzlichen Worten des Rücktritts des früheren Präsidenten v. Greifs, dessen segensreiche Arbeit er gewissenhaft fortzusetzen bemüht sein werde. und ehrte das Andenken der seit der letzten Tagung verstorbenen Mitglieder sowie der Herzogin Wer« von Württemberg, die sich um das Zustandekommen des Champigny- denkmals besonders verdient gemacht habe. Der Bund habe auch in seiner letzten Geschäftsperiode erhebliche Fortschritte hinsichtlich der Zunahme an Mitgliedern sowohl wie in der Ausgestaltung seiner Unterstützungseinrichtungen gemacht. Der Bund zählt jetzt 10 Ehrenmitglieder, 468 Einzelmirglieder, 1907 Vereine, 116 000 aktive und 18 300 passive Mitglieder. Mit einem begeistert aufgenommeuen Kaiserhoch erklärte der Vorsitzende den Bundestag für eröffnet. Nachdem noch Oberjustizrat Windisch für den Kyffhäuserbund gesprochen hatte, gab der Vorsitzende die vom König verliehenen Auszeichnungen aus Anlaß des Bundestages bekannt, unter anderem die Verleihung des Ritterkreuzes I. Klasse an den Fabrikanten Stephan Schaible in Nagold und des Ritterkreuzes II. Klasse des Friedrichordens an den Sägwerkbesitzer Wagner in Ernstmühl. Frhr. v. Hügel dankte namens der Ausgezeichneten und widmete dem König ein dreifaches Hurrah, das brausend widerhallte. Der zurückgetretene Vorsitzende des Bundes, Exzellenz v. Greifs, wurde zum aktiven Ehrenmitglied ernannt. Acht Mitglieder erhielten die Ehrenurkunde für 25 jährige Zugehörigkeit zum Bunde. Telegramme wurden abgesandt an den Kaiser, den König und die Königin mit dem Ausdruck unwandelbarer Treue. Die allgemeinen Geschäfte fanden eine glatte Erledigung. Die Hauptaufgabe sah das Präsidium bei dieser Tagung in der Grundlage zur Gründung einer Bundessterbekasse, insbesondere deshalb, weil etwa 50 000 Mitglieder keiner Bezirkskasse teilhaftig sind und zudem den Bezirkskaffen eine schwerwiegende staatliche Kontrolle auferlegt werden soll. Nach einer sehr ausführlichen Debatte, in der in der Hauptsache die Einrichtung befürwortet wurde, gelangte gegen 25 Stimmen der Antrag des Präsidiums zur Annahme, wonach das geschäftsführende Präsidium beauftragt wird, eine allgemeine Sterbekasse des Verbandes auf technisch und rechtlich gesicherter Grundlage als einen selbständigen Versicherungsverem auf Gegenseitigkeit zu gründen. Nach den Berichten über die Jugendpflege, Rekrutenfürsorge und Reservistengewinnung wurde ein Antrag einstimmig angenommen, der für diese Zwecke statt der bisher geleisteten 400 bis zu 2000 ^ jährlich zur Verfügung stellt. Die Jungdeutschlandbewegung wurde lebhaft begrüßt. Als Ort der nächsten Tagung im Jahre 1914 wurde Reutlingen bestimmt. Nach Schluß der Vertreterversammlung nahm das Präsidium vor dem Rathaus den Vorbeimarsch des Festzuges ab, der sich zu einer imposanten patriotischen Kundgebung gestaltete. Die Teilnehmer brauchten genau 50 Minuten zu ihrem stramen Vorbeimarsch an der Tribüne. Nach dem Festessen, bei dem die üblichen Trinksprüche ausgebracht wurden, fanden sich die Teilnehmer auf dem Festplatze ein, der eine prächtige Ausschmückung erhallen hatte und wo bei den Klängen der Musik und manch kameradschaftlichen Wort und kräftigen