Händedruck eine gehobene Feststimmung mit gut schwäbischem Umtrunk sich entwickelte. Auch als der Wettergott gegen abend ein verdrießliches Gesicht zeigte und die Fahnen und Wimpel dem Sturm kaum standhielten, erlitt das festliche Treiben keine Einbuße. Die Krieger, die zumeist mit den Abend» zögen abreisten, nahmen eine freundliche Erinnerung mit.
Friedrichshafen, 17. Juni. Beim Entleeren der letzten Zelle des Militär-Luftschiffs 3" entstand heute abend eine Entzündung aus bis jetzt unaufgeklärter Ursache. Die Äußenhülle des Luftschiffs ist an der Spitze verbrannt; auch wurde ein Teil der Träger zerstört. Zwei Arbeiter wurden leicht verletzt. Der Schaden, den das Luftschiff nahm, ist nicht erheblich; er wird in einigen Tagen behoben sein. Die Abnahme des Luftschiffs durch die preußische Heeresverwaltung hat jetzt allerdings eine Verzögerung erfahren.
Friedrichshafen, 18. Juni. Als Ursache der gestrigen Explosion an dem Luftschiff „2. 3" ist eine Knallgasselbstentzündung beim Entleeren der letzten Gaszelle des Luftschiffs festgestellt worden. Wie die Luftschiffbau-Zeppelin-Gesellschaft mitteilt, wird das Luftschiff bis Mitte Juli wieder fahrfertig sein.
«us Stadt» Bezirk unS Umgebung.
Seine Majestät der König hat aus Anlaß des 21. Bundestages des Württ. Kriegerbundes u- a. verliehen: das Ritterkreuz erster Klaffe des Friedrichsordens dem Fabrikanten und Landtagsabgeordneten Stefan Schaible in Nagold (Bezirksobmann); das Ritterkreuz zweiter Klasse des Friedrichsordens dem stellv. Bezirksobmann, Sägereibesitzer und Oberleutnant der Landwehr a. D. Ludwig Wagner in Ecnstmühl; die Verdienstmedaille des Friedrichsordens dem stellv. Bezirksobmann. Stadtpfleger Gutbub in Wildbad und die silberne Verdienstmedaille dem Vorstand des Veteranenvereins Fr. Schwitzgäbele in Langenbrand.
§. Neuenbürg. 17. Juni. Daß im Neuenbürger Schwarzwaldverein nichts geschehe, wird wohl keines der Mitglieder sagen können, die bei den letzten drei kurz aufeinanderfolgenden Ausflügen be- I teiligt waren und wenn die Hornisgrindestürmer an dem gestrigen Sonntag, der das prächtigste Wanderwetter bot. bis gegen Abend frohlockten, daß man nach der Regenwoche keinen besseren Tag zum Marschieren hätte finden können, so hatten sie den Tag vor dem Abend gelobt, denn zum Schluß goß es noch ganz gehörig. Präzis 4 Uhr in der Frühe fuhr die wanderfrohe Schar, die, trotzdem sich keine Mitglieder von Wildbad und Höfen angeschlossen hatten, und trotz des Regenwetters am Samstag die stattliche Zahl 35 betrug, in 2 Autos von Neuenbürg ab. um in Pforzheim den Sonntags Eilzug zu erreichen, der sie rasch über Karlsruhe, Oos, Achern an das Ausgangsziel Ottenhöfen verbrachte. Wenngleich schon hier von einigen trinkfesten Mannen behauptet wurde, das Tal, in dem der bekannte Kappelrodecker wachse, dürfe man nicht ohne Stichprobe verlassen, marschierte doch das Gros mit dem Führer Hrn. Postsekrelär Lutz an der Spitze sofort der Höhe zu, um auf dem prächtigen Elsa-Weg in 2*/, Stunden den Mummelsee zu erreichen. Der Elsa-Weg, vor einigen Jahren von der Sektion Achern des Bad. Schwarzwaldvereins erbaut, ist ein Weg, wie man ihn im ganzen Schwarzwald kaum
schöner finden wird, und gereicht der Sektion Achern zu großer Ehre. Entgegen dem Programm wurde am Mummelsee kurze Vesperrast gemacht und froh ging es weiter, der höchsten Erhebung unseres nördlichen Schwarzwaldes, der 1184 m hohen Hornisgrinde zu, die kurz nach 11 Uhr erreicht wurde und von deren prächtigem neuerbautem Turm man eine umfassende Rundschau genießen durfte. Bereits um 12 Uhr war man wieder am Mummelsee, um in aussichtsreicher Randwanderung über den stimmungsvollen wildromantischen Wildsee Ruhstein zu erreichen, wo bei Gebrüder Klumpp Mittag gemacht wurde. Obwohl dieses Mittagsmahl dem Hause Klumpp Ehre machte und vorzüglich mundete, und trotzdem der Weitermarsch nach Allerheiligen »nur für rüstige Wanderer" auf dem Programm stand, wollte beinahe keiner zurückstehen; in flottem Tempo gings nach Allerheiligen; gings. es hatte bereits leichter Regen eingesetzt, zu den großartigen Wasserfällen, und nach kurzer Rast im Hotel zum Kloster, so schnell als möglich Ottenhöfen zu. denn der leichte Regen wurde in den verschiedenen Wettermänteln immer schwerer und mehr oder weniger durchtränkt rückte die Schar in Ottenhöfen ein. um sich zur langen Heimfahrt noch vorher zu stärken. Wohl ein Jeder hätte auf die, trotz Benützung von Eil- und Schnellzug, lange Eisenbahnfahrt gerne verzichtet, denn wenn man von unserem Enztale an einem Tag zur Hornisgrinde will, das nur mit Hilfe unserer Kraftwagengesellschaft ausführbar ist, wenn man von 4 Uhr morgens bis 12 Uhr nachts unterwegs ist, dann ist der Tag lang; aber etwas gesehen, etwas erlebt hat man an einem solchen Tag für sein Geld, lange Jahre wird einem die prächtige genußreiche Wanderung eine schöne Erinnerung sein und bleiben, und mit frohem Waldheil trennte man sich in Neuenbürg kurz vor 12 Uhr mit dem festen Vorsatze, bei dem nächsten Nachmittagsausflug am 21. Juli nach Unterreichenbach gewiß nicht zu fehlen, mag das Wetter sein, wie es will.
Neuenbürg, 19. Juni. Die von uns im letzten Blatt ausgesprochene Hoffnung, daß die infolge der reichlichen Niederschläge eingetretene Abkühlung nun doch bald trockenes Wetter bringen werde, hat sich prompt erfüllt. Schon am Montag nachmittag heiterte sich das Wetter in erfreulicher Weise auf und heute wieder erstmals strahlt der Himmel von frühmorgens ab von sonnigem Licht. Wir haben nun das schönste Heuweiter, das allen Anzeichen nach einige Tage Vorhalten dürfte und nun zum allgemeinen Heuet bestens ausgenützt werden wird.
Wildbad, 13. Juni. Unter dem Vorsitz des Stadtschultheißen Bätzner fand vor einigen Tagen im Rathaussaal eine aus allen Kreisen der Stadt besuchte Versammlung zum Zwecke der Gründung einer Ortsgruppe des Jungdeutschlandbundes statt. Mit begeisterten Worten legte der Vorsitzende Zweck und Ziele der Jungdeutschlandbewegung dar und forderte die Anwesenden zum Beitritt auf. Nach längeren Erörterungen wurde die Gründung einer Ortsgruppe beschlossen und zu deren Vorstand Oberreallehrer Steurer gewählt. Ausschußmitglieder sind: die Vorstände des Turnvereins, des Arbeitervereins. des Jünglingsvereins und des Fußballklubs, außerdem Stadtschultheiß Bätzner, Hofphotograph Blumenthal, Oberlehrer Eppler, Zimmermeister Kuch jr., Stadtarzt Dr. Lorenz, Hofapotheker Dr. Metzger, Bankkontrolleur Rath und Fabrikdireklor
Schnitzer gewählt. Die erste Exkursion soll am Sonntag den 23. Juni ds. Js. stattfinden.
! Wildbad, 17. Juni. Der „Chronik" wird ge- j schrieben: Am Samstag abend gegen '/,7 Uhr i wurde das Automobil der Neuenbürger Gesellschaft, i welches fahrplanmäßig um 6.10 Uhr in Herrenalb ! abfahren und 7.20 Uhr in Wildbad eintreffen soll,
! etwa 2 Kilometer oberhalb Herrenalb von einem in i gleicher Richtung vorfahrenden Privatauto angerannt. ! Der Vorderteil wurde nach rechts über die Straßen- § böschung hinaus in den moosigen Rain geschleudert, § wo sich die Räder tief eingruben. Abgesehen von § einer Handverletzung, die ein Arzt aus Herrenalb j davontrug, kamen die Passagiere mit dem Schrecken i davon, obgleich sie durch ein herabgelassenes Fenster > den Weg ins Freie suchen mußten, weil sich die Tür nicht öffnen ließ. Als Hilfe von Herrenalb kam und den Wagen wieder auf die Straße zog,
; waren einige Scheiben zertrümmert, die Maschine ^ sonst aber gut im Stand, sodaß die Reise fortge- ! gesetzt werden konnte. Leider konnte das rasende ! Auto, welches das Unheil angerichtet hatte, nicht ! festgestellt werden, denn bis jeder sich selbst aus . dem beschädigten Wagen befreit hatte, war es zu ! weit entfernt, als daß die Nummer noch hätte er- ^ kannt werden können. Auch telephonische Reklamationen führten zu keinem Ergebnis, weil bei der Entfernung vom Postamt zu viel Zeit verloren ging und der Vorsprung zu groß war. Es wurde von allen Beteiligten als eine geradezu schamlose Rücksichtslosigkeit empfunden, daß das Auto, dessen Jn- j fassen gesehen halten, was ihr Chauffeur angerichtet hatte, davonfuhr, obgleich sie am ersten in der Lage gewesen wären, für das beschädigte Auto und eventuell für Verletzte Hilfe herbeizuholen.
Leist« Nachric hten u . Telegramme
Hamburg, 18. Juni. Das Luftschiff „Viktoria Luise" kam um 4.30 Uhr in Sicht. Es näherte sich der Stadt, nahm dann seinen Weg nach der Michaelskirche und nach dem Rathause, überflog dis Alster und fuhr dann zur Luftschiffhalle in Brunsbüttel. Um 5.30 Uhr erfolgte dort glatt die Landung. Bei der langsamen, schönen Fahrt über die Stadt wurde das Luftschiff von vielen Tausenden, die auf den Straßen und Dächern sich aufhielten, mit großem Jubel begrüßt.
Essen, 19. Juni. Die Zahl der infolge des letzten Bergarbeiterstreiks wegen Streikvergehen ergangenen Urteile beträgt 710. Es wurden im ganzen 36 Jahre an Freiheitsstrafen, darunter 3 Jahre Zuchthaus und 13 000 ^ Geldstrafen verhängt.
Marseille, 19. Juni. Die Vereinigung der eingeschriebenen Seeleute hat sich gestern abend für den Generalstreik ausgesprochen.
Chicago, 19. Juni. Nachdem eine große Zahl von Delegierten die Wahl Roots oder Mac Governs unterstützt hatten, wurde Root mit 558 Stimmen zum temporären Vorsitzenden des Nationalkonvents gewählt.
Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Mee?, für den Inseratenteil: G. Conradi in Neuenbürg.
«mtliche Bekanntmachungen unS Privat-Knzeigen«
Handwerkerkurse.
Die Zentralstelle für Gewerbe und Handel beabsichtigt, in den Monaten Juli und August d. I. folgende Kurse abzuhalten:
1. Für Schneider einen Kurs im Musterzeichnen. Zuschneiden, in Materiallehre und Verarbeitung eines ganzen Anzugs, Dauer 4 Wochen;
2. für Schuhmacher einen Kurs im Maßnehmen, Musterzeichnen, Fellauszeichnen, Zuschneiden und Anfertigen ganzer Schäfte, Dauer 3 Wochen;
3. für Buchbinder Kurse:
a) im Marmorieren (Kleisterverfahren, Tunkoerfahren), Dauer 6 Tage;
b) im Hand- und Preßvergolden (einschließlich Folien- und Farbendruck), Dauer 5 Wochen;
4. für Bäcker Kurse in einfachen Garnierarbeiten, Dauer 10 Tage.
Die Kurse finden in Stuttgart statt. Kurse für Bäcker, Schneider und Schuhmacher können auch an einem auswärtigen Ort abgehalten werden, wenn daselbst geeignete Unterrichtsräume samt Heizung, Beleuchtung und Reinigung und das erforderliche Mobilar unentgeltlich zur Verfügung stehen und eine genügende Beteiligung sichergestellt ist.
Die näheren Aufnahmebedingungen sind in Nr. 24 des Gewerbeblattes ersichtlich.
Anmeldungen zur Teilnahme an den Kursen sind durch Vermittlung der Gemeindebehörde des Wohnorts oder durch Vermittlung des Vorstandes einer örtlichen gewerblichen Bereinigung bis spätestens 1. Juli 1912 an die Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart einzureichen.
Die Gemeindebehörden und die gewerblichen Vereinigungen werden ersucht, die beteiligten Handwerker auf die Kurse aufmerksam zu machen.
Stuttgart, den 4. Juni 1912. Mosthaf.
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zu erlernen, kann bei sofortiger Bezahlung eintreten. Fahrt wird vergütet. Offerte bittet man an die Exped. d. Bl. unt. L. U. 228 zu richten.
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