längerer Zeit herzleidend. Am Dienstag schoß er auf dem Anstand einen starken Bock, auf den er schon seit 10 Tageni wartete. Aus Freude hierüber vergaß er sein Lewen und wollte den Bock nach Hause tragen. Doch alsbald brach er unter ihm zusammen. Mit einem Wagen nach Hause gebracht, war es ihm wieder möglich, ohne Hilfe die Treppe zu seiner Wohnung hinaufzusteigen. Bald stellten sich abermalige Herzbeklemmungen ein und in wenigen Minuten machte ein Herzschlag seinem Leben ein Ende. Dilger, welcher vorher Forstamtmann in Langenbrand (Neuenbürg) war, hinterläßt eine Witwe und drei Kinder, denen sich die allgemeine Teilnahme zuwendet.

Asperg, 15. März. Der 15 Jahre alte Karl Siegel hat seinen Eltern 50 000 Mk. in Wert­papieren gestohlen und ist in Begleitung eines Kameraden dabei durchgegangen. Nach seinem Verbleib wird eifrig gefahndet, doch steht zu be­fürchten. daß die beiden Gutedel bereits das Ausland erreicht haben.

Backnang, 16. Juni. Fabrikant Eugen Adolfs sen. in Arco hat anläßlich der Feier seines 70. Geburtstages die Stadtgemeinde mit der reichen Schenkung von 4000 Mk. bedacht. Davon sind 1000 Mk. für den Geldgrundstock der Ortsarmen­pflege und 3000 Mk. für ein zu erstellendes Leichen­haus bestimmt.

Gärtringen OA. Herrenberg. 15. Juni. Auf dem Transport in der Eisenbahn hierher verwickelte sich dieser Tage eine hochträchtige Kalbin in ihrem Strick und würgte sich selbst so schwer, daß sie noch im Wagen gestochen werden mußte. Nachdem das Tier hier ausgeladen war. sollte es auf Veranlassung des Fleischbeschauers verscharrt werden. Als man aber am andern Morgen dazu schritt, war die Kuh verschwunden. Diebe hatten sich über Nacht billiges Fleisch verschafft. Eine zurückgelassene Tabakspfeife wird ihnen aber wohl den Braten versalzen.

Blaubeuren, 15. Juni. Bei der kürzlich in Folge eines Todesfalls vorgenommenen Jnventur- aufnahme in einem hiesigen Haus fand man in einem alten Kleiderkasten 5000 Mark in 50 Einhundert­markscheinen vor. Das Geld ist offenbar eine Reihe von Jahren hier nutzlos aufbewahrt gewesen und wird nun den lachenden Erben Freude bereiten.

Vom Bauland, 15. Juni. Anfangs der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts wanderte ein junger Mannaus einem Dorfe des Baulandes nach Amerika aus, um dort sein Glück zu suchen. Es war ihm dort auch sehr hold. Seine Eltern und nächsten Angehörigen sind inzwischen alle gestorben. Vor einigen Wochen suchte er nach 50jähriger Abwesen­heit den Geburtsort wieder auf, um dort den Rest seiner Erdentage zu verbringen. Den schlicht ge­kleideten und anscheinend in dürftigen Verhältnissen lebenden Greis wollte aber keiner seiner Verwandten kennen. Erst als man klar darüber war, daß er ein ganz bedeutendes Vermögen besitzt, kamen Ver­wandte in großer Zahl und alles begrüßte ihn als Vetter. Der Greis aber wandte sich ab. verließ die zärtlichen Verwandten und zog nach Würzburg, wo er ein einsames Leben führt und bereits manche Stiftung zu wohltätigen Zwecken gemacht hat. In die Heimatsgemeinde wird von seinem Gelde wohl wenig kommen.

Bei der Zentralvermittlungsstelle desWürtt. Obstbauvereins in Stuttgart, Ehlingerstr. IS. Tel. 7164, sind eingelaufen: Nachfragen bedeutende Mengen Kirschen, 1000 Ztr. Himbeeren von Konservenfabriken und Frühobst aller Art von hiesigen und ausländischen Füchte­handlungen. In Erdbeeren immer noch bedeutende Zufuhr, die hauptsächlichste Ernte ist aber eingeholt. Für Kirschen ist mehr Nachfrage als Angebot Die Aussichten für die übrigen Beerenobstarten, mit Ausnahme von Heidelbeeren, find gering; letztere stehen bis jetzt überall vorzüglich. Adressen von Anbietern und Abnehmern, ebenso Auskunft über Marktlage, Preise, Verpackungsmaterialien jederzeit kostenlos.

Aus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg, 17. Juni. Nach einem Erlaß des Kgl. evang. Oberschulrats ist aus eine ständige Lehrstelle in Neuenbürg der Unlerlehrer Otto Buhler in Heilbronn bestellt worden.

Neuenbürg, 17. Juni. Wenn man am Sams­tag nachmittag und am gestrigen Sonntag sich all­gemein freuen wollte, daß nun eine trockene und heitere Witterung eintreten werde, so sah man sich darin bald wieder getäuscht, denn am Sonntag nach­mittag gegen 4 Uhr erhob sich plötzlich wieder ein staubaufwirbelnder heftiger Südwestwind, der aber­mals wieder Gewitterregen brachte, die fast den ganzen Abend andauerten. Die vielen Ausflügler und Spaziergänger und, was besonders zu bedauern ist, die vielen mit dem Heueinbringen auf den Talwiesen '

beschäftigten Leute und das Heu selbst wurden ganz unverhofft durchnäßt, und am heutigen vormittag sieht es bei recht kühler Temperatur fast aus, als ob auch noch ein Landregen dazu kommen wollte. Das sind böse Aussichten auf einen guten Heuet und doch ist zu hoffen, daß auf die eingetretene Ab­kühlung nun auch wieder heiteres, trockenes Wetter folgen wird.

Wildbad, 14. Juni. Am 29. und 30. Juni ds. Js. tagt hier die Jahresversammlung des Ver­eins vaterländischer Naturkunde in Württem­berg. Das Programm sieht für 29. Juni vormittags 11 Uhr im Kursaal u. a. folgende interessante Vor­träge vor: Professor Dr. Ziegler, Vernunftäußerungen bei Tieren; Professor Eichler: Schwarzwaldflora: Dr. weä. Josenhans: Reiseeindrücke aus Java. An­meldungen als Mitglieder zu dem Verein (Jahres­beitrag 5 können noch vorher bei dem Hof­apotheker Dr. Metzger hier gemacht werden.

** Pforzheim, 16. Juni. Zu einem zwischen dem Karlsruher Pfadfinderkorps und der Pforzheimer Jugendwehr heute veranstalteten Kriegsspiel erschien auch Prinz Max von Baden, der präsumtive Thronfolger, welcher bereits um 11 Uhr in Nöttingen eintraf, die ganze Uebung bis zum Schluß mitmachte und erst gegen 3'/i Uhr die Rückreise im Auto an­trat. nachdem er allen Teilnehmern seinen Dank und seine Anerkennung ausgesprochen hatte.

Die Juni-Nummer der Blätter des Württ. Schwarzwaldvereins bringt an erster Stelle die Einladung zu Hauptversammlung und Hauptvereinsfest am 29. und 30. Juni, in Dorn­stetten. Willkommen in Dornstetten sind die Mit­glieder und Schwarzwaldsreunde; gerne läßt man sich aus dem Begrüßungsartickel des Herrn Stadt­pfarrers Ott erzählen von all dem historisch Inte­ressanten und landschaftlich Schönen, das die Fest­stadt mit Umgebung bietet. Die Sonnenfinsternis mit ihrer Wirkung auf Schwarzwalds Höhen und Seen besonders den Wildsee beschreibt äußerst inte­ressant K. Blumenthal;es sei gewesen, als schwebte der Geist Gottes über den Wassern". Den Schluß der illustrierten Nummer bilden ein Jahresbericht des Bad. Schwarzwald Vereins, die Fortsetzung der Wanderpläne für den Schwarzwald.

vermischtes

St. Georgen, 10. Juni. Eine lustige Ge­schichte vom Musikfest wird jetzt erzählt. Nicht nur Professoren sind zerstreut, sondern auch andere Sterbliche. Ereignete sich doch am Sonntag der ge­wiß seltene Fall, daß ein Trompeter aus dem Amts­bezirk Donaueschingen zum Musikfest nach St. Georgen fuhr, wo er mit seiner Musikkapelle an dem Wettstreit teilzunehmen gedachte und seine Trom­pete vergessen hatte! In dankenswerter Weise half ihm ein befreundeter Musikoerein durch Leihen eines Instrumentes aus der großen Kalamität aus. Die betreffende Musikkapelle errang übrigens doch noch einen ersten Preis in der mittleren Klaffe.

Durstqualen mexikanischer Rebellen in der Wüste. Furchtbare Einzelheiten über den Todeskampf von 600 Angehörigen des mexikanischen Rebellenheeres werden aus Mexiko berichtet. Die Aufständigen hatten sich auf der Flucht vor den sie verfolgenden Regierungstruppen in die Wüste von Mapimi gerettet. Wenige Tage darauf erreichte die Vorhut eine Kette zerklüfteter Höhenzüge, die den Weg sperrte. Die verschmachteten Soldaten fielen wie die Fliegen, schließlich kamen die von der Hitze und dem Durst geplagten Kolonnen vor einem alten verfallenen Brunnen an. Nachdem die Un­glücklichen ihren Durst gelöscht hatten, zerstörten sie, um für die Feinde die Benutzung des Brunnens unmöglich zu machen, die Pumpvorrichtnng. Aber wenige Stunden später traf eine zweite Kolonne Aufständischer, die der ersten gefolgt war, ein, und es entspann sich zwischen den durch die Durstqualen halb wahnsinnig gemachten Soldaten ein verzweifelter Kampf um das Privilegium, sich an dem Schlamm­wasser zu laben. Bald war der Brunnen mit Menschen gefüllt, die sich wie Rasende gebärdeten und die im Brunnenschacht zugrunde gingen, bevor ihnen Hilfe gebracht werden konnte. Die Ueberleb- enden rannten wie die Besessenen in die Sandwüste, wo sie unter den sengenden Strahlen der Sonne elend verschmachteten. Von den 1100 Leuten, die die erste Division gebildet, gelang es nur etwa 600 dem Tod zu entrinnen.

Eine Heirat, die 50 Millionen Mark kostete, fand in Boston statt. Die Witwe des Millionärs Garland heiratete den Ingenieur Green und mußte deshalb laut Testament ihres Gatten auf das hinter- lasfene Vermögen von 50 Mill. Mk. verzichten.

Der Diplomat als Gärtner. Von dem in jüngster Zeit vielgenannten französischen Botschafter Georges Louis in Petersburg weiß derCci de Paris" folgende Geschichte zu erzählen. Ja der Zeit, da Louis noch als Abteilungsdirektor im Mini- sterium des Auswärtigen in Paris seines Amtes waltete, widmete, wie so mancher ehrenwerte Be­amte, auch er sich in seinen Mußestunden der Gärt- nerei. Ja, er trieb die Sache so weit, daß er seiner Lieblingsbeschäftigung sogar in seinem Bureau nach­ging, in dem man überall auf Möbeln und Fenstern Blumentöpfe sah. Eines Tages trat unversehens Herr Delcasso, der damals am Quai d'Orsay herrschte, in das Bureau des Ministerialdirektors, der mit der Gießkanne in der Hand gerade damit beschäftigt war, seine Rosen. Hortensien und Orchi­deen zu begießen.Was, Teufel, damit verbringen Sie also ihre Zeit?" donnerte der Minister. Louis konnte nicht viel sagen, und Delcusss warf wütend die Tür ins Schloß. Am nächsten Tage mußte er sich dann wohl oder übel von seinen geliebten Blumentöpfen trennen, die er aber als geschickter Diplomat Frau Delcasss zum Geschenk machte.

Ein Prozeß um fünf Pfennige. Wegen eines Betrugsversuches, der sich um den Betrag von fünf Pfennigen drehte, kam es vor dem Clever Schöffengericht zur Verhandlung. Eine kleine Han­delsfrau aus Rindern, die mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen den Wochenmarkt besucht, wurde vor einiger Zeit von dem Marktmeister aufgefordert, die üblichen fünf Pfennig Standgeld zu zahlen. Die Frau erwiderte, sie habe sie schon bezahlt. Als der Beamte die Quittung verlangte, wies sie ihm kurz einen Zettel vor. Der Beamte begnügte sich aber nicht mit einem flüchtigen Hinsehen, sondern nahm der Frau den Zettel weg und entdeckte nun. daß es nicht ein auf den fraglichen Tag lautender, sondern ein älterer und daher ungültiger Schein war. Auf Grund dieses Vorkommnisses wurde die Anklage wegen versuchten Betruges erhoben. Der Gerichts­hof kam auch zu einer Verurteilung der Frau, sah den Fall aber doch mit sehr milden Augen an und verurteilte die Angeklagte zu 3 Mk. Geldstrafe.

Eine schwarz-weiße Operation. Ein ku­rioses Ergebnis hat eine Hautverpflanzungsope­ration gezeitigt, die ein Arzt in San Franziska an der Tochter des dortigen bekannten Millionärs Harisson vorgenommen hat. Miß Harisson hatte einen Automobilunfall erlitten, bei dem ihr ein großes Stück der Halshaut abgerissen worden war. Zu der durch die Verletzung notwendig gewordenen Hautübertragung bediente sich der Chirurg einer Negerin, die ihre Haut zu Markt zu tragen bereit war. Dem Einwand der Familie wegen der Haut­farbe des menschlichen Pfropfmaterials begegnete der Arzt mit der Versicherung, daß beim Neger nur die tieferliegende Schicht des Unterhautzellgewebes den schwarzen Farbstoff enthalte, nicht aber die Epidermis, die für die Verpflanzungsoperation allein in Frage kommende Oberhaut, so daß alle Befürch­tungen wegen der ästhetischen Folgen der Operation als hinfällig zu gelten haben. Unglücklicherweise hat der Arzt eine grausame Enttäuschung erfahren; denn der Hals der Patientin zeigte sich nach er­folgter Heilung im unwillkommenen Schmuck eines breiten schwarzen Halsbandes! Miß Harisson ist ob der unerwünschten und unbeabsichtigten Täto­wierung. zu der ihr die ärztlichr Kunst verholsen, begreiflicherweise in Heller Verzweiflung.

sKatheterblüte.s Professor (beim Experimentieren): Wie Sie sehen, sehen Sie jetzt nichts, und warum Sie nichts sehen, werden Sie gleich sehen."

(Auch etwas.jKennen Sie das LiedZwischen Frankreich und dem Böhmerwald?"Das Lied nicht, nur die Gegend."

Letzt« Nachrichten u. Telegramme

Hamburg, 16. Juni. Der Kaiser. Prinz und Prinzessin Eitel Friedrich und Prinzessin Viktoria Luise sind im Sonderzug heute früh um 8 Uhr mit Gefolge auf dem Dammtorbahnhof eingetroffen und haben an Bord derHohenzollern" Wohnung ge­nommen. Der erste Tag des Sommerrennens des Hamburger Rennklubs begann unter strömendem Regen, war aber trotzdem sehr besucht.

Kiel, 17. Juni. Gestern nachmittag begann der unter dem Protektorat des Prinzen Heinrich von Preußen stehende große Nordmarkenflug 1912 mit derKielerFlugwoche. Infolge des stürmischen Wettersund der starken Regengüsse begann der Auf­stieg erst in später Abendstunde. Prinz und Prinzessin