Mann, dem es (je nachdem) an Kleidern, Schuhen, an Geldmitteln fehlt, um nach dem ihm vom Arzte angeratenen Kurorte X. zu kommen. Ich werde Ihnen den armen Menschen zuschicken und bitte Sie,

ihn auch zu unterstützen".-Dieser Schwindel

macht gnte Geschäfte! Also Vorsicht! Es ist der Polizei gelungen, zwei der Burschen zu ergreifen. Einer davon hat das gleiche Manöver schon in anderen Städten ausgeführt.

Gmünd, 10. Juni. In dem auf der gestrigen 8. Jahresversammlung desschwäb. Stenographen- verbandes Gabelsberger gehaltenen Vortrag des Verbandsvorsitzenden Stadlpfarrer Dürr von Weikersheim über die erzieherische Bedeutung der Stenographie teilte der Redner in der Einleitung mit, daß im Jahre 1911 von der deutschen Schule Gabelsbergers 154 282 und von der Gesamtschule Gabelsbergers 191 704 Anfänger Stenographieunter­richt erhalten haben. Bei solchen Zahlen Unter­richteter darf man wohl die Frage nach der erzieherischen Bedeutung der Stenographie aufwerfen. Der Steno­graphieunterricht bietet nicht nur eine Bereicherung des praktischen Könnens, sondern er bedeutet auch eine rechte Kulturarbeit von erzieherischem Wert. In den 60 er Jahren des vorigen Jahrhunderts be- zeichnete ein Schuldirektor die Stenographie als Spitz- bubenschrift. Solche falsche Beurteilungen schaden heute nicht mehr soviel wie früher, da die Oeffent- lichkeit jetzt besser aufgeklärt ist über die Bedeutung der Stenographie. Den ungemein wichtigen erzieher­ischen Wert des Stenographieunterrichts erkennt man namentlich auch dann, wenn man bedenkt, daß er einem großen Teil solcher jungen Leute zuteil wird, die der Schule entwachsen sind und in den Ent­wicklungsjahren stehen. Der Stenographieunterricht stärkt die geistigen Kräfte. Er stellt Aufgaben, die erfüllt werden müssen, wenn das Ziel erreicht werden soll. Fleiß, Konzentrierung auf den Zweck, Pünkt­lichkeit und Genauigkeit, Ordnungsliebe und Spar­samkeit zeichnen den rechten Jünger Gabelsbergers aus. Ein Stenograph kann kein Schlamper sein. Der Vortrag fand großen Beifall.

Gmünd, 12. Juni. Eine Feier mit massen­haftem Fremdenbesuch und edlen Kunstgenüssen wird das 75jährige Jubiläum des Brüsseler Ge­sangvereins unserer liederfrohen Stadt bringen. Außer den hiesigen befreundeten Vereinen werden nach den bisherigen Anmeldungen ca. 65 auswärtige Vereine mit ca. 2000 Sängern am Jubelfest teil- nehmen. Bekanntlich ist mit diesem Jubiläum ein Bundessingen verbunden. Die hiefür bestimmten allgemeinen Chöre:Die Himmel rühmen" von Beethoven.Sängerwahlspruch" von Jüngst,Se­genswunsch" von Pembauer undVom Frühjohr" von Silcher, werden von 25 Vereinen und 1200 Sängern vorgetragen. 22 Vereine werden in Einzel­vorträgen ihr Können zeigen. Bei dem Festkonzert am Samstag abend wirken hervorragende Solisten mit, nämlich die Kammersängerin Frau Tester-Stutt­gart und Baritonist Stier-Zürich, außerdem die Ka­pelle des Jnf.-Regts. Nr. 127 in Stuttgart.

Freudenstadt, 11. Juni. In der Angelegen­heit des bekannten Schulprozesses, in dem die Klage der Stadtgemeinde gegen den Fiskus auf Stellung der Schullokale für die Mittelschule vom Oberlandesgericht Stuttgart in zweiter Instanz ab­gewiesen worden ist, hat der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung beschlossen, gegen dieses Urteil des Oberlandesgerichts Revision einzulegen. Nach einem weiteren einstimmig gefaßten Beschluß des Gemeinde­rats soll die Mittelschule aufgehoben werden, wenn die Stadtgemeinde den Prozeß endgültig verliert.

Tübingen, 13. Juni. Eine Roheit sonder­gleichen leistete sich gestern ein hiesiger Fuhrmann. Nachdem er das Publikum, das ihn wegen der Miß­handlung seiner Pferde zur Rede stellte, mit schönen fachmännischen Redensarten bedacht hatte, schlug er einem Studenten mit einem Peitschenstiel derart auf den Kopf, daß dieser bewußtlos zusammenbrach. Die Sache ist zur Anzeige gebracht.

Holzheim, 13. Juni. Ein mit Holzspalten beschäftigter Mann verließ gestern mittag für einen Augenblick den Spaltblock. Zwei seiner Enkelkinder, die ihm zusahen, spielten während der Abwesenheit mit dem Beil und versuchten sich gleichfalls im Spalten des Holzes. Dabei schlug das Brüderchen seinem Schwesterchen 2 Finger vollständig ab.

Vom Brackenheimer Bezirk, 12. Juni. Die Obstaussichten sind sehr verschieden. In den Tal­lagen sind sie gering, in den Höhenlagen dagegen sind die Fruchtansätze reichlich. Besonders voll hängen die Luiken, Goldparmänen, Taffetäpfel und Kern­äpfel, dann bei den Birnen die Palmischbirnen, Ringelsbirnen, Träublesbirnen. Das Beerenobst steht

mittel, Prestlinge gut. Zwetschgen und Pflaumen kamen im Tal kaum zum Blühen, dagegen gibt es in einigen Lagen an Hängen in den Waldorten. Die Wintersaat steht ausnehmend schön, auch die Sommerfrucht ist gut aufgegangen und entwickelt sich zusehends. Die Kartoffeln zeigen ein gutes Wachs­tum. In den Weinbergen ist es unterschiedlich. An manchen Bergen gibt es in der Niederung so gut wie nichts, in höheren Lagen hat es dagegen ziem­lich Traubenansätze, in einigen gibt es viel Trauben, aber überall, wo Trauben herausscheinen, sind es ganz große Exemplare, wie man in früheren Jahren nicht oft gesehen hat.

Welzheim, 10. Juni. Am Pfingstmontag feierte ein glückliches Brautpaar eine recht sonderbare Hoch­zeitsfeier in U., Gemeinde K. Die Gäste waren zahlreich erschienen und sämtliche Beteiligte freuten sich auf den ereignisvollen Tag. Das Brautpaar war pünktlich am Platz erschienen und schickte sich an, nach K. aufs Standesamt zu fahren. Dort an­gekommen, eröffnete der Standesbeamte den feierlich­ernsten Akt. Doch kaum hatte er den Namen der Braut verlesen, als dieselbe entrüstet rief:Ich heiße nicht Schaal. sondern Maier." Die Verhand­lung stockte und erst nach längerer Auseinandersetzung stellte sich heraus, daß die Braut seit ihrer Schul­entlassung den Namen Schaal abgelegt, und hiefür den Namen Maier angenommen hatte. Die Namens­änderung war aber amtlich nicht geregelt, weshalb der Standesbeamte die Trauung nicht vollziehen konnte. Die Hochzeitsgäste gingen nun zum Schein in die Kirche und feierten nachher in dem Gasthaus, wo alles fein zubereitel war, bei fröhlichster Stimm­ung und einem hochfeinen Schmaus Hochzeitssest. Mehrere Gäste waren lange Zeit der Meinung, daß das junge Ehepaar regelrecht getraut sei, weshalb es auch an den nötigen Gratulationen nicht fehlte. Der Wirt soll hierbei kein schlechtes Geschäft gemacht haben. Sonst wird Nachhochzeit gefeiert. Dieses Pärchen hat aber im Gegensatz hiezu eine unfrei­willige Vorhochzeit gefeiert.

In Laudenbach O/A. Mergentheim findet schon am 27. Juni garantiert die Ziehung der Geld­lotterie zugunsten des Kirchenbaues statt. Die Bergkirche feiert dieses Jahr ihr 500 jähriges Ju­biläum seit der Erbauung; in ihr befindet sich auch das große Epitaphium (aus Alabaster gefertigt) des Grafen Melchior Hatzfeld, Generalfeldmarschall im 30jährigen Kriege. Die Kirche besonders der Chor ist in hochgotischem Stil erbaut und gehört durch ihre edeln und reichen Formen zu den schönsten Baudenkmälern aus jener Zeit. In Anbetracht des edeln Zwecks, dem die Lotterie dient, hat noch jeder­mann Gelegenheit, sein Scherflein durch Kauf von Losen zu dem Wohltätigkeitswerke beizutragen. Die Lotterie weist 2199 Geldgewinne mit Mk. 64000 auf und sind Lose ä 2 6 Lose 11 -K!, 11 Lose

20 noch in allen Verkaufsstellen zu haben. Die Generalagentur liegt in den Händen der Firma I. Schweickert, Kgl. Württ. Lotterie-Einnehmer, Stuttgart, Marktstraße 6.

Kus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Loffenau, 12. Juni. Hier ist einer Witwe ein größerer Geldbetrag gestohlen worden, von dem niemand bisher Kenntnis hatte. Einige Haussuch­ungen haben die völlige Unschuld der in Mitleiden­schaft gekommenen Personen ergeben. Ob die sauer ersparten Geldstücke je wieder zum Vorschein kommen, ist sehr fraglich, da die Entwendung möglicherweise schon vor einiger Zeit geschah.

Bad Liebenzell, 12. Juni. Das Unterhalt­ungsprogramm für diese Saison ist nun festgestellt. Wiederum sind eine Reihe von außerordentlichen Veranstaltungen geplant. Am 23. Juni wird in den König-Wilhelm-Anlagen ein Gartenfest mit Tanz vor der Wandelhalle stattfinden. Ein weiteres folgt am 7. Juli, verbunden mit japanischem Tagesfeuer­werk. Für den 14. Juli ist eine Burgbeleuchtung geplant. Die in bengalischem Licht erstrahlende Burg bietet stets einen wunderbaren Anblick und lockt immer viele Freunde hierher. Am 15. Juli soll das Kinderfest stattfinden. Ein Gartenfest mit Tanz ist auf den 21. Juli angesetzt. Am 28. Juli wird ein Sommernachtsfest, verbunden mit festlicher Beleuchtung der Kuranlagen, abgehalten. Durch den bekannten Hoffeuerwerker Fischer aus Cleebronn wird am 8. August ein großes Kunstfeuerwerk abgebrannt werden. Auf den 11. August ladet die Kurverwalt­ung zu einem Waldfest in die Burgruinen ein. Am 18. August findet nochmals eine Burgbeleuchtung und am 25. August eine Anlagenbeleuchtung statt. Den Abschluß der außerordentlichen Veranstaltungen

bietet am 1. September, zur Feier des Sedanstages, ein Nachtkonzert mit bengalischer Beleuchtung der Kuranlagen.

Bad Liebenzell, 11. Juni. Zwischen der Stadtgemeinde und dem Hygienischen Institut der Universität Tübingen wurde in letzter Zeit ein Ver­trag abgeschlossen zum Zweck einer geregelten Nähr- ungsmittel-Ueberwachung. Die Untersuchungen durch einen staatlich geprüften Nahrungsmittel-Chemiker erstrecken sich auf sämtliche Nahrungs- und Genuß­mittel, sowie Gebrauchsgegenftände. Mit den Unter­suchungen wurde in den letzten Tagen begonnen. Gewiß wird diese Kontrolle von sämtlichen Konsu­menten dankbar begrüßt, haben sie doch dadurch die Garantie, nur einwandfreie Ware zu erhalten.

Pforzheim. 12. Juni. Der Besuch unserer Stadt durch den Landtag ist heute programmgemäß erfolgt. Zahlreiche Mitglieder beider Häuser des Landtags und einer Anzahl Vertreter der Regierung, unter ihnen Staatsminister Frhr. v. Dusch, Minister v. Bodman und Finanzminister Dr. Rheinboldt, fuhren 8 Uhr 52 Min. mit Extrazug von Karlsruhe ab und trafen kurz nach '/»10 Uhr hier ein. Die öffentlichen Bauten, sowie einzelne Fabriken legten Flaggenschmuck an, um den Besuch der Landtags­abgeordneten zu ehren. Auch die Wagen der Straßen­bahn waren mit Wimpeln geschmückt. Die hiesigen Blätter begrüßten mit eingehenden Leitartikeln die Ankunft der Landesboten, um dieselben auf den Aufschwung unserer Stadt und die Bedeutung ihrer Industrie aufmerksam zu machen. Die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten, Volksbad, Kunstgewerbe­schule, Gymnasium, Oberrealschule, Osterfeldschule u. a. ging programmgemäß vor sich. Vom Bahnhof aus begaben sich die Gäste in die Stadt zur Be­sichtigung der großh. Kunstgewerbeschule und des Stadlbades. In der Kunstgewerbeschule vereinigten sich die erschienenen Gäste der Stadt Pforzheim im großen Zeichensaale, wo sie von dem Minister des Innern Frhrn. v. Bodman in einer herzlichen An­sprache namens der Regierung begrüßt wurden. Der Redner gab eine interessante Darstellung von der Entwickung der hiesigen Kunstgewerbeschule, die heute eine hervorragende Anstalt ist, für die Interessen der Pforzheimer Industrie. Im Anschluß an die An­sprache des Ministers gab das Aufsichtsratsmitglied der Schule, Oskar Beniner, eine anschauliche Dar­stellung von der Entwicklung der Psorzheimer Edel­metallindustrie. Um */-1 Uhr wurde im Hotel Sautter ein von der hiesigen Handelskammer dargebotenes Frühstück eingenommen. Nach dem Essen wurden in 5 Gruppen die Fabrikanwesen der Firmen Rodi u. Wienenberger, Kollmar u. Jourdan, Fr. Speidel, G. Rau, Fr. Kämmerer, Lutz u. Weiß, Hans Söllner, L. Kuppenheim, Oskar Beniner, Schall u. Co., Hch. Schütz und A. Daub besichtigt. Was sie hier sahen, erfüllte die auswärtigen Teilnehmer mit gewaltigem Respekt vor der Leistungsfähigkeit und Bedeutung unserer Industrie. Um '/»6 Uhr trafen sich alle Gäste am Leopoldsplatz, wo sie den gewal­tigen Arbeiterverkehr bewundern konnten, der sich hier sowohl nach dem Staatsbahnhof, als auf der elektrischen Bahn und zu Fuß nach den verschiedenen Richtungen vollzog. Dann fuhr man in bereitstehen- den Wagen der elektrischen Bahn nach dem Stadl­garten, wo der Ausblick ins Nagoldtal besonders gefiel, und begab sich nach dem geschmackvoll deko­rierten Saal im Saalbau, wo die Stadtverwaltung ihren Gästen ein leckeres Mahl bot, das durch An­sprachen der HH. Oberbürgermeister Habermehl und Landtagspräsident Stadtschulrat Rohrhurst treff­lich gewürzt ward. Die Besichtigungen gewährten den Teilnehmern einen interessanten und gewiß auch einen belehrenden Einblick in das reiche industrielle Leben der Stadt Pforzheim, in ihre bedeutenden staatlichen und städtischen Anstalten, wie in ihre beachtenswerten geschäftlichen Unternehmungen. Andererseits zeigte sich der gewaltige Arbeiterverkehr, wie viele Kräfte in der hiesigen Industrie ihre Wirksamkeit entfalten, die ihnen den festen Boden zu einer Existenz schafft. Um '/-10 Uhr kehrten die Gäste nach Karlsruhe zurück. Wie man hört, sind die Abgeordneten von den Eindrücken der Stadt in hohem Maße befriedigt und durch ihre persönlichen Anschauungen in ihrem Wissen über Einzelheiten unseres Jndustrieplatzes sehr bereichert worden.

Pforzheim, 9. Juni. Am 30. Juni wird hier ein Schaufliegen stattfinden. Es sollen nicht nur Dauer-, Höhen- und Passagierflüge der in zahlreichen Flugkonkurrenzen erfolgreichen Flieger Lübbe (Rump­lertaube) und Abramowitsch (Wright-Doppeldecker) stattfinden, sondern auch ein Ueberlandflug Pforzheim-Karlsruhe angeschloffen werden. Wie beim jüngsten Ueberlandflug Mannheim-Heidelberg wird auch hierbei eine Luftpost mitbefördert werden.

Druck und Verlag der C. Meeh'schen Buchdruckerei de- Enztälers (Inhaber G. Conradi) tu Neuenbürg.