obachtungsgebieten während der Dauer der Maul­und Klauenseuche auf die Staats- oder Oberamts­kassen hat das Ministerium des Innern die Ant­wort erteilt, daß in den Orten der Beobachtungs­gebiete, in denen kein Tierarzt wohnhaft sei, auch der Laienfleischbeschauer das Recht zur Besichtigung der Schlachttiere und zur Ausstellung des Gesundheits­zeugnisses durch Erlaß erhalten habe. In der Frage der Vergebung von staatlichen Lieferungen an Fleischer­innungen haben das Kultministerium und das Kriegs­ministerium die Zusicherung gegeben, daß die Innungen als Bewerber anerkannt werden sollen, daß aber die vergebenden Stellen das Recht haben, bei der Ver­gebung selbständig zu verfahren und die Lieferungen nach Gutdünken vergeben können. Auf eine weitere Eingabe an die Regierung in der Frage der Vieh­teuerung hat der Bezirksverein keine Antwort erhalten. Das abgelaufene Jahr sei für die Metzger infolge der Viehteuerung ein sehr schweres gewesen. Seit Wochen bestehen für alle Viehgattungen, ausgenommen die Schweine, Preise, die früher für unmöglich ge­halten worden wären und es lasse sich heute durchaus nicht absehen, wann sie wieder auf eine normale Höhe zurückgehen. Nach einem Referat von Ober­meister Häußermann über das Lehrlings- und Gesellenwesen wurde beschlossen für die einheitliche Gestaltung der Gesellen- und Meisterprüfungen Richt­linien aufzustellen. Ueber die Viehteuerung und Maß­nahmen dagegen sprach Metzgermeisler Gwinner- Stuttgart worauf der Antrag angenommen wurde in einer wiederholten Eingabe, die württembergische Re­gierung zu bitten, ihren ganzen Einfluß im Bundes­rat geltend zu machen, damit die Einfuhr von Vieh aus anderen Ländern gestattet und alle Maßnahmen ergriffen werden, welche eine Verbilligung des Schlacht­viehs herbeiführen können. Weiter wurde beschlossen, den Deutschen Fleischerverband zu bitten, die Fleisch­einfuhr abzulehnen ebenso die Einfuhr von Lebern und Zungen. Nach einem Referat von Obermeister Bacher-Göppingen wurde ein Antrag angenommen, daß ein besonders einzuberufender Obermeistertag zur Frage eines Wurstaufschlages Stellung nehmen soll. In einem Referat von Metzgermeister Vöhringer- Stuttgart wurde die Notwendigkeit einer Ausdehnung der Sonntagsruhe anerkannt.

Friedrichshafen, 6. Mai. Die heute früh 7.50 Uhr angetretene Fahrt des Luftschiffes L. Z. 12 (Z. 3) diente zu militärischen Zwecken. In der Beobachtungskabine befanden sich außer dem Grafen Zeppelin mehrere Generäle, die aus tausend Meter Höhe eine militärische Hebung des Konstanzer Regiments beobachteten. Die Fahrt dauerte 4 Stunden und verlief zur vollsten Zufriedenheit. Das Luft­schiff war um 12 Uhr wieder in seiner Halle geborgen.

Friedrichshafen. 2. Mai. (Die Sicherheit auf den Bodenseedampfern.) Aus Anlaß desTi­tanic-Unglücks" haben die Münch. Neuest. Nachr., Anregungen aus Leserkreisen folgend, Erkundigungen bei der Aufsichtsbehörde über die auf deutschen Binnenseedampfern vorhandenen Sicherheit- und Rettungseinrichtungen eingezogen, so auf dem Ammer-, Starnberger-, König- und Chiemsee, sowie auf dem

Bodensee. Von letzterem heißt es: Die Dampf­schiffe auf dem Bodensee sind durchweg aus Stahl gebaut, besitzen einen Doppelboden, wasserdichte Schotten mit verschließbaren Türen, können also bei Zusammenstößen, Auslaufen auf Grund usw. nur teilweise voll Wasser laufen und bleiben schwimm­fähig, auch wenn ein oder mehrere Schotten sich mit Wasser füllen. Die Dampfer sind mit Maschinen- und Hand- Leckpumpen ausgestattet. Jeder Dampfer besitzt mindestens zwei große Boote, außerdem sind an Bord genug schwimmfähige Gegenstände wie Bänke usw. die, zu Flößen verbunden, mehrere Menschen tragen können. Das Personal ist darin geschult, in Gefahrfällen solche Flöße Herstellen und bedienen zu können. Außerdem besitzt jeder Dampfer zahlreiche Korkringe und Korkwesten. Abgesehen von diesen Rettungseinrichtungen, sind die Dampfer mit Signaleinrichtungen versehen, um bei Unfällen Hilfe herbeirufen zu können (Notflaggen, Alarmkanonen, Dampfpfeifen, Notfackeln usw.) Das Personal wird durch häufige Probealarme im Gebrauch der Rett- ungs- und Signaleinrichtungen vorzüglich geübt. Größere Katastrophen sind daher auch auf dem Bodensee wohl ausgeschlossen, da bei dem lebhaften Schiffsverkehr und den zahlreichen Häfen in Not­fällen in kürzester Zeit Hilfe geleistet werden kann.

Rottweil, 7. Mai. Zur Zeit tauchen in der hiesigen Umgegend wieder falsche Einmarkstücke auf. Die Falsifikate tragen das Münzzeichen ^ mit der Jahreszahl 1907.

Bolheim, O.-A. Heidenheim, 7. Mai. Gestern früh hatten die Georg Bosch'schen Eheleute wie schon öfters miteinander Streit, in dessen Ver­lauf aber diesmal die Frau ihren Mann, einem in der Voith'schen Maschinenfabrik in Heidenheim be­schäftigten Arbeiter, mehrere Messerstiche versetzte. Der gestochene Ehemann flüchtete, brach aber in dem neben der Wohnstube liegenden Stall zusammen. Die Frau sprang dann in die nahe vorbeifließende Brenz, wo sie ertrank. Bosch wurde schwerverletzt ins Bezirkskrankenhaus verbracht. Er dürfte mit dem Leben davonkommen. Drei Kinder sind aus dieser unharmonischen Ehe hervorgegangen.

Mühlacker, 4. Mai. Wie mitgeteilt, sollte der Halt des Frühzugs v 64/19 (Frankfurt ab 5.52) in Mühlacker ab 1. Mai wegfallen. Dadurch hätte die Frühverbindung Frankfurt - Stuttgart - Pforzheim eine 1?/- stündige Verspätung erfahren. Die deshalb erhobenen Vorstellungen haben nun den Erfolg ge­habt, daß der Zug seinen Halt behält.

Oelbronn, 5. Mai. Heute fand wiederum die Gedenkfeier zu Ehren des hier geborenen ehemaligen Präsidenten v. St einbeis statt. Vor dem hübsch geschmückten alten Pfarrhaus versammelten sich die hiesigen Bürger, wobei nach einem Gesang der Schüler unser Herr Pfarrer der Bedeutung des Tages gedachte und beherzenswerte Worte an die Jugend richtete. Die Kinder wurden wieder vom Steinbeiskomitee mit schönen Büchern und einer Brezelspende bedacht. Ein Lied der Schüler beschloß die schlichte, aber würdige Feier. (Steinbeis war der Vater von Frau Lerch-Höfen.)

Aus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg. Aus Pforzheim, 6. Mai wird geschrieben: Hier sind einige Fälle von Pocken fest­gestellt worden. Es wurden aber von den zuständigen Behörden die erforderlichen Maßregeln getroffen, sodaß sämtliche Fälle unter Kontrolle gestellt werden konnten. Die Kranken wurden in besonderen Räumen im Krankenhaus untergebracht. Ein Weiterverbreiten ist auch dadurch ausgeschlossen, daß die Angehörigen der von den Pocken Befallenen sofort unter Kontrolle genommen wurden.

Neuenbürg. Vom nördlichen Schwarzwald wird gemeldet: Die kalten Nächte der ersten Mai­tage haben unendlich geschadet. Die Kirschenbäume, die gegenwärtig in schönster Blüte stehen, haben schwer gelitten. Die frühen Heidelbeeren auf der Sommerseite sind erfroren. Auch die Wiesen haben Schaden genommen.

Calw, 5. Mai. Die Verpachtung der Fi sch - wasser in der Nagold bringt außerordentliche hohe Erträge. So wurden gestern bei der Versteigerung des Fischwassers in der Nagold und den Seiten­bächen auf der Markung Hirsau 1200 ^ erzielt. Der bisherige Pacht betrug 120 Neuer Pächter ist ein Fabrikant in Pforzheim. Bei derartig hohen Pachtungen wird auch das Fischessen teuer werden.

Pforzheim. 6. Mai. Wie verlautet, führt die württ. Bahnverwaltung in den nächsten 34 Jahren für rund 5 Millionen ^ Arbeiten aus. Unter anderem kommt der alte württ. Güterbahnhof in der Stadt weg, ebenso das Rangierwesen, wogegen die Güterexpedition zum neuen Pforzheimer bad. Güter- bahnhos östlich der Stadt verlegt wird und ganz im Westen beim Vorort Brötzingen ein neuer Rangier­bahnhof und andere Anlagen erstellt werden. Auch zwei Unterführungen anstelle von Niveauübergängen sind geplant.

Pforzheim, 6. Mai. Am Samstag abend 5 Uhr 50 Min. wurde auch hier das Erdbeben verspürt. Es äußerte sich in einem Schütteln und Rollen, dem nach wenigen Sekunden eine zweite, heftige Erschütterung folgte. Man hörte ein Geräusch wie ein kurzes Donnern, die Fußböden in den Häu­sern vibrierten, die Fenster klirrten und die Türen bewegten sich. Schaden ist nicht entstanden. Ein hübscher Unterschied zeigte sich wieder bei der städ­tischen Submission der Tiefbauarbeiter zu einem Ab­schnitt der Enzkorrektion hier, nämlichblos" hundert­tausend Mk. Hiesige Firmen hatten 207 269 bis 267 946 verlangt, eine Münchener Firma (Ed­wards und Hummel) forderte 307 530 ^ Hat jetzt der eine 100 000 ^ zu viel oder der andere 100 000 Mark zu wenig gerechnet?

Vom Albtal, 6. Mai. Die Vorteile des elek­trischen Eisenbahnbetriebs konnten die Passagiere des letzten Zuges nach Ettlingen letzte Nacht in Klein- rüppurr auskosten. DasZügle" blieb nämlich wegen Leitungsdefekt stecken und sämtliche Passagiere konnten in der Nacht auf Schusters Rappen weiter reisen.

Der Diamant des alten Frik.

Autorisierte Uebersetzung aus dem Norwegischen des Fredrik Biller von Friedrich Känel.

67s (Nachdruck verboten.)

Monk mußte lächeln:Ich glaube, er versuchte es im Anfang; als er aber sah, daß ich vorgezogen wurde, da räumte er das Feld, indem er gute Miene zum bösen Spiel machte. Hätte er wirkliche An­näherungen versucht, so würde es Sigrid mir gesagt haben, wie ich glaube.""

Wissen Sie denn das so sicher?" antwortete Klara sehr überlegen. Man ist doch wohl nicht das Beichtkind seines Verlobten, oder? Oder können Sie mir vielleicht einen andern Grund mitteilen, weshalb er Euch beide gehaßt haben sollte?"

Ist es sicher, daß er uns gehaßt hat?"" meinte Monk.

Ja, davon bin ich jedenfalls überzeugt; er hat das ganze Unglück hervorgerufen. Die Photographie war natürlich bloßer Humbug."

Monk lächelte:Die Photographie war leider allzu echt."

Aber dann war es der schändliche Schauspieler," fuhr Klara fort;er verreiste ja kurz bevor Eveline sich das Leben nahm. Haben Sie später mehr von ihm gehört? Das arme Mädchen hat sich natürlich seinet­wegen getötet. Ich glaube, daß er sic zuerst dazu verführt hat, den Diamanten zu stehlen, und sie dann verlassen hat. Dies war der Grund."

Daran habe ich auch gedacht,"" antwortete

Monk.Ich habe den Menschen beobachten lassen, als er Christiania verließ. Er reiste zuerst nach Göte­borg und später nach Kopenhagen. Aber es ist sehr wenig wahrscheinlich, daß sich das Geld, welches Jürgens für den Diamanten bezahlte, jemals in seine., Händen befunden hat. Er lebte die ganze Zeit von der Hand in den Mund, meist im größten Elend, als herunter­gekommener Säufer, der er war.""

Bist Du dessen ganz sicher?" fiel ich ein.Der Umstand, daß der Schauspieler das Geld nicht gehabt haben sollte, wirft alle meine Annahmen über den Haufen."

Ja, nicht wahr?"" Monk lächelte wieder in der vorigen resignierten Weise.Und die gleiche Er­fahrung würdest Du nicht nur auf einem, sondern auf zehn Punkten gemacht haben, wenn Du die Sache in Deinem Kopfe nach allen Seiten hin solange überdacht hättest, wie ich es gethan habe.""

Aber eine Annahme muß doch richtig sein!" warf ich ein.Eines von den beiden Mädchen muß ja den Diamanten gestohlen haben!"

Ja, das ist eben das Fürchterliche,"" stöhnte Monk,daß es nur eine Annahme gibt, die zu allen Begebenheiten vollständig stimmt, und die ist,"" hier dämpfte er die Stimme beinahe zu einem Geflüster, und die ist, daß daß Sigrid den Diamanten genommen hat, um ihrem Bruder zu helfen, daß sie von Howell photographiert wurde, und daß sie den Diamanten an Prokurator Jürgens verkaufte Nein, sagen Sie nicht, was sie nun sagen wollen, Frau Biller; bedenken Sie nur, daß ich fest entschlossen bin, in einigen

Tagen nach Amerika zu reisen und Sigrid meine Hand anzubieten. Kann ich ihr besser mein Vertrauen zeigen?""

Klara antwortete nicht.

Wo ist der Schauspieler jetzt?" fragte ich.

Er ist in einem Spital in Dänemark am Delirium gestorben. Ich hatte lange Zeit einen Agenten dort unten, der Auskunft von ihm zu erlangen suchte, aber umsonst. Der Agent gewann den Eindruck, daß der Schauspieler nichts von dem Diamantendiebstahl wußte, wenigstens nichts von Bedeutung für uns.""

Und Madame Reiersen, hast Du es mit ihr ver­sucht?" fragte ich.

Mit allen möglichen Mitteln durch dritte Personen. Mich will sie nicht sehen. Wenn sie mich sieht, tobt sie und beschuldigt mich, den Tod ihrer Tochter ver­schuldet zu haben.

Der alte Frik bezahlt ihr eine jährliche Pension; aber da sie sich vollständig dem Trunk ergeben hat, so reicht diese natürlich nicht hin. Von einer Quartal­zahlung bis zur andern lebt die trunksüchtige Person stets in größten, Elend.""

Und Howell?"

Howell habe ich nicht aus den Augen verloren, obschon es oft schwer genug hält, ihn zu beobachten. Er führt ein Leben wie so viele vermögliche Engländer, verbringt die Saison in London, die Herbstmonate auf dem einen oder andern Landsitz und die übrige Zeit des Jahres auf Reisen. Er ist Besitzer einer Jacht und hat mehrmals im Sommer Norwegen besucht. Er ist übrigens in allen diesen Jahren nur drei- oder viermal in Christiania gewesen und nur auf kurze Zeit. (F. f.)

Druck «ndBrrlag der C. Meeh'schen Buchdruüerei des EnztülerS (Inhaber G. Conradi) in Neuenbürg.