Württemberg.

Stuttgart. 4. April. DieW. Zig." macht Wandervorschläge für die Osterfeiertage Als Ausflug von Stuttgart in den Schwarzwald wird vorgeschlagen: (Erster Tag). Mit Bahn 5.30 nach Althengstett; Ankunft 7.09. Ueber Neuheng- stett nach Ottenbronn, durch die Wolfsschlucht nach Hirsau. Ueber die Ruine Bruderhaus zur Ecnst- mühler Platte (reizvoller Blick ins Nagoldtal und auswärts nach Calw). Abstieg durch das romantische Kollbachtal nach Kleinwildbad. ein Stückchen auf der Straße, später durch die Kuranlagen nach Lieben­zell, über Schömberg, Langenbrand und Waldrennach nach Neuenbürg. Nachtquartier. Gesamtmarsch­zeit 7 Stunden. (Zweiter Tag). Wanderung über die Wilhelmshöhe zur Schwärmer Warte (mit präch­tigem Ausblick in das Badische, auf Odenwald, Rheintal, Vogesen). Abstieg über Neusatz und Rotensol nach Herrenalb. Aufstieg auf dem Jäger­weg nach dem berühmten Luftkurort Dobel und herrliche Waldwanderung hinab zum Enztal nach Höfen. Gesamtmarschzeit 7 Stunden. Mit Bahn 8.22, Stuttgart an 10.35.

Heilbronn, 4. April. Die sozialdemokratische Partei beschloß, bei der diesjährigen Maifeier von einem Umzug abzusehen.

Kirchheim u. T., 3. April. (Es geht nichts über die Einigkeit.) Obgleich hier schon seit Jahren zwei Turnvereine bestehen, ist noch ein dritter, und zwar ein Arbeiterturnverein hinzugekommen, dessen Mitglieder sich großenteils aus dem Turnerbund rekrutieren. Die Veranlassung zu der Spaltung gab der Umstand, daß im vorigen Jahr im Turnerbund eine Strömung zutage trat, die auf den Eintritt in dieFreie Turnerschaft" abzielte. Dagegen wurde von der Vorstandschaft angekämpft, was schließlich zu stürmisch verlaufenen Versammlungen führte, deren eine mit dem Ausschluß einer größeren Anzahl von Turnern, die sich zur freien Turnerschaft be­kannten, endigte. Der Streit hat nun seinen Ab­schluß mit der Gründung des neuen Vereins ge­funden, dem die Turnhalle von der Stadtverwaltung zur Benützung am Sonntag vormittag von 78 Uhr überlassen wurde, da die Wochenabende alle durch die übrigen Turnvereine und den Verein für Bewegungsspiele belegt sind.

Die größten und die kleinsten württem- bergischen Gemarkungen. Die größte württem- bergische Gemarkung, die größte deutsche vielleicht, ist Baiersbronn O/A. Freudensladt mit 14048 Hektar. Das ist beinahe der Hektarumfang des Oberamts Waiblingen (14165 Hektar). Ueber 7000 Hektar groß weist Württemberg keine Gemarkung auf außer Baiersbronn; als nächstgroße folgen Stuttgart mit 6519 und Steinheim bei Heiden­heim mit 6275 bezw. Wildbad mit 6084 Hektar Gemarkungsgebiet. Heidenheim besitzt eine Ge­markung von 5260 Hektar. Zwischen 4000 und 5000 Hektar besitzt Württemberg 8 Gemarkungen,

das sind zusammen 13 Gemarkungen in Württemberg, die über 4000 Hektar Flächenraum umfassen. Zu den kleinsten Gemarkungen Württembergs gehören Schloßberg O/A. Nereshcim, Teinach O/A. Calw und Hanweilcr O/A. Waiblingen mit 17. 29 und 38 Hektar Gemarkung Flächenraum. Von Interesse ist auch, daß die OberamtLstädle Württembergs alle Bahnanschluß haben

6us StaSt» Bezirk uns Umgebung.

s:s Neuenbürg 3. April. Die letzten Sams­tag bis Montag vom Prüfungsausschuß veranstaltete Lehrlingsausstellung im Zeichensaal des hiesigen Schulhauses erfreute sich von hier und auswärts eines sehr lebhaften Besuches. Sie zeigte wiederum einen nennenswerten Fortschritt in quantitativer wie namentlich in qualitativer Hinsicht. Mit großem Interesse und sichtlicher Freude wurden die ver­schiedenen Arbeiten gemustert, die fast ausnahmslos in fremder Werkstätte unter mehrfacher Kontrolle angefertigt wurden, so daß fremde Beihilfe völlig ausgeschlossen ist. In Anbetracht dieser Tatsache verdient eine Anzahl der ausgestellten Gesellenstücks uneingeschränktes Lob. Sie zeigen in erster Linie, wie der Einzelne seine Lehrzeit ausgenützt hat, lassen aber auch vielfach Ausnahmen gibt es ja immer einen Rückschluß zu. inwieweit die Meister ihren Betrieb den Fortschritten unserer Zeit angepaßi und ihre Pflicht den ihnen anvertrauten jungen Leuten gegenüber erfüllt haben Einige der bestgelungenen Stücke werden auch der Landesausstellung von Lehr­lingsarbeiten zu Stuttgart einverleibt werden, und es ist zu hoffen, daß ihre Hersteller gleich denen im vorigen Jahr mit ehrenvollen Auszeichnungen bedacht werden. Zu weiterer Aufmunterung für Lehrlinge und Meister, wie zur Förderung des Lehrlingswesens überhaupt, hat der Gewerbeverein eine Summe von ca. 30 ^ ausgeworfen, aus der Lehrlinge seiner hiesigen und auswärtigen Mitglieder, die mindestens die Durchschnitlsnolegut" erlangen, eine für sie passende Gabe erhallen sollen. Für diesmal trifft dies bei 10 Prüflingen zu. Mögen alle diese Be­strebungen ihren guten ZweckHebung des Hand­werks" in vollem Maße erfüllen.

Neuenbürg. 4. April. Wir machen darauf aufmerksam, daß der Abendzug Pforzheim ab 8 03. Neuenbürg an 8.36. Wildbad an 9.06 ab 1. April nicht mehr verkehrt.

Vorsicht beim Bezug von französischen Saatkartoffeln. Dem Deutschen Landwirtschafts­rat ist aus Frankreich mitgeteilt worden, daß zuerst in Algier, dann im Departement Gard und dann auch vereinzelt bei Paris ein Kleinschmetterling aufge­treten sei. der an den Kartoffeln im Keller großen Schaden anrichte, da die massenhaft erscheinenden Räupchen die Kartoffeln vollständig ausfreffen. Der Name des Schädlings ist Inta, svIaveUu. Das Räup­chen hat eine gewisse Aehnlichkeit mit dem schwarz­köpfigen Heuwurm. Hiernach wird es sich empfeh­len, mit dem Bezuae von Saalkartoffeln aus Frank­

reich sehr vorsichtig zu sein und ev. ganz auf sie zu verzichten, damit der Schädling nicht auch nach Deutschland eingeschleppt wird.

^ Verbotene Geldauto-maten. Neuerdings werden wieder den Wirten von Händlern Geld­automaten zur Aufstellung in den Wirtschaften ange boten. Diese Automaten besitzen teilweise eine Ein­richtung. die es dem Spieler ermöglicht, zunächst an den Automaten zu üben. Sie werden deshalb als reine Geschicklichkeitsautomaten angepriesen, auf die die §8 285 und 286 des Strafgesetzbuches angeblich nicht zutreffen. Demgegenüber ist darauf hinzuweisen, daß auch bei diesen Automaten wohl nicht ganz allein die Geschicklichkeit, sondern auch der Zufall über Gewinn und Verlust entscheidet. Wirte, die solche Automaten aufstellen, setzen sich unter Umständen der Gefahr einer Bestrafung auf Grund der 285 und 286 aus.

Neuenbürg, 6. April. Auf den heutigen Schweine markt waren 17 Stück Milchschweine zu­geführt, welche zum Preise von 2532 pro Paar verkauft wurden.

Vermischtes.

Zehn Gebote des Naturschutzes. Der Landesverein für Naturkunde in Freiburg stellte folgende zehn Gebote des Naturschutzes auf: 1. Du sollst der Natur, die dich durch ihre Schönheit er­freut, nicht mit Undank lohnen, indem du sie schädigft-

2. Du sollst zur Erinnerung oder für deine Samm­lungen von Blumen, Schmetterlingen und dergleichen nur soviel mitnehmen, als du wirklich brauchst.

3. Du sollst die Natur nicht durch weggeworfene Blumen, Papier und sonstige Abfälle verschandeln.

4. Du sollst keine überflüssigen Sammlungen an- legen, weder von Pflanzen noch von Schmetterlingen, Käfern oder sonst etwas, wenn du dich nicht ernst­lich damit beschäftigen willst. 5. Du sollst auf die Mitnahme solcher Naturseltenheiten, deren Bestand dadurch gefährdet wird, überhaupt verzichten und be­denken, daß auch noch andere sich daran erfreuen wollen. 6. Du sollst keine Pflanzen mit der Wurzel ausrrißen oder ausgraben. 7. Du sollst von Bäumen oder Sträuchern keine Zweige abreißen, sondern sie nötigenfalls mit einem scharfen Messer oder Scheere abschneiden. 8. Du sollst beim Pflücken der Blumen darauf achten, daß der Stock nicht be­schädigt wird und wenigstens noch einige Blüten daran bleiben. 9. Du sollst die Rinde der Bäume nicht als Stammbuch benutzen. 10. Du sollst Kinder und unverständige Erwachsene zur möglichsten Schon­ung der Natur anhalten.

Aufgabe.

Welcher Tag d. I. läßt sich mit Hilfe der fol­genden Angabe bestimmen?

Vermindert man unsere Jahreszahl 1912 um die 200fache Datumszahl, so bleibt als Rest die 128fache Monatszahl übrig.

Der Diamant -es alten Frik.

Autorisierte Uebmetzung aus dem Norwegischen des Fredrik Biller von Friedrich Käiiel.

(Nachdruck »erbaten.)

Zeuge: Ja, ganz sicher, Herr Anwalt. Wie Sie selber sehen könne», stehen die Anfangsbuchstaben meines Namens auf der Rückseite^ sehen Sic hier: 0. R. 10./5. H. 10. Also erstens die Anfangsbuchstaben meines Namens, dann das Darum des Empfanges, nun die Anfangsbuchstaben von Herrn Howells Namen und endlich die Nummer der Serie. Tie Rolle, die er mir an jenem Tage übergab, enthielt 10 Platten; hier die Nummer 10, also die letzte Photographie, die er ausgenommen hatte.

Vertheidiger: Sie können doch nicht als absolut sicher behaupten, daß dies das gleiche Bild ist, das Herr Howell Ihnen gebracht hat; während der Arbeit kann ja einer von Ihren Leuten Herrn Howells Bilder mit den Platten anderer Leute verwechselt haben. Nicht wahr, das ist möglich?

Zeuge: Nein, Herr Anwalt; ich besorgte eigenhändig die Darstellung der sämtlichen Bilder des Herrn Howell. Er stellt strenge Ansprüche, ist aber auch sehr liberal, was die Bezahlung anbetrisst. Wie Sie sehen werden, ist dieses Bild sehr klar und deutlich und ich schmeichle mir damit, daß dies mit sämtlichen Bildern der Fall ist, die durch meine Hände gegangen sind, wohlgemcrkt, wenn ein so gewandter Mvmentphotograph wie Herr Howell sie ausgenommen hat.

Verteidiger: Ist es möglich, Herr Photograph, zuerst ein Zimmer aufzunehmen, dann eine Person und

daraus die letztere aus das erste Bild zu übertragen, so daß das Bild eine Person im Zimmer zeigt?

Es hatte große, ja sehr große Stille während der Verhandlungen im Saale geherrscht; bei dieser Frage wurde die Stille noch tiefer und erwartungsvoller. Jedermann begriff, was der Verteidiger bezweckte, verstand, daß jede seiner Fragen einem Griff nach einem Strohhalm für seine Klientin glich; aber alle sahen auch ein, daß die Strohhalme einer nach dem andern seiner Hand entglitten. So auch diesmal.

Zeuge (ohne Bedenken antwortend): Es ist möglich, Herr Anwalt; aber jeder erfahrene Photograph wird Ihnen gleich sagen können, daß das in diesem Fall nicht geschehen ist.

Ter junge Anwalt sieht enttäuscht aus; er macht eine Bewegung, als wasche er die Hände, und läßt den Zeugen abtrcten. Die Photographie macht die Runde unter den Gerichtspcrsonen und den Geschworenen, während der nächste Zeuge aufgerufen wird. Es ist der junge Chef der Detektive, der Polizeikvmmissär Karl Monk. Er wird von dem Publikum mit einem beifälligen Gemurmel empfangen, was ebenso sehr seinem gewinnenden Aeußern, wie dem Rufe zuzuschreiben ist, den er sich als Polizeibeamter bereits zu erwerben gewußt hat. Sein Zeugnis ist ruhig, klar und genau, wie es für einen Pvlizeimann paßt; aber nichtsdesto­weniger lauschen alle mit atemloser Aufmerksamkeit seiner Erzählung, wie er selbst in der Rolle des Detektivs gearbeitet und nicht eher geruht hat, als bis der Diamant des alten Frik sich in den Händen der Polizei befand. Als Herr Monk in seinem Bericht

seines Besuches bei Prokurator Jürgens und der List erwähnt, deren er sich bediente, um den Alten aufs Glatteis zu sichren, beginnen die Zuhörer in die Hände zu klatschen und Bravo zu rufen.

Es gehört die ganze Autorität des Präsidenten^ dazu, um sofortige Stille zu gebieten. So ist das Publikum, oder besser gesagt, so sind wir: trotzdem sich kaum ein Mensch im Saale befindet, der nicht die Freisprechung des jungen Mädchens aus der Anklagebank wünscht, klatschen doch die gleichen Leute lebhaft bei dem Bericht über die Schnelligkeit, mit der das Netz um sie und ihr Verbrechen zusammengezogen wurde.

Mit der Erklärung des Detektivchefs scheint dis letzte Hoffnung für die Angeklagte zu verschwinden.

Der Verteidiger hat auch nicht viele Fragen zu stellen. Wohl versucht auch er glaubhaft zu machen, daß die Angeklagte bei der Verhaftung und Monks erstem Besuche im Hause ihrer Mutter sich in einem Zustand von Unzurechnungsfähigkeit befunden habe, und in dieser Absicht verhört er auch ihre Mutter und ihren Verlobten, den Schauspieler Frcdrikscn.

Diese beiden Personen erklären trotz ihres Ver­hältnisses zu der Angeklagten, das ihr Zeugnis zu einer freiwilligen Sache machte, daß sie nichts dagegen hätten, sich über alles auszusprechen, was ihnen bekannt sei. Ihre Aussagen bringen aber nichts Neues zum Vorschein. Beide versichern eifrig die Unschuld des jungen Mädchens und bitten, daß man ihr nicht glaube, selbst wenn sie wieder gestehen sollte. Sie habe immer ein nervöses Temperament gehabt und sich wunderlich benommen. (Fortsetzung folgt.)

Druck und Brrlagder C. Meeh'schen Buchdrucker« des EnstälerS (Jnbaber V. Eonradi) in Neuenbürg.