für eine ausreichende Ausrüstung der Armee mit Zeppelinschiffen nicht aufgebracht werden können, das deutsche Volk dann dem Vorschlag folgen möge, durch Sammlung die Mittel aufzubringen, um die Armee mit Zeppelinschiffen auszurüsten und dadurch der Zeppelinwerft regelmäßigen Absatz und die Mög­lichkeit zu schaffen, immer vollkommenere Typen von Kriegsluftschiffen herzustellen. Der Betrag der Volks­spende des Jahres 1908 von 6 Millionen würde ausreichen, um der Armee 10 Zeppelin-Luftschiffe zu schenken.

Tübingen, 30. Jan. (Schwurgericht.) Der erste Fall betraf eine Anklage gegen den verh. Tag­löhner Karl Buck von Balzholz, sein 4 Monate altes Bübchen durch fortgesetzte Mißhandlung getötet zu haben. Buck ist ein arbeitsscheuer, roher, dem Trunk ergebener Mensch, der auch seine Frau mißhandelt und deren Geld durchgebracht hat. Als er am 6. Dez. wieder betrunken nach Hause kam, störte ihn das Weinen seines Kindes, er bearbeitete es mit den Fäusten, und schlug namentlich auf den Kopf ein. Dann ging er wieder in die Wirtschaft und kam nachts spät heim. Er behauptete dann seiner Frau gegenüber, das Kind sei aus dem Bett gefallen. Frühmorgens starb das Kind. Die Sachverständigen, Medizinalrat Dr. Romberg von Nürtingen und Prof. Dr. Perthes hier sind übereinstimmend der Ansicht, daß die schweren Schädelfrakturen nicht von einem Fall aus dem Bett herrühren können. Der An­geklagte, der in der Voruntersuchung zugegeben hatte, das Kind mit Fäusten geschlagen zu haben, bestreitet heute jede Schuld. Er wurde unter Versagung mildernder Umstände wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt.

Göppingen, 31. Jan. Die Staatsanwaltschaft Ulm erläßt in der Angelegenheit des Raubmords in Rechberghausen eine Aufforderung, in welcher auf die Beibringung von Beweisen für die Schuld irgend welcher Person eine Belohnung von 500 Mark ausgesetzt wird. Die gerichtliche Sektion der Leiche hat ergeben, daß die unmittelbare Todesursache die durch die Schnittwunde am Hals herbeigeführte Ver­blutung ist. Gestohlen ist nichts. Im Bett ist aber anscheinend unter dem Kopfkissen nach Geld und Wertsachen gesucht worden. Spuren eines Einbruchs fehlen. Da die sehr mißtrauische Frau das Haus stets verschlossen hielt und nur Bekannten auf Klopfen öffnete, so kann der Täter nur unter Ortsansässigen und Bekannten gesucht werden.

Eßlingen, 31. Jan. Der hier beschäftigte 17 Jahre alte Sohn des Thomas Denzinger von Pfauhausen, der hier als Zimmermann in Arbeit stand, zog sich eine unbedeutende Fußverletzung zu, die er weiter nicht beachtete. Nach einigen Tagen trat aber Starrkrampf ein und der junge Mann starb an -den Folgen im Krankenhause.

Horb, 31. Jan. Der zwischen hier und Rex­ingen bestehende Automobilverkehr hat im letzten Jahre ein befriedigendes finanzielles Ergebnis erzielt. Neben Abschreibungen von 12 '/-°/o auf das Wagenmaterial rc. konnten noch 3^/r°/o Dividende verteilt werden. Außer der Beförderung von Post­

sachen hat die Gesellschaft keinerlei Unterstützung aus staatlichen Mitteln. Täglich werden 5 Fahrten nach Rexingen und zurück ausgeführt.

Neckarsulm, 31. Jan. Die Fahrräder-, Mo­torräder- und Motorwagenfabrik hier steht in bester Blüte, dringende umfangreiche Betriebserweiterungen sind erforderlich, wozu ein Fabrikneubau bereits zur Arbeitsvergebung ausgeschrieben ist und ein weiterer solcher Bau soll im Frühjahr folgen. Zu diesen Erweiterungen wurde die Erhöhung des Aktien­kapitals um 600000 Mk. beschlossen.

Hall, 1. Febr. Nach einer Probefahrt bis Braunsbach und Orlach wurden die beiden Gaggen­auer Wagen für die Automobilverbindung Hall Braunsbach mit Lieferzeit bis Ende April bestellt. Es geht also vorwärts mit der Autolinie im Kochertal.

Kleinaspach, 31. Jan. Bei der gestrigen Schultheißenwahl haben von 186 Wahlberech­tigten 185 abgestimmt. Oberamtsassistent Seybold in Backnang erhielt 84, sein Gegenkandidat Hilt von Erdmannhausen 91 Stimmen. Seybold ist somit gewählt.

Besigheim, 31. Jan. Ein größerer Münzen­diebstahl wurde bei dem Flaschner Andreas Reh­klau in Kirchheim verübt. Es wurde eine Münzen­sammlung im Wert von 800 Mk., enthaltend 70 Stück silberne römische Münzen und ca. 50 Stück französische Münzen, sowie eine Reihe von Zinn­gegenständen gestohlen. Von dem Täter hat man noch keine Spur.

Marbach, 31. Jan. Der Schmied Wilhelm Ungerer von Oberstenfeld ist in Pforzheim wegen Diebstahls eines Ueberziehers, den er im Weinlokal zum Bären entwendete, in dem Augenblick verhaftet worden, als er nach Mühlacker abreisen wollte.

Göppingen, 31. Jan. Ein interessantes Schau­spiel konnte man gestern in dem Pfarrdorf Wangen beobachten. Durch Ulmer Pioniere wurde der 35 Meter hohe Dampfkamin der Sihler'schen Dampf­ziegelei, die vor kurzem abgebrannt ist, durch Spreng­ung niedergelegt.

Crailsheim, 1. Febr. Gestern wurde über der Stadt ein Schwarm Schneegänse gesehen, die in der bekannten Keilform gegen Süden flogen und richtig Schnee ankündigten.

Welzheim, 31. Januar. Auf dem Eise des unteren Feuersees brachen gestern nachmittag zwei Knaben, die Söhne des Uhrmachers Schule und des Taglöhners Kühnle in der Mitte des Sees ein. Bäcker Schalenmüller, der die Knaben retten wollte, brach ebenfalls ein und war dem Ertrinken nahe. Er konnte sich jedoch selbst retten und rettete auch die beiden Knaben.

Nassach, 31. Jan. Die Ehefrau des Ober­holzmachers Möhle litt an epileptischen Anfällen. Als sie neulich mit einer brennenden Erdöllampe in der Hand sich im Hause zu schaffen machte, wurde sie von einem solchen Anfall befallen. Das Erdöl ergoß sich über ihre Kleider, diese fingen Feuer und die Frau erlitt so schwere Brandwunden, daß sie unter den schrecklichsten Schmerzen starb.

Aus StaSt, Bezirk imS Umgebung.

Neuenbürg, 1. Febr. Nun ist der Winter doch auch noch zu uns gekommen. Was man zu Mitte der vorigen Woche bei dem regnerischen Wetter noch nicht vermuten konnte, ist noch am Schluß der­selben ganz unvermittelt eingetreten. Am Sonntag früh zeigte das Thermometer plötzlich 6° unter Null; bald auch trat die Sonne strahlend hervor; es war ein prächtiger, winterlicher Sonntag, dem 2 weitere solch schöne Tage folgten. Gestern setzte nun auch stürmisches Wetter mit Schneetreiben ein, so daß nun die langen Hoffnungen unserer Jugend auf Schlittschuh- und Schlittenfahren mit einem Male erfüllt sind. Freilich ist die Schneedecke im Tale noch recht spärlich und die sogen. Eisseen werden von den Bierbrauern, die bis jetzt zu kurz gekommen sind, so rasch wie möglich geplündert, aber unsere Jugend begnügt und vergnügt sich doch dankbar mit der schönen Gabe des Winters, während sich die Alten an dem herrlichen Bild einer frischen Schnee­landschaft in Berg und Tal erfreuen. Den wirk­lichen Wintersportlern lacht das Herz vor Freude bei diesem Anblick. Rodeln. Schlitt- und Schneeschuh­fahren sind Wintervergnügungen, die einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die Gesundheit von jung und alt haben. Aber auch diejenigen, die vom Schnee und der Eisbahn keinen weiteren Nutzen haben, begrüßen den Winter, der jetzt gerade noch zur rechten Zeit gekommen ist und der nun einmal dazu gehört, wenn man auch einem Frühling ent­gegengehen will, sagt doch die alte Bauernregel: Je stürmischer um Lichtmeß, je sicherer ein schönes Frühjahr" undIm Hornung sieht der Bauer lieber einen hungrigen Wolf, als einen Mann im Hemde auf dem Felde", fernerWenn im Hornung die Schnacken geigen, müssen sie im Märzen schweigen" undSolange die Lerche vor Lichtmeß singt, solange nach Lichtmeß kein Lied ihr gelingt". Hat man keinen richtigen Winter, kann man auch keinen Som­mer erwarten. Also besonders auch in diesem Sinne wollen wir uns über den uns noch so schön bescherten Winter freuen, und dies um so mehr, wenn er jetzt noch einen tüchtigen Schnee bringt.

G Birkenfeld, 31. Jan. Die Gemeinde­kollegien haben in ihrer gestrigen Sitzung für den Geschäftsgang ihrer Verhandlungen eine Geschäfts­ordnung aufgestellt, die am 1. April ds. Js. in Kraft treten soll.

/X Herrenalb, 1. Febr. Heute wurde unsere Kinderschwester Regine unter vielseitigen auf­richtigen Trauerbezeugungen zu Grabe getragen. Im Neuenbürger Krankenhause ist sie nach einer schweren Operation unerwartet schnell dahingerafft worden. Eine treue Arbeiterin auf dem großen und und verantwortungsvollen Felde der Kinderwelt, aufrecht erhalten in Leidenstagen durch einen fest gegründeten Glauben, hat sie sich Liebe und Ver­trauen in hohem Maße zu erwerben gewußt. Ein dankbares Gedenken wird ihr in vielen Herzen bleiben.

Aus Calmbach wird uns geschrieben: Am 27. Januar hielt der hiesige Schwarzwaldverein

Dev Di«m«rnL des alten FvrZ.

Autorisierte tlebmspung aus dem Norwegischen des Fredrik Biller von Friedrich Känel.

5s (Nachdruck verboten.)

Der alte Frik war eine wohlbekannte Gestalt in Chcistiania ich selber hatte nie mit ihm ge­sprochen und stand in großem Ruf seines Reichtums, seiner Freigebigkeit und seines zornigen Wesens halber.

Das Haus steht gleich außerhalb Skillebank, wie Du vielleicht weißt. Uebrigens ist es kein Wunder, wenn Tu noch nichts von ihm vernommen hast, trotz­dem Dein neues Haus nicht weit von seinem Besitz­tum steht; denn in den letzten Jahren ist der alte Frik ans Krankenlager gefesselt gewesen. Er zeigt sich nie außerhalb des Hauses und wie es zu gehen pflegt die Gleichgültigkeit der Leute ihm gegenüber ist jetzt ebenso groß, wie ihr Interesse für ihn und seine Ver­hältnisse im Anfang gewesen war.

Die Droschke hielt vor der eisernen Gartenthüre, welche sogleich von einem Manne mit einer Laterne in der Hand geöffnet wurde es war der Kutscher des Hauses.

Es bedurfte nicht vieler Worte; er war auf meine Ankunft vorbereitet und ich wurde sofort hinauf nach dem Hauptgebäude geführt.

Wir durchschritten den Eingang und ein paar Zimmer in dem letzten derselben standen ein paar Mägde und flüsterten zusammen dann kamen wir in ein großes Zimmer oder einen Saal, der vollständig beleuchtet war.

Ter Saal bot einen bunten Anblick; einzelne Möbel waren altmodisch, andere neumodisch; da waren tropische Pflanzen in großen Kübeln; venetianische Spiegel an den Wänden und zwischen denselben große Schränke voller Merkwürdigkeiten aus allen Himmelsstrichen und Zeitaltern, auf der andern Seite des Zimmers und in den Ecken ausgestopste Tiere; aus einem Regal ein mächtiger Altarleuchter aus einer alten Kirche, auf dem benachbarten Regal eine Lampe aus einem hindustanischen Tempel; auf einer Konsole ein Pracht­stück von einer Pariser Tafeluhr, gegenüber eine Sand­uhr aus dem frühen Mittelalter. Ja, ich könnte die wunderbarsten Mischungen und Zusammenstellungen aufzählen.

Trotzdem war das Zimmer nicht ungemütlich; mir fiel sofort ein, was sich später auch als richtig erwies, daß Bartholomäus Frik dies alles zusammengehäuft, seine Nichte aber geordnet hatte.

Nur auf der einen Seite des Zimmers war Unordnung zu bemerken: umgeworfene Stühle, auf­gebrochene Schränke und das eine Fenster vollständig zertrümmert, sowohl Glas als Kreuzstöcke. Sturm und Regen drangen übrigens nicht herein, da es auf der windgeschützten Seite des Hauses sich befand; weil zudem in der andern Ecke des Saales ein munteres Kaminfeuer loderte, so war der Gesamteindruck wohl- thuend warm und angenehm.

Am Feuer saß der alte Frik in einem großen Stuhl. Auf dem Gesimse vor ihm lag ein schwerer amerikanischer Marinerevolver mit blank geputzten Läufen und, an seinen Stuhl gelehnt, stand ein

gewaltiger preußischer Reiterpallasch. Der Herr des Hauses selbst trug einen großgeblümten Schlafrock und Pantoffeln; er erhob sich sogleich, als ich eintrat. Neben ihm standen die Kinder seines Bruders: ein kecker, junger Mann mit einem frohen, offenen Gesicht und eine sehr schöne junge Dame.

Der alte Frik war nicht gerade schön anzusehen. Er hatte ein breites, volles, rotes Gesicht mit einer großen und rotblauen Nase, dazu weißes, buschiges Haar, das wirr nach allen Seiten starrte, und ebenso einen weißen, dichten Backenbart, der unter dem Kinn durch ging. Seine Augen waren hell und meist freund­lich; wenn er aber zornig wurde, was nicht selten ge­schah, dann nahmen sie eine grünliche Farbe an, die durchaus nicht ansprechend war. Jeder Mensch soll ja dem einen oder anderen Tiere gleichen. Das Aus­sehen des alten Frik würde einem bengalischen Königs­tiger gar keine Schande gemacht haben.

Der Alte trat schnell auf mich zu und drückte meine Hand in seiner gewaltigen Faust, die an Größe und Fülle den Finnen eines Walrosses glich. Er war dick und untersetzt, bewegte sich aber mit jugendlicher Lebhaftigkeit, wenn auch etwas plump.

Na, da sind Sie ja, Herr Monk! Willkommen! Es sind gewiß kaum fünf Minuten verstrichen, seit ich am Telephon nach Ihnen geklingelt habe; das nennt man schnelle Bedienung! Ja, junger Mann, Schnellig­keit, das ist das Wichtigste in der Welt. Was meinen Sie, weshalb konnte Napoleon ganz Europa erobern? Was verhalf ihm dazu, was meinen Sie? Seine Schnelligkeit, Freundchen, und nichts anderes! (F. f.)