altes Mädchen Salzsäure. Es wurde abends von ihrer Mutter in hoffnungslosem Zustand aufgrfunden. Nach den angestelllen Erhebungen ist das Gift dem Mädchen von ihrem Geliebten verabreicht worden. ; Dieser ist ermittelt und festgenommen. !
Ulm. 2. Dez. Professor L. Hoffmann hat seine in Mecklenburg mit so viel Erfolg begonnenen ? Versuche zur Heilung der Maul- und Klauen- ^ seuche nunmehr auch in Württemberg, und zwar in Rißtissen. ausgenommen. Er hat ein Präparat gefunden, das eine spezifische Wirkung gegen eine Erscheinung der Seuche besitzt, und zwar nicht nur gegen das Wundsein und die Blasenbildung im Maul und an den Klauen, sondern auch gegen die gleichzeitig auftretenden Entzündungen der Euter. Es ist das in der Praxis bereits bekannte Euguform. Es besteht alle Hoffnung, daß durch allgemeine Ein- ! führung des Mittels die lästigen Sperrmaßregeln! wegfallen können.
Crailsheim, 2. Dez. Der Termin für den zweiten Wahlgang der Landtagsersatzwahl ist ! auf Dienstag den 12. Dezember anberaumt worden.
Ebingen, 2. Dez. Heute früh 6^/i Uhr wurde hier ein mit starkem unterirdischem Rollen ver- ! bundener Erdstoß verspürt, der fast ebenso stark j war, wie das Erdbeben vom 16. November. Die Bevölkerung wurde durch die neuerliche heftige Erschütterung stark beunruhigt. Glücklicherweise ist keinerlei Schaden entstanden. — Auch in Pfullingen wurde dies Erdbeben gleichzeitig verspürt.
Schorndorf, 2. Dez. Der Inhaber der mecha- s nischen Schuhfabrik Laux u. Co., früherer Stadt- ! baumeister und jetziger Gemeinderat Maier, hat für > die Schuhfabrik den Konkurs angemeldet. !
Mergentheim, 2. Dez. Nachdem vor einigen Monaten beim Umbau eines Hauses ein interessanter Münzensund gemacht worden ist, ist neuerdings wiederum in einem Weinberggelände der Markels- heimer Markung ein Goldmünzenfund von beträchtlichem Umfang gemacht worden. Es wurden 48 guterhaltene Stücke gefunden, die in der Hauptsache dem 14. Jahrhundert angehören.
Maulbronn, 2. Dez. (Der höchste Weinpreis.) Bisher stieß man allgemein auf die Nachricht, daß der höchste heurige Weinpreis mit 765 Mk. für den Eimer aus den Brüsseleschen Weinbergen im Bottwartal erzielt worden sei. Dieser an und kür sich schon sehr hohe Preis ist aber noch übertroffen worden bei der Versteigerung der Hofkammerlichen Weine vom Elfinger Berg. Dort erzielte eine Partie Weißriesling 804 Mk., eine andere sogar 864 Mk. für 300 Liter. Damit dürste wohl nicht nur in diesem Jahr, sondern überhaupt in der Geschichte des württembergischen Weinbaus der Rekordpreis erzielt worden sein.
Vom Lande, 2. Dez. Eine eben — so gewisse — wie geschmacklose Reklame wird von einer noch nicht ermittelten Firma aus Basel verbreitet. Personen besserer Stände, hauptsächlich Frauen, erhalten durch die Post dicke, schwarzumrändete Briefe zugestellt, in denen die Worte stehen: „Die schwarze Hand kann Sie gefährden. Interessieren Sie sich
Um ein Erve.
Novelle von Karl Meisner.
23j (Nachdruck verboten.)
„Ah, das ist stark," rief Wolny. „Das ist ja die gestohlene Brieftasche. Sehen Sie hffr, Herr Notar,' das ist mein verschwundenes Eigentum. Wer es mir entwendet, ist nun außer Zweifel, trotz aller moralischen Entrüstung und sonstiger Komödie."
Mit wirklich trauriger Miene wandte sich der Notar Binchen zu.
„So leid es mir tut, Fräulein Luy, muß ich Sie des Diebstahls für hochverdächtig und als meine Gefangene erklären. Die weitere Untersuchung der unangenehmen Angelegenheit werde, ich an zuständiger Stelle veranlassen."
Binchen war verwirrt, sprachlos. Starr blickte sie von einem zum andern, bleich wie ein schönes Marmorbild. Tie Männer entfernten sich, nur Wolny blieb zögernd etwas zurück. Mit teuflischem Grinsen raunte er Binchen zu: „So, jetzt werden Sie morgen Liechtenberg nicht verlassen. Ich gebe Ihnen bis morgen früh Bedenkzeit, ob Sie meinen Wünschen sich gefügig zeigen und meine gefällige Freundin sein wollen, oder ob Sie lieber als gemeine Diebin in Gefängnis wandern. Das wäre dann der versprochene Schutz der Gerichte, den Sie anrufen wollten, meine wilde Taube.
Mit diesen Worten eilte er den Voranfgcgange- uen nach, nachdem er tatsächlich die Türe von außen verschlossen und den Schlüssel abgezogen hatte. Durch
daher für den ebenbürtigen Gegner." Durch diese Briefe wird große Beunruhigung besonders unter den Frauen hervorgerufen, und viele haben sich an die Polizei um Schutz gewandt. Gewöhnlich kommt wenige Tage nach dem Eintreffen der geschmacklosen Briefe aus Basel ein gedrucktes Zirkular an, das die seitgedruckte Ueberschrift „Die schwarze Hand" trägt, der in kleinerer Schrift ein längerer Text folgt, in diesem wird zunächst auf die bekannte Gesellschaft der „schwarzen Hand" Bezug genommen und mit allen möglichen wirklichen und eingebildeten Gefahren gedroht. Am Schluß des Textes stellt sich die Geschichte als eine üble Reklame sür ein „Desinfektionsmittel" heraus.
Schwäbische Geveuktage.
Am 29. November 1495 ließ sich Kaiser Maximilian I. von der Stadt Hall huldigen.
Am 29. November 1688 besetzte General Melac die Reichsstadt Eßlingen und hauste mit seinem „schrecklichen Volke" über 4 Wochen in der Stadt. Von dem hochherzigen „Mädchen von Eßlingen", das nach der Sage die Stadt gerettet haben soll, weiß die Geschichte nichts. Als die Franzosen endlich abzogen, da berechnete die Stadt den Schaden, den sie in diesen vier Wochen erlitten hatte, auf 253 076 fl.
Am 30. November 1649 verließen die letzten Schweden die Uracher Gegend, wo sie noch vom 30jährigen Krieg her waren.
Am 1. Dezember 1531 starb zu Basel der schweizerische Reformator Ocholompadius, der in Weinsberg geboren war.
Am 2. Dezember 1594 wurde zu Kirchheim u. T. dem Herzog Friedrich der Prinz Magnus geboren, der eine Zeit lang das Schloß zu Neuenbürg bewohnt s hat und alsdann am 6. Mai 1622 in der Schlacht > bei Wimpfen den Heldentod fand.
Am 3. Dezember 1361 kam durch Vermittlung! Kaiser Karls IV. der Vertrag über die Unteilbarkeit s Württembergs zustande. Graf Ulrich hatte von s seinem Bruder, Graf Eberhard dem Greiner, die z Teilung des Landes verlangt, worauf dieser dessen s Räte gefangen setzte. s
Am 3. Dezember 1737 wurde in Beilstsin als i Sohn eines Metzgers der Volksdichter und Schullehrer Matthäus Braun geboren. Seine Dichtungen s haben vieles mit denen Schubart's gemein. Das Marbacher Schillermuseum besitzt eine Abschrift der Gedichte Braun's. der am 10. April 1819 in Brackenheim starb.
Am 5. Dezember 1757 verlor das Württemb. Kontingent (unter General von Spitznas) im österreichischen Heer in der Schlacht bei Leuthen 134 Tote, 160 Verwundete, 124 Gefangene und 1832 Vermißte, von denen die meisten wohl die Gelegenheit, zu desertieren, benützten.
Slus StaSt, Bezirk unö Umgebung.
Die Kgl. Regierung des Schwarzwaldkreises hat am 1. Dezember 1911 die Wahl des Gemeinde-
das Schlüsselloch rief er noch leise: „Du wirst bis morgen nicht verhungern noch verdursten, wenn ich auch vergessen sollte. Dir Speise und Trank zu bringen. Durch Hunger ist schon manche Löwin zum zahmen Kätzchen geworden."
Die Zeugen der Durchsuchung und des Fundes der gestohlenen Brieftasche begaben sich in das Amtszimmer des Notars, wo ein Protokoll umständlich aufgesetzt und von allen unterschrieben wurde. Als Flebbe mit Wolny endlich allein war, sagte er mit ernster Miene: „Sie werden mit dem armen Kinde hoffentlich glimpflich verfahren, Herr Wolny."
„Das kommt auf das arme Kind selbst an", lächelte Wolny zweideutig. „Wie sie sich bettet, wird sie ruhen."
„Es ist ein unschuldiges, hilfloses Wesen — die wirklich traurige Lage, in die es geraten ist-"
„Hatte es durch Ehrlichkeit vermeiden können", warf der Schloßherr kalt dazwischen.
Doch Flebbe ließ sich nicht beirren.
„Die traurige Lage, in die es geraten ist, erinnert mich lebhaft daran — daß auch ich eine Tochter habe, die sich ebenfalls in einer — traurigen Lage befindet, und zwar auch durch Sie, Herr Wolny."
„Was hat Ihre Tochter denn jetzt hiermit zu schaffen? Ich verstehe das nicht."
„Ich werde dadurch daran erinnert, daß Sie mir einst, als ich Ihnen einen — sehr wichtigen Dienst leistete, versprachen, meine Tochter zu heiraten. Dieses Versprechen haben Sie bis beute noch nickt
Pflegers Jakob Schaible in Beinberg zum Orls- vorsteher der Gemeinde Beinberg bestätigt.
Neuenbürg, 4. Dez. Zum Vollmond (6. Dez.) soll ziemliche Kälte auftreten, der zum letzten Mondviertel (12. Dezember) Schnee und Wind folgen wird. Die letzte Witterung gilt auch vom Neumond (20. Dezember), während das erste Viertel (28. Dezbr.) Kälte bringt. Nach dem hundertjährigen Kalender fängt der Dezember mit Frost an, worauf er trübe wird (Regen), bis am 10. und bis zum 19. Frost und Schnee eintreten. Vom 22. bis zum Ende des Monats soll es kalt sein.
Wildbad. (Sitzungen der bürgerlichen Kollegien vom 6. und 21. November 1911.) In Anwesenheit des Baurats Knoblauch von Stuttgart, des Bezirksschulinspektors Baumann in Neuenbürg, des Stadtpfarrers Rösler hier und des Schulvorstands Eppler hier treten die Gemeindekvllegien heute in weitere Beratung über den Neubau des Volksschulgebäudes ein. Nach einleitenden Worten des Vorsitzenden erläutert Baurat Knoblauch sein mit dem 1. Preis ausgezeichnetes Projekt „Enz" und beantwortet verschiedene aus der Mitte der Gemeindekollegien gestellte Anfragen. Die Gemeinde- kollegien pflichten der Ansicht des Vorsitzenden bei, daß eine Entscheidung darüber, welches der 3 preisgekrönten Projekte zur Ausführung gelangen und welchem Architekten letztere übertragen werden soll, heute noch nicht erfolgen kann, sondern daß die Gemeindekollegien zunächst eine Anzahl auswärtiger Schulhausneubauten besichtigen und dann erst ihre Entscheidung treffen werden. Bezüglich der Herstellung einer Zufahrt zum Neubau wird aus Grund eines Referats des Stadlbaumeisters nach längerer Beratung beschlossen, vom Volksschulhof zum Neubau einen Staffelaufgang und als Zufahrt einen 3 m breiten Weg vom Turnplatz bis zum Neubau herzustellen und das Stadtbauamt mit der Fertigung von Plan und Kostenvoranschlag hierüber zu beauftragen. — Aus der Mitte der Kollegien wird der Wunsch ausgesprochen, daß die Bauarbeiten zur Herstellung eines Trottoirs in der Olgastraße und des geplanten Weges im Heslach in möglichster Bälde in Angriff genommen werden, da es den hiesigen Arbeitern i teilweise jetzt schon an Arbeitsgelegenheit fehle. ^ Das Stadtbauamt wird beauftragt, die Vorarbeiten j zu diesen Neubauten zu fertigen, damit ihre Vergebung in Bälde erfolgen kann. — Der Stadtvorstand beantragt, das zur Zeit verkäufliche Gasthaus zum „Adler" des Gustav Kuch hier für die städt. Bergbahnverwaltung um 80 000 käuflich zu erwerben, da die zum Gasthaus gehörigen, nördlich der unteren Einsteighalle gelegenen Grundstücke zu einer späteren Erweiterung der Bahnanlage unentbehrlich seien und da die Erwerbung auch im Interesse einer Arrondierung des Eigentums der städt. Bergbahn und Bereinigung des letzteren von lästigem Miteigentum des Kuch dringend geboten erscheine. Nach Ausführung der Bätznerstraße sei infolge der Benützung des Staffelaufgangs der Einsteighalle als Zugang zu dieser Straße die Herstellung eines zweiten Cinsteigperrons auf der Nordseite des Bahn-
crfüllt, obwohl es — Sie verstehen mich — leider Gottes die höchste Zeit dazu wäre, um mein unglückliches Kind vor der Schande zu bewahren. Ich bin fest entschlossen, in dieser Angelegenheit Ihnen meine Hilfe zu verweigern, wenn Sie nicht meiner Tochter Ihr Versprechen halten."
Wolny sah hochmütig auf den Notar herab.
„Wer sagt Ihnen denn, daß ich mein Versprechen nicht halten werde? Ich habe Ihnen früher einmal versprochen, Ihre Tochter zu heiraten, aber — einen Zeitpunkt habe ich Ihnen dafür nicht genannt. Überlassen Sie also die Festsetzung desselben mir: vorläufig ist er noch nicht gekommen. Warten Sie also ab, bis es mir beliebt, darüber meine Bestimmungen zu treffen."
Mit diesen Worten verließ er kalt grüßend das Amtszimmer. Flebbe blieb vor seinem Tisch sitzen, aber er konnte nicht arbeiten. Müde, gedankenschwer stützte er den Kops in die Hand. Ein tiefer, tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust.
In Grübeln versunken saß Binchen in ihrem Zimmer, das ihr zum Gefängnis geworden war. Sie war sich bewußt, daß Wolny selbst die Brieftasche in das Bücherbrett gesteckt hatte, um gegen sie eine Waffe in der Hand zu haben und diese auf alle Möglichkeiten hin zu prüfen. Er war eben zu jeder Schandtat fähig.
(Fortsetzung folgt.)