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Anzeiger für das Lnzlal und Umgebung.
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Rundschau.
Der Reichstag führte am Mittwoch die zweite Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Regelung der Verhältnisse in der Heimarbeit, nach mehrtägiger Dauer zu Ende. Zunächst wurde die in der vorangegangenen Sitzung abgebrochene Diskussion über den sozialdemokratischen Antrag auf Schaffung von Lohnämtern und zugleich über den Kompromiß- antrag der bürgerlichen Fraktionen auf Errichtung von Fachausschüssen für die Hausindustrie fortgesetzt. Für diese Ausschüsse sprachen sich sämtliche Redner aus dem Hause aus, abgesehen von dem Sozialdemokraten Dietz, welcher zugunsten der von seiner Fraktion beantragten Lohnämter plädierte. Regierungsseitig wurden die Lohnämter durch den Staatssekretär Dr. Delbrück ebenfalls bekämpft, der dafür der Errichtung von Fachausschüssen beistinimte. In der Abstimmung fiel denn auch der sozialdemokratische Antrag, während der bürgerliche Kompromißantrag betreffs der Fachausschüsse einstimmig zur Annahme gelangte. In nicht sonderlich bemerkenswerter Debatte fanden dann auch die weiteren Bestimmungen des Gesetzentwurfes Genehmigung. — Am Donnerstag beschäftigte sich der Reichstag mit der Vorlage, betreffend die Aufhebung des Hilfskassengesetzes, und in dritter Lesung mit dem Privatbeamtenversicherungs- gesetz.
Der Reichstag hofft bis zum kommenden Mittwoch das Heimarbeitsgesetz, Hilfskassengesetz, Schiffahrtsabgabengesetz, die Prioatbearntenversicher- ung und, gewissermaßen als Clou, auch noch eine Marokkodebatte zu erledigen und nach dem Grundsatz, daß Geschwindigkeit keine Hexerei ist, sich gleichwohl schon am 6. Dezember aufzulösen. Wenn dabei nur die Marokkodebatte nicht zu kurz kommt! Die Gelegenheit wäre wirklich günstig, auf die Rede des Minister Grey eine Antwort zu geben und, so oder so, die Aktion vollends aus der diplomatischen Dunkelkammer vollständig in das Tageslicht der Oeffentlichkeit hinüberzuleiten. Die Antwort auf Greys Rede wird um so notwendiger sein, je weniger sie uns befriedigen kann. Der liberale englische Minister des Auswärtigen wird die von seinem konservativen Vorgänger übernommene Politik der Einkreisung Deutschlands, deren Ergebnis die heutige Situation ist, keineswegs aufgeben. Er verlangt von uns. wir sollen zeigen, daß wir mit unserem großen Heer und unserer Flotte keine bösen Absichten verfolgen. Er ist uns die Antwort schuldig geblieben auf unsere Frage nach dem Grundsatz, der England ganz stumm macht, wenn Rußland in Persien einbricht, wenn Italien in Tripolis einfällt und wenn Frankreich sich Marokkos bemächtigt, der aber sofort ein Kriegsgeschrei in ganz England erweckt, wenn Deutschland auch nur ein kleines Schiff nach Agadir entsendet. Lloyd George hat ja in seiner berüchtigten Rede, um die jetzt so viel gestritten wird, öffentlich erklärt, England werde einen Frieden als unerträgliche Demütigung arffehen, wenn es ihn nur damit erkaufen könne, daß es über Angelegenheiten, an denen es interessiert sei, nicht zu Rate gezogen werde, oder, mit anderen Worten, nicht in alles, woran Deutschland beteiligt ist, Hineinreden darf. Das war die Kriegsdrohung im Juli, die Grey in keiner Weise zu rechtfertigen vermag. Er suchte es so darzustellen, als sei die Rede notwendig gewesen, um von Deutschland die Versicherung zu erhalten, daß es an eine Besetzung von Agadir nicht denke. Das Gegenteil ist wahr: Diese Antwort Deutschlands kam schon vorher auf den Bericht unseres Botschafters über seine Unterredung mit dem Minister. Aber wir kennen ja die Sprache der englischen Diplomaten. Schon in Goethes „Faust" ist zu lesen: „Und lispeln englisch, wenn sie lügen." Alle die Beteuerungen des Wohlwollens gegen Deutschland verdienen nicht mehr Glauben, als wenn der Fuchs den Hühnern predigt. Man muß sich
nur wundern, daß es bereits wieder deutsche Zeitungen gibt, die gedankenlos genug sind, die Rede Sir Edward Greys als offen, ehrlich und befriedigend zu bezeichnen. Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber. Das fehlt bloß noch, daß die öffentliche Meinung in Deutschland jetzt wieder durch eine Fülle von süßen Redensarten eingewickelt wird. Aber es wäre nicht das erstemal, die Geschichte ist nicht erst von gestern und heute: England legt uns überall Steine in den Weg, erreicht auch seinen Zweck, und wir vergessen, sobald das erste laue Lüstiein weht, allen Groll und halten begeisternde Trinksprüche auf die Segnungen des Friedens. Wir wollen sehen, ob die nächste Marokkodebatte im Reichstag uns eines besseren belehrt.
Die Hochflut der Kommentare in der deutschen wie in der ausländischen Presse zu der bekannten Unterhausrede des englischen Ministers des Auswärtigen Sir Edward Grey, in welcher er die aus der Marokkofrage hervorgegangene deutsch- englische Krisis erörterte, verläuft sich langsam wieder. Im allgemeinen ist hierbei diese rednerische Kundgebung des Leiters der auswärtigen Politik Englands dahin ausgefaßt worden, daß sie wohl kaum als ein Zeichen der beginnenden Besserung der politischen Spannung zwischen Deutschland und England betrachtet werden könne. Inzwischen sind die deutsche englischen Beziehungen, wie am Montag schon im Unterhause nach der vielerörterten Rede des Ministers Grcy, am Dienstag auch im engl. Oberhause zur Erörterung gelangt. Hierbei wurden von allen Rednern bemerkenswert freundliche Töne gegenüber Deutschland angeschlagen, auch von dem Regierungsoertreter, Lord Morley. Von den Rednern aus dem Hause übte namentlich Lord Courdney eine scharf abfällige Kritik an der englischen Marokkopolitik gegenüber Deutschland aus.
Berlin, 1. Dezbr. Im Reichstag hat man sich dahin verständigt, daß die Marokkodebatte für kommenden Dienstag auf die Tagesordnung gesetzt werden soll. Es ist jetzt bestimmt, daß für die Konservativen nicht Hr. v. Heydebrand, sondern Graf Westarp sprechen wird, für die Nationalliberalen soll wieder Bassermann, für das Zentrum v. Hertling sprechen. Ueber die Frage, ob man sich auf kurze Erklärungen beschränken soll oder ob die auswärtige Politik ausführlich zu behandeln ist, werden die Fraktionen erst in den nächsten Tagen sich schlüssig machen.
Karlsruhe, 1. Dez. Die badische Regierung hat der Zweiten Kammer einen Gesetzentwurf vorgelegt, nach dem auf Grund der den Bundesstaaten im 8 58 des Reichserbschaftssteuergesetzes zustehenden Ermächtigung Gebrauch gemacht wird, Zuschläge zu den Sätzen dieses Gesetzes für den Landesfiskus zu erheben. Der Entwurf sieht die Erhebung von 25 Prozent Zuschlägen für die badische Landeskasse vor. Die Erben ersten Grades, Deszendenten und Aszendenten, bleiben aber wie bisher von der Steuer frei.
Nanking, 1. Dez. Die Aufständischen haben die letzte Stellung der Kaiserlichen erobert.
Württemberg.
Stuttgart, 1. Dez. Eine Delegiertenversammlung des Evangelischen Bundes Württembergs hat sich gegen die infolge der Aufhebung des Geheimen Rats vorgesehene kirchengesetzliche Berufung von zwei Staatsministern ausgesprochen.
Stuttgart, 1. Dez. Die bürgerlichen Kollegien haben nach dem Rücktritt des Bürgermeisters Dr. Rettich den bisherigen Rechtsrat Dr. Dollinger ! zum besoldeten Gemeinderat gewählt.
! Stuttgart, 1. Dezbr. Die Markthalle auf E dem Dorotheenplatz wird nach einem Ausschreiben des städtischen Hochbauamts auf den Abbruch verkauft.
des Staatsrechtlichen Ausschusses gab Kultminister v. Fleischhauer einen Ueberblick über die Verteilung der israelitischen Gemeindegenossen im Lande und über ihre steuerlichen Verhältnisse. Darnach sind in Württemberg 11952 Israeliten vorhanden, die im wesentlichen, von Einzelpersonen abgesehen, in 49 Gemeinden wohnen. Davon entfallen auf Stuttgart 4262, Heilbronn 855, Ulm 607, Rexingen 364, Göppingen und Laupheim je 348, Crailsheim 336, Buchau 309, Mergentheim 282, Tübingen 211. Die Gesamtrinnabme der Zentralkirchenkasse betrug 108405 Mk. im Jahr, wovon 28810 Mk. durch die Landesumlage, 14616 Mk. durch Beiträge zu den Rabbinatsgehalten, 7009 Mk. durch Einnahmen aus Zinsen, 58 060 Mk. durch staatliche Zuschüsse aufgebracht werden. Daneben lausen die Umlagen der einzelnen Gemeinden, die z. B. in Stuttgart 57 000 Mk. betrugen.
Stuttgart, 30. Nov. Oberbürgermeister Lautenschlager hat in der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien den neuen Polizeidirektor Bittin g er vorgestellt und dabei die besten Wünsche für seine neue amtliche Tätigkeit ausgesprochen.
Stuttgart, 30. Novbr. Wie der „Schw. M." hört, sind vom Hausbesitzerverein Schritte eingeleitet worden, um eine Eingabe an den Landtag vorzubereiten, in der um Ergänzung des Gesetzes betr. die staatliche Gebäudebrandversicherung dahin gebeten wird, daß durch Erdbeben entstandener Schaden an Gebäuden aller Art wie Brandschaden ersetzt werden soll. Auch in Baden soll ein ähnliches Vorgehen beabsichtigt sein.
Friedrichshafen, 30. Nov. Bekanntlich ist der neue Potsdamer Luftschiffhafen in erster Linie für die Unterbringung der Zeppelin-Luftschiffe bestimmt. Für die Erstellung des Luftschiffhafens sind von Berliner Finanzleuten bereits so hohe Beträge gezeichnet worden, daß mit dem Bau in Bälde begonnen werden dürfte. Der Kaiser verfolgt die Vorarbeiten mit großem Interesse und hat sein Erscheinen zur Eröffnung dieser Station für Zeppelin-Luftschiffe zugesagt.
Heilbronn, 30. Nov. In einem hiesigen Optikergeschäft wollte eine Frau ein Thermometer kaufen. „Nach Celsius oder Reaumur?" fragte die die Verkäuferin. „Nein, nur nach Großgartach!" war die rasche Antwort.
Metzingen, 30. Nov. Jagdaufseher Metzger und Restaurateur Killenberger Hallen das ungewöhnliche Glück abends 8 Uhr beim Mondschein in unseren Weinbergen im Gewand Steiner einen kapitalen Hirsch im Gewicht von ca. 150 Pfund zur Strecke zu bringen. Er wird wohl bei den letzten Hofjagden im Schönbucher Revier Einsiedel durch die Lappen gegangen sein.
Nellingsheim OA. Rottenburg, 30. Nov. Zwei auswärtige Händler kauften von einem hiesigen Bürger Kraut, den Kubikmeter zu 5 ^ — sage fünf Mark. Der unüberlegte Verkäufer staunte nicht wenig, als zu dem Kubikmeter etwa 200 Köpfe im Gesamtgewicht von 8—9 Zentnern nötig waren. Zum Schaden hat er nun auch noch den Spott zu tragen, denn sonst wurden für einen Zentner Kraut 3,30 bis 4 bezahlt.
Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.
ZUM Aduenlsfest.
„Macht hoch die Tür, das Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit", so jubeln die Adventsklänge. „Komm, o mein Heiland Jesus . Christ, meines Herzens Tür dir offen ist," so wird in diesen Adventswochen wieder gesungen werden, k Und unsere Kinder werden treuherzig ihre Hände falten zu der Adventsbitte: „Zieh in mein Herz hinein vom Stall und von der Krippen, so werden