und der Bestimmungsstation und die Angabe enthält, ob die Sendung als Stückgut oder als Wagenladung aufgegeben wird. Bei Wagenladungen ist Begleitung durch den Absender oder einen Beauftragten allge­mein zugelusfen; auch kann für verschiedene zusammen- geladene Siückgulssendungen ein gemeinschaftlicher Begleiter gestellt werden. Der Begleiter hat eine Fahrkarte 4. Klasse zu lösen und sich im Innern des Wagens auszuhalten.

Die am letzten Sonntag in Stuttgart statt­gehabte sozialdemokratische Landesversamm­lung stand unter einem recht ungünstigen Stern: der Streit innerhalb der divergierenden Richtungen, der bislang auf einzelne Bezirksversammlungen und mehr oder weniger zurückhaltende Preßerörterungen beschränkt geblieben war, loderte zu Hellen Flammen der Empörung und Erbitterung empor, derart, daß eine stattliche Gruppe von Delegierten mitten in der Tagung aus dieser ausschied, eine scharfe Protest­erklärung" gegen dieVergewaltigung" durch die Mehrheit zu Protokoll gab und den Parteitag in Jena als Schiedsrichteramt anrief. Ist auch der Vorgang, dessen leidender Teil die Redakteure der Schwäb. Tagwacht" sind, die mit den Stuttgarter Genossen nicht mehr zusammenharmonieren, partei­psychologisch ganz interessant, so wäre es doch voll­ständig verfehlt, ihm symptomatische Bedeutung bei­zumessen, denn darüber darf man sich nicht hinweg- täuschen, an dem Wesen unserer Sozialdemokratie, an ihren politischen Bestrebungen ändert er nichts und an den Wegen, die die Partei weiter verfolgt. Man wird in ihr nach wie vor eine geschlossene Gegnerschaft finden.

Stuttgart, 7. Sept. Am Sonntag findet in Stuttgart imRömischen König" eine Landeskonferenz des Württ. Landesvereins vom Deutschen Verband der Krankenpfleger und -Pflegerinnen mittags statt, die zu der durch den ministeriellen Erlaß zur Lohnerhöhung neu geschaffenen Lage Stellung nehmen wird. Das Referat hat Verbandssekretär Krug- Stuttgart übernommen.

Stuttgart, 6. Sept. Die Versteigerung der Plätze für Schaubuden und Karussels über das Volksfest fand heute auf dem Wasen unter leb­hafter Beteiligung statt. Die Plätze auf der Neckar­seite waren sehr begehrt, der laufende Meter kam bis auf 80 Mk. zu stehen. Für 16 Plätze auf dieser Seite wurden über 20000 Mk. erlöst. Zur Ver­steigerung kamen gegen 70 Plätze.

Stuttgart, 6. Sept. (Die Bedeutung des Handwerks im Lichte der neuesten Statistik.) Nach einer sicheren Statistik beschäftigt die Großindustrie in 29000 Betrieben 4900000 Personen, die etwas über 12 000000 Menschen ernähren, während 2057 000 Allein-, Klein- und Mittelbetriebedas Handwerk", mit den Betriebsinhabern 5 900000 Personen beschäftigen, die 15000000 Menschen er­nähren. Die Arbeit der im Handwerk beschäftigten Personen hatte einen durchschnittlichen Jahreslohn von 6,67 Milliarden Mark, die allgemeinen Pro­duktionskosten, die öffentlichen und sozialen Lasten werden auf 3 Milliarden Mark, das verarbeitete Rohmaterial auf 4 Milliarden Mark berechnet. Diese Ziffern zeigen, welch große Wichtigkeit der Mittel­stand im wirtschaftlichen Leben hat. Der vierte Teil der Einwohner des Deutschen Reiches wird durch das Handwerk erhalten.

Heilbronn, 7. Sept. Die Heilbronner Sektion des Luftschiffvereins beabsichtigt, am Sonntag von Heilbronn aus eine Ballonfahrt zu veranstalten.

Heilbronn, 5. Septbr. (Warum viele Fische sterben.) Am letzten Sonntag konnte man zwischen Klingenberg und Nordheim viele Tausende toter kleiner Fische sehen. Das Zementwerk Lauffen hat das Werk abgestellt, ohne den Leerlauf zu öffnen. Dadurch lief das Wasser an den seichten Stellen ab, in den flachen Gruben versickerte es und die ver­bliebenen Fische gingen zu Grunde. Das Oeffnen des Leerlaufs ist vorgeschrieben, aber dadurch ginge Wasser fort und das glaubt man nicht entbehren zu können. Also entbehren es die Fische. Genau so geht es häufig in Heilbronn, wo noch zuweilen Fabrikabwässer das ihrige tun, um eine Ueberfüllung des Neckars mit Fischen zu verhindern. Erst vorige Woche war der Fischereioerein gezwungen, beim K. Oberamt gegen die Firma Scheuffelen zu klagen, weil aus der Fabrik Bleiwasser in den Neckar ge­leitet worden war, was einen erheblichen Schaden schätzungsweise ca. sechs bis acht Zentner Fische gingen zu Grunde herbeigeführt hat. Bis jetzt blieben die Beschwerden meist erfolglos.

Mengen, 8. Septbr. Die Wahl des Ver­waltungsaktuars Marquart zum Stadtschultheißen von Mengen ist von der gegnerischen Partei wieder­um angefochten worden.

Markgröningen, 8. Sept. Die Pappen­fabrik D. Friedrich ist in der vergangenen Nacht durch Feuer zerstört worden. Die Entstehungs- ursache des Brandes ist noch nicht ermittelt. Seit 30 Jahren ist die Fabrik zum drittenmal abgebrannt.

Vaihingen a. d. Enz, 8. Sept. Der unter dem Verdacht der Brandstiftung verhaftete Amts­diener Klingel von Hohenhaslach hat heute vor dem Untersuchungsrichter die Tat eingestanden.

Tettnang, 8. Sept. Als zwei Automobilisten von Neukirch von Langenargen nach Hause fuhren, verlor der Lenker des Fahrzeugs, der Mechaniker Knobelspieß, die Herrschaft über das Fahrzeug, so daß dieses gegen ein Brückengeländer fuhr und mit samt den beiden Insassen in den Bollenbach ge­schleudert wurde. Knobelspieß, der unter das Fahrzeug zu liegen kam, erlitt mehrere Verletzungen.

Aulendorf, 8. Sept. Als hier ein Kind be­erdigt werden sollte, fanden der Geistliche und das Trauergefolge auf dem Friedhof kein Grab bereitet, sie mußten unverrichteter Dinge wieder heimkehren.

Jagsthausen, 6. Sept. Am hiesigen Platze, bekannt schon aus dem Mittelalter durch den Ritter mit dereisernen Hand", den Grafen Götz von Berlichingen. dem alten historischen Stammschloß der Götzenburg" und anderen, neuerdings auch durch ein großes Ueberlandwerk, welches 40 Ortschaften, badische und württembergische, mit elektrischer Ener­gie versieht, soll demnächst ein großes Fabrik­etablissement entstehen, das von weittragender Bedeutung ist. Eine der größten englischen Seiden­spinnereien mit dem Sitz in London beabsichtigt eine Zweigfabrik größeren Stils hier zu errichten. Das Baugelände, etwa 5 Morgen Land, vi8-ä-vi8 des Elektrizitätswerks, an der Straße nach Möckmühl gelegen, unweit des Bahnhofes, ist bereits erworben und das Geld dafür sogar telegraphisch aus London behufs beschleunigter Protokollierung beim Schult­heißenamt eingetroffen. In der Fabrik sollen 600 Webstühle Aufstellung und 5600 Arbeiter und Arbeiterinnen darin Beschäftigung finden. Die Fabrik soll diesen Herbst noch in Angriff genommen werden.

VomBodensee, 8. Sept. Die Mäuse nehmen in bedenklichem Maße zu. Es wird deshalb viel Bazillenhaber gegen die Schädlinge verwendet. Auch das Strychningetreide findet als Bekämpfungsmittel mehr und mehr Anklang, zumal es länger verwend­bar ist als der Bazillenhaber, dessen Reinkulturen sofort nach dem Eingang am Platze verwendet werden müssen. Der angemachte Haber muß an einem und demselben Tage ausgelegt werden.

Die Bienenzucht hat scheints in diesem Jahre doch noch bessere Erfolge erzielt, als man anfangs glaubte. Der Honig ist zwar im allgemeinen etwas dunkler und kristallisiert sich sehr rasch, was offenbar in der großen Trockenheit begründet ist. Wohl­geschmack und Aroma sind jedoch, soweit er nicht aus dem Walde (Weißtanne) stammt, gleich vor­züglich. Die Imker werden nun besondere Sorgfalt auf die Einwinterung zu verwenden haben, zumal da auch nach dem Verhalten der Bienen ein strenger Winter in Aussicht steht.

Reutlingen, 6. Sept. Wegen der zwar nicht im Bezirk, aber in entfernteren Oberämtern herr­schenden Maul- und Klauenseuche war der Vieh- markt einschränkenden Bestimmungen unterworfen. Händlervieh war zudem nicht zugelassen. Letztere Bestimmung veranlaßte nun den Verein württemb. Viehhändler, Sitz Cannstatt, seine Mitglieder in den Tageszeitungen aufzufordern, solche Viehmärkte, auf die Händlervieh nicht zugetrieben werden darf, auch als Käufer fremden Viehs nicht zu besuchen. In­folgedessen ging der Handel des namentlich auch mit schönem Schlachtvieh befahrenen Viehmarktes flau. Ochsen gingen beispielsweise nur 21 von 304 in andere Hände über und zwar zu Preisen von 435 bis 600 das Stück. Kühe wurden 35 von 121 verkauft zu 270450 Kalbinnen und Jungrinder 56 von 217 zu 110350 Läuferschweine 18 von 22 zu 3250 Milchschweine 110 von 304 zu 1318 per Stück. Für Farren und Kälber

zeigte sich überhaupt kein Interesse.

Horb, 6. Sept. (Viehmarkt.) Nach längerer Zeit wurde gestern zum erstenmal hier wieder ein Viehmarkt abgehalten. Die lange Pause war durch die in Hochdorf hiesigen Oberamts ausgebrochene Maul- und Klauenseuche bedingt. Der Zutrieb war kein besonders großer. Es scheint, daß die Mahnung an die Landwirte, das Vieh nicht zu verschleudern, hier auf guten Boden gefallen ist. Zugetrieben waren 3 Farren, 4 Ochsen. 43 Kühe, 54 Stück Jungvieh, 2 Mastschweine, 12 Läufer- und 215 Milchschweine. Verkauft wurden: 10 Kühe (200400^). 10 St. Jungvieh (150400 ^), 2 Mastschweine (40 ^!),

6 Läuferschweine (30 °^(), 180 Milchschweine (13 bis 20 ^) je pro Stück. Der Krämermarkt hielt sich in den gewohnten Grenzen.

Schwäbische Gedenktage.

Am 6. September 1680 starb der Geh. Regierungs­rat und Kammerpräsident v. Forstner, ein einge­wanderter Oesterreicher, der es aber unter Herzog Ludwig zum Kammerpräsidenten brachte. Er war nicht nur ein rechtlicher, sondern auch tief religiöser Mann.

Am 7. September 1664 wurde in Stuttgart der nachmalige Hosprediger und Konsistorialrat Hedinger geboren, der ob seiner scharfen Predigten gefürchtet war. In einer Neujahrspredigt wünschte er einmal den Höflingen, die den Herzog verführen, den ewigen Fluch öffentlich. Was hätte der erst gepredigt, wenn er die späteren Grävenitz'schen Zeiten erlebt hättet Sein bekanntestes Werk ist seinNeues Testament".

Am 8. September 1702 nahm Kurfürst Max Emanuel von Bayern durch einen plötzlichen Ueber- fall die Reichsstadt Ulm ein.

Am 9. September 1746 wurde der Grundstein zum Neuen Schloß in Stuttgart gelegt. Am gleichen Tag im Jahre 1802 ging die Reichsstadt Heilbronn in den Besitz Württembergs über.

Am 10. September 1603 spürte man in Württem­berg ein starkes Erdbeben, wobei in Stuttgart der sogenannte Neue Bau einstürzte.

Am 10. September 1634 nahm General Johann von Werth Calw ein und wütete in entsetzlicher Weise gegen die Bewohner des Städtchens. Er ließ die Tore schließen und mitten in der Nacht an ver­schiedenen Stellen Feuer anlegen. Als die Bewohner über die Mauern sprangen, wurden sie von den Kugeln und Schwertern der Soldaten empfangen, es gelang aber doch vielen in den Schutz der Wälder zu entkommen. Die Kirche und 450 Häuser brannten nieder. Ganz ähnlich erging es an jenem Tag vielen Städten des Schwabenlands.

Am 11. September 1570 starb Joh. Brenz. In der Stiftskirche zu Stuttgart in der Nähe der Kanzel ruhen seine Gebeine. Er war am 24. Juni 1494 in Weil der Stadt geboren.

Kus Stcröt, Bezirk uns Umgebung.

Der Bezirksverein Birkenfeld des württ. Schwarzwaldvereins entfaltet eine rührige Tätigkeit. Das erste Hundert Mitglieder ist bereits überschritten. Die Seplemberwanderung, am letzten Sonntag aus­geführt, hatte Dobel als Ziel.

Neuenbürg, 3. Septbr. Früher, strenger Winter in Sicht. DemLuzerner Tagbl." wird von einem Bienenzüchter berichtet, daß das Verhalten der Bienen Heuer sehr auffallend sei.Mitte Juli, also inmitten der Hochtracht, hat die Arbeit aufge­hört und trotz der furchtbaren Hitze begannen die Bienen alle Ritzen und Fugen mit Pech zu verkleben und sich für die Einwinterung vorzurichten, und zwar so, als wäre in kurzer Zeit große Kälte zu erwarten und als stände der Winter vor der Tür. Nach diesem Verhalten der klugen Tiere zu urteilen, haben wir einen baldigen Winter mit starker Kälte zu er­warten, oder zum mindesten den Eintritt scharfer Nachtfröste in kürzester Zeit."

Calw, 7. Septbr. In den Gäuorten hat die Hopfenernte begonnen. Sie fällt nach Qualität und Quantität befriedigend aus. Die Stöcke blieben von Krankheit verschont, nur in einigen Gärten zeigt sich der Kupferbrand. Das herrliche Wetter begün­stigt das Trocknen, so daß die Ware bald sackbar ist. Käufe wurden noch keine abgeschlossen. Es wird von 300 ^ nebst Trinkgeld per Zentner ge­sprochen, doch sind die Produzenten mit Verkäufen zurückhaltend, da sie noch höhere Preise erwarten und auf eine Belebung des Hopfengeschäftes in nächster Zeit hoffen.

Die Herbstzeitlose, die Verkünderin des nahen Herbstes, prangt schon in großer Zahl auf den Wiesen und Feldern. Mit ihrem Erscheinen sind alle anderen Blumen verblüht und verschwunden, und sie bildet sozusagen die einzige Zierde der Wiesengründe. Sie ist uns, gerade weil sie uns an die nun bevorstehende schlechtere Jahreszeit gemahnt, nicht willkommen, aber doch erfreut auch sie das Auge des Beschauers in dem jetzigen Einerlei der Wiesengründe.

Dünn gesät, stark gedüngt, reiche« Erntesegen bringt. Selten hat sich ein Ratschlag wohl so gut bewährt wie der vorstehende gerade im vergangenen, so außer­ordentlich trockenen Sommer. Auf mangelhaft gedüngten Feldern war dies Jahr geradezu eine Mißernte zu ver­zeichnen. Dagegen hatte bei kräftiger Düngung die Trocken­heit besonders dem Wintergetreide nur wenig geschadet.

Druck und Verlag der L. Meeh'schen Buchdruckerei des EnztälerS (Inhaber G. Sonrabt) in Neuenbürg.