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Der Lnztäler.
Anzeiger für das Enztal und Umgebung.
Amtsblatt kür Sen Vberamtsbezirk Neuenbürg.
ReueuSürg, Montag den 11. September 1S11.
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Potsdam, 10. Sept. Der Kaiser hat sich um 2-30 Uhr im Automobil nach Boitzenburg ins Manövergelände begeben, woselbst er nachmittags 6.10 Uhr auf Schloß Boitzenburg eingetroffen und vom Grafen Arnim empfangen wurde. Der Ort war festlich geschmückt.
Berlin, 9. September. Der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg hat sich für einige Tage nach Hohenfinow zurückbegeben.
Berlin, 9. Septbr. Ein Berliner Telegramm der ,-Köln. Ztg." meldet: Die gestrige Unterredung zwischen dem Staatssekretär v. Kiderlen- Wächter und dem Botschafter Cambon war lang und eingehend. Die schriftlich ausgestellten Gegenvorschläge Deutschlands sind in diesem Augenblick unterwegs nach Paris. Aus der Abfassung deutscher Gegenvorschläge kann selbstverständlich nicht der Schluß gezogen werden, daß die von Cambon überreichten Vorschläge Frankreichs von Deutschland als unannehmbar abgelehnt worden wären; sie werden im Gegenteil als Grundlage zum Weiterverhandeln angesehen, sonst würde Deutschland sie a limine zu- rHckgewiesen und Gegenvorschläge überhaupt nicht ausgestellt haben. Bis zur Antwort Frankreichs wird naturgemäß einige Zeit vergehen; zwischen der ersten Mitteilung der französischen Vorschläge und der Ueber- reichung der deutschen Gegenvorschläge liegen vier Tage. Vielleicht darf angenommen werden, daß auch die Rückäußerung Frankreichs nicht lange auf sich warten lassen wird.
Paris, 10. Sept. Die „Agence Havas" veröffentlicht folgende Note: Die deutschen Gegenvorschläge über Marokko sind gestern abend hier angekommen. Sie werfen gewisse Fragen grundsätzlicher Natur auf und erfordern ernsthafte und eingehende Prüfung.
Paris, 10. Sept. Nach Meldungen verschiedener Matter werden der Minister des Aeußern de Seines und Ministerpräsident Caillaux bereits am Dienstag sich im Ministerrat mit der Angelegenheit der deutschen Gegenvorschläge befassen. Cs macht sich der Eindruck geltend, daß eine Einigung zustande kommen wird.
Paris, 11. Sept. Der Kriegsminister hat ein Rundschreiben erlaffen, durch das den Militär- Personen streng untersagt wird, sich an politischen Kundgebungen irgendwelcher Art zu beteiligen. Wie es HÄßt, ist das Verbot unter anderem dadurch veranlaßt worden, daß Offiziere Artikel veröffentlicht haben, in denen sie bei der Erörterung militärischer Fragen sich auch auf das politische Gebiet begaben.
London, 9. Sept. Der „Standard" wiederholt die Ansicht, daß die Abmachungen zwischen Deutschland und Frankreich über Marokko der Genehmigung der anderen Mächte bedürfen werde und glaubt, daß Deutschland vielleicht absichtlich die Sache so gelenkt habe, um Frankreich in eine Stellung zu drücken, die seinen Freunden und Verbündeten als zu weitgehend erscheinen könnte. Der „Daily Telegraph" weist auf die finanzielle Beunruhigung in Deutschland als einen Grund hin, warum Deutschland daran gelegen sein müsse, einen baldigen Ausgleich zu suchen, besonders da es seinen Zweck in Westafrika erreicht habe.
Paris, 10. Sept. Kriegsminister Messimy hat sich nach Besan?on begeben, um den Manövern im Osten beizuwohnen. Mit dem gleichen Zug ist auch El Mokri abgereist, der sich als außerordentlicher Vertreter Mulay Hafids zu den Manövern begibt.
London, 9. Sept. Syr Edward Grey empfing gestern im Auswärtigen Amt den französischen Botschafter Paul Cambon und später auch die Botschafter Rußlands und Italiens.
Jena, 11. Sept. Die Familie des Ingenieurs Richter erhielt ein Telegramm aus Wien, wonach seine Ankunft am Dienstag mittag zu erwarten ist.
Berlin. 7. Sept. In Anbetracht der zu erwartenden Teuerung und der hohen Fleischpreise macht die Eisenbahn-Verwaltung in einem Erlaß an die Bediensteten auf den Bezug von Seefisch- Konserven aufmerksam. Es wird ausgeführt, daß die Fischkonseroen-Jndustrie setzt in der Lage , ist, den Seefisch mit der vollen Erhaltung seines Nährwertes und seiner leichten Verdaulichkeit auf mannigfachste Art zu konservieren. Dabei wird besonders darauf hingewiesen, daß die Fischkonserven keine weitere Zubereitung erfordern, vielmehr eine fertige Speise von hohem Nährwert darstellen. Namentlich die Bediensteten, die ihre Mahlzeiten auswärts zubereiten, sowie die Kantinenverwaltungen und die Eisenbahnvereine werden auf diese Konserven aufmerksam gemacht.
Berlin, 9. Sept. Ein historischer Fund ist gestern bei den Ausschachtungsarbeiten für die Untergrundbahn gemacht worden. Auf einer Fläche von ungefähr zwei Quadratmetern fand man, nur 2'/r Meter unter der Erdoberfläche, Hunderte von menschlichen Knochen aufeinandergeschichtet. Nach Ansicht der Leitung des Märkischen Museums rühren die Gebeine von einer Richtstätte her, die sich früher auf diesem Platze befunden hat. Sie stammen aus dem XIII. Jahrhundert.
Potsdam, 10. September. Das Luftschiff „Schwaben" ist heute früh 2^/. Uhr mit Rücksicht auf die veränderte Wetterlage nach Magdeburg aufgestiegen. Je nach dem Stande der Windverhältnisse wird das Luftschiff «ach Gotha, oder direkt nach Düsseldorf zurückkehren. Die endgültige Entscheidung wird erst in Magdeburg getroffen werden.
Turin, 10. Sept. Der Internationale Kongreß für angewandte Elektrizität ist heute in Anwesenheit der Vertreter zahlreicher Staaten vom Minister für Posten und Telegraphen, Calissano, eröffnet worden.
Paris, 8. Sept. Dem „Confectionair" wird mitgeteilt, daß von den verschiedenen großen Warenhäusern Frankreichs der Umsatz des Bon Marche im vorigen Jahre ca. 217 Millionen Franken betragen hat, davon wurden für 58 Millionen Waren ins Ausland verschickt. Der Nettoverdienst betrug im vorigen Jahre 13 Millionen Franken. — Der Umsatz des Louvre betrug im vorigen Jahre ca. 145 Millionen Franken. — Die nachfolgenden Umsätze beruhen auf Schätzungen, die aber der Wirklichkeit nahe kommen. Der Umsatz des Galeries Lafayette erreichte im vorigen Jahre die Höhe von ungefähr 100 Millionen Franken, der Umsatz von La Samari- taine 160 Millionen Franken. Der Umsatz des Grand Magasins du Printemps betrug vor dem Umbau 80 Millionen Franken, nach dem Umbau ca. 100 Millionen Franken. — Von deutschen Warenhäusern ist offiziell nur der Umsatz der Firma Leonhard Tietz, Köln, bekannt, da diese Firma als Aktiengesellschaft geführt wird. Er betrug im Jahre 1910 in Köln und sämtlichen deutschen Filialen der Firma 39,09 Millionen Mark.
Catania, 10. Sept. Seit Mitternacht werden an dem Aetna sehr heftige Erdstöße verspürt. Die seismographischen Apparate des Observatoriums in Catania sind in fast ununterbrochener, sehr starker Bewegung. Der Vulkan stößt große Massen Rauch aus. Der Aschenregen dringt bis nach Catania. Zwei neue Krater haben sich geöffnet.
Württemberg.
Stuttgart, 9. Sept. Wie das „Neue Tag- ^ blatt" erfährt, hat sich gestern vormittag der König ; telegraphisch nach dem Stand der Erkrankungen er- > kündigt. Der Regimentsarzt beantwortete das Telegramm mit folgendem Wortlaut: „Krankenstand 35 Mann, darunter nur 5 Mann bettlägerig." Die 6 j Kompagnien werden Sonntag, nachts um 12 Uhr ^ ins Manövergelände abgehen und dort um 9 Uhr! eintreffen. Der Montag soll noch als Ruhetag be
nützt werden. Der Bataillonsstab nebst den übrigen Offizieren in der Moltkekaserne befindet sich bereits im Manöoergebiet, nur die Kompagniechefs sind noch bei den Kompagnien zurückgeblieben. — Heute sind noch 8 Mann im Revier und 5 im Lazarett. Von den ersten werden die meisten heute gesund gesetzt, nur 2 oder 3 Mann werden beim Wachkommando Zurückbleiben. Sonst geht alles ins Manöver.
Blaubeuren, 9. Sept. Wie der „Blaumann" erfährt, sollen die Manöver mit Rücksicht auf die im Oberland herrschende Maul- und Klauenseuche und wegen des Futtermangels nun doch noch eine Abkürzung erfahren. Man würde diese Anordnung, wenn sie sich bestätigen sollte, mit Dank begrüßen.
Stuttgart, 9. Septbr. Bei der Wahl der sozialdemokratischen Delegierten des ersten württ. Reichstagswahlkreises zum Parteitag in Jena hatte die zweite Abstimmung folgendes Ergebnis: Gewählt wurden Frau Duncker mit 1384 Stimmen (bei der ersten Wahl 1327), Redakteur Westmeyer mit 1354 (1310), Bullmer mit 1284 (1245) und Hildenbrand mit 542 (1498).
Stuttgart, 9. Sept. Der Reichstagsabgeordnete Bebel hat gestern auf der Durchreise aus der Schweiz nach Jena einen Besuch auf der Redaktion der „Schwäbischen Tagwacht" abgestatlet, den man mit den schwebenden Streitigkeiten der Stuttgarter Sozialdemokratie und in der Tagwachtredaktion in Verbindung bringt.
Stuttgart. 10. Sept. Ungeheure Menschenmassen strömten am heutigen Nachmittag nach dem Rennplatz Weil, auf dem der erste Teil der großzügigen Veranstaltung der württ. Luftsportvereine, des Schwäbischen Ueberlandflugs, vor sich gehen sollte. Die stürmische und etwas unfreundliche Witterung in der Frühe des heutigen Sonntags ließ anfänglich die Ausführung der Schauflüge etwas fraglich erscheinen; allein der Himmel hellte sich rasch auf und am Nachmittag herrschte eine recht intensive Wärme. Am Morgen schon waren die beiden schwäbischen Flieger Hirth und Vollmöller mit ihren Rumpler-Apparaten vom Cannstatter Wasen glücklich nach dem Flugplatz geflogen. Die Geduld des schaulustigen Publikums war am Nachmittag anfänglich auf eine kleine Probe gestellt, denn in den Fliegerschuppen wurden noch allerhand Vorbereitungen getroffen, durch die die Schauflüge etwas verzögert wurden, und die in der Hauptsache der Instandsetzung der Apparate für die morgige erste Etappe des Ueberlandflugs galten. Wegen des in den oberen Luftschichten herrschenden böigen Windes konnten sich von den 15 gemeldeten Fliegern mehrere zu einem Aufstieg nicht entschließen. Als gegen 5*/s Uhr der erste Apparat auf den Startplatz gerollt wurde, ging eine lebhafte Bewegung durch die Zuschauermenge: es war der kleine Grade-Eindecker des Fliegers Schall. Unter Geknatter drehte sich die Schraube und auf das Zeichen „Los" bewegte sich der Apparat noch eine Strecke weit auf dem Boden fort, um sich dann sofort in die Höhe zu erheben. Unter den begeisterten Kundgebungen des Publikums umflog der Apparat, der sich durch elegante Formen auszeichnet, in schönem Bogen in einer Höhe von etwa 40 Meter mehreremale das Flugfeld. Nach nicht ganz 5 Minuten schon erfolgte eine glatte Landung. Nach diesem ersten schönen Schauspiel trat eine längere Pause ein. Erst nach einer Stunde, gegen 6^/s Uhr, stieg Siegfried Hoffmann mit seinem Harlan-Eindecker auf; in einer Höhe von 250—300 Meter führte er einen prächtigen Rundflug aus, der gegen eine halbe Stunde währte und erst kurz vor Schluß der offiziellen Startzeit mit einöm eleganten Gleitflug sein Ende erreichte. Nach Hoffmann folgte rasch ein Flugapparat um den andern: Schall erhob sich mit seinem Grade-Eindecker nochmals zu einem Flug von 15 Minuten Dauer; ihm wollte sich der jugendliche Flieger Bruno Hanuschke