Rettung herbei, wurde aber von der Ertrinkenden mit in die Tiefe gezogen. Die Leichen konnten trotz eifrigen Suchens bisher nicht gefunden werden. Der Rechtsrat stand am Ufer und sah den ganzen Vorfall mit an, wußte aber nicht, daß die mit dem Tode Ringenden seine nächsten Verwandten sind. Erst als er die beiden vermißte, erkannte er das Furchtbare der Situation.
Auf der Zugspitze wurde der Oberinspektor Ramecke-Hannover von einem Bergblock, der von zwei Touristen losgelöst worden war, an den Kopf getroffen. Da er angeseilt war, wurde er von dem Sturz in die Tiefe bewahrt, doch starb er bald darauf.
MürttcmLci'g.
Stuttgart, 24. Juli. Gegen übermäßige Rauchentwicklung der Lokomotiven wendet sich eine sehr bemerkenswerte Bestimmung der K. Bahnstation Stuttgart, die als Weisung an das Stationspersonal ergangen ist. Darnach hat die Rauchentwicklung durch die auf dem Bahnhof befindlichen Lokomotiven neuerdings in einer Weise zugenommen, daß sich die Bahnstation veranlaßt gesehen hat, die Maschineninspektion zu ersuchen, die unterstellten Lokomotivpersonale auf die Beachtung des § 23 der Dienstanweisung für Lokomotivführer und Heizer, sowie der Bestimmung des Normalerlasses Nr. 6 von 1900 hinzuweisen. Das gesamte Stationspersonal ist aufgefordert, Zuwiderhandlungen des Lokomotivpersonals in jedem Falle unnachsichtlich zu melden. Es liege im eigenen gesundheitlichen und im Interesse der Betriebssicherheit, wenn jeder Fall ohne Ansehen der Person zur Meldung gebracht wird.
Heilbronn, 27. Juli. Der Wasserstand des Neckars ist infolge der andauernden Hitze und Trockenheit in einer Weise zurückgegangen, wie in den letzten Jahren nicht mehr beobachtet werden konnte. Auch die Neckarschiffahrt leidet schwer unter dem Niederwasser, die Schleppschiffahrt ist ganz eingestellt und auch die Personenschiffahrt hat, nachdem sie zeitweise nur von Wimpfen aus betrieben werden konnte, eine weitere Einschränkung auf die kurze Strecke Neckarsteinach-Heidelberg erfahren.
Heilbronn a. N., 28. Juli. Die Karosseriefabrik von G. Drauz u. Co. ist in der vergangenen Nacht vollständig niedergebrannt. Eine Anzahl fertige Automobile und halbfertige Karosserien sind mitverbrannt. Der Schaden ist sehr bedeutend. Die Entstehungsursache des Feuers ist noch nicht ermittelt.
Spaichingen, 28. Juli. Das Dampfsägewerk von Fritz Haller in Aldingen ist in der vergangenen Nacht aus nicht bekannter Ursache durch einen Brand zerstört worden.
Nürtingen, 28. Juli. Nach zweitägigem Kranksein starb an den Folgen eines kalten Trunkes der 43 Jahre alte Bierführer der Sonnenbrauerei Jakob Waidelich. Der brave und fleißige Mann hinterläßt eine Frau mit 6 Kindern.
Markt-Lustenau OA. Crailsheim, 28. Juli. Die Kammerz des Bäckers Rieger hier zeigt seit einigen Tagen vollständig reife Trauben. Infolge der großen Hitze in den letzten Wochen vollzog
hornsprossen gesungen — stammen die beiden ersten Gedichte Ganzhorns, zu denen eine solche Sendung Anlaß gab. Das kurze Begleitschreiben ist uns auch erhalten; es ist bezeichnend für die Intimität des bestehenden Verkehrs.
„Neckarsulm, 25. November 1869.
Lieber Freund! Durch mein Töchterlein folgen dir heut zum Geburtstag — wie sich's von selbst versteht, mit herzlicher Gratulation — zwei Flaschen reiner Elfer. Möge er dir recht munden!
Herzliche Grüße Dein Ganzhorn."
Beigefügt war ein kurzes Gedicht mit den Schlußzeilen:
„In dem Wein vereinigt sinkst du,
Freund, die Wärme und die Kraft."
Das Gedicht genügte aber dem Spender nach der Absendung nicht mehr, und noch am gleichen Tage dichtete er während einer Eisenbahnfahrt ein ' zweites, das Mayer dann auch erhielt.
„Labsal haben schon gefunden Kranke an dem Trank, der Elfer,
Doch — er mundet auch Gesunden,
Ihnen auch ist er ein Helfer.
Wenn den Vater zweifelsohne Einst gestärkt der Trank auf's beste.
Mög' er munden heut' dem Sohne Bei dem trauten Wiegenfeste.
Trinke! zu des Geistes Fluge Ist der Wein stets Führer worden;
Trink', bis du mit letztem Zuge*)
Einsährst durch des Himmels Pforten."
*) Womöglich Güterzug.
sich die Reife der Beeren außerordentlich rasch und fast um ein Vierteljahr früher als in normalen Jahren. Einer ähnlichen frühzeitigen Traubenreife in unserer Gegend können sich die „ältesten Leute" nicht erinnern.
Eßlingen, 28. Juli. Schreibt da eine Kousine aus Amerika ihrem Büschen in Schwaben einen Brief mit der Adresse „Fräulein .... in Württemberg, Ebershaldenstraße." Der Ort versteht sich nach der Meinung der Absenderin von selber. Auch die württ. Post ist nicht auf den Kopf gefallen. Ein aufgeklebter Zettel: „Vielleicht in Eßlingen?" wird dem Brief zum weiteren Wegweiser, und mit ganz kurzer Verspätung kommt die inhaltsreiche Sendung prompt an die Adresse.
Schwäbische Gedenktage.
Am 29. Juli 1707 vermählte sich Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg auf dem Gut der Frau von Ruth mit dem Fräulein von Grävenitz (spätere Landhofmeisterin Gräfin von Würben). Die Trauung vollzog ein junger Geistlicher M. Pfähler aus Straßberg, der in Tübingen noch studierte und zugleich die Pfarrei Mühlen a. N. versah. Die Doppelehe (da die rechtmäßige Gemahlin des Herzogs noch lebte) erregte ungeheures Aufsehen. Die 20 Jahre, in denen die Grävenitz am württem- bergischen Hofe florierte, haben dem Land mehr gekostet, als alle französischen Einfälle zusammen.
Am 30. Juli 1693 schloß der junge Herzog Eberhard Ludwig mit dem Dauphin in dessen Lager zu Großingersheim einen Neutralitätsvertrag ab.
Am 30. Juli 1764 reichte der Ausschuß der Landschaft eine gerichtliche Klage beim Reichshofrat gegen das verfassungswidrige Benehmen des Herzogs Karl Eugen ein. Der Reichshofrat erteilte am 15. Mai 1765 auch einen Erlaß, der den Befehl enthielt, daß der Herzog sich gesetzlich zu verhalten habe. Der Herzog gab anscheinend zunächst nach, zog aber die Verhandlungen in die Länge und erst im Jahre 1770 kam ein unter dem Namen „Erbvergleich" bekannter Vertrag zustande.
Am 31. Juli 1312 mußte sich die Stadt Stuttgart in dem Reichskrieg, den Konrad von Weinsberg im Auftrag des Königs Heinrich VII. gegen den Grafen Eberhard leitete, an die Reichsstadt Eßlingen ergeben. Das Verhältnis zwischen den beiden Städten ist bekanntlich seitdem ein ganz verschiedenes geworden. Stuttgart hat dem ehedem mächtigeren und bedeuterenden Eßlingen schon lange den Rang abgelaufen.
Am 1. August 1541 starb Sim. Grynäus (Greiner), der in Böhringen an der Lauchart geboren war. Er war ein vorzüglicher Kenner der griechischen und lateinischen Sprache und hat des Ptolemäus mathematische Werke herausgegeben. Er wirkte als Professor in Wien, Ofen. Heidelberg, Tübingen und Basel. Zu seiner Zeit war es noch gewöhnlich, daß Gelehrte von Universität zu Universität wandelten und Kontrakte auf einige Zeit abschlossen, daher seine Wirksamkeit an so verschiedenen Orten.
Am 2. August 1654 starb Joh. Zeller, Prälat von Maulbronn, vordem Prälat in Alpirsbach,
Acht Jahre später, am 31. Dezember 1877, ist das nachfolgende Poem Ganzhorns an Mayer entstanden :
„Prosit Neujahr!
in Begleitung von 3 Flaschen Kometenwein.
Was manchem oft nicht angenehm,'
Vergißt er gern als unbequem;
Das sei mir fern; D'rum send' ich doch Vergeß'nes vom Geburtstag noch.
Du weißt: dem Freund — gesund wie krank Vergönn' ich gerne guten Trank.
Des Jahres Wende heilig sei:
Drum find's Kometenkolben drei, blon misceatur! echt und rein —
So will der Trunk genossen sein, kecipistur — immer froh!
's schad't nichts praesente meclico.
Im Rebenlaub ein edler Saft Reift auch zum Dienst der Wissenschaft,
Weil er im Hirn und im Gedärme Entwickelt das Gesetz der Wärme.
Rezepte schreiben braucht man nicht;
Als Bcischluß eher ein Gedicht;
Das spricht: treu, wahr und klar —
Ein irisch Glückauf zum neuen Jahr!"
Es war Ganzhorns letzte Elferspende an Robert Mayer. Nicht ganz drei Monate später, am 20. März 1878, erlag der Newton des 19. Jahrhunderts einem Lungenleiden. Wie Freiligrath wurde auch er auf dem Sterbelager durch den von Ganzhorn so hochgeschätzten Heiltrank aus dessen Keller erquickt.
(Johannes Proelß i. Schw. M.)
Eßbare Pilze. In Rußland zählen die Pilze zu den wichtigsten Volksnahrungsmitteln, ebenso in
Spezial in Waiblingen und Vaihingen a. E. und Pfarrer in Nothfelden, Neuweiler und Breitenberg.
Am 3. August 1690 brannte Kirchheim u. T. vollständig nieder. Nichts innerhalb der Ringmauer blieb stehen, als das Schulhaus und das, durch einen Wassergraben abgesonderte Schloß.
Am 3. August 1562 ging über Stuttgart und seine ganze Umgebung ein furchtbares Hagelwetter von 11 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags nieder, das alles in Grund und Boden schlug. Dieses Wetter sollte durch Hexen veranlaßt sein und hatte zur Folge, daß in Stutttgart 9 Frauenspersonen gefoltert und zum Feuertod verurteilt wurden. Herzog Christoph soll bei dieser Gelegenheit an die Wand eines Zimmers im Schlosse geschrieben haben: Groß Unglück hend ein Hex und acht des Sommers über Stugert bracht. Frucht, wein, obs, Heu und sonstig g'wächs, Gabs weit im Tal um nirgend nechs, Ein Hagelwetter sondergleich hat arm fast gmacht, wer vordem reich, O daß doch Gott innichst all Jahr Vor Teuffelei und Gwitter uns bewahr! Dies wolln wir biltn in jesu namen und darzu sagen — ja und amen.
vermischtes.
Hunde und Katzen haben ein dringendes Bedürfnis, Spitzgras (Queckgras) zu fressen. Es ist ihnen solches sehr bekömmlich und hilft ihnen über Magenbeschwerden hinweg. Wer's mit seinen Haustieren gut meint, verschaffe ihnen ab und zu ein Büschelchen Gras, das, an ein Tisch- oder Stuhlbein festgebunden, für die Tiere ein vegetarischer Leckerbissen ist.
Die richtige Ausdrucksweise. Es ist nicht immer zu finden, schreibt ein englisches Blatt, und den Erzieherinnen, die jungen Damen den „guten Ton" zugleich mit einer fremden Sprache beibringen sollen, erwächst dadurch oft schwere Mühe. So kommt eine sehr gewissenhafte amerikanische Gouvernante — gewiß ein Seitenstück zu der bekannten Hauptfigur in Körners gleichnamigem Lustspiel — mit einer ihrer Fürsorge anvertrauten jungen Französin nach England, wo die Schülerin der doppelten Qual des Unterrichts und der Sommerhitze den Schmerzensruf ausstößt: „Ach Gott, ich schwitze so furchtbar!" Mit strengem Tone erwiderte die Erzieherin: „Mein Fräulein, einen solchen Ausdruck dürfen Sie nicht gebrauchen l Merken Sie sich: Ein Pferd schwitzt, ein Mann — transpiriert, eine Dame — ist stark erhitzt!"
(Günstige Gelegenheit.) Kunde: „Die Dame gefiele mir ganz gut — nur hat sie so häßliche Sommersprossen." — Heiratsvermittler: „Allerdings, darum sollten Sie schnell zugreifen ... im Winter macht die ganz andere Ansprüche!"
(Aus der Schule.) Lehrer: „Was hast Du. wenn Du von zweihundert Mark einhundert Mark verleihst, Moritz?" — Moritz: „Nun, was werd' ich haben, Herr Lehrer? Angst werd' ich haben, bis ich wieder Hab' meine hundert Mark!"
Italien. Auch im Osten Deutschlands finden sie Wertschätzung, während sie in den übrigen Gegenden i weniger Anklang haben. Da sie hohe Nährwerte besitzen und in gesundem Zustande ein sehr bekömmliches Nahrungsmittel sind, so ist es sehr zu bedauern, daß jährlich Millionen von Mark Wertes in Gestalt von Pilzen in unseren Wäldern vermodern. Ursache hierfür ist die leider nicht unberechtigte Furcht ! von Vergiftungen, denn alle Pilze haben Doppel- ! gänger, die ihnen ziemlich ähnlich und dabei giftig find, wodurch selbst solche Leute, die einige Kenntnis der Pilze haben, vor Vergiftung nicht unbedingt gesichert sind. Der einzige Schutz besteht darin, daß man ^ sich in den Besitz eines kleinen, mit guten, farbigen ! Illustrationen versehenen Pilzbuches setzt, sich das - Bild jedes eßbaren Schwammes und auch das seines ' giftigen Doppelgängers genau eingeprägt und dieses Büchlein bei seinen Touren durch Feld stets bei sich führt. Solche Pilzbücher sind zu billigen Preisen ; durch jede Buchhandlung zu beziehen. Die bekann- ;
testen in Mitteleuropa vorkommenden, eßbaren Schwämme sind: Champignon, Steinpilz, Morchel, Trüffel, Parasol, Pfifferling, echter Reizker, Ziegen- bart. Lauchschwamm. Sie sind zwar nicht alle gleichwertig, denn man kann z. B. den Pfifferling kaum mit der Morchel oder gar der Trüffel oder dem Champignon vergleichen, trotzdem ist von all den genannten Schwämmen für uns der Pfifferling der wichtigste, denn er tritt massenweise auf. hat wenig Abfall und erfordert infolge seines kräftigen Eigengeschmackes die wenigsten Zutaten.
Druck und Verlag der C. Meeh'schcn Buchdruckern deö EnztälerS (Inhaber G. Tonradi) in Neuenbürg.